Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

In „liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt“: die Frankfurter jüdische Krankenpflege und ihr überregionales Netzwerk

Verbindungen des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins zu anderen Institutionen im Überblick

Abb. 1: Erwähnung von Oberin Sophie Meyer im Bericht (Auszug) über das Israelitische Krankenheim Bad Neuenahr in: Allgemeine Zeitung des Judentums, 26.05.1911, online: Alemannia Judaica Bad Neuenahr [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Frankfurt am Main – Köln – Hamburg – Heilbronn – Bad Neuenahr – Aachen: An all diesen
Orten war Schwester Sophie Meyer im Auftrag des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen
zu Frankfurt a.M. mit Tatkraft und Unternehmungsgeist im Einsatz. Ihre beruflichen Stationen
zeugen von der überregional wegweisenden Bedeutung des Frankfurter jüdischen
Schwesternvereins für die professionelle deutsch-jüdische Krankenpflege. Der folgende
Überblick markiert den Beginn einer Spurensuche.

Innerjüdische Verbindungen

Die überregionale Vernetzung war stets ein Hauptanliegen des am 23. Oktober 1893 als erster
deutsch-jüdischer Schwesternverband errichteten Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu
Frankfurt a.M.: Galt es doch, die berufliche Krankenpflege der jüdischen Minderheit im
Deutschen Kaiserreich zu profilieren und weiter auszubauen. Für dieses Ziel begründete der
Frankfurter Schwesternverein am 31. Oktober 1905 den DVJK (Deutscher Verband jüdischer
Krankenpflegerinnen) mit (vgl. Steppe 1997: 116-122). Die Historie dieser Dachorganisation
bleibt – anders als bei der 1917 errichteten ZWST (Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen
Juden) (vgl. Hering u.a. 2017) – noch aufzuarbeiten. Mit der bis heute aktiven ZWST hat der
DVJK auf dem Gebiet der jüdischen Krankenfürsorge und Wohlfahrtspflege eng kooperiert
(vgl. Steppe 1997: 135).

Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte der DVJK mit dem 1919 gegründeten Bund jüdischer
Kranken- und Pflegeanstalten. Nach den Forschungsergebnissen der Pflegehistorikerin Hilde
Steppe vertrat dieser Dachverband im Jahr 1927 „64 Anstalten“, darunter „vierzehn jüdische
Krankenhäuser mit 1417 Betten und etwa 300 im Pflegedienst beschäftigten Personen“; zu
einem Drittel war das Pflegepersonal „nicht jüdisch“ (ebd.: 136). Weitere Kontakte unterhielt
der DVJK zu dem 1904 gegründeten JFB (Jüdischer Frauenbund) (vgl. Kaplan 1981). Die
Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende des JFB, die bekannte Sozialreformerin und
Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim (1859–1938), hat „zumindest zeitweise regen Anteil an
der Entwicklung des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen in Frankfurt, ihrem
langjährigen Wohnort“ genommen (ebd.: 139). Die berufliche jüdische Krankenpflege
unterstützten von Beginn der DIGB (Deutsch-Israelitischer Gemeindebund), vor allem aber
der deutsch-jüdische Logen-Verband Unabhängiger Orden Bne Briss mit der besonders
aktiven Frankfurt-Loge (1888 gegründet, vgl. Eintrag bei Jüdische Pflegegeschichte).

Verbindungen zu nichtjüdischen Organisationen

Hinsichtlich der außerjüdischen Verbindungen des DVJK erwähnt Hilde Steppe (1997: 146)
„sehr punktuell direkte Kontakte“ der jüdischen Schwesternvereinigungen zum BDF (Bund
Deutscher Frauenvereine), dem Dachverband der bürgerlichen Frauenbewegung. 1919
organisierten sich die evangelischen, katholischen, jüdischen und Rotkreuzmutterhäuser im
Bund Deutscher Mutterhausschwestern- und Bruderschaften (ebd.: 149). Nach eigenen
Angaben vertrat der Bund „90% aller Pflegepersonen, nämlich insgesamt 110 000 Angehörige
verschiedener Schwestern- und Bruderschaften, darunter 350 Krankenschwestern der
jüdischen Vereine“ (ebd.: 149). Bei den christlichen Vereinigungen überwog zu diesem
Zeitpunkt das Interesse, ein überkonfessionelles Bündnis gegen die Säkularisierung,
Verstaatlichung und befürchtete ‚Sozialisierung‘ des Gesundheitswesens zu schmieden, alle
innerchristlichen Fraktionierungen und antijüdischen Abgrenzungen, obgleich sich der
Antisemitismus spätestens nach der deutschen Kriegsniederlage wieder lautstark artikulierte.
In den 1920er Jahren ging der Bund im Reichsverband der privaten, gemeinnützigen
Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands – seit 1931: Reichsverband der freien
gemeinnützigen Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands – auf (ebd.: 151).

1929 errichteten die Schwesternschaften des Deutschen Roten Kreuzes, die evangelischen
Schwesternschaften sowie die freiberuflichen Vereinigungen Berufsorganisation der
Krankenpflegerinnen Deutschlands und Reichsverband der Krankenschwestern die AGWK
(Arbeitsgemeinschaft der weiblichen Krankenpflegeorganisationen). Hier entschloss sich der
Deutsche Verband jüdischer Krankenpflegerinnen – als letzte Vereinigung nach dem Beitritt
des katholischen Caritasverbands im Februar 1931 – erst im August 1931 zur Mitgliedschaft
(ebd.: 154) und entsandte als Vertreterin Martha Salinger (Lebensdaten bislang nicht
recherchiert), die Oberin des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Berlin. Nur wenige
Jahre später verstießen die NS-gleichgeschalteten beruflichen Dachverbände die jüdischen
Krankenschwestern und ihre Vereinigungen aus ihren Reihen. ,Vergessen‘ war die enge
Zusammenarbeit in den Lazaretten des Ersten Weltkriegs; der jüdische Anteil an der
Verbandsarbeit für die überkonfessionelle berufliche Krankenpflege und -fürsorge wurde
totgeschwiegen. Ebenso bleibt weiter zu untersuchen, ob die jüdische Pflege trotz ihres
bürgerlichen und religiösen Profils vor und während der NS-Zeit Kontakte zu NS-
oppositionellen gewerkschaftlichen und sozialistischen Krankenpflegevereinigungen
unterhielt.

Eine Erfolgsstory: die „Außenstellen“ des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins

Die überregionale Vernetzung des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt
a.M. mit etlichen „Außenstellen“ (zit. n. Steppe 1997: 223) verweist auf dessen hervorragende
Verbindungen zu jüdischen Gemeinden und das hohe Ansehen seiner Pflegeausbildung im
gesamten Kaiserreich. Neben zeitlich begrenzten Noteinsätzen Frankfurter jüdischer
Schwestern – u.a. die Versorgung Typhuskranker in den hessischen Orten Ulmbach (heute
Stadtteil von Steinau an der Straße, Main-Kinzig-Kreis) und Nidda (Wetteraukreis) (ebd.:
205) – erfolgte der gezielte Auf- und Ausbau von Kontakten zu anderen Städten und
Regionen, häufig auf Nachfrage der dortigen jüdischen Kliniken und Pflegeheime. So
entstand bereits 1893, im Gründungsjahr des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins, eine
enge Kooperation mit dem Jüdischen Krankenhaus zu Köln (vgl. Steppe 1997: 205; Becker-
Jákli 2004; Seemann 2015). Auch in das Israelitische Krankenhaus zu Hamburg entsandte der
Schwesternverein seit 1898 seine fähigen Absolventinnen mit dem Auftrag, vor Ort eine
moderne Pflege, Ausbildung und berufliche Selbstorganisation aufzubauen (vgl. Steppe 1997:
205; Jenss [u.a.] 2016; Seemann i.E.). Die Oberinnen wurden mit Frieda Brüll (1866–1942,
später verheiratete Wollmann) und Klara Gordon (1866–1937) zwei Mitbegründerinnen des
Frankfurter Vereins, welche dann den 1899 und 1907 in Köln und Hamburg errichteten
jüdischen Schwesternvereinen vorstanden. Auch am Frankfurter Hauptstandort selbst
etablierte der Schwesternverein auf Nachfrage langjährige Außenstellen: So wirkten in seinem
Auftrag zwischen 1894 (vgl. Steppe 1997: 225, Nr. 5) und 1919 im orthodox-jüdischen
Pflegeheim Gumpertz’sches Siechenhaus (vgl. Seemann/ Bönisch 2019) die Oberinnen Thekla
Mandel
(1867–1941, später verheiratete Isaacsohn), eine weitere Mitbegründerin des
Schwesternvereins, und Rahel Spiero (1876–1949, später verheiratete Seckbach); letztere
wurde nach ihrem Ausscheiden aus dem Schwesternverein wegen Heirat 1919 vom Verein
Gumpertz‘sches Siechenhaus als Oberin und Verwalterin übernommen. Die Vielzahl und
Vielfalt der durch Frankfurter jüdische Krankenschwestern errichteten und geleiteten
Außenstellen der Pflege beeindruckt noch heute, wie auch die tabellarische Übersicht von
Hilde Steppe (1997: 260-261; die teils variierenden Jahreszahlen bleiben in der weiteren
Forschung noch zu prüfen).

Außenstellen des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt a.M., 1891–1919 –
Nachweis: Steppe 1997: 260-261

Um 1905 werden an „weiteren neuen Arbeitsgebieten“ die „Gemeindepflege in Heilbronn und
die Leitung einer Erholungsstätte für Mädchen in König im Odenwald übernommen“ (ebd.:
208). Über das Mädchenerholungsheim im heutigen Bad König (Odenwaldkreis, Hessen, vgl.
zur jüdischen Geschichte Alemannia Judaica Bad König) und seinem Personal liegen bislang
keine weiteren Informationen vor. Von den in der nordbadisch-jüdischen Gemeinde Heilbronn
(Baden-Württemberg) eingesetzten Frankfurter Pflegekräften sind Frieda Amram, Margarethe
Hartog, Henriette Kochmann, Sophie Meyer, Clara (Claire) Simon und Rosa Spiero
namentlich bekannt. In Heilbronn wurde einem Bericht zufolge bereits 1877, vor der
Entstehung der beruflich organisierten jüdischen Krankenpflege, eine nicht näher
beschriebene jüdische „Anstalt für Krankenpflegerinnen“ eröffnet (laut Bericht in: AZdJ,
09.10.1877, online bei Alemannia Judaica Heilbronn); möglicherweise baute der Frankfurter
jüdische Schwesternverein vor Ort eine eigene Schwesternstation auf.

Im Jüdischen Krankenhaus zu Hannover (vgl. Kap. 2.1) in Niedersachsen und sogar in der
Schweiz – hier im Israelitischen Spital zu Basel (vgl. Steppe 1997: 209; Bönisch 2015) –
errichtete der Frankfurter jüdische Schwesternverein 1907 weitere wichtige Außenstellen.
1910 folgte in Oberstedten (heute Stadtteil von Oberursel (Taunus), Hessen) das
Genesungsheim der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung (vgl. Bönisch 2014). Überdies wurde
eine Krankenschwester „in der Klinik in Bad Neuenahr eingesetzt“ (vgl. Steppe 1997: 210):
Gemeint ist hier das Israelitische Krankenheim zu Bad Neuenahr (heute Bad Neuenahr-
Ahrweiler, Rheinland-Pfalz), das ähnlich wie das Frankfurter Gumpertz‘sche Siechenhaus
bedürftige Frauen und Männer mit Gebrechen und chronischen Erkrankungen versorgte.
Mitbegründer des Trägervereins war der Frankfurter Stifter und Wohltäter Raphael Ettlinger
(1852–1909), vermutlich mit Unterstützung der von ihm mitbegründeten Frankfurt-Loge des
Unabhängigen Ordens Bne Briss. Bis zur Eröffnung des eigentlichen Krankenheims ein
Jahrzehnt später kamen die Patientinnen und Patienten in der Privatpflege unter.

Anzeige in Frankfurter Israelitisches Familienblatt, 15.04.1908, online: Alemannia Judaica Bad Neuenahr sowie Alicke 2017:
Bad Neuenahr [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Zu Recht setzte der Trägerverein sein Vertrauen auf eine Absolventin des Frankfurter
jüdischen Schwesternvereins. Über Sophie Meyer, die erste Oberin des im Mai 1910 offiziell
eingeweihten orthodox-jüdischen Krankenheims, berichtete am 26. Mai 1911 die Allgemeine
Zeitung des Judentums (online nachzulesen bei Alemannia Judaica Bad Neuenahr):

„Seit dem vorigen Jahr [1910, B.S.] hat der Verein in einem […] gemieteten Hause
seine Aufgaben unmittelbar in Angriff genommen und die Leitung in die
vertrauenswerten Hände der vorzüglich bewährten Oberschwester Sophie Meyer
niedergelegt, die der Frankfurter Schwesternverein uns in liebenswürdiger
Weise zur Verfügung gestellt hat.“

Das Israelitische Krankenheim zu Bad Neuenahr bestand vermutlich bis 1938/40.

Allerdings wurden, wie Hilde Steppe (1997: 211) schreibt, bereits vor dem Ersten Weltkrieg
aufgrund „des steigenden Bedarfs an Privatpflege in Frankfurt […] etliche Einsatzorte
außerhalb wieder aufgegeben, so Basel, Heilbronn und Bad Neuenahr“. Doch verantwortete
der Frankfurter jüdische Schwesternverein von 1911 bis 1918 den gesamten Pflegedienst des
Israelitischen Krankenhauses zu Straßburg im Elsass (vgl. Seemann 2017, 2018a, 2018b).
1912 und 1913 folgen in den heutigen Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-
Westfalen mit dem Friedrich-Luisen-Hospiz zu Bad Dürrheim und dem
Israelitischen Altenheim zu Aachen (Kap. 2.3) zwei weitere wichtige Außenstellen. Eine
weitere ‚Dependance‘ entstand nach dem Ersten Weltkrieg in Baden-Württemberg:

„In Pforzheim sind schon 1918 Krankenschwestern während einer schweren
Typhusepidemie tätig; aus dieser Erfahrung heraus wird dort im Juli 1919 ein eigenes
jüdisches Schwesternheim eingerichtet, dessen Krankenschwestern alle vom
Frankfurter Verein gestellt werden“ (Steppe 1997: 224, siehe auch ebd.: 112).

Namentlich bekannt sind bislang Edith Beihoff, Beate Berger, Paula Block und Hilde Rewalt.
Möglicherweise erhöhte auch der im Zuge der deutschen Kriegsniederlage wieder
aufflammende Antisemitismus das Bedürfnis nach einer eigenen beruflichen jüdischen Pflege,
die es zuvor in Pforzheim nicht gab. Vermutlich existierte das jüdische Schwesternheim (bei
Alemannia Judaica Pforzheim nicht erwähnt) nur vorübergehend, seine Geschichte ist noch zu
erforschen.

Ebenfalls 1919 übernahm der Frankfurter jüdische Schwesternverein mit dem
Lungensanatorium Ethania (auch: Etania) in Davos neben dem Israelitischen Spital zu Basel
die Leitung einer weiteren Schweizer jüdischen Pflegeeinrichtung (vgl. Steppe 1997: 224;
Bönisch 2015; Alemannia Judaica Davos). In den Folgejahren eröffnete der Verein –
abgesehen von der personellen Unterstützung des 1932 eröffneten jüdischen Krankenhauses
zu Alexandria (Ägypten) durch die Entsendung von Schwester Thea Levinsohn-Wolf (1907–
2005, vgl. dies. 1996) offenbar keine weiteren Außenstellen. Vielmehr konzentrierte er sich
auf den wachsenden Pflegebedarf in Frankfurt am Main und Region. Doch wurden nach dem
Ersten Weltkrieg „sowohl in Hannover und Aachen als auch in Dürrheim Frankfurter jüdische
Krankenschwestern weiterhin als Oberinnen eingesetzt“ (Steppe 1997: 223f., 225-232). Alle
drei Einsatzorte werden im Folgenden vorgestellt – auch als Anregung zu weiteren
Forschungen.

Oberin Emma Pinkoffs in Hannover (Jüdisches Krankenhaus mit Altersheim und
Krankenpflegeschule)

Drei Jahrzehnte lang stand Emma Pinkoffs (auch: Pincoffs) der Pflege des Jüdischen
Krankenhauses Hannover vor, seit 1907 Außenstelle des Vereins für jüdische
Krankenpflegerinnen zu Frankfurt a.M. (vgl. ebd.: 209, 225). Im Gründungsjahr 1893 vom
Frankfurter Schwesternverein ausgebildet, gehört Oberin Pinkoffs zu der ‚Pionierinnen‘-
Generation der beruflichen jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Geboren wurde sie laut
Eintrag in der Online-Datenbank ,Bedeutende Frauen in Hannover‘ (2013: 51) am 30. März
1863 in Gollnow (Westpommern, heute Goleniów, Polen). Das Krankenhaus, dessen
Bettenzahl anfangs 27 und nach der Erweiterung 1914 mindestens 60 Betten betrug, hatte sich
auf Chirurgie, Innere Medizin und Gynäkologie spezialisiert. Angeschlossen waren eine
Krankenpflegeschule sowie ein Altersheim für jüdische Bewohner/innen (vgl. Schulze 2009:
330; siehe auch einführend den Wikipedia-Artikel: Jüdisches Krankenhaus (Hannover)).

Bis zur nationalsozialistischen Zäsur war der Anteil der nichtjüdischen Patientinnen und
Patienten hoch: So wurden 1918 125 jüdische und 572 nichtjüdische Kranke versorgt. Im Juli
1942 wurde die Institution von den Nationalsozialisten zwangsgeräumt, die sie zuvor als
‚Ghettohaus‘ und Sammellager missbraucht hatten. Die Zerstörung ihres Lebenswerks musste
Emma Pinkoffs nicht mehr persönlich erleben, da sie nach ihrer Pensionierung 1937 nach
Berlin gezogen war. Dort verstarb die angesehene Oberin am 25. Februar 1940 mit 76 Jahren
und erhielt ihre letzte Ruhestätte auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee.

Der ab 2006 sanierte Gebäudekomplex des in der Shoah vernichteten Jüdischen
Krankenhauses zu Hannover steht heute unter Denkmalschutz. Zum Gedenken wurde eine
Stadttafel angebracht.

Stadttafel Hannover (Nr. 96) an der Mauer vor der Ellernstraße 39 im Stadtteil Zoo: ehemaliges Jüdisches Krankenhaus Hannover mit Altersheim und Totenhaus – Fotograf: Bernd Schwabe in Hannover, 16.09.2013, Wikimedia, und https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Die Oberinnen Dorothea Kochmann und Bettina Falk in Bad Dürrheim (Friedrich-
Luisen-Hospiz)

Ankündigung mit Erwähnung von Oberin Dorothea Kochmann in Frankfurter Israelitisches Familienblatt, 03.05.1912, online:
Alemannia Judaica Bad Dürrheim: Friedrich-Luisen_Hospiz [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim (Baden-Württemberg) mit anfangs mindestens
70, später 105 Plätzen war seit dem Eröffnungsjahr 1912 Außenstelle des Frankfurter
jüdischen Schwesternvereins (vgl. Steppe 1997: 224; siehe auch Wahl/ Schellinger 2012;
Zimmermann 2013; Alemannia Judaica Bad Dürrheim: Friedrich-Luisen-Hospiz). Das rituell
geführte und zugleich hochmoderne „Erholungsheim für israelitische Kinder und
minderbemittelte Erwachsene“ war weit über Baden hinaus bekannt. Die Namensträgerin
Großherzogin Luise zeigte sich bei ihrem Besuch höchst angetan.

Bericht von Großherzogin Luises Hospiz-Besuch in Frankfurter Israelitisches Familienblatt, 05.09.1913, online: Alemannia
Judaica Bad Dürrheim: Friedrich-Luisen-Hospiz [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Großen Anteil an Erfolg und Bedeutung des stark frequentierten Hospizes hatte seine erste
Oberin Dorothea Kochmann. Ihre Ausbildung im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu
Frankfurt a.M. hatte sie 1905 abgeschlossen – gemeinsam mit Henriette Kochmann,
vermutlich ihre Schwester. Vor ihrem Einsatz im Friedrich-Luisen-Hospiz arbeitete Dorothea
Kochmann in der Privatpflege sowie im Hospital der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am
Main („Königswarter Hospital“), Henriette Kochmann bewährte sich „in Heilbronn, in der
Privatpflege, im ersten Weltkrieg in der Etappe“ (Steppe 1997: 228). Beider Lebensdaten sind
bislang unbekannt und liegen auch dem Stadtarchiv Bad Dürrheim nicht vor (Auskunft per
Mail v. 29.08.2018). Für das Jahr 1924 berichtet das Periodikum Der Israelit von einem
Leitungswechsel:
„Anstelle der unvergesslichen Oberin Dorothea Kochmann hat Mitte Juli die bisherige
Krankenschwester am Israelitischen Spital in Basel, Bettina Falk aus Mergentheim,
die Leitung des Friedrich-Luisen-Hospizes übernommen. Dank ihrer früheren
Tätigkeit im Hospiz (1920–1922) […] bereitete ihr die neue Aufgabe keine
Schwierigkeiten. Gleich ihrer Vorgängerin legt die neue Oberin auf die religiöse
Führung der Anstalt hohen Wert.“
(Zitiert nach: Der Israelit, 04.09.1924, online: Alemannia Judaica Bad Dürrheim: Friedrich-Luisen-Hospiz
[letzter Aufruf am 17.12.2020]).

Dass Bettina Falk wie ihre Vorgängerin Dorothea Kochmann dem Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen zu Frankfurt a.M. angehörte, ist aufgrund verschollener Akten nicht
belegt, doch sehr wahrscheinlich, pflegte sie doch vor ihrem Bad Dürrheimer Einsatz an einer
früheren Außenstelle des Frankfurter Schwesternvereins, dem Israelitischen Spital zu Basel.
Geboren wurde Oberin Falk am 28. März 1889 in Bad Mergentheim (Baden-Württemberg),
ihre ebenfalls unverheiratete jüngere Schwester Emilie Falk (geb. 25.02.1895) arbeitete im
Friedrich-Luisen-Hospiz als Sekretärin. Unter dem Nationalsozialismus wurde das jüdische
Hospiz bereits 1939 zwangsweise aufgelöst. Ein Jahr später zogen die Schwestern Falk nach
Frankfurt am Main – Bettina Falk in den Sandweg 7, Emilie Falk in den Röderbergweg, wo
sie vermutlich als Bürokraft im Israelitischen Waisenhaus unterkam. Beide wurden am 24.
September 1942 von Frankfurt nach Estland deportiert, wo sich ihre Lebensspuren verlieren;
möglicherweise fielen sie dem Morden in Raasiku (NS-‚Tötungsstätte‘) bei Reval (heute
Tallinn) zum Opfer. Am Standort Luisenstraße 56 des NS-vernichteten Friedrich-Luisen-
Hospizes befindet sich heute die Luisenklinik (Zentrum für Verhaltensmedizin): Die
Benennung eines 2010 eingeweihten Erweiterungsbaus – des Bettina-Falk-Hauses – nach der
in der Shoah ermordeten Oberin Bettina Falk dokumentiert eine vorbildliche
Erinnerungsarbeit (vgl. die Internetseite: Das Klinikum. Die Geschichte der Luisenklinik https://www.luisenklinik.de/geschichte-der-luisenklinik.html [letzter Aufruf am 17.12.2020].

Oberin Sophie Meyer in Aachen (Israelitisches Altenheim)

Wie Emma Pinkoffs gehörte auch Sophie Meyer (auch: Maier) – zuweilen „Schwester
Bertha“ genannt (vgl. Steppe 1997: 226) – zu den ersten ausgebildeten jüdischen Pflegenden
in Deutschland. Geboren wurde sie am 27. Februar 1865 im westfälischen Bergkirchen (Kreis
Minden; heute ein Kirchdorf innerhalb der Stadt Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen;
ISG Ffm HB 655, Bl. 51). Interessiert an einer fortschrittlichen Pflegeausbildung in einem
jüdischen Umfeld, verließ Sophie Meyer ihr Heimatdörfchen und bewarb sich erfolgreich
beim Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt a.M. Vom Frankfurter
Schwesternverein wurde sie an dessen Kölner Außenstelle (Jüdisches Krankenhaus mit
Oberin Frieda Brüll) „abgeordnet“ (Steppe 1997: 106) und legte dort 1897 ihr
Schwesternexamen ab. Danach bewährte sie sich im Hospital der Israelitischen Gemeinde
Frankfurt am Main („Königswarter Hospital“) und in der Privatpflege. Zum zehnjährigen
Dienstjubiläum zeichnete sie der Schwesternverein 1907 mit der Goldenen Brosche aus. Nach
erfolgreichen Einsätzen in Hamburg (Israelitisches Krankenhaus mit Oberin Klara Gordon),
Heilbronn (Privatpflege in der jüdischen Gemeinde) und Bad Neuenahr (Israelitisches
Krankenheim) stellte sich Sophie Meyer einer weiteren beruflichen Herausforderung: Sie
stieg zur Oberin und Leiterin des 1913 eröffneten Israelitischen Altenheims zu Aachen mit 16
(später 24) Plätzen auf. Auch diese Frankfurter Außenstelle „muss eine sehr moderne, hohen
medizinischen Anforderungen gerecht werdende Anlage gewesen sein“ (Klein 1997: 51; siehe
auch Bierganz/ Kreutz 1988; Bolzenius 1994; Lepper 1994). Das Heim verfügte über einen
eigenen Operationssaal und war in eine erholsame Gartenlandschaft eingebettet.
Unterstützung erhielt die Oberin von Schwester Babette Zucker (Lebensdaten unbekannt,
Ausbildungsjahr 1909, vgl. Steppe 1997: 229) und vermutlich weiteren Frankfurter
Kolleginnen. Aufgrund der lückenhaft dokumentierten Personalgeschichte ist ungeklärt, ob
Sophie Meyer bis zu ihrer Pensionierung im Amt blieb. Als das Israelitische Altenheim in die
Hände der Nazis fiel und um 1941 als ‚Ghettohaus‘ und Sammellager missbraucht wurde,
hatte sie Aachen längst verlassen und war nach Frankfurt am Main in die Jügelstraße 46
gezogen. Ihr letzter Alterssitz wurde am 25. März 1937 das Frankfurter jüdische
Schwesternhaus. Am 4. November 1940 (ISG Ffm: HB 655, Bl. 51) verstarb mit der 75-
jährigen Sophie Meyer eine Persönlichkeit, die ihr gesamtes Leben der Pflege gewidmet und
immer wieder die berufliche Herausforderung gesucht hatte – eine jüdische Krankenschwester
mit ‚Leib‘ und ‚Seele‘. Die nur zwei Wochen später folgende nationalsozialistische
Zwangsräumung des Schwesternheims und die Vertreibung und Deportation ihrer
Kolleginnen musste sie nicht mehr erleben.
An das von Sophie Meyer geleitete frühere Israelitische Altenheim zu Aachen erinnert seit
1989 ein Gedenkstein.

Denkmal für die 1942 deportierten Bewohnerinnen und Bewohner des jüdischen Altenheims
in Aachen-Burtscheid, Kalverbenden – Fotograf: Norbert Schnitzler, 26.10.2004,
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Aachen_Denkmal_Altenheim_Kalverbenden.jpg und
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de [letzter Aufruf am 17.12.2020]

Fazit

Von Deutschland (bis zum Ende des Ersten Weltkriegs mit Elsaß-Lothringen) über die
Schweiz bis nach Ägypten und möglicherweise weiteren bislang unbekannten Orten und
Regionen – in der jüdischen Welt war die Wertschätzung der beruflichen wie religiöskulturellen
Kompetenz der Schwestern des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu
Frankfurt a.M. durchaus verbreitet. So zog Hilde Steppe (1997: 207) bereits für die Wende
zum 20. Jahrhundert folgendes Resümee:

„Insgesamt hat sich die jüdische Krankenpflege in Frankfurt fest und erfolgreich mit
einer kleinen Gruppe von Krankenschwestern etabliert, wobei der Bedarf das Angebot
weit übersteigt, so daß nach wie vor etliche Anfragen vor allem von außerhalb
abgelehnt werden müssen.“

Sowohl bei den jüdischen wie bei den nichtjüdischen Patientinnen und Patienten waren die in
den „Außenstellen“ eingesetzten Frankfurter Schwestern stets bestrebt, in Zeiten von
Antisemitismus und ‚Assimilation‘ das Judentum am Krankenbett würdig zu vertreten und
nachhaltig zu verteidigen – „den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre“ (zit. n.
Hilde Steppe).

Die Autorin dankt Frau Lydia Wende vom Stadtarchiv Bad Dürrheim für die schnelle
Kooperation.

Birgit Seemann, Stand November 2021

Literatur- und Quellenverzeichnis

Ungedruckte Quellen

ISG Ffm: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

  • HB 655: Hausstandsbuch Bornheimer Landwehr 85 (Schwesternhaus der Vereins für
    jüdische Krankenpflegerinnen Frankfurt a.M.), Sign. 655

Literatur und Links [zuletzt aufgerufen am 17.12.2020]

Alemannia Judaica Bad König (Odenwaldkreis): http://www.alemanniajudaica.
de/bad_koenig_synagoge.htm (Stand: 18.04.2015)
Alemannia Judaica Basel (Schweiz): Einrichtungen: http://www.alemanniajudaica.
de/basel_einrichtungen.htm (Stand: 21.03.2017)
Alemannia Judaica Davos (Kanton Graubünden, Schweiz): http://www.alemanniajudaica.
de/davos_juedgeschichte.htm (Stand: 15.10.2013)
Alemannia Bad Dürrheim: Friedrich-Luisen-Hospiz (Schwarzwald-Baar-Kreis):
http://www.alemannia-judaica.de/bad_duerrheim_friedrich-luisen-hospiz.htm (Stand:
15.03.2015)
Alemannia Judaica Bad Neuenahr: http://www.alemanniajudaica.
de/bad_neuenahr_synagoge.htm (Stand: 17.04.2020)
Alemannia Judaica Heilbronn (Stadtkreis): http://www.alemanniajudaica.
de/synagoge_heilbronn.htm (18.05.2020)
Alemannia Judaica Pforzheim (Stadtkreis Pforzheim): http://www.alemanniajudaica.
de/synagoge_pforzheim.htm (Stand: 18.05.2020)
Alicke, Klaus-Dieter 2020: Aus der Geschichte jüdischer Gemeinden im deutschen
Sprachraum, http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/home [Hyperlink inaktiv, letzter
Aufruf am 17.12.2020]
Becker-Jákli, Barbara 2004: Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des
israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869‒1945. Köln
Bierganz, Manfred/ Kreutz, Annelie 1988: Juden in Aachen. Hg. v. d. Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V. Aachen
Bönisch, Edgar 2014: Das Genesungsheim der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung, 2014,
https://www.juedische-pflegegeschichte.de/das-genesungsheim-der-eduard-und-adelheidkann-
stiftung
Bönisch, Edgar 2015: Jüdische Pflege in Basel und Davos, 2015, https://www.juedischepflegegeschichte.
de/juedische-pflege-in-basel-und-davos
Bolzenius, Rupert 1994: Beispielhafte Entwicklungsgeschichte jüdischer Krankenhäuser in
Deutschland: das Hekdesch der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main und seine
Nachfolgeeinrichtungen; das Israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache in Köln; das
Jüdische Krankenhaus in Gailingen; das Israelitische Altenheim in Aachen. Aachen: Techn.
Hochsch., Diss., 1994
Bedeutende Frauen in Hannover 2013: Hannover.de – Offizielles Informationssystem der
Landeshauptstadt sowie der Region Hannover, http://www.hannover.de (pdf-Datei:
Bedeutende Frauen in Hannover, Stand Juni 2013)
Hering, Sabine/ Lordick, Harald/ Maierhof, Gudrun/ Stecklina, Gerd 2017: 100 Jahre
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (1917–2017). Brüche und Kontinuitäten.
Frankfurt a.M.
Jenss, Harro/ Jahn, Marcus/ Layer, Peter/ Zornig, Carsten (Hg.) 2016: Israelitisches
Krankenhaus in Hamburg – 175 Jahre. Berlin
Jüdisches Krankenhaus (Hannover): Eintrag bei Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/J
%C3%BCdisches_Krankenhaus_(Hannover) [Hyperlink fehlerhaft]
Levinsohn-Wolf, Thea 1996: Stationen einer jüdischen Krankenschwester. Deutschland –
Ägypten – Israel. Frankfurt a.M.
Kaplan, Marion A. 1981: Die jüdische Frauenbewegung in Deutschland. Organisation und
Ziele des Jüdischen Frauenbundes 1904–1938. Hamburg
Klein, Bettina 1997: Das Israelitische Altenheim. In: dies. (Bearb.): Spuren jüdischen Lebens
in Aachen von 1850 bis 1938. Eine Anschauungsmappe. [Als Ms. gedr.] Hg.: Gesellschaft für
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Lepper, Herbert (Bearb.) 1994: Von der Emanzipation zum Holocaust. Die Israelitische
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Periodika

AZdJ: Allgemeine Zeitung des Judentums
FrIF: Frankfurter Israelitisches Familienblatt
It: Der Israelit

Akademische Feier zum 70. Geburtstag von Hilde Steppe

am 06. Oktober 2017, Frankfurt University of Applied Sciences

Hilde Steppe und ihr Einfluss auf die Pflege.

Die professionelle Pflege hat bisher bzgl. einer Erinnerungskultur wenig Tradition. Die Sektion Historische Pflegeforschung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V.  und der Verein zur Förderung der historischen Pflegeforschung e.V., der anlässlich des Todes von Hilde Steppe gegründet wurde, hat sich mit zur Aufgabe gemacht, ihrer zu gedenken. Gemeinsam sollen Hilde Steppes Themen aufgegriffen und die Weiterentwicklung vor allem anhand ihrer Dissertation aufgezeigt werden.

Erinnerungen, geschichtliches Bewusstsein, reflektierte Alltagsarbeit und berufliches Engagement waren Hilde Steppe genauso wichtig wie pflegerische Bildung und Zukunftsvisionen. Die Aktualität von Themen wird durch Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter verdeutlicht. Berufspolitisches und bürgerschaftliches Engagement gehörten für Hilde Steppe immer zusammen und bedeutete für sie, sich einzumischen und wo notwendig auch Widerstand zu leisten.

Manche Entwicklungen hat sie dabei auch mit Unbehagen gesehen, da es ihr immer erst um Inhalte und die Sorge um den einzelnen kranken Menschen ging und dann erst um die Profilierung, jedoch auch immer um eine ethische Haltung und hohe pflegerische Qualifikation.

„Erinnerung ist eine Form der Begegnung.“ (Khalil Gibran)

Für den Vorstand des Vereins zur Förderung der historischen Pflegeforschung e. V. Hilde Schädle-Deininger und Eva-Maria Ulmer und für die Sektion Historische Pflegeforschung in der DGP Andrea Thiekötter