Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Friedrich (Fritz) Ludwig Gans (von)

Geboren am 15.11.1833 in Frankfurt am Main

Gestorben am 12.07.1920 in Frankfurt am Main

Begräbnisstätte Hauptfriedhof Frankfurt am Main

Nationalität deutsch

Religion jüdisch, 1895 ev. getauft

Geburtsdatum

Der Vater des Frankfurter Unternehmers und Stifters Fritz Gans war der Sohn von Ludwig Ahron Gans (1793 Celle - 1871 Frankfurt am Main). Seine Mutter Rosette Gans geb. Goldschmidt (1805 Frankfurt am Main - 1868 Frankfurt am Main) war die Pflegetochter und Nichte des kinderlos gebliebenen Unternehmensgründers Leopold Cassella (geb. 1766 als David Löb Cassel).


Berufliche Stationen

1848 trat Fritz Gans als Lehrling in das Frankfurter Unternehmen seines Vaters Ludwig Ahron Gans, der Farbengroßhandlung Leopold Cassella (später Cassella AG), ein. U.a. mit seinem Bruder, dem Chemiker Leo Gans, legte er mit der "Frankfurter Anilinfarbenfabrik von Gans und Leonhardt" einen Grundstein für den Chemiekonzern Höchst AG. Die Familie Gans 1350-1963, S. 145


Eheschließung

Auguste Gans

Fritz Gans und Auguste Ettling heirateten im Jahre 1862. Das Paar bekam drei Kinder: Adela (1863-1932, verh. Wetzlar, später verh. Coit), Paul (1866-1915) und Ludwig (1869-1946).



Taufe

Auguste Gans

Im Januar 1895 konvertierten Auguste und Fritz Gans 1895 gemeinsam zum Protestantismus. Damit entsprachen sie dem Wunsch ihrer längst getauften Söhne Paul und Ludwig, die sich eine bessere Integration in das christlich geprägte Bürgertum erhofften. Ein weiteres Faktum war gewiss der Schutz vor Antisemitismus. Auch die ebenfalls evangelische Tochter Adela hatte sich von ihrer jüdischen Herkunft entfernt. Sie trat als Taufpatin ihrer Eltern auf.

Die Familie Gans 1350-1963, S. 157, S. 291



Wohnhaus der Familie Friedrich (Fritz) Ludwig Gans

Taunusanlage 15 Frankfurt am Main
Das Wohnhaus in der Taunusanlage 15 erbaute 1848 Julius Goldschmidt-Landau, ein Verwandter von Fritz Gans. 1899 erwarb Fritz Gans die Liegenschaft. Auf dem Gelände befinden sich heute die Doppeltürme der Deutschen Bank. Die Familie Gans 1350-1963, S. 161


Stifter

Kinderklinik mit Säuglingsheim („Böttgerheim“)
1902 stiftete der im Sozial- und Gesundheitswesen vielfach engagierte Mäzen Fritz Gans - u.a. spendete er im Ersten Weltkrieg für Lazarette - die Kinderklinik in der Böttgerstraße. Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 61


Schenkung von Haus und Grundstück für den Kinderheim e.V.

1904 schenkten Auguste und Fritz Gans dem Kinderheim e.V. Haus und Grundstück als Grundlage für das Kinderkrankenhaus in der Boettgerstraße 20-22.


Friedrich (Fritz) Ludwig Gans

Porträt Die Familie Gans 1350-1963, S. 149 © Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, in: Angela von Gans, Die Familie Gans 1350-1963, Ubstadt-Weiher 2006, S. 149


Stifter

Fritz und Auguste Gans’sche Stiftung
Die Stiftung führte der 1909 verwitwete Fritz Gans als Vermächtnis seiner Frau Auguste weiter.


Gemäldegalerie von Fritz Gans in der Taunusanlage 15

Gemäldegalerie des Kunstsammlers Fritz Gans © Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main


Nobilitierung

Am 11. März 1912 (Nobilitierungsordre) erhob Kaiser Wilhelm II. den Frankfurter Wirtschaftspionier und Mäzen Fritz Gans in den erblichen Adelsstand. In ihrer Familienbiographie vermutete Angela von Gans, dass sich ihr Urgroßvater durch die Nobilitierung auch Schutz für seine Angehörigen und Nachkommen vor antisemitischen Angriffen erhoffte.


Todestag

Als Sterbeort ihres Urgroßvaters gibt Angela von Gans Frankfurt am Main an. Die Familie Gans 1350-1963, S. 443


Ehemaliges Wohnhaus der Familie Fritz Gans

Taunusanlage 15 Frankfurt am Main
Taunusanlage 15, Frankfurt am Main, Staßenansicht des Wohnhauses von Fritz Gans © Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt am Main


Begräbnisort

Hauptfriedhof Frankfurt am Main


Grabstätte

Mausoleum Gans
Weitere Informationen sowie Abbildungen: www.frankfurter-hauptfriedhof.de/mausgans01.htm Die Familie Gans 1350-1963, S. 176-180


Jüdische Wohltätigkeit (Zedaka)

Kinderklinik mit Säuglingsheim („Böttgerheim“)
Der Einsatz des jüdischen Stifterpaares Auguste und Fritz Gans für soziale und Pflegeeinrichtungen lag in der jüdisch-religiösen Verpflichtung zur Wohltätigkeit und sozialen Gerechtigkeit begründet. Reiche hatten für Arme zu sorgen, was nicht nur auf die eigene Konfession beschränkt blieb. Auf dieser Motivation beruhte auch das vorbildliche Fürsorgeprogramm der Firma Cassella für ihre Belegschaft. Über ihren 1895 aus Familienloyalität zum Christentum konvertierten Urgroßvater schrieb Angela von Gans: "Fritz hatte in seinen Jugendjahren noch das altehrwürdige jüdische traditionelle Leben in der Frankfurter Judengasse kennen gelernt, das ihn zumindest in Erinnerungen bis zum Jahre 1871 begleitete, dem Jahr, in dem sein aus dem jüdischen Celle zugereister Vater Ludwig Ahron [Gans] verstarb." Die Familie Gans 1350-1963, S. 204


Literatur zu Fritz Gans

Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main


Literatur zu Fritz Gans

Gans, Angela von; Monika Groening: Die Familie Gans 1350-1963


Sig 6083