Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Das Clementine-Mädchenspital nach dem Umbau, 1899 (Wikimedia, letzter Aufruf März 2022)

In „allen Stadien der Schutzbedürftigkeit“: Institutionen
der jüdischen Kinder- und Säuglingspflege in
Frankfurt am Main – ein historischer Überblick

Einführung

Dank der Förderung durch die Georg und Franziska Speyer‘schen Hochschulstiftung widmet
sich das Projekt Jüdische Pflegegeschichte neben der Krankenpflege sowie ergänzend der
Altenpflege und Altenhilfe einem dritten Baustein: der Kinderpflege. Das Forschungs- und
Lernmodul trägt den Titel Jüdische Kinder- und Säuglingspflege und ihre Netzwerke in
Frankfurt am Main, Teil 1 (1871–1918): Institutionen, Biografien, Themen und Medien
; der
Fokus liegt weiterhin auf der Krankenpflege.

Das Clementine-Mädchenspital nach dem Umbau, 1899

Insgesamt ist die Geschichte der Frankfurter Kinder- und Säuglingspflege inklusive ihres
jüdischen Anteils wenig aufgearbeitet (vgl. in Ansätzen Thomann-Honscha 1988; Steppe
1997; Seemann 2018). Wer sich auf diesen Forschungspfad begibt, ,entdeckt‘ ein
professionelles und ehrenamtliches Netzwerk aus Persönlichkeiten, Institutionen und Orten
(,Jewish Places‘, hierzu Seemann/ Bönisch 2019) der Frankfurter Stadtgeschichte im
gemeinsamen Einsatz für medizinische Behandlung, Krankenpflege, Rehabilitation und
Fürsorge – ein „in allen Stadien der Schutzbedürftigkeit“ (Pappenheim 1920) Engagement,
das viele Kinderleben rettete. Noch für das Jahr 1911 hatte der Frankfurter Verband für
Säuglingsfürsorge
in seinem ersten Bericht alarmierende Zahlen vorgelegt (FVfS 1911: 1):

Mehr wie [sic!] 400.000 Säuglinge sterben in ihrem ersten Lebensjahre in unserem
Vaterlande. 1.600 in Frankfurt a.M.! Darunter Hunderte gesunder Kinder, die ärztliche
Aufsicht und geeignete Fürsorge hätten am Leben erhalten können. Mangelhafte
Pflege legt den Keim zu langjährigem Siechtum in so manches Kind, dessen späteres
trauriges Dasein eine Folge von Verhältnissen ist, die zum großen Teil durch
frühzeitige ärztliche Beratung und soziale Fürsorge auszugleichen gewesen wären.

Integraler Bestandteil des Netzwerkes war eine eine erprobte interkonfessionelle
Zusammenarbeit, welche – wenngleich nicht frei von Antisemitismus, „der uns bei angeblich
interkonfessionellen Fürsorgestellen unsicher, scheu und empfindlich macht“ (Pappenheim
1920: 3) – auf erfolgreichen jüdisch-christlichen Gründungen und Arbeitsteams basierte, in
die der Nationalsozialismus zerstörerisch eingriff. Der NS-Staat setzte alles daran, den
überproportional hohen jüdischen Anteil an der Frankfurter Kinder- und Säuglingspflege
auszumerzen. Kein Name, keine Straße sollte mehr an die Verdienste jüdischer
Sozialreformer/innen, Stifter/innen, Mediziner/innen und Krankenschwestern erinnern.

Kinderkliniken, Säuglingsheime und Kureinrichtungen

Die Gründerinnen und Gründer privater Frankfurter Einrichtungen der Kinder- und
Säuglingspflege des 19. Jahrhunderts waren in der Regel religiös motiviert; in Zeiten
mangelnder sozialer Sicherungssysteme setzten sie ihre Vorstellungen von Nächstenliebe,
Barmherzigkeit und Zedaka (soziale Gerechtigkeit durch Wohltätigkeit) in die Tat um. Mit
Sorge registrierten sie die nicht zuletzt durch beengte und unhygienische Wohnverhältnisse
verursachte erhöhte Kinder- und Säuglingssterblichkeit, hinzu kamen ansteckende
Krankheiten wie Scharlach, Diphtherie oder offene Lungentuberkulose, Heranwachsende
trugen teils bleibende Gesundheitsschäden davon. Die 1883 unter Reichskanzler Bismarck
eingeführte staatliche Krankenversicherung galt zunächst der organisierten Arbeiterschaft
(vgl. einführend Draheim 2014:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/sozialgesetzgebung.html
[28.03.2022]); Erwerbslose, Berufsunfähige und kleine Selbständige blieben mit ihren
Familien weitgehend auf sich gestellt. Diese Bevölkerungsgruppe vergrößerte sich seit den
1880er Jahren durch die Ankunft jüdischer Flüchtlinge, die den zaristischen Pogromen
entkommen waren und völlig verarmt in Frankfurt am Main und im benachbarten Offenbach
eintrafen.

Der folgende Überblick lässt drei religiös-soziale Grundhaltungen privat gegründeter
Frankfurter Einrichtungen der Kinder- und Säuglingspflege mit jüdischer Beteiligung
erkennen:

  • Institutionen der reformorientierten Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main (Muttergemeinde);
  • Institutionen der Israelitischen Religionsgesellschaft (,Adass Jisroel‘, neo-orthodoxe Austrittsgemeinde);
  • Institutionen als jüdisch-christliche ,partnerships‘ (einschließlich jüdisch geborener, zum Christentum konvertierter Gründer/innen).

Beginnen wir mit dem von der Israelitischen Gemeinde aus privaten Mitteln errichteten, 1875
offiziell eröffneten Gemeindehospital in der Königswarterstraße (als ,Königswarter Hospital‘
bekannt). Leitender Arzt der Inneren Abteilung war der Chirurg Dr. med. Simon Kirchheim
(1843–1915), zugleich ein ausgewiesener Geburtshelfer. Bedürftige wurden unentgeltlich
versorgt. Am Beispiel des Königswarter Hospitals führt uns Sanitätsrat Prof. Dr. med.
Wilhelm Hanauer (1866–1940, vgl. Elsner 2017), selbst Kinderarzt, vor Augen, dass Kinder
in früheren Zeiten wie Erwachsene behandelt wurden. Hier galt es Abhilfe zu schaffen:

„Während bisher die Kinder in denselben Krankensälen wie die Erwachsenen lagen,
wurde 1899 im zweiten Stock des Hauses eine kleine Kinderabteilung, bestehend aus
drei Krankenzimmern und einem Tageraum, ferner eine besondere Abteilung für
ansteckende Krankheiten (Scharlach, Diphtherie) eingerichtet. Der Raum hierfür
wurde dadurch gewonnen, dass man die Verwalterwohnung in das Nebengebäude
verlegte“ (Hanauer 1914: 45).

Noch vor dem Ersten Weltkrieg eröffnete die Israelitische Gemeinde dank des hohen
Spendenaufkommens aus der Frankfurter jüdischen Bevölkerung 1914 ihre neue und
hochmoderne Großklinik in der Gagernstraße 36 mit anfangs 200 Betten. Dort suchten und
fanden bis zur NS-Machtübernahme 1933 auch viele nichtjüdische Erkrankte Heilung (vgl.
Bönisch 2014; siehe auch Seemann 2020). Bei der Vorplanung hatte der Gründungsvorstand
bereits 1906 beschlossen,

„anlässlich der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares ein Kapital von 100.000 Mk. als
Grundstock zur Errichtung einer bis dahin fehlenden gynäkologischen Abteilung und
Entbindungsanstalt in dem zu erbauenden Hospital aus Gemeindemitteln zu stiften“
(Hanauer 1914: 56).

Vermutlich im ersten Obergeschoss verfügte der Klinikneubau über

„Kindersaal und Säuglingszimmer, welchen eine Loggia vorgelagert ist. Im Kindersaal
werden ansteckungsverdächtige kleine Patienten zunächst in einer Box isoliert. Die
Säuglinge können durch Glaswände voneinander getrennt werden“ (ebd.: 63).

Wie zuvor im Königswarter Hospital leitete Minna Hirsch (1860–1938) als Oberin des
Krankenhauses Gagernstraße und des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen Frankfurt am
Main weiterhin den umfangreichen Pflegebetrieb, in dem auch einige christliche Schwestern
arbeiteten (vgl. Bönisch 2021; Seemann 2021). Oberin Hirsch genoss als eine der allerersten
ausgebildeten jüdischen Schwestern im Kaiserreich und Mitbegründerin des Frankfurter
jüdischen Schwesternvereins einen ausgezeichneten Ruf. Der Verein erhielt nahe des
Krankenhauses Gagernstraße 36 im der Straße Bornheimer Landwehr 85 ein eigenes
modernes Schwesternhaus (hierzu Bönisch 2015a). Den Vorsitz des Schwesternvereins führte
der als Diabetesforscher renommierte Prof. Dr. med. Simon Isaac (1881–1942), langjähriger
Chefarzt der Abteilung der Inneren Medizin und ärztlicher Direktor der Klinik. Unter
Anleitung von Oberin Hirsch richtete das Krankenhaus eine Säuglingsberatung für jüdische
wie nichtjüdische Mütter ein.

Während das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde liberal ausgerichtet war, gehörte das
Mathilde von Rothschild‘sche Kinderhospital (1886–1941) – bekannt als das ,Rothschild‘sche
Kinderhospital‘ – zu den Wohlfahrts- und Pflegeinstitutionen der neo-orthodoxen
Austrittsgemeinde ,Israelitische Religionsgesellschaft‘ im Frankfurter Röderbergweg (vgl.
Seemann 2016; dies./ Bönisch 2019; siehe auch Heuberger/ Krohn 1988; Schiebler 1994: 165-
166). Dort fanden bedürftige jüdische Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren
unentgeltliche medizinische Behandlung und Pflege. Über die von Mathilde von Rothschild
(1832–1924) zum Andenken an ihre jung verstorbene Tochter Georgine Sara (1851–1869)
gestiftete Klinik informiert ein eigener Beitrag.

An dieser Stelle sei auch an weitere private Initiativen aus dem Frankfurter Judentum erinnert
und beispielhaft die bereits 1866 von Mitgliedern der liberalen Israelitischen Gemeinde
gegründete „Stiftung für gebrechliche oder verwahrloste bedürftige israelitische Kinder“
(Hanauer 1914: 52 [Hervorhebungen im Original gesperrt]) genannt; sie kam u.a. für
medizinische Behandlungskosten auf. Eine weitere Initiative, die 1899 errichtete Achille
Alexandre‘sche Bikkur Cholim-Stiftung (Bikkur Cholim = Krankenbesuch / Krankenpflege,
vgl. Seemann 2017), „unterstützte kranke israelitische Kinder bis zum 13. Lebensjahr mit
Medikamenten und Barmitteln“ (Schiebler 1994: 158). Diesem Projekt stand 1917 mit dem
Bankier Lyon Seeligmann (1866–1948) ein langjähriger Bruder der Frankfurt-Loge des
Deutschen Ordens B’nai B’rith vor: Der bis heute in zahlreichen Ländern vertretene B’nai
B’rith (hebräisch: Söhne des Bundes [mit Gott]) gehört zu den ältesten jüdischen Wohlfahrts-,
Bildungs- und Menschenrechtsorganisationen. Bis zu seiner NS-Zerschlagung im Jahr 1937
bestand auch in Deutschland ein großer Distrikt (Unabhängiger Orden Bne Briss), langjährig
geleitet von dem bekannten Rabbiner Dr. Leo Baeck (1873–1956) als gewähltem
Großpräsidenten, mit über 100 Einzellogen. In Frankfurt am Main wirkten neben der bereits
1888 gegründeten Frankfurt-Loge die Hermann Cohen-Loge (gegr. 1919) und die Marcus
Horovitz-Loge (gegr. 1922) (vgl. Gut 1928); allen drei Logen waren sozial überaus engagierte
und mit der Frankfurter und deutschen Frauenbewegung gut vernetzte Schwesternschaften
angeschlossen. Der Frankfurter B’nai B’rith findet hier besondere Erwähnung, da er als
Vereinigung sowie durch einzelne Logenangehörige an nahezu allen Frankfurter jüdischen
Sozial- und Pflegeprojekten beteiligt war; des Weiteren hatte er die Professionalisierung der
jüdischen Krankenpflege vorangetrieben (vgl. Steppe 1997). Sowohl der oben erwähnte Prof.
Dr. med. Simon Isaac (Krankenhaus Gagernstraße) als auch Sanitätsrat Prof. Dr. med. Paul
Grosser (1880–1934, leitender Arzt der Kinderklinik Böttgerstraße mit Säuglingsheim, danach
Direktor des Clementine Kinderhospitals) waren beide Brüder des jüdischen Ordens. Michael
Moses Mainz (1842–1927), welcher als Finanzberater Mathilde von Rothschilds (kein
Logenmitglied) maßgeblich den Aufbau ihres beeindruckenden Zedaka-Netzwerks
organisierte, war Mitbegründer der Frankfurt-Loge – und Schwiegervater des oben genannten
Lyon Seeligmann. Von den in verschiedenen Kurorten angesiedelten Projekten sei hier
exemplarisch die von der Frankfurt-Loge initiierte und durch Mathilde von Rothschild
finanzierte Israelitische Kinderheilstätte in Bad Nauheim erwähnt (vgl. Bönisch 2015b; siehe
auch Gut 1928: 40; Schiebler 1994: 162). Das Kurheim diente der Rehabilitation bedürftiger
jüdischer Kinder und wurde von Frankfurt aus verwaltet; der Mitbegründer und Berater
Michael Moses Mainz war auch im Vorstand vertreten. Ein Logenpaar des Frankfurter B’nai
B’rith – Raphael (1852–1909) und Jeanette Ettlinger (um 1856 – 1919) – gründete 1910 in
Hofheim am Taunus das Raphael und Jeanette Ettlinger-Heim e.V. für erholungsbedürftige
jüdische Kinder (vgl. Hanauer 1914: 54; Gut 1928: 41; Schiebler 1994: 160); nur zwei Jahre
versorgte die Institution 83 Mädchen und 41 Jungen. Hierüber informiert uns einmal mehr
Sanitätsrat Prof. Dr. med. Wilhelm Hanauer – ein weiteren Bruder des Frankfurter B’nai
B’rith.

Als in jüdisch-christlicher Zusammenarbeit gediehene Institutionen sind das Clementine
Kinderhospital (vgl. Schiebler 1994: 159-160; Hövels u.a. 1995; Reschke 2012) und
das ,Böttgerheim‘ (Kinderklinik mit Säuglingsheim und Pflegeschule in der Böttgerstraße,
vgl. Gans/ Groening 2008) hervorzuheben; beide Einrichtungen werden wie das orthodox-jüdische
Rothschild‘sche Kinderhospital in Einzelbeiträgen vorgestellt. Das Böttgerheim,
errichtet durch das jüdisch geborene und evangelisch getaufte Ehepaar Auguste (1839–1909)
und Fritz Gans (1833–1920), hatte auch jüdische Unterstützer wie etwa den Frankfurter Notar
Dr. jur. Eduard Baerwald (1875–1934 (vgl. Schiebler 1994:158 sowie Eintrag bei Rotary und
NS: https://memorial-rotary.de/members/19 [28.03.2022]). Dass Louise von Rothschild
(1820–1894), Mitbegründerin des nach ihrer jung verstorbenen Tochter benannten Clementine
Kinderhospitals, die Schwägerin Mathilde von Rothschilds war, verweist einmal mehr auf
jüdische Familiennetze beim Aufbau Frankfurter Institutionen der Kinder- und
Säuglingspflege. Erwähnt sei in diesem Kontext auch das Angebot unentgeltlicher Zahn- und
Kieferbehandlung für bedürftige Kinder und Jugendliche durch die dazumal moderne
Heilanstalt (später Zahnklinik) Carolinum – 1890 gegründet von Louises Tochter und
Mathildes Nichte Hannah-Louise von Rothschild (1850–1892) und benannt nach Hannah-
Louises verstorbenem Vater Mayer Carl Freiherr von Rothschild (1820–1886) (vgl.
Windecker 1990 sowie einführend Carolinum Ffm 2021; siehe auch: Carolinum
Zahnärztliches Universitäts-Institut GGmbH: Poliklinik für Kieferorthopädie. Kinder und
Jugendliche: https://www.kgu.de/einrichtungen/kliniken/carolinum-zahnaerztlichesuniversitaets-
institut-ggmbh/poliklinik-fuer-kieferorthopaedie/leistungsspektrum/kinder-undjugendliche
[28.03.2022]). Das Carolinum stand ebenfalls allen Konfessionen offen. Im
Vorstand von Clementine Kinderhospital und Carolinum wirkten Mitglieder der angesehenen
calvinistisch-christlich geprägten Frankfurter Familie de Bary. Anders als die jüdischen
Krankenhäuser konnten alle drei Kliniken trotz nationalsozialistischer Repressionen und
Gebäudeverlusten durch alliierte Luftangriffe in der Bundesrepublik als Institutionen
fortbestehen.

Vereine und Verbände: Weibliche Fürsorge e.V. und Frankfurter Verband für
Säuglingsfürsorge

Abbildung: Der Vorstand des jüdischen Frauenvereins Weibliche Fürsorge e.V. mit Henriette Fürth
(vordere Reihe, zweite von rechts) sowie vermutlich Oberin Minna Hirsch (hintere Reihe, zweite von
links), 1904 – Herkunft: Center for Jewish History / Leo Baeck Institute F 3240, Nachweis:
Wikimedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Outdoor_group_portrait_of_the_women_on_the_first_board
of_the_Weibliche_Fuersorge(Care_for_Women_Society);Frankfurt_am_Main(3507968224).jpg?
uselang=de sowie https://www.flickr.com/commons [28.03.2022]

Im Jahr 1901 errichteten die Frankfurter jüdischen Sozialreformerinnen, Frauenrechtlerinnen
und Autorinnen Bertha Pappenheim (1859–1936, vgl. Gedenkbuch JB Neu-Isenburg:
https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/bertha-pappenheim [28.03.2022]) und Henriette Fürth
(1861–1938, vgl. Fürth o.J. [28.03.2022]) einen israelitischen Frauenverein „zur Förderung
der gemeinnützigen Bestrebungen für die Gesamtinteressen der jüdischen Frauenwelt“ (zit. n.
Schiebler 1994: 193; siehe auch Kaplan 1918; Klausmann 1997): den Verein Weibliche
Fürsorge e.V. mit Geschäftsstelle in der Langestraße 30. Dritte ,im Bunde‘ der Initiatorinnen
war sehr wahrscheinlich die bereits als Oberin des Krankenhauses Gagernstraße und
Frankfurter jüdischen Schwesternvereins vorgestellte Krankenschwester Minna Hirsch
(Jahrgang 1860 und damit aus der gleichen Generation stammend). Die Weibliche Fürsorge
gehörte zu den Abteilungen des Israelitischen Hilfsvereins. Im Rahmen ihres umfangreichen
sozialen Programms (vgl. Weibliche Fürsorge 1905; Pappenheim 1920) errichtete sie auch
Kommissionen für Säuglingsfürsorge und Kinderschutz. 1911 eröffnete sie im Frankfurter
Stadtteil Sachsenhausen ein eigenes jüdisches Kinderheim (Hauptstandort: Hans-Thoma-
Straße, vgl. Mahnkopp 2020; siehe auch Schiebler 1994: 163-165; Seemann 2018). Zuvor
hatte die Weibliche Fürsorge bereits 1907 das Fundament zur Gründung des Heims des
Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg gelegt. Diese dank intensiver Erinnerungsarbeit
wieder bekannt gewordene Institution bot sozial benachteiligten minderjährigen Müttern und
ihren nichtehelichen Kindern Zuflucht, Ausbildung und orthodox-jüdische Anleitung (vgl.
Heubach 1986; Gedenkbuch JB Neu-Isenburg mit Literaturangaben).

Abbildung: Gebäude (restauriert) des ehemaligen Heims des jüdischen Frauenbundes in Neu-
Isenburg – Fotograf: Frank Murmann, 31.05.2008,
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Haus_Neu-Isenburg.jpg [28.03.2022]

Um 1903 arbeitete die Säuglingskommission der Weiblichen Fürsorge unter Oberin Minna
Hirschs Vorsitz „mit 9 Damen und beaufsichtigte 40 Kinder (darunter 3 uneheliche), die
größtenteils aus der Freiherrlich von Rothschild‘schen Stiftung mit Milch versorgt wurden“;
auch gab es das zusätzliche Angebot einer „Wägung der Kinder“ im Königswarter Hospital,
das „sehr befriedigende Resultate“ zeigte (Weibliche Fürsorge 1905: 3). Noch im alten
Schwesternhaus des Frankfurter Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen am Königswarter
Hospital hatte die Weibliche Fürsorge 1907 unter Oberin Hirschs Leitung eine Säuglings-
Milchküche für Frankfurter Mütter und ihre Neugeborenen eingerichtet: „Zweck: a)
Verabreichung trinkfertiger Säuglingsnahrung nach ärztlicher Verordnung in solchen Fällen,
in denen nach ärztlicher Aussage nicht gestillt werden kann; b) Unterstützung Stillender“,
hieß es in der Satzung (zit. n. Schiebler 1994: 166). Diese „sozialfürsorgerische Initiative“
sollte „vor allem die Säuglinge armer Mütter aller Konfessionen mit gesunder und hygienisch
hergestellter Kleinkindnahrung“ versorgen“ (Steppe 1997: 209) – eine notwendige
Maßnahme, die Leben rettete und schützte: So waren im Zeitraum 1891–1900 von 100 in
Frankfurt am Main geborenen Säuglingen 16 Prozent bereits im ersten Lebensjahr verstorben
(vgl. Thomann-Honscha 1988: 83). Zum tragischen Säuglingssterben führten häufig
Krankheiten der Verdauungsorgane aufgrund armutsbedingter Mangel- und Fehlernährung,
gefolgt von Tuberkulose und Atemwegserkrankungen. Geleitet von der bewährten
Krankenschwester Johanna Beermann (1863–1942), zog die Säuglings-Milchküche in das im
Mai 1914 eingeweihte neue Schwesternhaus Bornheimer Landwehr 85 am Klinikneubau
Gagernstraße. Im Ersten Weltkrieg arbeitete die Milchküche unter erschwerten
Personalbedingungen. Wie Hilde Steppe (1997: 218) betont, wurden vom Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen trotz des hohen Einsatzes in Lazarett und Etappe

„vor allem die Tätigkeitsfelder in sozialfürsorgerischen Bereichen in Frankfurt die
ganze Kriegszeit hindurch aufrecht erhalten, wie die in der Säuglingsmilchküche, im
Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge und im Kinderhaus der Weiblichen
Fürsorge“.

Im Kriegsjahr 1917 bildeten neben Schatzmeisterin Bertha Pappenheim der Vorsitzende
Sanitätsrat Dr. med. Adolf Deutsch (1868–1942) – praktischer Arzt, Leiter der Poliklinik des
Krankenhauses Gagernstraße, stellvertretender Vorsitzender des jüdischen Schwesternvereins
und ein Bruder des Frankfurter B’nai B’rith (Hermann Cohen-Loge) – sowie Max Wertheimer
(Lebensdaten unbekannt) den Vorstand der Säuglings-Milchküche. Bereits im Jahr 1902 hatte
der Verein für jüdische Krankenpflegerinnen seiner Armenschwester Rosa Goldstein (1874–
1942, später verheiratete Fleischer) die Leitung der Kostkinderkommission übertragen – ein
weiteres Projekt der Weiblichen Fürsorge:

„Hier werden Kinder ab einem Alter von etwa zwei Jahren, die entweder Waisen sind
oder in ihren Familien zu verwahrlosen drohen, in Pflegefamilien in und um Frankfurt
vermittelt und regelmäßig besucht“ (vgl. Steppe 1997; siehe auch Fürth 1898;
Thomann-Honscha 1988).

Wie die Säuglingskommission arbeitete auch die Kostkinderkommission mit neun
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

Das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge leitete mit Oberin Frieda (Frida) Amram (1885–
1942, vgl. Seemann 2018) eine weitere Schwester aus dem Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen. Durch den Erwerb des 1919 eröffneten Hauses Hans-Thoma-Straße 24
konnte die Institution 50 Kindern vom Säuglingsalter bis zum sechsten Lebensjahr eine
Zuflucht bieten:

„Zweck des Kinderhauses war es, bedürftigen isrealitischen [sic!] Kindern
unentgeltlich oder gegen mäßiges Entgelt Obhut, Verpflegung und Unterweisung zu
gewähren. Aufgenommen wurden Waisenkinder, Kinder[,] die durch missliche
Wohnungsverhältnisse nicht im Elternhause bleiben konnten, uneheliche Kinder und
solche, die keinen Menschen hatten, der sich ihrer annahm“ (Schiebler 1994: 163).

Neben einem geregelten Alltagsablauf legte das Kinderhaus ganz im Sinne von Bertha
Pappenheim großen Wert auf eine jüdische Erziehung, Bildung und Gemeinschaft und bot
zudem einen Schutzraum gegen Antisemitismus. Die Geschichte des 1942 unter dem
Nationalsozialismus vernichteten Kinderhauses hat inzwischen Pfarrer Volker Mahnkopp mit
Unterstützung überlebender Bewohner/innen und ihrer Angehörigen umfassend erforscht (vgl.
Mahnkopp 2020; Frankfurter Kinderhaus). Dank dieses Engagements wurde am 26. April
2017 am Platz der vergessenen Kinder ein eigens entworfenes Mahnmal feierlich eingeweiht.
Eine Gedenktafel informiert die Besucherinnen und Besucher:

Die Skulptur ist angelehnt an die Form eines Dreidels. Das Spiel mit dem Dreidel ist
ein traditionsreiches Kinderspiel zum achttägigen Lichterfest Chanukka. Der Dreidel
ist ein kleiner Kreis mit vier Seiten, auf denen im Original jeweils ein hebräischer
Buchstabe zu sehen ist.“

Abbildung 3.: Fotografie vom Denkmal („Dreidel“) für das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge auf
dem ,Platz der vergessenen Kinder‘, Hans-Thoma-Straße (Künstlerin: Filippa Pettersson) – © 2018 Dr. Edgar Bönisch

Der jüdische Frauenverein Weibliche Fürsorge e.V. und der Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen arbeiteten intensiv mit einer weiteren, für andere Städte wegweisenden
Institution zusammen: dem Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge, der über seine
vielfältigen Aktivitäten eigene Jahresberichte vorlegte (vgl. UB JCS Ffm: FVfS 1911–1921).

Abbildung 4: Erste Seite (oberer Abschnitt) des 3. Jahresberichts des Frankfurter Verbandes für
Säuglingsfürsorge E.V., 1913 – Foto nach Kopievorlage: Dr. Birgit Seemann, 28.03.2022

Der von der Weiblichen Fürsorge neu gegründete ,Ausschuß für Säuglingsfürsorge‘, dem der
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen im Herbst 1910 eine Schwester „kostenlos zur
Verfügung“ (Steppe 1997: 210) stellte, gehörte zu den Vorläufern des Frankfurter Verbands
für Säuglingsfürsorge. Der Verband erreichte durch sein vorbildhaftes Wirken später auch
überregional Bekanntheit (vgl. Rosenhaupt 1912; Thomann-Honscha 1988). Entstanden war
er am 8. Dezember 1910 als überkonfessioneller Zusammenschluss vieler engagierter
Einzelpersonen und Einrichtungen, verdankte aber seine Errichtung letztlich einigen
jüdischen Mitgliedern des Frankfurter Ärztlichen Vereins. Hier sei vor allem der Kinderarzt
Dr. med. Heinrich Rosenhaupt (1877–1944, vgl. Frost 1995 sowie Kallmorgen 1936: 388;
DGKJ Datenbank) gewürdigt, in Kooperation mit seinen bereits erwähnten Kollegen Dr. med.
Adolf Deutsch und Sanitätsrat Prof. Dr. Wilhelm Hanauer. Zwei der drei weiblichen Kollegen
in den am 1. Januar 1911 eröffneten neun Beratungsstellen des Verbands – namentlich Dr.
med. Käthe Neumark (1871–1939, vgl. JüdPflege), vor ihrem Medizinstudium
Krankenschwester des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins, und Dr. med. Paula
Philippson (1874–1949, vgl. DGJK Datenbank sowie Eintrag mit Foto bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paula_Philippson [28.03.2022] – waren jüdisch, die dritte, Dr.
Käthe Kehr (1874–1926, vgl. Datenbank ,Ärztinnen im Kaiserreich‘), evangelisch. Um auch
Müttern und ihren Säuglingen zu helfen, die das Beratungsangebot nicht erreichte, setzte der
Verband in den Frankfurter Stadt- und Armenbezirken jüdische, katholische und evangelische
Krankenschwestern ein. Dabei stellte der im Vergleich zu den anderen größeren
konfessionellen Schwesternvereinigungen weitaus geringer ausgestattete Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen bereits im ersten Berichtsjahr drei Schwestern zur Verfügung, der Verein
vom Roten Kreuz sowie der Vaterländische Frauenverein jeweils zwei Schwestern (vgl.
Jahresbericht FVfS 1911: 6; siehe zu den Biografien der jüdischen Pflegenden Seemann
2018). Dank der Beratungs- und Rettungsarbeit des Frankfurter Verbands für
Säuglingsfürsorge sank der statistische Anteil der in ihren ersten Lebenswochen verstorbenen
Säuglinge (von 100 in Frankfurt am Main Geborenen) im Zeitraum 1911–1914 von 14,5
Prozent (1901–1910) auf 10,6 Prozent, im Jahr 1923, nach einem traurigen Wiederanstieg
infolge des Ersten Weltkriegs, erstmals unter 10 Prozent (vgl. Thomann-Honscha 1988: 83).
Seit 1922 koordinierte das Stadtgesundheitsamt Frankfurts offene Säuglingsfürsorge, der
Verband für Säuglingsfürsorge erhielt den Status als „ausführendes Organ der Stadt“ (zit. n.
Steppe 1997: 259). 1925 übernahm die Stadt Frankfurt den Verband (vgl. Thomann-Honscha
1988: 127); dessen zuletzt 15 Beratungsstellen (vgl. Daub 2015: 78) gehörten fortan zum
Aufgabengebiet des Stadtgesundheitsamtes.

In die Arbeit der so verdienstvollen Vereinigungen ,Weibliche Fürsorge e.V.‘ und ,Frankfurter
Verband für Säuglingsfürsorge‘ und ihre Leistungen für die Frankfurter Stadtgesellschaft kann
hier nur ein kleiner Einblick gegeben werden. Beide Institutionen – ein Netzwerk von
Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden, Wissenschaftlern und Förderinnen – verdienen eigene
Studien und biografische Erinnerungsarbeit.

Birgit Seemann, April 2023

Quellen- und Literaturverzeichnis

Unveröffentlichte Quellen

ISG Ffm: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main
– HB 655: Hausstandsbuch Bornheimer Landwehr 85 (Frankfurt Jüdisches Schwesternhaus),
Sign. 655
– HB 686: Hausstandsbuch Gagernstraße 36 (Frankfurter Jüdisches Krankenhaus), Teil 1,
Sign. 686
– Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge, Sign. S3 / P6056
– Sammlung Personengeschichte S2/ 15.495: Rosenhaupt, Heinrich
– Wohlfahrtsamt: Magistrat, Jugend-Amt Frankfurt am Main, Sign. 1.134: Ausbildung von
Lehrschwestern [im Kinderheim Böttgerstraße, Laufzeit 1921–1928]
– Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am
Main bis zum Jahre 1914, Diss. med. Univ. Frankfurt a.M. (gedr. Ms.), Sign. S 6a/411

Periodika

Frankfurt UAS Bibl. Ffm: Frankfurt University: Bibliothek: Historische Sondersammlung
Soziale Arbeit und Pflege, Frankfurt a.M.
– Jahresberichte Jüdischer Schwesternverein Ffm: Jahresberichte des Vereins für jüdische
Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main, Frankfurt a.M., 1898–1911 (in Kopie,
unvollständig)
– Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main: Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919
(Einundzwanzigster bis sechsundzwanzigster Jahresbericht). Frankfurt a.M.

UB JCS Ffm: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a.M.
– Jahresberichte FVfS: Jahresberichte des Frankfurter Verbandes für Säuglingsfürsorge,
1911–1921
– Judaica Ffm: Judaica Frankfurt, Digitale Sammlung: https://sammlungen.ub.unifrankfurt.
de/judaica/nav/index/all

Literatur

Bayer, Sarah/ Kornberger-Mechler, Cordula 2021: Taschenwissen Kinderkrankenpflege.
München
Blessing, Bettina 2013: Kleine Patienten und ihre Pflege – Der Beginn der professionellen
Säuglingspflege in Dresden. In: Geschichte der Pflege. Das Journal für historische Forschung
der Pflege- und Gesundheitsberufe 2 (2013) 1: 25-34
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Frankfurt am Main, 2009, https://www.juedische-pflegegeschichte.de/die-geschichte-desvereins-
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Schwestern im Speisesaal, Kinderheim Frankfurt a. M. 1913

Die Pflegeschule für Säuglingsschwestern im Böttgerheim

1. Einleitung

Eine der Bemühungen die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzudämmen, war die Gründung der ersten reinen Kinder- und Säuglingskliniken (vgl.: Peiper 1965: 298). Diese Kliniken waren auf die speziellen Bedürfnisse dieser PatientInnen wie Wachstum, Kinderkrankheiten und soziales Umfeld eingestellt.

Beispiele sind ab 1829 die Kinderklinik der Berliner Charité und ab 1845 in Frankfurt Main das Dr. Christ’sche Kinderhospital für arme Kinder. Der Dresdner „Verein Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt“ gründete am 1. August 1898 das erste Säuglingskrankenhaus, weltweit. Geleitet wurde es vom Pädiater Arthur Schlossmann (1867-1932) (vgl.: Blessing 2013 und Bönisch 2022).

Im Berliner Kinderkrankenhaus wurde 1900 zusätzlich eine Säuglingspflegerinnenschule eingerichtet. Gelehrt wurde die Säuglingskrankenpflege, ein Beruf, der sich auch zur Säuglingspflege für zu Hause entwickelte sowohl für kranke als auch für gesunde Kinder (vgl.: Gellrich 2012: 74).

In Dresden hatte 1899 eine Schule für Säuglingspflegerinnen am Säuglingskrankenhaus eröffnet, die Trägerschaft hatte der „Verein Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt“ (vgl.: Gellrich 2012: 74).

In Frankfurt am Main konstituierte sich am 9. November 1901 der „Kinderheim e. V.“ mit den Zielen „Fürsorgebedürftige Kinder im zarten Alter zu verpflegen“ und der „Ausbildung von Kinderpflegerinnen“ (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 „Kinderheim“, Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1902: 1).

Ab Januar 1903 konnte in einem angemieteten Haus in Frankfurt in der Feststraße 21 der Betrieb zur Pflege aufgenommen werden. Ein großer Neubau in der Böttgerstraße 20-22 nahm 1904 den Betrieb auf. In der Feststraße 21 arbeiteten zunächst vier Kinderpflegerinnen (siehe auch Bönisch 2022: 11f.). Woher die ersten ausgebildeten Schwestern kamen und wer sie waren, ließ sich bisher jedoch noch nicht klären.

Abbildung 1: Bestimmungen für die Anstellung von Kinderpflegerinnen, ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61, „Kinderheim“ Jahresbericht III für das Berichtsjahr 1904: 9 und 10

2. Über die Anstellung und die Vertragsbedingungen von Schwestern und Schwesternschülerinnen

In diesem Kapitel bespreche ich drei Dokumente zur Anstellung von bereits ausgebildeten Kinderpflegerinnen, zu den Aufnahmebedingungen auszubildender Schwesternschülerinnen und zur Pensionszusage für langjährig angestellte Schwestern. Ich folge dabei einem Sonderdruck von 1913, die ersten bekannten Ausführungen dieser Bestimmungen stammen aus dem Jahr 1904 (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 „Kinderheim“, Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1904).

2.1 Anstellungsbedingungen für bereits ausgebildete Kinderpflegerinnen

Die hier abgebildeten „Bestimmungen für die Anstellung von Kinderpflegerinnen in der Anstalt ‚Kinderheim‘ Frankfurt a. M.“ beziehen sich auf die von auswärts kommenden und bereits ausgebildeten Krankenpflegerinnen, hier einige Auszüge:

Zur Bewerbung mitzubringen waren der Geburtsschein, ein ärztliches Gesundheitsattest, Schul- und sonstige Zeugnisse, ein selbst geschriebener Lebenslauf und eine Fotografie. Der Anstaltsarzt hatte eine Einstellungsuntersuchung vorzunehmen.

In den Bestimmungen wurde eine Probezeit festgelegt. War die neue Schwester dann Mitglied der Schwesternschaft, konnte sie nach einem Jahr dem Schwesternverband beitreten. Das Dokument wies auf die Erwartung hin, dass die Kinderschwester „ihre ganze Zeit und Tätigkeit“ dem Verein widmete und den Anordnungen des Anstaltsarztes Gehorsam erbrachte. Außerhalb des Vereins zu leistende Pflegen ohne Vergütung konnten angeordnet werden. Im Gegenzug stellte der Vereine freies Wohnen, Kost und Reinigung der Wäsche wie auch die Anstaltskleidung und Anstaltsbrosche. Ärztliche Versorgung war zugesichert. Die Bezahlung war in den Bestimmungen festgelegt inkl. der jährlichen Gehaltssteigerung. An bezahltem Urlaub wurde zwei bis drei Wochen zugestanden. Besondere Erwähnung erfuhr die mögliche begründete Kündigung durch den Vorstand. Durch Heirat oder Eigenkündigung erlöschte die Zugehörigkeit zum Schwesternverband. Ein Zeugnis sollte auf Wunsch ausgestellt werden.

Zu klären bleiben hier jedoch genauere Angaben zum Schwesternverband. Von ihm wird bereits in den frühen Gründungsjahren des Vereins gesprochen. Eine andere Mitteilung aus dem Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1916: 6 besagt, dass der Verband im Jahr 1916 gegründet worden sei und dort „haben wir in früheren Jahren bei uns gründlich ausgebildeter, zuverlässiger Kinderschwestern, die sich im Außendienst, in der Privatpflege und in leitenden Stellungen sehr bewährt haben, aufgenommen…“

2.2 Ausbildung von Pflegeschülerinnen

Die Aufnahme zur Ausbildung von Pflegeschülerinnen sah ein Einstiegsalter zwischen 20 und 30 Jahren vor wobei eine gute Schulbildung Voraussetzung war. Auch sie mussten den Geburtsschein, ein ärztliches Gesundheitsattest, Schul- und sonstige Zeugnisse, einen selbstgeschriebenen Lebenslauf und eine Fotografie vorweisen, auch für Sie war die Untersuchung durch den Anstaltsarzt obligatorisch. Die Schülerinnen sollten mit Vornamen und mit Schwester angesprochen werden. Die Ausbildung enthielt theoretischen Unterricht durch den Anstaltsarzt und die einjährige praktische Ausbildung in Säuglings- und Kinderpflege sowie Kinderkrankenpflege. Der Abschluss erfolgte durch eine Prüfung und wurde mit einem Zeugnis bestätigt. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, einen halbjährigen Kurs in einem Krankenhaus mit anerkannter Krankenpflegeschule zu belegen und in der „großen Krankenpflege“ ein Staatsexamen zu erlangen.

Weitere Ausbildungsbestimmung betrafen das Kostgeld, das freie Wohnen und die freie Verpflegung und die Reinigung der Wäsche. Die Schülerinnen mussten drei Anstaltskleider und neun weiße Schwesternschürzen selbst mitbringen und in Ordnung halten. Hauben und Vereinsabzeichen stellte der Verein. Außerhalb des Dienstes wurde Privatkleidung getragen. Die Schülerinnen mussten ein Kostgeld von 30 M für die ersten 6 Monate bezahlen, welches jedoch bei Abschluss der Ausbildung oder Verpflichtung von weiteren 6 Monaten, erlassen werden sollte – also ein Mittel, die jungen Frauen zur Ausbildungsbeendung zu motivieren. Die Option eines Taschengeldes (10 M pro Monat) bei gutem Fortschritt wird aufgelistet oder von 15 M bei einem halbjährigen Verbleiben nach der Ausbildung. Die Möglichkeiten der Entlassungen und der Kündigungen wurden vorgesehen. Während der Lehr- und Probezeit gab es gewöhnlich keinen Urlaub.

Die Dienstzeiten waren von 6.45 Uhr bis 19.15 Uhr. Eine Mittagspause von anderthalb Stunden sollte eingehalten werden. Jeden 9. Tag gab es „wenn angängig“ einen freien Nachmittag vom 14.00 bis 20.00 Uhr. Nachtdienst dauerte 14 Tage und wurde von Schwestern und Schülerinnen abwechselnd geleistet. Nachtdienstleistende hatten den Tag frei. Befreit waren die Schülerinnen von groben Arbeiten und Wäsche waschen, jedoch waren sie zuständig für jede Arbeit, die mit der „Wartung und Pflege gesunder und kranker Kinder“ zu tun hatte. Das Inventar der Kinder hatte ebenfalls die Schülerin zu pflegen, bei schuldig zerbrochenen Sachen, mussten diese ersetzt werden.

In ihrem Schlafzimmer war die Schülerin für Bettenbau ihres Bettes und die Ordnung ihres Waschtisches zuständig. Im Krankheitsfall versorgte der Verein die Schwester im Haus oder in einem Hospital in der 3. Klasse (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 Kinderheim e. V. 1913: 2f.).

2.3 Pensionsberechtigung

Abbildung 2: Pensionsberechtigung der Kinderschwestern. Aus: Kinderheim, IV. Jahresbericht für das Jahr 1905: 9

Für das Jahr 1905 (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 „Kinderheim“ Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1905: 4f.) berichtet der Vorstand über die derzeitige Beschäftigung von neun Kinderschwestern aus eigener Ausbildung oder aus anderen Ausbildungsstätten, die jeweils sechs bis acht Kinder betreuten. Weiteres Pflegepersonal würde noch gesucht, um das eigene Personal zu entlasten, aber auch um durch Außendienste Einkünfte zu generieren. Um die Attraktivität des Arbeitsplatzes Kinderheim e. V. zu steigern, wurde beschlossen, eine Pensionsberechtigung einzuführen.

Diese Pensionsberechtigung beinhaltete, dass, wer dem Schwesternverband 15 Jahre angehörte und darüber hinaus nach dieser Zeit weiter dem Verband angehören würde, für die Pension berechtigt war. Wurde eine Schwester des Verbandes unverschuldet krank erhielt sie die Pension, gesundete sie, wurde das normale Arbeitsverhältnis fortgesetzt. Durch Altersschwachheit setzte die Pension ein. Bedingungen waren, dass die Schwester weiter ledig blieb und einen „sittlichen Lebenswandel“ führte. Der Bezug der Pension konnte an einem beliebigen Ort in Deutschland stattfinden und betrug 420,- Mark pro Jahr zuzüglich zu den Alters- und Invalidenversicherungsrechten. Ein früherer Bezug lag im Ermessen des Vorstands.

3. Was wir weiter über die Schwestern im Haus wissen

Abbildung 3: Schwestern im Speisesaal, Kinderheim Frankfurt a. M. 1913, ISG FFM – Magistratsakten V 568/70: 9

3.1 Schwesternbrosche

Abbildung 4: Abzeichen für den Kinderheim e. V. und die Brosche der Schwestern, ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61, Kinderheim e. V. 1909
Abbildung 5: Eines der Bambinos des Bildhauers Andrea della Robbia. © Eva-Maria Ulmer
Abbildung 6: Das Ospedale degli Innocenti
(Hospital der Unschuldigen) mit unterschiedlichen Skulpturen des Bambinos © Eva-Maria Ulmer

Nachgebildet ist auf der Brosche eines der Bambinos des Bildhauers Andrea della Robbia (vgl.: http://www.florentinermuseen.com/musei/ospedale_degli_innocenti.html 30.08.2022). In der Broschüre von 1913 (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 Kinderheim e. V. 1909: 9) wird die Kleidung der Schwestern bei der Arbeit beschrieben. Sie trugen hellblaue Waschkleidung und weiße Schürzen und das Vereinsabzeichen als Brosche.

Welche Bedeutung als Identitätsmerkmal das Abzeichen hatte, wird verständlich, wenn beschrieben wird, wie sehr sich ein Mitarbeiter des Hauses über den Missbrauch des Abzeichens durch andere Personen, die eventuell keine gründliche Ausbildung vorweisen können liest. Wohl aus diesem Grund sei die Schrift im Abzeichen inzwischen in Rot wiedergegeben (vgl. ebd.). [Meines Wissens nach wurde von der Dresdner Schwesternschaft dieses Zeichen ebenfalls getragen, die es mit Stolz aus Frankfurt übernommen hatten (vgl.: Schlossmann 1906: 53f.) Auch im Jahrbuch für 1908 ist zu lesen wie der Vereinsvorsitzende Christian Wilhelm Pfeiffer sich über das Kopieren ihres Abzeichens aufregt, zumal die Herkunft des Zeichens verschwiegen werde (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61 „Kinderheim“, Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1908).

3.2 Die Schwestern im Haus

Eine ausführliche Beschreibung der Häuser der Böttgerklinik und der Belegung der Räumlichkeiten gibt es bereits im Artikel „Die überkonfessionelle Kinderklinik mit Säuglingsheim in der Böttgerstraße (Böttgerheim), eine Stiftung der Familie Gans“ (vgl.: Bönisch 2022/2023) Hier eine kurze Zusammenfassung soweit die Aussagen die Kinderschwestern betreffen.

Abbildung 7: Erdgeschoss des Kinderheims in der Böttgerstraße, Kinderheim 1913

Zu Beginn des Kapitels 3 befindet sich die Abbildung 3, sie zeigt die Schwestern vermutlich auf der „Veranda für Säuglinge“ im Erdgeschoss, ein geheizter Raum, in dem auch Versammlungen oder auch Prüfungen stattfanden, der auf dem Grundriss vorne eingezeichnet ist (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61, Kinderheim e. V. 1909: 7). Weiter auf dem Plan des Erdgeschosses sieht man das Wohn- und Speisezimmer der Pflegerinnen, welches an die Veranda anschließt. Bilder aus dem Arbeitsleben zeigen zum einen den Säuglingssaal und zum anderen eine nach der Erstellung des Neubaus angebaute offene Veranda aus dem Jahr 1912:

Abbildung 8: Säuglingssaal im ersten Obergeschoss des Böttgerheims
Abbildung 9: Offene, gedeckte Veranda im Böttgerheim

Die Schlafräume der Schwestern lagen im 1. und 2. Stock, später auch im zugekauften Hinterhaus oder für Gäste, Schwestern und Seminaristinnen im Haus Hallgartenstraße 59.

Ein wenig über den Tagesablauf erfahren wir aus einem Eintrag in der Beschreibung von 1913:

„Die Pflege der Kinder wird durch die Schwestern des Vereins und die zur Erlernung der Kinderpflege in der Anstalt befindlichen Schülerinnen unter Aufsicht der Oberin besorgt. Durch den Anstaltsarzt findet täglich eine eingehende Visite statt. Jede der 14 Schwestern hat in der Regel 6 Säugling zu pflegen, in einem Saal finden sich gewöhnlich eine ausgebildete Pflegerin und eine Schülerin. Die Schwestern tragen hellbau- und weißgestreifte Waschkleider, weiße Schürzen, eine Haube und eine Brosche mit dem della Robbiaschen Bambino.“

ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61, Kinderheim e. V. 1913: 10

3.3 Prüfungsszenarium

Überliefert ist das Szenarium des Ablaufs einer Prüfung im Haus um 1909:

„In der Veranda des Erdgeschosses waren die Prüfer und Prüflinge versammelt. Es handelte sich um die Prüfung von acht in der Anstalt ausgebildeten Schülerinnen und drei Schwestern eines anderen Verbandes, die den Ausbildungskursus mitgemacht und einige Monate praktisch in der Anstalt gearbeitet hatten. Wie bei jeder Prüfung waren die Leistungen verschieden. Es fiel mir aber auf, dass das Gebiet, über das geprüft wurde, ausserordentlich gross war, und die Fragen eine genaue Kenntnis desselben voraussetzten. Der Examinator streifte der Reihe nach den Aufbau des menschlichen Organismus, den Bau der einzelnen Organe, ihre Aufgabe und ihr Zusammenarbeiten, die Ernährung des Organismus, die Art der Nährmittel, ihre Verdauung und Verwertung, ferner Kapitel aus der Bakteriologie, die Begriffe der Infektion und Desinfektion, um schliesslich aufbauend auf diesen Fundamenten zu den Besonderheiten der Säuglingspflege und Säuglingsernährung überzugehen. Zum Schluss bewiesen uns die Prüflinge ihre Kenntnis und Geschicklichkeit im Anlegen von Verbänden.“

ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61, Kinderheim e. V. 1909: 17

Dem Autoren oder der Autorin dieser Zeilen erscheint die ganze Prüfung doch sehr theorielastig und fragt den Anstaltsarzt Dr. Scholz nach dessen Meinung dazu: Ziel der Ausbildung sei kranke Kinder versorgen zu können, antwortet dieser, aber auch die moderne Kinderpflege zu vermitteln. In der Praxis sei es sehr gut möglich, dass die fertig ausgebildeten Schülerinnen sofort in den Außendienst gehen müssten und ohne Anleitung eines Arztes Entscheidungen treffen müssten.

„Dort haben sie recht häufig eine schwierige Stellung: auf der einen Seite eine Wöchnerin, die meistens nicht das Geringste von Kinderpflege versteht, auf der anderen Seite Grossmütter und Tanten, die sehr viel von Kinderpflege zu verstehen glauben und mit wichtigem Gesicht unter Hinweis auf ihre eigenen Erfolge alte, längst abgetane Ammenweisheit predigen.“

ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61, Kinderheim e. V. 1909: 17

Weiter führt Dr. Scholz aus, dass da die Schwestern überzeugen können und klar sagen können müssten, warum der Säugling nur alle 3,5 bis 4 Stunden trinken soll, warum Muttermilch besser ist als Kuhmilch usw. und dafür müsste ein Wissen über den Organismus, die Ernährung etc. vorhanden sein. Wodurch auch das Ziel erfüllt würde, moderne Anschauungen über Säuglingspflege und Ernährung bekannt zu machen (vgl. ISG FFM – Magistratsakte V 568 /61, Kinderheim e. V. 1909: 17).

4 Namen und Biografien

Schwierig ist die Quellenlage für Biografien von Kinderpflegerinnen, die im Böttgerheim ausgebildet wurden bzw. dort arbeiteten, einige konnte ich ausfindig machen.

4.1 Oberin Bertha Trömper (Beiratsmitglied)

Oberin Bertha Trömper gehörte von Beginn an dem Beirat (vgl.: ISG FFM V 586 / 61 – „Kinderheim“ I. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1902) des Kinderheim e. V. an. Vermutlich hatte sie keine weiteren Funktionen im Kinderheim selbst. Jedoch leitete sie den 1896 gegründeten Bertha-Verein für öffentliche Krankenpflege (vgl.: Hildemann / Kaminsky / Magen 1994: 63). Sie selbst und der Verein residierten im 2. und 3. Stock im Bornwiesenweg 53 (vgl.: Adressbücher 1904). 1897 gehörten dem Verein 14 Krankenpflegerinnen an (vgl.: Aertzlicher Verein 1898:74). Das Diakonenkrankenhaus in Duisburg hatte 1887 eine Frauenstation eröffnet und Schwestern des Diakonievereins in Berlin-Zehlendorf eingestellt. Der Zehlendorfer Verein kündigte jedoch die Zusammenarbeit auf Grund von unzumutbaren Arbeitsbedingungen für die Schwestern 1901. Die Schwestern des Bertha-Vereins sprangen dafür ein (vgl.: Hildemann / Kaminsky / Magen 1994: 63). Die Informationen bezieht sich auf die Satzung des Bertha-Vereins, und auf Unterlagen zum Arbeitsverhältnis zwischen Krankenhaus und Bertha-Verein). Die Zusammenarbeit endete 1912:

„Von 1902 bis 1912 arbeite man mit dem ‚Bertha-Verein‘ in Frankfurt und dessen Oberin Bertha Trömper zusammen. Sie sandte in diesen Jahren Schwesternschülerinnen nach Duisburg, die zur eigenen Ausbildung und zur Pflege der Patienten ihren Dienst versahen. Bald kam es jedoch nach Meinung der Duisburger Anstaltsleitung zu Schwierigkeiten. Eine Schwester stahl, eine mußte gehen, weil ‚sie Liebelei mit einem jungen Bruder anfing umd [sic] ihm ein Gedicht übersandte‘. Als sich schließlich zwei Schwestern vor den Patienten stritten und handgreiflich gegeneinander wurden, nahm die Anstaltsleitung dies zum Anlaß, die Verbindung zum ‚Bertha-Verein‘ zu lösen.“

Hildemann / Kaminsky / Magen 1994: 121

Die darauffolgenden Diakonissen aus dem Berner Mutterhaus blieben in Duisburg bis 1919 und zogen sich dann aufgrund des langen erschöpfenden Kriegs und der klimatisch schlechten Verhältnisse aus Duisburg zurück (vgl.: Hildemann / Kaminsky / Magen 1994: 121)

Abbildung 10: Im Beirat: Oberin Trömper. Darunter wird Frl. Elisabeth Lippert als Vorsteherin der Anstalt aufgelistet. ISG – FFM Magistratsakte V 586 / 61 Kinderheim,
III. Jahresbericht für 1904

4.2 Angestellte Schwestern im Jahr 1920

Der Verein „Kinderheim e. V.“ musste aus finanziellen Gründen zum 1. Oktober 1920 aufgelöst werden und die Stadt Frankfurt führte das Böttgerheim weiter (vgl.: Thomann-Honscha 1988: 157). Auf den 11. Januar 1921 datiert liegt ein Schreiben des Jungend-Amtes an den Magistrats-Personaldezernenten vor. Darin geht es um die Übernahme und Besoldung von Personal des bisherigen Böttgerheims in Verträge der Stadt Frankfurt:

„Zufolge gemeinsamer Beschlüsse des Magistrats und der Stadtverordneten – Versammlung ist das „Kinderheim“ mit Wirkung vom 1.10.20 ab verstadtlicht worden. Gemäss § 6 des Uebernahme – Vertrags ist die Stadt verpflichtet, die weitere Beschäftigung und die Altersversorgung der im Heim beschäftigten Schwestern Elisabeth Lippert (Oberin) und Marie Lippert (Oberschwester) zu übernehmen. Billiger Weise werden wir auch die bisher im Heim tätigen Schwestern übernehmen müssen, zumal dies ja für den Weiterbetrieb dringend benötigt werden.“ (ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61 Kinderheim: Blatt 136) Aus dieser Akte kennen wir einige Namen der Beschäftigten im Jahr 1920.

4.2.1 Elisabeth Lippert (1865-?) und Marie Lippert (1867-?)

Elisabeth Lippert wurde am 26. September 1865 in Mainz geboren. Oberin im Böttgerheim wurde sie am 1. April 1903. Im Heim war sie auch für die Verwaltung und Büroarbeit zuständig. Ihre Schwester Marie (auch Maria bzw. Maria Louise) war die jüngere von beiden. Sie war am 29. Juni 1867 in Frankfurt am Main geboren worden. Sie bekleidete seit dem 1. Januar 1904 die Funktion eine Oberschwester (vgl.: ebd. und ISG FFM Best. A.11.02 (Personalakten Nrn. 935 und 936 sowie 46.406 und 59.622). Es existiert die Meldekarte der Familie Carl Lippert (vgl.: ISG FFM Best. A.12.02 (Nullkartei) Nr. L06107), aus der zu sehen ist, dass Elisabeth Lippert am 1. Juli 1903 in der Falkstraße 21 gemeldet war und am 27. Juni 1904 in der Böttgerstraße 22. Ihre Schwester war ab dem 26. Juni 1916 in der Böttgerstraße gemeldet. Der Vater war Carl Conrad Lippert, geboren am 25. März 1830 in Frankfurt am Main, gestorben am 13. November 1902. Die Familie war katholisch. Carl Lippert war k. k. Major a. D. und seit 16. April 1873 verwitwet. Aus der Literatur ist zu sehen, dass er 1866 das Militär-Verdienst-Kreuz erhalten hatte, ein Orden gestiftet von Franz Joseph I von Österreich (vgl.: Kais. Königl. Militär-Schematismus). Vermutlich nahm Carl Lippert am zweiten deutsche Einigungskrieg gegen Preußen teil.

4.2.2 Margarete Kiehl

Kiehl, Margarete, geb. 05.101887 zu Königsberg, Schwester im Heim seit 01.01.1913

4.2.3 Helene Anthes

Anthes, Helene, geb. 08.05.1897 zu Frankfurt/Main, Schwester im Heim seit 01.04.1920

4.2.4 Margarete Kottmayer

Kottmayer, Margarete, geb. 22.04.1885 zu Nied, Schwester im Heim seit 01.10.1913

4.2.5 Agnes Kalytta

Kalytta, Agnes, geb. 08.01.1890, geb. 08.01.1890 zu Zaborze/Schles., Schwester im Heim seit 25.11.1919

4.2.6 Lina Burchardt

Burchardt, Lina, geb. 30.07. 1880 zu Frankfurt /Main, im Heim seit 01.11.1919

Weitere Spuren dieser Frauen müssen noch erforscht werden, berücksichtigt werden sollten ihre Personalakten der Stadt Frankfurt am Main im Institut für Stadtgeschichte.

5. Vernetzungen

Weiterer Namen, die ich entdeckt habe, sind die von Betty Behrendt und ihrer Tochter Annemarie. Deren bisher bekannten Lebenswege deuten an, welche Vernetzungen es unter den Frankfurter Kinder- und Säuglingspflegerinnen und den unterschiedlichen Institutionen zur Ausbildung und Ausübung des Berufs im pflegerischen und sozialen Bereich gab.

5.1 Betty Behrendt (1908-?) und das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg

Betty Behrendt, geboren am 6. Januar 1908 in Berlin, brachte 1927 ihre Tochter Annemarie in Frankfurt am Main zur Welt. „Vermutlich begab sie sich unmittelbar nach der Geburt gemeinsam mit ihrer Tochter in die Obhut des Heims ,Isenburg‘ und ließ sich dort zur Säuglingspflegerin ausbilden“ (Gedenkbuch Isenburg o. J.: Behrendt, Betty). Bis zum 30. Oktober 1936 arbeitete sie als Pflegerin im Heim. 1936 ging sie nach Frankfurt und arbeitete als Haushaltshilfe in der Aystettstraße 6, eine Villa die Frieda Philippsohn, geborene Rothschild, 1939 verkaufen musste (vgl.: Mahnkopp 2020: 32 und Philippson, David: Frieda Philippsohn war die Schwiegertochter von David Phillipsohn, der zu der Gruppe von 23 Holocaustopfern gehört, an die mit der Gedenkstätte der Henry und Emma Budge-Stiftung erinnert wird. 1939 floh sie ohne die Tochter nach Belgien und ging dort 1942 in den Untergrund, wo sie den Krieg überlebte (vgl.: Gedenkbuch Isenburg o. J.: Behrend. Betty).

Um mehr über die Ausbildung jüdischer Säuglingspflegerinnen zu erfahren, ob sie z. B. im Böttgerheim ausgebildet wurden, bleibt zu klären. Einen Hinweis gibt es in der Literatur über das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg: „Diejenigen, die bei den Säuglingen und Kleinkindern beschäftigt werden, erhalten Kurse in den Grundlagen der Erziehungslehre. Bei Eignung kann eine Ausbildung in Frankfurt als Kinderpflegerin durchgeführt werden. Die meisten, die das Heim verlassen, verdienen ihren Lebensunterhalt als Hausangestellte. Die Heimkommission vermittelt entsprechende Stellen in zuverlässigen jüdischen Familien.“ (Heubach 1986: 39)

5.2 Kurse im Böttgerheim für Externe (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main)

In dem oben beschriebenen Prüfungsszenarium (Kapitel 3.3) nahmen acht selbst ausgebildete Schwesternschülerinnen des Böttgerheims teil, aber auch „drei Schwestern eines anderen Verbandes, die den Ausbildungskursus mitgemacht und einige Monate praktisch in der Anstalt gearbeitet hatten“ (ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61 Kinderheim 1909: 16). Im Jahresbericht des Kinderheims dokumentiert der Anstaltsarzt Dr. Beck, dass an den theoretischen und praktischen Kursen für die Kinderpflegerinnen auch Externe teilnahmen, so drei Schwestern des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main und weitere Externe, die alle ihre Prüfungen im Kinderheim ablegen konnten. Weiter nahmen sechs interessierte junge Frauen an den theoretischen Kursen teil (vgl.: ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61, „Kinderheim“, Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1910: 3).

Die Schwestern des „Vereins für jüdische Krankenschwestern zu Frankfurt am Main“, arbeiteten im Jahr 1909 hauptsächlich noch im Hospital der Israelitischen Gemeinde in der Königswarterstr. und lebten seit 1902 im Neubau des Schwesternheims in der Königswarterstr. 20 (vgl.: Bönisch 2021).

5.3 Kurse im Böttgerheim für Externe (Seminaristinnen des Frauen-Seminars für soziale Berufsarbeit)

Unter der Leitung von Rosa Kempf hatte 1913 das Frauen-Seminar für soziale Berufsarbeit seine Arbeit aufgenommen, um „die Ausbildung, insbesondere weiblicher Personen in denjenigen Wissenschaften zu vermitteln, deren Kenntnis für die Betätigung in der Wohlfahrtspflege erforderlich ist“ (Eckhardt 2014: 25). Praktikantinnen des Seminars waren in der Säuglingspflegerinnenschule des Böttgerheims untergekommen: „Mit der Pflege waren 6 Kinderschwestern und 14 Schülerinnen, worunter 2 Seminaristinnen, betraut“ (ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61 „Kinderheim“, Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1913: 6).

Auch nach dem Werdegang der Personen aus dieser Gruppe und deren Vernetzung in den Institutionen wäre nachzuspüren.

5.4 Die Fritz-und-Auguste-Gans-Stiftung zugunsten erholungsbedürftiger Krankenpflegerinnen

Ein letzter Hinweis in diesem Artikel auf Institutionen, die für die jüdischen Kinder- und Säuglingspflegerinnen relevant waren, ist der auf die Fritz-und-Auguste-Gans-Stiftung zugunsten erholungsbedürftiger Krankenpflegerinnen, die 1909 errichtet wurde und 1939 aufgelöst wurde, das Restvermögen ging zu Hälften an das Hospital zum Heiligen Geist und an den Verein jüdischer Krankenpflegerinnen (vgl. Stiftungen jüdischer Bürger-nach 1933).

6 Quellen

6.1 Archivalien

ISG FFM – Institut für Stadtgeschichte Fankfurt am Main

Kartensammlung Hochbauamt S8-HBA, 657

Magistratsakten R / 23 Bd. 2 – Wilhelm- und Auguste-Victoria-Stiftung-für Säuglingsfürsorge

  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: VIII. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1909, Frankfurt 1913

Magistratsakten R / 23 Bd. 3 – Wilhelm und Auguste Victoria-Stiftung-für Säuglingsfürsorge

Magistratsakte V / 568 Kinderheim

  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: I. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1902, Frankfurt 1903
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: II. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1903, Frankfurt 1904 [nicht auffindbar EB]
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: III. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1904, Frankfurt 1905
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: IV. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1905, Frankfurt 1906
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: V. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1906, Frankfurt 1907
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: VI. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1907, Frankfurt 1908
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: VII. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1908, Frankfurt 1909
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: IX. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1910, Frankfurt 1911
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: X. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1911, Frankfurt 1912
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: XI. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1912, Frankfurt 1913
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: XII. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1913, Frankfurt 1914
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: XIV. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1915, Frankfurt 1916
  • „Kinderheim“ Eingetragener Verein: 15. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1916, Frankfurt 1917
  • Kinderheim e. V. 1909: Kinderheim Frankfurt am Main
  • Kinderheim e. V. 1913: Kinderheim Frankfurt am Main, Sonderdruck aus: Heim-, Heil- und Erholungsanstalten für Kinder in Deutschland in Wort und Bild, Teil: Bd. 1. Carl Marhold Verlagsbuchhandlung in Halle a. S.

Nulldatei, ISG FFM Best. A.12.02

Personalakte, ISG FFM Best. A.11.02

Stiftungsabteilung 250 Verein Kinderheim Böttgerstraße 22

6.2 Literatur

Adressbücher 1904: Neues Adreßbuch [sic] für Frankfurt am Main und Umgebung. 1904. Unter Benutzung amtlicher Quellen, Frankfurt am Main

Aerztlicher Verein 1898: Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesesn die Kranken-Anstalten und die öffentlichen Gesundheitsverhältnisse der Stadt Frankfurt a. M. XLI. Jahrgang 1897, Frankfurt a. M.

Blessing, Bettina 2013: Kleine Patienten und ihre Pflege. Der Beginn der professionellen Säuglingskrankenpflege in Dresden. In: Geschichte der Pflege, 2. Jg., 1/2013: 25-34

Bönisch, Edgar 2021: Die Schwesternschülerinnen des Frankfurter Vereins, 1903-1913

Mathes gibt an. Siechenhaus. Link

Bönisch, Edgar 2022: Entwicklung einer professionellen Kinder- und Säuglingspflege, Frankfurt am Main

Bönisch, Edgar 2022/2023: Die überkonfessionelle Kinderklinik mit Säuglingsheim in der Böttgerstraße (Böttgerheim), eine Stiftung der Familie Gans, Frankfurt am Main

Eckhardt, Hanna/Eckhardt, Dieter 2014: Das „Frauenseminar für soziale Berufsarbeit“. Die „Wohlfahrtsschule für Hessen-Nassau und Hessen“ 1913-1933, in: Der Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Frankfurt am Main: „Warum nur Frauen?“ 100 Jahre Ausbildung für soziale Berufe, Frankfurt am Main

Gedenkbuch Isenburg o. J.: Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942)

Gellrich, Dorothea 2012: Die Entstehung neuer Frauenberufe in der Säuglingsfürsorge 1898-1930. Zum Beruf der Säuglingspflegerin und Säuglingsfürsorgerin, Saarbrücken

Hildemann, Klaus D. / Kaminsky, Uwe / Magen, Ferdinand 1994: Pastoralgehilfenanstalt – Diakonenanstalt – Theodor Fliedner Werk. 150 Jahre Diakoniegeschichte, Köln

Kaisl. Königl. Militär-Schematismus 1878: Kais. Königl. Militär-Schematismus für 1879, Wien

Mahnkopp, Volker 2020: Dokumentation zu vom NS-Staat verfolgten Personen im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e. V. Hans-Thoma-Straße 24, Frankfurt am Main

Peiper, Albrecht 1965 [1951:] Chronik der Kinderheilkunde, 4. erw. Auflage, Leipzig

Schlossmann, Arthur 1906: Über die Fürsorge für kranke Säuglinge unter besonderer
Berücksichtigung des neuen Dresdner Säuglingsheimes. In: Arbeiten aus dem Dresdner Säuglingsheim. Dresden Säuglingsheim 3: 1-94

Stiftungen jüdischer Bürger-nach 1933: Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts für die Wohlfahrtspflege – Übersicht und Geschichte nach 1933

Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahre 1914, Diss. med. Univ. Frankfurt a. M., Manuskript, Frankfurt am Main

„Deine Dir gute Obeli“ – Frankfurter jüdische Krankenschwestern in der Kinder- und Säuglingspflege

Der Beitrag erinnert an die in der Kinder- und Säuglingspflege aktiven Schwestern des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen – zugleich ein vergessener Teil der Frankfurter Pflege- und Sozialgeschichte. Unter Anleitung von Oberin Minna Hirsch arbeiteten Johanna Beermann und Anna Ettlinger in der Säuglingsberatung des Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde und in der Säuglings-Milchküche im benachbarten jüdischen Schwesternhaus. Rosa (Goldstein) Fleischer leitete die Kostkinderkommission. Alle drei Einrichtungen halfen jüdischen wie nichtjüdischen Müttern und Kindern. Zum Erfolg des überkonfessionell mit hoher jüdischer Beteiligung gegründeten Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge, dessen Einsatz viele Kinderleben rettete, trug auch der engagierte Pflegedienst von Betty Schlesinger, Doris Unger, Else Unger, Dina Wolf und Babette Zucker bei.

„Obeli“ – so nannten die kleinen Bewohnerinnen und Bewohner des Kinderhauses des jüdischen Frauenvereins ,Weibliche Fürsorge‘ ihre soziale Mutter: Oberin Frieda (Frida) Amram, ebenfalls Mitglied des Schwesternvereins und drei Jahrzehnte lang die Leiterin des Kinderheims. Am ehemaligen Standort Hans-Thoma-Straße 24 im Stadtteil Sachsenhausen ist der ,Platz der vergessenen Kinder‘ mit dem in Frankfurt einzigartigen ,Dreidel‘-Mahnmal heute ein eindrucksvoller Gedenkort.

Einführung

„Deine Dir gute Obeli“ trug Frieda Amram, die Leiterin des Kinderhauses des jüdischen Frauenvereins ,Weibliche Fürsorge e.V.‘ im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, am 25. Dezember 1939 in das Poesiealbum von Inge Grünwald ein – zum Abschied, denn noch am gleichen Tag zwang die NS-Verfolgung die neunjährige Schülerin, nur von ihrem 16-jährigen Cousin begleitet, ihre Heimatstadt Frankfurt am Main zu verlassen und in das ferne Uruguay zu emigrieren (zit. nach Mahnkopp 2020: 26; siehe auch Maierhof 2004). Mit dem liebevollen Kosewort „Obeli“ für „Oberin“ bedachten die kleinen Bewohnerinnen und Bewohner des Kinderhauses ihre soziale Mutter Frieda Amram: Drei Jahrzehnte lang sorgte die ausgebildete Krankenschwester im Auftrag des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen für verwaiste, vernachlässigte und zuletzt NS-bedrohte jüdische Kinder und schuf ihnen einen Ort der Geborgenheit – eine Lebensaufgabe, die erst NS-Verhaftung und Deportation gewaltsam beendeten.

Der Artikel erinnert an Oberin Frieda (Frida) Amram (1885–1942) und ihre in der Frankfurter Kinder- und Säuglingspflege aktiven Kolleginnen vom Verein für jüdische Krankenpflegerinnen – zugleich ein vergessener Teil der Frankfurter Pflege- und Sozialgeschichte: Die Schwestern arbeiteten in der Geburtshilfestation und der Säuglingsberatung des Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde (Königswarterstraße 26, seit 1914: Gagernstraße 36), in der Säuglings-Milchküche im benachbarten jüdischen Schwesternhaus (Königswarterstraße 20, seit 1914: Bornheimer Landwehr 85) für den Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge und sehr wahrscheinlich auch im Rothschild‘schen Kinderhospital der neo-orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft (vgl. Seemann 2016). Im „Böttgerheim“ leisteten sie vermutlich keinen Dienst, da diese von dem jüdisch geborenen und zum Christentum konvertierten Ehepaar Auguste (1839–1909) und Fritz Gans (1833–1920) errichtete Kinderklinik mit Säuglingsheim in der Böttgerstraße eigene Absolventinnen ausbildete (vgl. Gans/ Groening 2008; JüdPflege; ISG Ffm: Wohlfahrtsamt). Ähnlich verfuhr das von Bertha Pappenheim (1859–1936) geleitete Kinderheim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg bei Frankfurt (vgl. Gedenkbuch JB Neu-Isenburg). Im wie das Böttgerheim überkonfessionellen Clementine Kinderhospital, das die jüdische Stifterin Louise von Rothschild (1820–1894) mitbegründet hat, pflegten christliche Schwestern (vgl. Reschke 2012; JüdPflege).

Zum Forschungsstand

Die Kinder- und Säuglingskrankenpflege ist ein eigenständiger und vielseitiger Ausbildungsberuf (vgl. einführend Hoehl/ Kullick (Hg.) 2019; siehe auch Wikipedia: Kinderkrankenpflege). Gleichwohl liegen hierzulande noch immer zu wenige neuere Studien vor, die die Geschichte dieses Teilgebiets der Krankenpflege näher beleuchten (vgl. z.B. Blessing 2013; siehe auch Fontanel/ Harcourt 1998; Dill 1999; Chamberlain 2000; Frenken 2011). Sehen wir von Eduard Seidlers wegweisender Publikation (vgl. Seidler 2007;  DGKJ Datenbank; siehe auch Livnat/ Tobias 2012ff.; Ärztinnen im Kaiserreich 2015) zu NS-verfolgten jüdischen Kinderärztinnen und -ärzten ab, betrifft das Forschungsdesiderat auch Biografien aus der Kinder- und Säuglingskrankenpflege, insbesondere des Pflegepersonals und seinem in der Shoah vernichteten jüdischen Anteil. Im Folgenden wird in die noch weiter zu erforschende Kinder- und Säuglingskrankenpflege des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main eingeführt. Wegen der Querverbindungen in der Tätigkeit jüdischer Krankenschwestern zur Krankenfürsorge und Sozialen Arbeit wird hier der die Krankenpflege einschließende Oberbegriff der Kinder- und Säuglingspflege verwendet.

Für das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde (Gagernstraße) und die beiden Rothschild‘schen Spitäler (Röderbergweg) ist der Kenntnisstand zu den Kinder- und Säuglingsschwestern infolge der in der Shoah ,verschollenen‘ Personalakten höchst lückenhaft. Aus der Anonymität NS-ausgelöschter Erinnerung bekamen dank der Recherchen (vgl. die Internetseite ,Vor dem Holocaust, Rubrik: Arbeit/ Krankenschwestern, online erreichbar über das Netzwerk des Fritz Bauer Instituts: https://www.fritz-bauer-institut.de [01.11.2021]) der Historikerin Monica Kingreen Pflegende wie Schwester Selma und Schwester Gisela wieder ein ,Gesicht‘: Selma Sonnenberg (Lebensdaten unbekannt) wurde 1916 im Frankfurter jüdischen Schwesternverein ausgebildet und arbeitete um 1920 im Krankenhaus Gagernstraße. Bei Gisela (Familienname und Lebensdaten unbekannt), dort 1933 Säuglingspflegerin, handelt es sich möglicherweise um Gisela Schwarz, geboren am 19. Juli 1895 in Berlin, am 10. Oktober 1928 nach Frankfurt a.M. in  das Krankenhaus Gagernstraße eingezogen, am 12. Juli 1939 von den Nationalsozialisten nach England vertrieben (ISG Ffm: HB 686, Bl. 56).

Der Frankfurter jüdische Schwesternverein im Rettungseinsatz für Kinder

„Gegründet 1907. Zweck: a) Verabreichung trinkfertiger Säuglingsnahrung nach ärztlicher Verordnung in solchen Fällen, in denen nach ärztlicher Aussage nicht gestillt werden kann; b) Unterstützung Stillender“, lautete satzungsgemäß das Aufgabengebiet der im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus am damaligen Standort Königswarterstraße 20 eingerichteten Säuglings-Milchküche (zit. n. Schiebler 1994: 166). Diese „sozialfürsorgerische Initiative“ kam jüdischen wie nichtjüdischen Hilfesuchenden zugute und sollte „vor allem die Säuglinge armer Mütter aller Konfessionen mit gesunder und hygienisch hergestellter Kleinkindnahrung“ versorgen (Steppe 1997: 209) – eine dringend notwendige Maßnahme, die zahlreiche Kinderleben rettete: So waren im Zeitraum 1891–1900 von 100 in Frankfurt am Main geborenen Säuglingen 16 Prozent bereits im ersten Lebensjahr verstorben (vgl. ISG Ffm: Thomann-Honscha 1988: 83). Die häufigste Todesursache resultierte aus Krankheiten der Verdauungsorgane wegen armutsbedingter Mangel- und Fehlernährung, gefolgt von Tuberkulose und Atemwegserkrankungen.

Oberin Minna Hirsch: Leiterin der Säuglingskommission der Weiblichen Fürsorge e.V.

Die Säuglings-Milchküche war ein Projekt der ,Säuglingskommission‘ des ,Verein[s] der Weiblichen Fürsorge – Israelitischer Frauenverein zur Förderung gemeinnütziger Bestrebungen‘. Die ,Weibliche Fürsorge‘ umfasste eine maßgeblich von den Frankfurter jüdischen Sozialreformerinnen und Frauenrechtlerinnen Bertha Pappenheim (1859–1936) und Henriette Fürth (1861–1938) errichtete Abteilung des Israelitischen Hilfsvereins, der die jüdische Armenpflege und Sozialarbeit koordinierte (vgl. Pappenheim 1920; siehe auch Fürth 2010). Den Vorsitz der Säuglingskommission übernahm mit Minna Hirsch (1860–1938) die erste Oberin des Frankfurter jüdischen Schwesternhauses und Krankenhauses (vgl. Recherche-Eintrag zu Minna Hirsch bei JüdPflege). Hier deuten sich – insbesondere durch Oberin Minna Hirsch, zugleich Mitglied des Vorstands der ,Weiblichen Fürsorge‘ und vermutlich auch des Vorstands des Frankfurter Ortsvereins des Jüdischen Frauenbundes (vgl. Anonym. 1905: 4; Klausmann 1997: 160, 178; siehe auch Kaplan 1981; Schröder 2001) – Verbindungen der beruflichen jüdischen Krankenpflege zur bürgerlich-jüdischen Frauenbewegung im Kaiserreich an. Um 1903 arbeitete die Säuglingskommission unter Minna Hirschs Vorsitz „mit 9 Damen und beaufsichtigte 40 Kinder (darunter 3 uneheliche), die größtenteils aus der Freiherrlich von Rothschild‘schen Stiftung mit Milch versorgt wurden“; zudem ergab das Zusatzangebot der „Wägung der Kinder“ im israelitischen Gemeindehospital (Königswarterstraße, ab 1914 Gagernstraße) „sehr befriedigende Resultate“ (zit. n. Anonym. 1905: 3).

Rosa (Goldstein) Fleischer: Leiterin der Kostkinderkommission

Vermutlich im Jahr 1902 übertrug der Verein für jüdische Krankenpflegerinnen seiner Armenschwester Rosa Goldstein die Leitung der Kostkinderkommission und unterstützte damit ein weiteres Projekt der ,Weiblichen Fürsorge‘: „Hier werden Kinder ab einem Alter von etwa zwei Jahren, die entweder Waisen sind oder in ihren Familien zu verwahrlosen drohen, in Pflegefamilien in und um Frankfurt vermittelt und regelmäßig besucht“ (vgl. Steppe 1997; siehe auch Fürth 1898; ISG Ffm: Thomann-Honscha 1988). Wie die Säuglingskommission arbeitete auch die Kostkinderkommission mit neun ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Für die Jahre 1903 und 1904 berichtet die Allgemeine Zeitung des Judentums:

„Sie [die Kostkinderkommission, B.S.] beaufsichtigte 19 Kinder (darunter 5 uneheliche), die teils in Frankfurt, teils auf dem Lande in Familienpflege untergebracht sind. Jedes Kind wird von der beaufsichtigten [sic!] Dame mindestens viermal im Jahre besucht. Die Kostkinderkommission arbeitet vielfach gemeinsam mit dem Almosenkasten der israelitischen Gemeinde und dem Armenamte, sofern es sich um die Bewilligung der Pflegegelder handelt“ (Anonym. 1905: 3).

Rosa (Goldstein) Fleischer, ohne Jahr (um 1925) – © Credit of Yad Vashem, Hall of Names, Page of Testimony for Rosa Fleischer

Der Leiterin der Kostkinderkommission selbst war die unsichere Existenz eines elternlosen Pflegekindes nur allzu bekannt: Geboren am 21. Januar 1874 in Göppingen (Baden-Württemberg), verlor Rosa Goldstein frühzeitig ihre Eltern sowie drei Geschwister, die „schon als Säuglinge starben“ (Maier-Rubner 2016). Der Vater Martin Goldstein (1847–1928, vgl. Geni), Textilkaufmann und bis 1881 Inhaber eines Herrenbekleidungsgeschäfts in Göppingen, verließ seine Familie und wanderte nach England aus. Ihre Mutter Sofie geb. Fleischer (1851–1888, vgl. Geni) starb unter ungeklärten Umständen in Karlsruhe, als Rosa 14 Jahre jung war. Vermutlich kam sie mit ihren Schwestern Julie, Emilie und Helene bei Verwandten unter. Um auf eigenen Füßen zu stehen, erkämpfte sich Rosa Goldstein einen der begehrten Ausbildungsplätze des Frankfurter Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen. Nach erfolgreichem Abschluss bewährte sie sich in der Privat- und Armenpflege, weshalb ihr der Schwesternverein um 1902 die Leitung der Kostkinderkommission übertrug. Doch schied Rosa Goldstein 1903 oder 1904 nach fast zehnjähriger Pflegetätigkeit wieder aus dem Frankfurter jüdischen Schwesternverein: Sie kehrte nach Göppingen zurück und heiratete im November 1904 ihren (entfernten) Verwandten Leopold „Moritz“ Fleischer (1869–1938, vgl. Geni). Rosa Fleischers neuer Lebensmittelpunkt wurde Cannstatt (heute Bad Cannstadt, Stadtbezirk von Stuttgart, vgl. zur jüdischen Geschichte Alemannia Judaica Bad Cannstadt), wo ihr Ehemann als Prokuristbei der ,Mechanischen Gurten- und Bandweberei Gutmann und Marx‘ angestellt war. In Cannstadt kamen 1906, 1909 und 1918 die drei gemeinsamen Kinder Edgar Siegfried, Sofie Gabriele und Elsbeth Beate zur Welt. Im Ersten Weltkrieg hielt sich Rosa Fleischer möglicherweise für einige Zeit in Frankfurt auf, um ihre früheren Kolleginnen zu unterstützen: So erwähnen zwei Jahresberichte des Frankfurter Vereins für Säuglingsfürsorge eine Schwester „Rosa“ (ohne Angabe des Familiennamens, vgl. Jahresbericht FVfS 1914 u. 1915: 3).

Rosa Fleischers von NS-Verfolgung und schweren Schicksalsschlägen belasteten letzten Lebensjahre führt uns der Göppinger Lokalhistoriker Klaus Maier-Rubner eindrucksvoll vor Augen. Die Familiengeschichte Goldstein/ Fleischer hat er mit Hilfe überlebender Nachkommen rekonstruiert (vgl. ders. 2016 u. 2017): So litt Rosa Fleischer noch zu Lebzeiten ihres Ehemannes Leopold (gest. 1938) an Diabetes, eine Erkrankung, die zu ihrer Erblindung führte. Zwei ihrer inzwischen erwachsenen Kinder, die sie im südamerikanischen Exil sicher glaubte, kamen durch tragische Unfälle ums Leben, nur die mittlere Tochter Sofie Gabriele erlebte in England das Ende des Naziherrschaft. Rosa Fleischer selbst, welche „nach außen hin erstaunlich gefasst blieb, wie mehrere Aussagen bekräftigen“ (Maier-Rubner 2016), wurde am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihr tapferes Leben endete am 12. Dezember 1942 im Lager. Seit dem 25. November 2011 erinnert in Göppingen, Lutherstraße 11, ein ,Stolperstein‘ an Rosa Fleischer.

Anna Ettlinger und Johanna Beermann: Leiterinnen der Säuglings-Milchküche

Zur ersten Leiterin der Säuglings-Milchküche bestimmte der Frankfurter jüdische Schwesternverein 1907 seine bewährte Pflegende Anna Ettlinger (vgl. Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: 60). Ihre biografischen Daten sind bislang nicht geklärt, doch hat Hilde Steppe (1997: 209) recherchiert, dass sie ihre Ausbildung 1894, im gleichen Jahr wie Rosa (Goldstein) Fleischer, abschloss und danach vorwiegend in der Privatpflege arbeitete. Im Zeitraum ihrer Leitungsfunktion in der Säuglings-Milchküche wurde Anna Etttlinger 1910 für ein Jahr Oberin des Genesungsheims der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung zu Oberstedten (Oberursel). Ende 1914 wurde sie pensioniert und von ihren Vorgesetzten mit großem Lob bedacht: „Sie hat dem Verein 20 Jahre sehr gute Dienste geleistet. Besonders verdienstlich hat sie in den letzten acht Jahren die Säuglings-Milchküche geleitet und sich hierbei als außerordentlich tüchtig und pflichttreu bewährt“ (zit. n. Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm: 60).

Anna Ettlingers Nachfolgerin Johanna Beermann arbeitete vermutlich bereits 1913 in der Säuglings-Milchküche mit. Am 27. April 1914 zog sie vom alten Schwesternhaus Königswarterstraße 20 in das im Mai offiziell eröffnete Schwesternhaus Bornheimer Landwehr 85. Ob die Milchküche in das neue Schwesternhaus oder in den benachbarten Neubau des Krankenhauses Gagernstraße wechselte, lässt sich bislang nicht klären. Johanna Beermann – auch: Johanette/ Johannetta/ Janette/ Jeanette Bermann – gehörte wie ihre Oberin Minna Hirsch zu den jüdischen Krankenschwestern der ,ersten Stunde‘ und widmete ihr gesamtes Leben der Pflege. Geboren am 10. Juli 1863 in Wittlich (Rheinland-Pfalz), stammte sie aus der Südeifel. Nach ihrer Ausbildung (1895) am Jüdischen Krankenhaus Köln wurde sie 1896 Mitglied des Frankfurter Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen. Der Schwesternverein setzte sie im Israelitischen Krankenhaus Hamburg, im Israelitischen Spital zu Basel, in der Privat- und Armenpflege sowie zwischen 1910 und 1912 im Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge ein (vgl. Jahresberichte FVfS 1911: 6 u. 1912: 5). Die Säuglings-Milchküche leitete Johanna Beermann im Ersten Weltkrieg unter erschwerten Personalbedingungen: Trotz des hohen Einsatzes in Lazarett und Etappe wurden vom Frankfurter jüdischen Schwesternverein „vor allem die Tätigkeitsfelder in sozialfürsorgerischen Bereichen in Frankfurt die ganze Kriegszeit hindurch aufrecht erhalten, wie die in der Säuglingsmilchküche, im Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge und im Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge“ (Steppe 1997: 218). Zum Vorstand der Säuglings-Milchküche gehörten im Kriegsjahr 1917 als „Kassiererin“ (Schatzmeisterin) Bertha Pappenheim (vgl. Schiebler 1994: 166) und als Vorsitzender der praktische Arzt Dr. Adolf Deutsch (1868–1942, vgl. JüdPflege), Leiter der Poliklinik des jüdischen Krankenhauses Gagernstraße und stellvertretender Vorsitzenden des jüdischen Schwesternvereins. Am 1. November 1920 wurde Johanna Beermann pensioniert, sie nahm ihr Wohnrecht im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus wahr. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, dass sie zwanzig Jahre später, am 19. November 1940, ihren Alterssitz durch die nationalsozialistische Zwangsräumung des Schwesternhauses verlieren würde: Zusammen mit ihren Kolleginnen wurde sie in das Krankenhaus Gagernstraße einquartiert. Angesichts der drohenden Verschleppung in ein Konzentrations- oder Vernichtungslager – ihre ältere Schwester Babette Bermann/ Beermann (geb. 15.10.1859 in Leiwen) und weitere Angehörige waren bereits deportiert worden (vgl. Bühler/ Bühler 1993; siehe auch Alemannia Judaica Wittlich) – nahm sich die 77jährige Johanna Beermann am 23. August 1942 das Leben. Beerdigt wurde sie als „Janette Bermann“ auf dem neueren Jüdischen Friedhof Eckenheimer Landstraße (Diamant 1983: 6).

Grabstein für Janette Bermann (d.i. Johanna Beermann) auf dem Frankfurter Jüdischen Friedhof Eckenheimer Landstraße – © Dr. Birgit Seemann, 2018

Der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge – eine ,Erfolgsstory‘ auch für die jüdische Krankenpflege

Dem von der ,Weiblichen Fürsorge‘ neu eingerichteten ,Ausschuß für Säuglingsfürsorge‘ stellte der Verein für jüdische Krankenpflegerinnen im Herbst 1910 eine Schwester „kostenlos zur Verfügung“ (Steppe 1997: 210). Der Ausschuss gehörte zu den Vorläufern des durch sein vorbildliches Wirken später auch überregional bekannten Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge (vgl. Rosenhaupt 1912; Thomann-Honscha 1988). Am 8. Dezember 1910 gründete er sich als eine überkonfessionelle Vereinigung vieler Einzelpersonen und Institutionen. Seine Errichtung verdankte er primär jüdischen Mitgliedern des Frankfurter Ärztlichen Vereins, allen voran dem Kinderarzt Dr. Heinrich Rosenhaupt (1877–1944, vgl. Kallmorgen 1936: 388; DGKJ Datenbank) in Kooperation mit dem bereits erwähnten Dr. Adolf Deutsch sowie dem Sozialmediziner und Kommunalpolitiker Dr. Wilhelm Hanauer (1866–1940, vgl. Daub 2015; Elsner 2017). Zwei der drei weiblichen Kollegen in den am 1. Januar 1911 eröffneten neun Beratungsstellen des Verbands – namentlich Dr. Käthe Neumark (1871–1939, vgl. Seidler 2007; Ärztinnen im Kaiserreich 2015, DGJK Datenbank), vor ihrem Medizinstudium selbst Krankenschwester des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins, und Dr. Paula Philippson (1874–1949, vgl. ebd.) – waren ebenfalls jüdisch, die dritte, Dr. Käthe Kehr (1874–1926, vgl. Ärztinnen im Kaiserreich 2015), evangelisch. Um auch hilfsbedürftige Mütter und ihre Säuglinge zu unterstützen, die das Beratungsangebot nicht erreichte, wurden in den Stadt- und Armenbezirken (vgl. für den heutigen Stadtteil ,Gallus‘ Roos 2017) jüdische, katholische und evangelische Krankenschwestern eingesetzt. Der im Vergleich zu den anderen konfessionellen Schwesternvereinigungen personell weitaus geringer ausgestattete Verein für jüdische Krankenpflegerinnen stellte dabei bereits im ersten Berichtsjahr drei Schwestern zur Verfügung, der Verein vom Roten Kreuz sowie der Vaterländische Frauenverein jeweils zwei Schwestern (vgl. Jahresbericht FVfS 1911: 6. Dank der intensiven Beratungs- und Rettungsarbeit des Verbands für Säuglingsfürsorge sank der statistische Anteil der in ihren ersten Lebenswochen verstorbenen Säuglinge (von 100 in Frankfurt am Main Geborenen) im Zeitraum 1911–1914 von 14,5 Prozent (1901–1910) auf 10,6 Prozent, im Jahr 1923, nach einem traurigen Wiederanstieg als Folge des Ersten Weltkriegs, dann erstmals unter 10 Prozent (vgl. ISG Ffm: Thomann-Honscha 1988: 83). Seit 1922 koordinierte das Frankfurter Stadtgesundheitsamt die offene Säuglingsfürsorge, der Verband für Säuglingsfürsorge erhielt den Status als „ausführendes Organ der Stadt“ (zit. n. Steppe 1997: 259). 1925 übernahm die Stadt Frankfurt den Verband (ebd.: 127); seine zuletzt 15 Beratungsstellen (Angabe nach Daub 2015: 78) gehörten fortan zum Aufgabengebiet des Stadtgesundheitsamtes.

Betty Schlesinger (frühere Oberin des Israelitischen Spitals zu Basel)

Der erste Jahresbericht (FVfS 1911: 6) des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge erwähnt für 1910/11 als erste für den Verband tätige jüdische Schwestern „Betty, Doris, Johanna (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen)“. Obgleich in früheren Publikationen Pflegekräfte zumeist ohne ihren Familiennamen genannt wurden, was die biografische Spurensuche nicht eben erleichtert, konnten (außer der bereits im ersten Teil vorgestellten Johanna Beermann) auch Betty Schlesinger und Doris Unger (Kap. 4.3) recherchiert werden. Betty Schlesinger, geboren am 8. Oktober 1866 in Pforzheim (Baden-Württemberg), gehörte zu den ersten jüdischen Krankenschwestern im Kaiserreich. Sie wurde bereits 1893, im Gründungsjahr des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins, ausgebildet und arbeitete danach vorwiegend in der Privatpflege. Zu ihrem 10jährigen Dienstjubiläum erhielt sie 1903 die ,Goldene Brosche‘ des Schwesternvereins. In dessen Auftrag ging sie 1907 in die Schweiz und baute als Oberin die Krankenpflege des ein Jahr zuvor eröffneten Israelitischen Spitals zu Basel auf. 1908 kehrte sie nach Frankfurt zurück und betreute 1910/11 für den Verband für Säuglingsfürsorge drei Stadtbezirke (vgl. Steppe 1997: 258). 1912 schied sie vermutlich aus familiären Gründen aus dem Schwesternverein, beteiligte sich aber im Ersten Weltkrieg Seite an Seite mit ihren früheren Kolleginnen an der Verwundetenpflege im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus (Vereinslazarett 27) (ebd.: 225). Zuletzt wohnte Betty Schlesinger, die unverheiratet blieb, zusammen mit Ida Schlesinger (1875–1940) – Betty Schlesingers Familiengeschichte bleibt noch zu erforschen, so ist bislang ungeklärt, ob Ida Schlesinger ihre Schwester oder ihre Schwägerin war – in Pforzheim, Calwerstraße 53 (vgl. Brändle 1985: 105, 194; siehe auch Alemannia Judaica Pforzheim; Stadt Pforzheim Gedenkseite). Beide Frauen wurden am 22. Oktober 1940 durch die nach den beiden NS-Gauleitern und Haupttätern benannte ,Wagner-Bürckel-Aktion‘ in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Betty Schlesinger wurde in der Shoah ermordet – die Umstände sind nicht bekannt.

Babette Zucker (spätere stellvertretende Oberin des Israelitischen Altenheims zu Aachen)

Babette Zucker stammte wie Betty Schlesinger und Rosa (Goldstein) Fleischer aus dem heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Geboren wurde sie am 11. Juni 1881 als Tochter des Handelsmanns Männlein (Max) Zucker (geb. 1851) und der Näherin Kela (Karoline) geb. Neumann (geb. 1856) im badisch-fränkischen Külsheim (Main-Tauber-Kreis). Das elterliche Wohn- und Geschäftshaus, in dem Babette Zucker mit vielen Geschwistern aufwuchs, ist auf einer Erinnerungswebsite über die jüdische Gemeinde Külsheim abgebildet (vgl. Spengler 2013 sowie ders. 2011; siehe auch Alemannia Judaica Külsheim). Aus dem Örtchen Külsheim zog die junge Frau in die Frankfurter Metropole und absolvierte 1909 ihre Pflegeausbildung im angesehenen Verein für jüdische Krankenpflegerinnen (vgl. Steppe 1997: 229; siehe auch Jahresbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1910: 5; Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm: 64). Im Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge setzte sie der jüdische Schwesternverein laut Jahresberichten während des gesamten Ersten Weltkriegs ein (vgl. FVfS 1914 u. 1915: 7; FVfS 1916, 1917, 1918: 9). 1919 unterstützte Babette Zucker im Auftrag des Schwesternvereins ihre Frankfurter Kollegin Sophie Meyer (1865–1940, vgl. JüdPflege, Rubrik ,Recherche‘) als stellvertretende Oberin des Israelitischen Altenheims Aachen. Danach verliert sich ihre biografische Spur.

Doris und Else Unger (spätere Oberschwestern am Krankenhaus der  Frankfurter Israelitischen Gemeinde)

Im Jahr 1908 beendete mit Doris (Lebensdaten unbekannt) und Else Unger (geb. 03.06.1880, Sterbedatum unbekannt) ein Schwesternpaar aus dem damals ostpreußischen Schildberg/ Posen erfolgreich die Ausbildung im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen, darauf folgte für beide der Einsatz in der Privatpflege (vgl. Steppe 1997: 229; siehe auch Jahresbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1909: 5; Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: 62, 64). Im Auftrag des Schwesternvereins arbeitete Doris Unger von 1910/11 bis 1913 (vgl. Jahresberichte FVfS 1911: 6; FVfS 1912: 5; FVfS 1913: 3) im Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge – gemeinsam mit Johanna Beermann, Betty Schlesinger sowie Clara (Claire) Simon (Lebensdaten unbekannt, vgl. JüdPflege), der späteren Oberin des
Krankenhauses der Israelitischen Krankenkassen in der Rechneigrabenstraße. Im Ersten Weltkrieg übernahmen die Unger-Schwestern Leitungsfunktionen in der Pflege des jüdischen Krankenhauses Gagernstraße: Doris Unger als Oberschwester der Chirurgischen Abteilung, Else Unger nach ihrem Dienst im Lazarett des Krankenhauses sowie im Lazarettzug P.I als Oberschwester der Poliklinik. Vermutlich arbeiteten beide Schwestern seit 1919 in der Säuglingspflege, doch ist nur Else Unger im Jahresbericht des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge namentlich erwähnt (vgl. FVfS 1919: 10), zusammen mit Ida Holz (1875–1942) und der Röntgenschwester Blanka Heymann [Blanca Heimann] (Lebensdaten unbekannt, 1899 ausgebildet). Während zu Doris Ungers weiterem Lebensweg keine Informationen vorliegen, ist Else Ungers Abmeldung am 23. März 1933 aus dem Frankfurter jüdischen Schwesternhaus, in dem sie seit dem 27. April 1914 fast zwei Jahrzehnte lang gelebt hatte, dokumentiert. Sie zog nach Berlin, kehrte am 2. Februar 1939 noch einmal in das Schwesternhaus zurück, verließ es dann aber am 1. November 1940 – möglicherweise wegen der NS-Verfolgung – wieder in Richtung Berlin (ISG Ffm: HB 655, Bll. 29, 60; siehe auch HHStAW 518/ 67483).

Dina Wolf (spätere Oberin des Jüdischen Krankenhauses zu Köln)

Auch Dina Wolf (geb. 05.06.1876) kam aus einem Dorf – Krudenburg (auch: Crudenburg), heute Ortsteil der Gemeinde Hünxe im Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen – nach Frankfurt am Main. Dort absolvierte sie 1904 ihre Ausbildung im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen und arbeitete danach in der Privatpflege, im Frankfurter jüdischen Krankenhaus Gagernstraße sowie im Israelischen Krankenhaus Hamburg. Im Ersten Weltkrieg organisierte sie als Oberschwester die Pflege in der Inneren Abteilung des Krankenhauses Gagernstraße, ihre Nachfolgerin in dieser Funktion wurde 1919 die aus Straßburg zurückgekehrte Oberin Julie Glaser. Dina Wolf ist in der Zeitschrift des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge nicht namentlich aufgeführt, soll aber seit 1919 in diesem Aufgabengebiet tätig gewesen sein (vgl. Steppe 1997: 228; siehe auch Jahresbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1905: 4; Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: 62). Später ging sie nach Köln und bekleidete dort vermutlich von 1924 bis 1932 das Amt der Oberin des jüdischen Krankenhauses (vgl. Becker-Jákli 2004: 234, 297, 412). Die Machtübergabe 1933 an die Nationalsozialisten zwang Dina Wolf zur Flucht nach Amsterdam. Von dort wurde sie am 28. September 1942 zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Willy Wolf (geb. 1882), ihrer Schwägerin Bettina Wolf-Oppenheimer (geb. 1888) und ihrer Nichte Charlotte Wolf (geb. 1922) in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert (vgl. Joods Monument: https://www.joodsmonument.nl/en/page/157246/dina-wolf; siehe auch Gedenkbuch BAK; Yad Vashem Datenbank [12.08.2020]).

„… die keinen Menschen hatten, der sich ihrer annahm“ – Frieda Amram und das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.

Oberin Frieda Amram mit einem Schützling, Frankfurter Kinderhaus der ,Weiblichen Fürsorge‘, um 1939 – Nachweis: Aus dem Poesiealbum von Inge Grünewald (Ines Ariel), Bl. 32R, in: Volker Mahnkopp, Dokumentation zu vom NS-Staat verfolgten Personen im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e. V. Hans-Thoma-Straße 24. Frankfurt a.M., Stand: 01.09.2020, https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de [01.11.2021]
Kehren wir zurück zu Oberin Frieda Amram und dem 1911 gegründeten ,Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.‘ im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, anfangs Schulstraße 7 (vgl. zur Geschichte umfassend Mahnkopp 2020). Dank einer Großspende der Kaufmannswitwe Bertha (Berta) Schwarzschild (geb. 1850) eröffnete die ,Weibliche Fürsorge‘ am 23. März 1919 ein eigenes Haus in der Hans-Thoma-Straße 24 mit 50 dringend benötigten Plätzen für Kinder vom Säuglingsalter bis zum sechsten Lebensjahr:

„Zweck des Kinderhauses war es, bedürftigen isrealitischen [sic!] Kindern unentgeltlich oder gegen mäßiges Entgelt Obhut, Verpflegung und Unterweisung zu gewähren. Aufgenommen wurden Waisenkinder, Kinder[,] die durch mißliche Wohnungsverhältnisse nicht im Elternhause bleiben konnten, uneheliche Kinder und solche, die keinen Menschen hatten, der sich ihrer annahm“ (Schiebler 1994: 163).

Neben dem geregelten Alltagsablauf legte das Kinderhaus ganz im Sinne von Bertha Pappenheim großen Wert auf eine jüdische Erziehung, Bildung und Gemeinschaft und bot zudem einen geschützten Raum vor Antisemitismus. Im Jahr 1932 hob der Trägerverein ,Weibliche Fürsorge‘ die Altersbeschränkung auf sechs Jahre trotz des drohenden Verlustes öffentlicher Pflegegelder auf: Zuvor mussten die kleinen Bewohner/innen das Kinderhaus bei Eintritt in das Schulalter verlassen und wurden mangels jüdischer Pflegestellen vom Frankfurter Jugendamt nichtjüdischen Einrichtungen zugewiesen (vgl. Mahnkopp 2020: 7). Erstmals richtete das Kinderhaus eine Gruppe für 6-14jährige Mädchen ein, welche das Philanthropin, die Samson-Raphael-Hirsch-Realschule oder auch die Synagoge der neo-orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft in der Friedberger Anlage besuchten. 1942, zehn Jahre später, führten die nationalsozialistischen Zwangsschließungen der Frankfurter Israelitischen Waisenanstalt im Röderbergweg und des Heims des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg erstmals zur Aufnahme von 6–14jährige Jungen, so dass die Zahl der Bewohner/innen zeitweise auf 70 Kinder anstieg. Am 15. September 1942 trafen die menschenfeindlichen Räumungen von Gestapo und NS-Behörden auch das Kinderhaus: Zusammen mit ihren Betreuerinnen und weiterem Personal wurden die Mädchen und Jungen – darunter Kleinkinder! – in das KZ Theresienstadt deportiert: „Von den am 11.09.1942 im Kinderhaus lebenden 74 Personen erlebten elf Minderjährige sowie eine Erwachsene das Ende des Zweiten Weltkrieges“ (ebd: 3, siehe auch S. 17). Jahrzehntelang wurde die Existenz dieser wichtigen Institution der Frankfurter jüdischen Kinder- und Säuglingspflege und -fürsorge vergessen und ,verdrängt‘. Reichhaltige Informationen mit geretteten seltenen Dokumenten und Fotografien zu der Geschichte des Kinderhauses und seiner Biografien bietet dank der engagierten Recherche des Frankfurter Pfarrers Volker Mahnkopp – unterstützt von überlebenden ehemaligen Heimkindern und ihren Angehörigen – inzwischen die Website https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de (vgl. Frankfurter Kinderhaus [01.11.2021]).

Für das Kinderhaus der ,Weiblichen Fürsorge‘ erwies sich Oberin Frieda Amram als ein Glücksfall: Drei Jahrzehnte lang leitete sie das Heim mit großer Kompetenz, Belastbarkeit und Warmherzigkeit für ihre aus schwierigen sozialen Verhältnissen geretteten Schützlinge. Am 6. Oktober 1885 wurde sie als Tochter des Lehrers Wolf Amram (1854–1909, vgl. Geni) und seiner Ehefrau Julie geb. Lomnitz (1857–1942) im nordhessischen Zwesten (heute der Kurort Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis) geboren (vgl. zu Biografie und Werdegang Lutz-Saal 2017; Mahnkopp 2020; JüdPflege; siehe auch Steppe 1997: 228, 259). Der Frankfurter Verein für jüdische Krankenpflegerinnen bildete sie im Jahr 1905 aus. Danach bewährte sie sich im Auftrag des Schwesternvereins in der Privatpflege, im Israelitischen Krankenhaus Hamburg und in der Krankenpflege für die jüdische Gemeinde zu Heilbronn (Baden-Württemberg), einer Außenstelle des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins. Den Dienst als leitende Oberschwester des Kinderhauses trat Frieda Amram vermutlich 1912 an – lediglich unterbrochen durch einen Pflegeeinsatz „im Felde“ (Steppe 1997: 228) während des Ersten Weltkriegs. Möglicherweise half in dieser Zeit ihre jüngere Schwester Goldine Hirschberg (1894–[1944]) in der Heimleitung aus.

Von den ebenfalls im Frankfurter jüdischen Schwesternverein ausgebildeten Mitarbeiterinnen in Oberin Amrams Team konnte Fanny Schragenheim namentlich recherchiert werden (vgl. JüdPflege; Geni; Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: 57, 64; Steppe 1997: 229, 230): Nach bisherigem Wissensstand (vgl. Geni) wurde sie am 1. März 1891 als Tochter von Elise Esther geb. Gotthelf (1860–1937) und Samuel Schragenheim (1855–1935), Bankier und Ziegeleibesitzer, in Verden a.d. Aller (Niedersachsen) geboren; die 1908 ebenfalls im Schwesternverein ausgebildete Sara (Sitta, Sita) Schragenheim (1888–1957) war ihre Schwester. Fanny Schragenheim arbeitete nach ihrer Ausbildung (1914) in der Privatpflege und im jüdischen Krankenhaus Gagernstraße. Seit 1919 tat sie Dienst als Schwester im Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge. Später emigrierte sie – vermutlich unter der NS-Verfolgung – nach Amerika, wo sie im November 1984 mit 93 Jahren in Encino, einem Stadtteil von Los Angeles in Kalifornien, verstarb.

Stellvertretend für die vermutlich nicht im Frankfurter jüdischen Schwesternverein ausgebildeten Säuglingspflegerinnen im Kinderhaus sei Paula Adelsheimer genannt: Sie wurde am 3. September 1914 als Tochter von Ida geb. Götz (1878 – Sterbedatum unbekannt) und des Kaufmanns Leopold Adelsheimer (1874–1940) in Göppingen (Baden-Württemberg) geboren. Sara Adelsheimer (1877 – um 1965), in den 1920er Jahren die Oberin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins, war ihre Tante. Als Säuglingskrankenschwester im Kinderhaus arbeitete Paula Adelsheimer um 1939. Später zog sie nach Stuttgart und wurde von dort am 22. August 1942 nach Theresienstadt und danach am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert (vgl. JüdPflege; Geni; Mahnkopp 2020; Alemannia Judaica Jebenhausen; Theresienstadt Opferdatenbank [12.08.2020]). Erinnert sei auch an Luise Löwenfels (geb. 05.07.1915 in Trabelsdorf, heute Ortsteil der Gemeinde Lisberg, Landkreis Bamberg, Bundesland Bayern) und ihren recht ungewöhnlichen Werdegang: Aus einer frommen oberfränkisch-jüdischen Viehhändler-und Metzgerfamilie stammend, wurde sie später bekannt als die katholische Ordensschwester Maria Aloysia (vgl. Haas/ Humpert 2015; Humpert/ Ramb 2019; Lehnen 2019; Alemannia Judaica Trabelsdorf; JüdPflege; siehe auch Eintrag bei Wikipedia [12.08.2020]). Die ausgebildete Kindergärtnerin arbeitete 1935 für einige Monate im Kinderhaus und konvertierte danach noch im gleichen Jahr im Kloster der Armen Dienstmägde Jesu Christi (Dernbacher Schwestern) zum Katholizismus. Die Taufe konnte sie ebenso wenig vor der rassistisch-antisemitischen NS-Verfolgung bewahren wie ihre vormaligen jüdischen Glaubensgenossen und -genossinnen: Sie flüchtete in die Niederlande, wurde aber nach der nationalsozialistischen Besetzung gleich der jüdisch geborenen Philosophin und katholischen Nonne Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) nach Auschwitz deportiert und vermutlich am 9. August 1942 ermordet. Seit 2007 trägt in ihrem zeitweiligen früheren Wohnort Ingolstadt eine Straße ihren Geburtsnamen Luise Löwenfels. Weitere Ehrungen erfuhr Schwester Aloysia posthum durch die Aufnahme als Glaubenszeugin in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts und die Eröffnung eines kirchlichen Seligsprechungsverfahrens.

Letzte Schwester im Kinderhaus war Bertha (Berta, Berti, Betty) Heilbrunn, geboren am 27. Mai 1918 in Borken (Hessen), nach anderen Quellen (Geni) in Wichmannshausen (heute Stadtteil von Sontra), woher vermutlich beide Eltern – Selma geb. Rosenbusch (geb. 1885) und Siegmund Heilbrunn (geb. 1877) – stammten. Vor ihrem um 1938 angetretenen Dienst im Kinderhaus hatte Bertha Heilbrunn vermutlich eine kurze Pflegeausbildung absolviert – ob im Frankfurter jüdischen Schwesternverein, ist bislang ungeklärt. Mit der Oberin des Kinderhauses war „Schwester Berti“ gut bekannt, hatten doch ihre Mutter Selma und Frieda Amram im nordhessischen Borken die gleiche Schule besucht. Zuletzt versorgte Bertha Heilbrunn etwa 15 Kinder, die dem Transport der Bewohner/innen des Kinderhauses am 15. September 1942 nach Theresienstadt nicht zugeteilt worden waren, bevor sie selbst am 24. September 1942 nach Raasiku bei Reval (heute: Tallinn, Estland) deportiert wurde. Im August 1944 traf die junge Frau im KZ Stutthof bei Danzig ein und wurde dort sehr wahrscheinlich ermordet (vgl. Mahnkopp 2020; Geni; zur Herkunftsfamilie Heilbrunn (auch: Heilbronn): Alemannia Judaica Sontra [12.08.2020]).

Für das Kinderhaus war es ein großer Schock, als die Gestapo Oberin Frieda Amram am 25. Juli 1942 verhaftete und in das Frauen-KZ Ravensbrück deportierte; in den Ravensbrücker Archivakten hat die Historikerin Petra Betzien (Düsseldorf) den Eintrag: „politische Jüdin“ recherchiert (Mitteilung an die Autorin). Bereits im Oktober 1942 wurde Frieda Amram einem Todestransport nach Auschwitz zugeteilt. Weitere Informationen verdanken wir ihrem Neffen Jechiel Hirschberg: „1942 wurde Frieda Amram beschuldigt, Essen für die Kinder gehamstert zu haben. Wurde verhaftet und [war] verschollen“ (zit. n. Beykirch 2006: 126 (Fußnote 262). Für ihre Schützlinge im Kinderhaus tat die „Obeli“ alles.

„Stolpersteine“ für Frieda Amram, ihre Mutter Julie Amram, ihre Schwester Goldine Hirschberg (letzte kommissarische Leiterin des Kinderhauses) und ihren Schwager, dem Lehrer Seligmann Hirschberg, am Standort des ehemaligen Kinderhauses der ,Weiblichen Fürsorge‘ in Frankfurt am Main, Hans-Thoma-Straße 24 – © Dr. Edgar Bönisch, 2018

In den 1970er Jahren besuchte die Autorin vorliegenden Artikels ein Gymnasium gegenüber dem früheren jüdischen Kinderheim, ohne je von dessen Existenz zu erfahren. Am 26. April 2017 wurde dank Pfarrer Mahnkopps Bemühungen feierlich ein Mahnmal an der Hans-Thoma-Straße 24 eröffnet – dem eindrucksvollen Gedenkort ,Platz der vergessenen Kinder‘ sind weiterhin viele große und kleine Besucherinnen und Besucher zu wünschen.

Fotografie vom „Dreidel“-Denkmal für das Kinderhaus der ,Weiblichen Fürsorge‘ am ,Platz der vergessenen Kinder‘, Hans-Thoma-Straße (Künstlerin: Filippa Pettersson) – © Dr. Edgar Bönisch, 2018

Über das in Frankfurt einzigartige Mahnmal informiert eine Gedenktafel: „Die Skulptur ist angelehnt an die Form eines Dreidels. Das Spiel mit dem Dreidel ist ein traditionsreiches Kinderspiel zum achttägigen Lichterfest Chanukka. Der Dreidel ist ein kleiner Kreis mit vier Seiten, auf denen im Original jeweils ein hebräischer Buchstabe zu sehen ist.“

Im Frankfurter Stadtteil Kalbach gibt es zudem inzwischen einen ,Frida-Amram-Weg‘, doch bleibt die Sozialgeschichte der jüdischen Kinder- und Säuglingspflege in Frankfurt am Main wie auch in anderen Städten und Regionen weiter zu erforschen. Für wichtige Hinweise und Anregungen zu diesem Beitrag dankt die Autorin Dr. Petra Betzien, Dr. Bettina Blessing, Martina Hartmann-Menz M.A., Eduard Kaesling, Dr. Monica Kingreen (†), Pfarrer Volker Mahnkopp und Prof. Dr. Gudrun Maierhof, ebenso Dr. Edgar Bönisch für seine schönen Fotografien vom ,Platz der vergessenen Kinder‘.

Birgit Seemann, Stand November 2021

Quellen- und Literaturverzeichnis

Unveröffentlichte Quellen

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Bestand 518 Nr. 53055: Sara Adelsheimer (Oberin und Tante von Paula Adelsheimer): Fallakte (Entschädigungsakte)
Bestand 518 Nr. 67483: Else Unger: Fallakte (Entschädigungsakte)
ISG Ffm: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main
HB 655: Hausstandsbuch Bornheimer Landwehr 85 (Jüdisches Schwesternhaus, Frankfurt a.M.), Sign. 655
HB 686: Hausstandsbuch Gagernstraße 36 (Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt a.M.), Teil 1, Sign. 686
Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge: Sign. S 3/ P6056
Wohlfahrtsamt: Magistrat, Jugend-Amt Frankfurt am Main, Sign. 1.134: Ausbildung von Lehrschwestern [im Kinderheim Böttgerstraße, Laufzeit 1921–1928]
Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahre 1914, Diss. med. Univ. Frankfurt a.M. (gedr. Ms.) Sign.. S 6a/411

Periodika

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Rechenschaftsbericht Jüdischer Schwesternverein Ffm 1920: Verein für jüdische
Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main: Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919. (Einundzwanzigster bis sechsundzwanzigster Jahresbericht). Frankfurt a.M.
UB JCS Ffm: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a.M.
Jahresberichte FVfS: Jahresberichte des Frankfurter Verbandes für Säuglingsfürsorge, 1911–1921

Sekundärliteratur

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Online-Datenbanken und Links

(zuletzt aufgerufen am 12.08.2020)

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Ärztinnen im Kaiserreich: Ärztinnen im Kaisereich. Hg.: Charité – Universitätsmedizin Berlin, CC1 Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Geschichte der Medizin, Berlin. Red.: Jutta Buchin, 2015, Online-Datenbank: https://geschichte.charite.de/aeik/
DGKJ Datenbank: Jüdische Kinderärztinnen und -ärzte 1933–1945. Hg.: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Berlin. Red.: Vera Seehausen, Online-Datenbank: https://www.dgkj.de/die-gesellschaft/geschichte/juedische-kinderaerztinnen-und-aerzte-1933-1945
Frankfurter Kinderhaus: Platz der vergessenen Kinder. Das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V., Frankfurt a.M., https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de
Gedenkbuch BAK: Bundesarchiv Koblenz: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Website: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Gedenkbuch JB Neu-Isenburg: Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907–1942). Hg.: Stadt Neu-Isenburg. Red.: Heidi Fogel, Website: https://gedenkbuch.neuisenburg.de
Geni: Geni – A MyHeritage company [genealogische Website mit noch weiter zu prüfenden Angaben], https://www.geni.com/
Joods Monument: Joods Monument [Online-Datenbank für aus den Niederlanden deportierte Shoah-Opfer]. Hg.: Joods cultureel kwartier, https://www.joodsmonument.nl
JüdPflege: Jüdische Pflegegeschichte – Biographien und Institutionen in Frankfurt Main. Forschungsprojekt an der Frankfurt University of Applied Sciences, https://www.juedischepflegegeschichte.de
Stadt Pforzheim Gedenkseite: Stadt Pforzheim: Gedenkseite an ehemalige jüdische Mitbürger/innen. Dokumentation der zwischen 1919 und 1945 in Pforzheim geborenen bzw. ansässigen jüdischen Bürgerinnen und Bürger und deren Schicksale, https://www.pforzheim.de/stadt/stadtgeschichte/gedenken-friedenskultur/juedische-buerger.html
Theresienstadt Opferdatenbank: Online-Opferdatenbank (Lager Theresienstadt). Hg.: Institut Terezínské iniciativy – Institut der Theresienstädter Initiative , Prag [u.a.], https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank
Yad Vashem Datenbank: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Website: https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Wikipedia: Kinderkrankenpflege: https://de.wikipedia.org/wiki/Kinderkrankenpflege