Ein Beitrag von Edgar Bönisch, 2024
Im erfolgreichen Kampf gegen die Säuglings- und Kindersterblichkeit wirkten viele Maßnahmen und Einrichtungen zusammen: Die Errichtung von Kinderkliniken und Kinderkrankenhäusern, die Entwicklung der Lehre und Forschung an den Hochschulen, die Ausbildung von Kinderärzten und Kinderkrankenschwestern, der Unterricht von Hebammen, Frauen und Mädchen in der Säuglingspflege, die Einrichtung der Säuglingsfürsorgestellen (Mütterberatungen), Säuglings-, Kinder- und Durchgangsheimen, Kindertagesstätten (Krippen für Säuglinge und Krabbelkinder), Kindergärten für Kleinkinder, Horte für Schulkinder und Tagesheime, soziale Fürsorge für die Schwangeren, für die Mütter im Wochenbett und während der Stillzeit durch die Sozialversicherung (Wochengeld, Stillgeld), Einrichtungen der Berufsvormundschaft, gesetzliche Regelung des Pflegekinderwesens (Reichsgesetz für Jungendwohlfahrt vom 9. Juli 1922) und des Kinderschutzes vom 30. März 1903, staatliche Aufsicht über die Seuchenabwehr, Impfungen, Tuberkulosefürsorge und Milchhygiene.
Albrecht Peiper (Peiper 1965: 298)
Einführung
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in heißt heute der Beruf, um dessen Geschichte es hier geht. Die Bundesagentur für Arbeit definiert:
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen betreuen und versorgen kranke und pflegebedürftige Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Sie führen ärztlich veranlasste Maßnahmen aus, assistieren bei Untersuchungen und Behandlungen, dokumentieren Patientendaten und wirken bei der Qualitätssicherung mit.
Bundesagentur für Arbeit
Die Ausbildung wird an Pflegeschulen vermittelt, dauert 3 Jahre und wird mit einer staatlichen Prüfung abgeschlossen. Die ersten beiden Jahre entsprechen der Ausbildung zum Pflegefachmann/-frau und spezialisiert sich im letzten Jahr auf die Pflege von Kindern. Eine Ausbildung im Rahmen eines Hochschulstudiums ist möglich (vgl. Bundesagentur für Arbeit).
Im Lauf der Herausbildung der verschiedenen Berufsbilder in der Säuglings- und Kinderpflege sind die Übergänge oft fließend. Entsprechend benutze ich im Text den von Birgit Seemann vorgeschlagenen Oberbegriff der Kinder- und Säuglingspflege (vgl. Seemann 2021). In der Literatur werden dabei meist Kinder bis zum Ende des ersten Lebensjahres als Säuglinge bezeichnet (vgl. Säuglingsdefinition). Zunächst folgen Informationen zum gesellschaftspolitischen Kontext.
Gesellschaftspolitische Situation im 19. Jahrhundert
Nach der napoleonischen Zeit mit seinen revolutionären Bestrebungen, aber auch verheerenden Vernichtungskriegen und den Freiheitskriegen zwischen 1813 und 1815 entstand nach dem Wiener Kongress 1815 der Deutsche Bund mit Preußen, Österreich, 35 Fürstentümern und 4 Städten (Deutschland im 19. Jahrhundert). Nach dem Scheitern der Bestrebungen nach einem deutschen Nationalstaat sowohl in der Revolution von 1848 und der Nationalversammlung in der Paulskirche 1848/1849 und nach den Einigungskriegen (1864-1871) manifestierte sich das Deutsch Kaiserreich 1871 (Deutschland m 19. Jahrhundert).
Die Industrialisierung setzte in England Ende des 18. Jahrhunderts ein. Maßgeblicher Faktor war die Erfindung der Dampfmaschine (James Watt 1769) und die Nutzung einer wirtschaftlichen, weltweiten Vernetzung als Kolonialmacht. In deutschen Gebieten, geprägt durch Landwirtschaft, setzte die Industrialisierung erst durch die Einführung des Deutschen Zollvereins im Jahr 1834 ein, wodurch die Durchlässigkeit durch die kleinen deutschen Staaten wuchs. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlangte das Deutsche Reich eine starke wirtschaftliche Position (vgl. Kinderzeitmaschine).
Pauperismus, in etwa mit Massenarmut zu übersetzen, setzte seit etwa 1825, von England kommend, ein. Pauperismus bedeutet Armut aufgrund des Zusammentreffens von agrarischer Überbevölkerung und konjunkturellen Störungen (vgl. Hardtwig 1985).
Wie viele andere Teile des europäischen Kontinents, so war auch Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einem heute schwer nachvollziehbaren Maße ein Land der Massenarmut.“
Osterhammel 2012
Nach einem extremen Verfall der Preise für Agrarprodukte mussten Menschen, die von der Landwirtschaft lebten, ihren Lebensunterhalt im Handel, dem Handwerk und in der Industrie bestreiten, fanden dort meist nur schlecht bezahlte Stellen und lebten unter dem Existenzminimum. Eine Folge war eine massenweise Auswanderung aus dem Gebiet des späteren Deutschen Reichs, für 1850 waren dies 83.220 Personen. Ebenso nahm seit 1815 auch die Binnenwanderung in die Städte zu, Leipzig als Beispiel hatte 1830 38.000 Einwohner und im Jahr 1852 bereits 67.000.
Über die Situation der Frauen, als Mütter, im beginnenden 19. Jahrhundert schreibt Johann Peter Frank:
Durch die Leibeigenschaft sind die Männer gezwungen, den Herren Dienst zu leisten und daher die Besorgung der Äcker und Wiesen – in jenen Gegenden nur allzu schwer und häufig – den Frauen bis in die letzten Monate der Schwangerschaft zu überlassen. Während man die schwangeren Haustiere schont, muß das schwangere menschliche Weib entweder unbarmherzig Hungers sterben oder den fruchtbaren Leib unter das Sklavenjoch beugen. […] Vielfältige Gefahren stehen der Wöchnerin bevor, wenn man nicht besser für sie sorgt. Der Geburt folgen oft: Retention der Nachgeburt, kühner Versuch der Hebamme, sie gewaltsam herauszuholen, Atonie des Fruchtträgers, Blutstürze, Ohnmachten und Kindbettfieber […].
(Frank 1790)
Christa Berg beschreibt die Situation der Mütter für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts:
Die Mütter aus der Arbeiterklasse kapitulierten häufig vor der Doppelbelastung in Haushalt und Erwerbsleben. Durch die Zuerwerbsarbeit standen die Frauen oft unter physischen und psychischen Belastungen, die sich in Müdigkeit und Überreizung auswirkten. Für soziale Kontakte war nur selten Zeit. Eine Zielsetzung in der Erziehung der Kinder, wie wir sie heute kennen und fordern, gab es nicht. Die Kinder blieben oft sich selbst überlassen oder wurden in die Obhut ihrer Geschwister, Verwandten oder Nachbarn gegeben. Eine Hof- und Straßensozialisation mit selbstgewählten Freunden ohne Aufsicht von Erwachsenen war Ersatz für das, was Eltern an Erziehung nicht leisten konnten. Den Müttern blieb auch in der Regel keine Zeit für eine Auswahl von preisgünstigen Nahrungsmitteln, weshalb sich Menschen der Arbeiterklasse häufig mehr oder weniger zufällig ernährten. Die daraus resultierende oft mangelhafte Ernährung führte zu gesundheitlichen Schäden. Besonders betroffen waren schwangere Frauen und kleine Kinder. Die am meisten vorkommenden Erkrankungen waren Tuberkulose, Magen-Darm-Erkrankungen und die Englische Krankheit (Rachitis). Die Hausarbeit wurde mehr schlecht als recht verrichtet. Für planendes und somit sparsames Wirtschaften wie z. B. Vorräte anlegen fehlten Zeit und Bildung. Wo die Belastung zu groß war, griff man zum Alkohol.“ (Berg 1991) Und weiter: „Im gehobenen Bürgertum und in Adelsfamilien war die Frau von den Sorgen der Existenzsicherung und unmittelbarem Arbeitseinsatz im Haushalt entlastet. […] Durch karitative Tätigkeiten und gesellschaftliche Verpflichtungen war aber auch hier die Mutter für die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht präsent. Für die Pflege, Betreuung und Erziehung der Kinder wurde Personal engagiert: Ammen, Kindermädchen, Erzieherinnen. Das Familienleben beschränkte sich auf das Wochenende, auf Feierabende und allenfalls auf die Mahlzeiten.
Berg 1991
Die Entwicklung der Säuglingspflege
Die medizinische Entwicklung
Die Entwicklung der Medizin schritt im 19. Jahrhundert schnell voran, detailliertere Angaben hierzu im Artikel: Schwesternschülerinnen im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main (Bönisch 2021). Stellvertretend sei hier auf die Arbeiten des Bakteriologen Robert Koch (1843-1910) und des Mikrobiologen Louis Pasteur (1822-1895) verwiesen (vgl. Wegmann 2012: 15) Für die Entwicklung hin zur professionellen Krankenpflege in Verbindung mit der Entwicklung von allgemeinen Krankenhäusern verweise ich auf einen Artikel der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de zur beruflich ausgeübten Pflege im 19. Jahrhundert (Ulmer 2009).
Zeitraum | 1801-1870 Preußen/ ab 1870 Deutsches Reich und Weimarer Republik. Todesfälle in Prozent im ersten Lebensjahr der lebend Geborenen: |
1811-1820 | 16,9 |
1821-1830 | 17,4 |
1831-1840 | 18,3 |
1841-1850 | 18,6 |
1851-1860 | 19,7 |
1861-1870 | 21,1 |
1871-1880 | 23,4 |
1881-1890 | 22,5 |
1891-1900 | 21,7 |
1901-1905 | 19,9 |
1906-1910 | 17,4 |
1911-1915 | 16,0 |
1916-1920 | 14,5 |
1921-1925 | 12,2 |
1926-1928 | 9,6 |
1930 | 8,5 |
1935 | 6,8 |
1940 | 6,4 |
2019 | 3-4 |
Die allermeisten Kinder wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu Hause geboren. In den Kliniken starben ca. 30 % der entbindenden Frauen an Kindbett (Infektion der Geburtswunde) und so waren es Mütter der städtischen Unterschicht und ledige Frauen, die diese Möglichkeit der Entbindung nutzten (vgl. Wegmann 2012: 17). Ignatz P. Semmelweis (1812-1865) konnte in Wien am „Allgemeinen Krankenhaus“ nachweisen, dass die hohe Sterblichkeit der Mütter im Kindbettfieber nichts mit der Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr zu tun hatte. Durch die Anweisung an das Krankenhauspersonal, die Hände zu desinfizieren, bewirkte, dass die Sterblichkeitsrate bei den Frauen um die Hälfte sank (vgl. Wegmann 2012: 17).
Die Hauptursachen der Säuglingssterblichkeit waren einerseits die Ernährung. Eine Untersuchung in Berlin aus dem Jahr 1906 zeigte, dass „Flaschenkinder“ 7-mal häufiger starben als „Brustkinder“. Über die „künstliche“ Ernährung mit Kuh-, Esels- oder Ziegenmilch wusste man zu dieser Zeit wenig, oft kam es zu Magen-Darmproblemen durch Infektionen bedingt durch unsaubere Milch oder Stoffwechselkrankheiten (z. B. durch zu hohen Eiweißgehalt der Milch) (vgl. Wegmann 2012: 18). Andererseits spielte das Unwissen über die korrekte „Wartung und Pflege“ der Säuglinge sowohl in Arbeiterkreisen als auch in Kreisen Adliger und Bürger eine große Rolle. Für die Arbeiterfamilien kamen die Lebensbedingungen dazu, die Wohnsituation, mangelndes Licht und fehlende Luft (vgl. Wegmann 2012: 18 und Straßburg o. J. sowie Blessing 2013: 25).
Probleme der Säuglings- und Kinderpflege waren zusammenfassend: die Ernährung der Kinder, die Hygiene im Umgang mit den Kindern, die nicht ausreichende Pflege von gesunden und kranken Kindern, wie auch die soziale Fürsorge für Kinder und Eltern.
Albrecht Peiper weist in seiner Chronik der Kinderheilkunde auf das komplexe Zusammenwirken unterschiedlichster Institutionen und Anstrengungen von Einzelpersonen und Gruppen hin, durch die es möglich war, in der Säuglings- und Kinderpflege etwas zu verändern. Ich wiederhole das Artikelmotto:
Im erfolgreichen Kampf gegen die Säuglings- und Kindersterblichkeit wirkten viele Maßnahmen und Einrichtungen zusammen: Die Errichtung von Kinderkliniken und Kinderkrankenhäusern, die Entwicklung der Lehre und Forschung an den Hochschulen, die Ausbildung von Kinderärzten und Kinderkrankenschwestern, der Unterricht von Hebammen, Frauen und Mädchen in der Säuglingspflege, die Einrichtung der Säuglingsfürsorgestellen (Mütterberatungen), Säuglings-, Kinder- und Durchgangsheimen, Kindertagesstätten (Krippen für Säuglinge und Krabbelkinder), Kindergärten für Kleinkinder, Horte für Schulkinder und Tagesheim, soziale Fürsorge für die Schwangeren, für die Mütter im Wochenbett und während der Stillzeit durch die Sozialversicherung (Wochengeld, Stillgelt), Einrichtungen der Berufsvormundschaft, gesetzliche Regelung des Pflegekinderwesens (Reichsgesetz für Jungendwohlfahrt vom 9. Juli 1922) und des Kinderschutzes vom 30. März 1903, staatliche Aufsicht über die Seuchenabwehr, Impfungen, Tuberkulosefürsorge und Milchhygiene.“
(Peiper 1965: 298)
Besonders hervorheben möchte ich die Rolle der Kinderärzte in der Entwicklung einer Säuglings- und Kinderpflege, die Einrichtung von Säuglings- und Kinderkrankenhäusern und die Entstehung von sozialer Pädiatrie.
Die „Kinderärzte“
Meist waren es Internisten, die durch Beobachtung der Kinder deren besondere Bedürfnisse erkannten. Zusammen mit praktischen Ärzten, die sich um Kinder und deren Krankheiten sorgten, erreichten sie gemeinsam eine zunehmende Spezialisierung der Säuglings- und Kinderpflege. Als Beispiel sei Arthur Schlossmann (1865-1942) genannt, der in Freiburg, Leipzig, Breslau und München studierte und nach einer Assistenz am Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhaus in Berlin sich 1893 in Dresden als „Kinderarzt“ niederließ. In den Räumen seiner Praxis führte er eine Poliklinik für Kinder und Säuglinge und wurde zum Mitbegründer und Leiter der Dresdner Kinderklinik einschließlich Säuglingsheim. Seit 1899 stand dort auch eine Schule für Säuglingspflegerinnen zur Verfügung.
1822 war die Deutsche Gesellschaft für Naturforscher und Ärzte gegründet worden, „eines der maßgeblichen wissenschaftlichen Foren im 19. Jahrhundert“ (Fehlemann 2004: 208). 1868 formierte sich innerhalb der Gesellschaft die „Section für Pädiatrik“ (vgl. Fehlemann 2004: 208 und Seidler 1997). Aus der Section wiederum entstand 1883 die „Gesellschaft für Kinderheilkunde“ (vgl. Fehlemann 2004: 208 und Seidler 1997), ein Forum für Themen der Säuglings- und Kinderpflege wie Impfpflicht, Hygiene, Ernährung und Pflege sowie Säuglingssterblichkeit. Leo Langstein und Max Pescatore, Ärzte dieses Kreises, publizierten 1906 das Lehrbuch Pflege und Ernährung des Säuglings. Ein Leitfaden für Pflegerinnen und Mütter.
Der Kinderarzt und Historiker Albrecht Peiper betont:
Die krankhaften Prozesse im Kindesalter sind ihrem Wesen nach dieselben wie beim Erwachsenen, allein der Boden, auf dem sie vor sich gehen, ist erheblich anders, weil sie sich nicht an einem in ruhigem labilem Zustande befindlichen, sondern in raschem Wechsel und Wachstum begriffenen Organismus abspielen, weil der ganze Stoffumsatz und die physiologische Tätigkeit und Bedeutung einzelner Organe für das Ganze wesentlich anders ist als später. Die erheblichen anatomischen Unterschiede zwischen Kind und Erwachsenem beziehen sich auch auf den feineren Aufbau der Gewebe und Organe. […]. Die dem Kinde eigentümliche allgemeine Krankheitsanlage tritt umso mehr hervor, je jünger es ist.
(Peiper 1965: 283f.)
Allgemein lässt sich sagen, dass viele der angehenden Kinderärzte sich zur Forschung einige Zeit im Ausland aufhielten, etwa in Wien, Paris, Zürich oder Prag. Viele hatten Kontakt zur Würzburger Universität, wo sich schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Kooperation mit der Stiftung Juliusspital eine Kinderklinik gegründet hatte. Trotz Bemühungen durch Professor Franz von Rinecker gelang es jedoch nicht, einen eigenen Lehrstuhl zu installieren (vgl. Tomasevic 2002). Als wichtige Wegbereiter der Kinderheilkunde nennt die Historikerin Hedwig Wegmann: Adolf Baginsky (1843-1918), Theodor Escherich (1857-1911), Carl A. J. C. Gerhardt (1833-1902), Eduard Henoch (1820-1910), Otto J. H. Soltmann (1844-1912) und August Steffen (1825-1910) (vgl. Wegmann 2012: 20).
Die ersten Lehrstuhlinhaber für Kinderheilkunde an Universitäten waren:
1894, Berlin | Otto Heubner |
1896, Leipzig | Otto Soltmann |
1906, Breslau | Adalbert Czerny |
1907, Düsseldorf | Arthur Schlossmann |
1912, München | Meinhard v. Pfaundler |
Kinderkrankenhäuser
Das erste reine Kinderkrankenhaus wurde 1802 in Paris gegründet, das Hôpital des enfants malades (vgl. Peiper: 17).
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden Kinder gemeinsam mit kranken Erwachsenen untergebracht. Oft lagen 8-9 Kinder im selben Bett oder mit Erwachsenen im Bett. Ansteckende Krankheiten wurden nicht isoliert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts reifte die Erkenntnis, dass Kinder als Kinder und nicht als kleine Erwachsene zu behandeln sein, sowohl im sozialen Umfeld, als auch in Bezug auf ihre Krankheiten (vgl. Wegmann 2012 und Seidler 1983: 13 ff.). Das heutige Clementine Kinderhospital, das seine Wurzeln 1845 in Frankfurt am Main hat, berichtet auf seiner Internetseite zu seiner Geschichte: „Die Stiftungen von Dr. Johann Theobald Christ (1777–1841) und von Louise Freifrau von Rothschild (1820–1894). Beide Gründerpersönlichkeiten hatten früh die Notwendigkeit eigenständiger Kinderkrankenhäuser erkannt: Kinder sollten nicht wie kleine Erwachsene behandelt werden, sondern altersgerecht entsprechend ihren spezifischen seelischen und körperlichen Bedürfnissen.“ (Clementine Kinderhospital).
1829 | Kinderklinik der Berliner Charité |
1836 | Wilhelm-Agusta-Hospital, Breslau |
1840 | Kinderabteilung im Juliusspital, Würzburg, 1847 Separatanstalt für Kinder, 1850 Uni-Kinderklinik |
1841 | Kinderspital zu Sankt Georg im Amalienstift, Hamburg |
1842 | Heilanstalt für arme, kranke Kinder, Stuttgart |
1843 | Elisabeth-Kinderhospital, Berlin |
1844 | Luisen-Kinderheilanstalt, Berlin |
1845 | Kinderkrankenhaus, Frankfurt am Main. Dr. Chritst’sches Kinderhospital für arme Kinder |
1846 | Dr. von Haunersches Kinderspital, München, Kinderspital, Kassel, Kinderspital, Ludwigsburg |
1856 | Kinderheil- und Diakonissenanstalt zu Stettin, Stettin |
1860 | Kinderheilanstalt, Luisenheilanstalt, Heidelberg |
1898 | Säuglingskrankenhaus Dresden |
Soziale Pädiatrie
Die Etablierung eines akademischen Faches „Kinderheilkunde“ gestaltete sich langwierig. Ein Grund dafür mag sein, dass die Entwicklung des Faches nicht aus der Hochschulmedizin kam. Nicht die Betrachtung und Untersuchung bestimmter Krankheiten führte zu einer Spezialisierung wie z. B. der Hals-, Nasen- und Ohrenkunde oder anderer bestimmter Organe. „Die Kinderheilkunde [fokussierte] das Individuum, nämlich das Kind in seiner Gesamtheit, mit allen organischen, infektiösen und psychischen Erkrankungen“ (Fehlemann 2004: 210).
Um die Gesamtheit eines Kindes zu erfassen, bildete sich die soziale Pädiatrie heraus. Ab Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten sich vor allem jüdische oder jüdischstämmige Kinderärzte für den Auf- und Ausbau sozialpädiatrischer Einrichtungen verdient. Genannt seien Arthur Schlossmann in Dresden, Hugo Neumann und Heinrich Finkelstein in Berlin sowie Max Taube in Leipzig. Man begann kranke Neugeborene zu behandeln und zu betreuen und richtete Mütterberatungsstellen ein. Literatur zum Thema wurde publiziert, z. B. ein Handbuchartikel von Gustav Tugendreich und Max Mosse (Mosse/Tugendreich 1994 [1977]), die den Zusammenhang kindlicher Tuberkulose mit der sozialen Lage nachweisen (vgl. Straßburg o. J.).
1909 gründete sich in Berlin die „Deutsche Vereinigung für Säuglingsschutz“. Ihre Hauptaufgabe war die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit und der Aufbau von Säuglingseinrichtungen in Deutschland. Gründungsvorsitzender war der Direktor des neugegründeten „Kaiserin Auguste Victoria Hauses“ in Berlin, Arthur Keller (1868-1934). Während und nach dem Ersten Weltkrieg erkannte man, dass soziale Probleme der Grund für Krankheiten und Entwicklungsstörungen sein konnten. Die Vereinigung nannte sich 1920 in „Deutsche Vereinigung für Säuglings- und Kleinkinderschutz“ um. Die Mitglieder, meist Direktoren von Kinderkliniken und Gesundheitseinrichtungen, veröffentlichten Bücher und Artikel zu den Themen Ernährungs- und Gesundheitsberatungen, empfahlen Maßnahmen zur Prävention von Krankheiten und forderten zur allgemeinen Verbesserung der Lebensumstände von Kindern auf. Publikationen hießen z. B.: „Die 10 Gebote für die junge Mutter“, „Licht, Luft und Sonne dienen deinem Kind“ oder „Der Arzt als Erzieher des Kindes“ (vgl. Straßburg o. J.).
Institutionen der Säuglings- und Kinderpflege, drei Beispiele
Die Kinderabteilung in der Charité
1793 gründete der praktische Arzt Dr. Friedrich Zirtzow (?-1813) (vgl. Ebert/David 2021) das „Institut für arme kranke Kinder zu Breslau“ eine poliklinische Anstalt, bis wann sie existierte ist nicht bekannt. Die erste deutsche Universitätskinderklinik und damit das erst deutsche Kinderkrankenhaus, war die 1829 eröffnete Kinderabteilung der Berliner Charité mit 30-45 Betten (vgl. Peiper 1965: 266).
Der dritte Leiter der Kinderklinik, Eduard Henoch (1820-1910), stand der Klinik von 1872-1893 vor und zählte zu den Größen der Berliner Ärzteschaft. Er war bereits 1868 zum außerordentlichen Professor ernannt worden, eine ordentliche Professur jedoch war ihm als konvertiertem Juden versagt. 1888 eröffnete der von Henoch geplante Neubau für Kinder mit ansteckenden Krankheiten vgl. Fabert o. J.). Bedeutende Publikationen von ihm waren die Übersetzung der Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten des Engländers Christian West 1864 und 1881 die Herausgabe vom Lehrbuch der Kinderkrankheiten (vgl. Peiper 1965: 266). Otto Heubner (1843-1941), 1894 zum ersten Ordinarius für Kinderheilkunde in Deutschland berufen, leitete die Klinik von 1894-1910 und setzte seine Vorstellungen einer modernen Kinderheilkunde auch in einem erneuten Neubau der Kinderklinik von 1903 um. Adalbert Czerny (1863-1954) trat Heubners Nachfolge in der Klinik an (vgl. Fabert o. J.).
Otto Heubner schreibt um 1900:
Sie [die Klinik] war in einem Seitenflügel des alten Charité-Krankenhauses in aneinanderstoßenden, nur auf einer Seite mit Fenstern versehenen, halbdunklen Sälen und einigen kleinen Zimmern untergebracht, die Säuglinge lagen zusammengepfercht in einem kaum lüftbaren Durchgangszimmer […]. Das Pflegepersonal bestand aus Wörther Diakonissen, guten, willigen, immer dienstbereiten Mädchen, die aber von Krankenhaushygiene und Säuglingspflege noch wenig klare Begriffe hatten […]. Mein Vorgänger Henoch hatte mir geraten, die Säuglingsabteilung ganz eingehen zu lassen, da sie nur dazu führte, die Klinik zu diskreditieren.
(Peiper: 278)
Wobei offensichtlich die Verhältnisse in der Charité längst nicht die schlechtesten waren im Vergleich zu „andern Säuglingspflegestätten mit künstlicher Ernährung“ (Epstein, zitiert in Peiper: 278).
Einen Kommentar von Florence Nightingale (1820-1910) zum Verhältnis Arzt-Pflegerin erscheint mir hier passend auch wenn er schon über 40 Jahre vorher gegeben wurde. 1863 äußert sich Nightingale über Kinderspitäler und die Pflegerinnen, eine Zeit in der es noch keine ausgebildeten Säuglingsschwestern gab. Kinder selbst könnten keine Beschwerde führen bemerkt sie. Auch wenn Ärzte ihre Partei ergreifen wollten, sollten diese vorsichtig mit den Pflegerinnen, die ja ständig mit den Kindern zusammen sein, umgehen. Die Pflegerinnen sollen ja Autorität für die Kinder sein und werden sich, wenn diese untergraben wird, an den Kindern rächen. Auch setzte sie sich vehement für einen liebevollen Umgang mit den Kindern ein, der öfter eher von den Frauen im nebenan stehenden Bett geleistet werden könne als von den Betreuerinnen (vgl. Peiper: 272f.). So viel hier zur Kinderklinik in der Charité. Ein besseres Verständnis für das Leben in der Klinik vermittelt der folgende Abschnitt über die Dresdner Klinik, die Vorbild für viele Säuglings- und Kinderinstitutionen wurde.
Das Säuglingskrankenhaus Dresden
Durch fehlende Hygiene, Mangelernährung und Unkenntnisse in der Pflege war die Säuglingssterblichkeit um 1900 sehr hoch, auf den Stationen der Kinderkliniken betrug sie bis zu 70 %. Der Dresdner „Verein Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt“ gründete deshalb am 1. August 1898 das erste Säuglingskrankenhaus, weltweit, Leiter war der Pädiater Arthur Schlossmann (1867-1932) (vgl. Blessing 2013).
Schlossmann war zuvor Assistent bei Adolf Baginsky (1853-1918), der gemeinsam mit Rudolf Virchow 1890 in Berlin das Kaiser-und-Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus gegründet hatte. Baginsky, der ehemalige Chef von Schlossmann, war einer der ersten, der sich für gut ausgebildetes und gewissenhaftes Pflegepersonal einsetzte (vgl. Tugendreich 1910: 189). Im Berliner Kinderkrankenhaus wurde 1900 eine Säuglingspflegerinnenschule eingerichtet und bald entwickelte sich der Beruf neben der Säuglingskrankenpflege auch zur Säuglingspflege für zu Hause, auch für gesunde Kinder (vgl. Gellrich 2012: 74). Aus Schlossmanns privater Kinderpoliklinik entstand mithilfe des Vereins in Dresden das weltweit erste Säuglingskrankenhaus (vgl. Blessing 2013). Bereits 1899 eröffnete eine Schule für Säuglingspflegerinnen am Säuglingskrankenhaus, die Trägerschaft hatte der „Verein Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt“ (vgl. Gellrich 2012: 74).
Erklärte Ziele des Vereins waren arme und kranke Kinder kostenfrei zu behandeln, Säuglinge mit guter, reiner Milch zu versorgen sowie Säuglingspflegerinnen auszubilden. Die Zustände im Heim waren jedoch schwierig, da, durch die ständige Überbelegung in der Anfangszeit, die geforderten Hygienebedingungen nicht eingehalten werden konnten, Bettbelegungen von 2-3 Kindern war normal. Das Heim musste vergrößert werden. Die Stadt stellte 1903 ein Grundstück für einen Neubau zur Verfügung, 1905 kam eine Waldbaracke für Säuglinge in der Dresdner Heide dazu. Um die weitere Finanzierung zu sichern, wurde die Klinik 1907 unter die Verwaltung der Stadt genommen. Schlossmann selbst war 1906 nach Düsseldorf als Leiter der dortigen Kinderklinik berufen worden (vgl. Blessing 2013).
Die Ausbildung zur Säuglingspflegerin und Säuglingskrankenpflegerin (Säuglingsschwester)
(Falls nicht anders vermerkt, stammen die Informationen in diesem Kapitel aus Gellrich 2012: 72-80 und Blessing 2013).
Bevor es eine staatliche Prüfung für Schwestern gab, bestimmte mehr oder weniger jede Ausbildungsstätte eigene Ausbildungsordnungen. Krankenschwestern wurden ab 1906 staatlich geprüft und konnten auch in der Säuglings- und Krankenpflege arbeiten. Die eigene Berufsbezeichnung der Säuglingspflegerin gab es ab der staatlichen Regelung 1917 (vgl. Langstein 1915). Auch das Dresdner Säuglingsheim bildete sein Pflegepersonal selbst aus. Beabsichtigt war, dass jedes gesunde Kind von Anfang gepflegt werden konnte und bei kranken Kindern die Arbeit des Arztes unterstützt werden sollte.
Bevor es eine staatliche Prüfung für Schwestern gab, bestimmte mehr oder weniger jede Ausbildungsstätte eigene Ausbildungsordnungen. Krankenschwestern wurden ab 1906 staatlich geprüft und konnten auch in der Säuglings- und Krankenpflege arbeiten. Die eigene Berufsbezeichnung der Säuglingspflegerin gab es ab der staatlichen Regelung 1917 (vgl. Langstein 1915). Auch das Dresdner Säuglingsheim bildete sein Pflegepersonal selbst aus. Beabsichtigt war, dass jedes gesunde Kind von Anfang gepflegt werden konnte und bei kranken Kindern die Arbeit des Arztes unterstützt werden sollte.
Bevor es eine staatliche Prüfung für Schwestern gab, bestimmte mehr oder weniger jede Ausbildungsstätte eigene Ausbildungsordnungen. Krankenschwestern wurden ab 1906 staatlich geprüft und konnten auch in der Säuglings- und Krankenpflege arbeiten. Die eigene Berufsbezeichnung der Säuglingspflegerin gab es ab der staatlichen Regelung 1917 (vgl. Langstein 1915). Auch das Dresdner Säuglingsheim bildete sein Pflegepersonal selbst aus. Beabsichtigt war, dass jedes gesunde Kind von Anfang gepflegt werden konnte und bei kranken Kindern die Arbeit des Arztes unterstützt werden sollte.
Bevor es eine staatliche Prüfung für Schwestern gab, bestimmte mehr oder weniger jede Ausbildungsstätte eigene Ausbildungsordnungen. Krankenschwestern wurden ab 1906 staatlich geprüft und konnten auch in der Säuglings- und Krankenpflege arbeiten. Die eigene Berufsbezeichnung der Säuglingspflegerin gab es ab der staatlichen Regelung 1917 (vgl. Langstein 1915). Auch das Dresdner Säuglingsheim bildete sein Pflegepersonal selbst aus. Beabsichtigt war, dass jedes gesunde Kind von Anfang gepflegt werden konnte und bei kranken Kindern die Arbeit des Arztes unterstützt werden sollte.
Zur Ausbildung bevorzugt wurden Mädchen aus gutem Haus. Schlossmann:
Warum soll die Pflege eines Kindes einer ungebildeten alten Person anvertraut werden, und warum soll es nicht ein gebildetes junges Mädchen sein, das sich auf diesem Gebiet ihr Brot erwirbt?
Schlossmann1902
Bis 1899 gab es fünf Mädchen zur Ausbildung und zwei Damen aus Dresden, die am Unterricht teilnahmen. In den folgenden Jahren war die Ausbildung aus ganz Deutschland stark nachgefragt. Die Bewerbung einer Interessentin musste persönlich oder schriftlich an die Oberin gehen. Der Besuch einer höheren Töchterschule war erwünscht. Die Bewerberin musste mindestens 18 Jahre alt und gesund sein, einen Lebenslauf vorlegen mit Foto und Pass, ein Empfehlungsschreiben sollte beigebracht werden. Eine Kaution von 100 Mark musste hinterlegt werden (vgl. Schlossmann 1906: 53f.).
Die Schülerinnen konnten kostenlos wohnen, wurden verpflegt und bekamen ihre Wäsche gewaschen. Nach einem halben Jahr erhielten sie ein Taschengeld von zunächst 10 Mark. Die Schwestern trugen Anstaltskleidung in blau-weiß gestreift, dazu ein Namensschild. Sie trugen eine Brosche mit dem „Bambino des Lucca della Robbia“, die dem Vereinszeichen des Frankfurter Kinderheims nachgebildet war. Außerhalb trugen die Schülerinnen eigene Kleidung.
Zu Beginn dauerte die Ausbildungszeit ein Jahr, von 1907 bis 1912 dann zwei Jahre. Inhalte waren Pflege, Hygiene und Ernährung von kranken, aber auch von gesunden Kindern. Zwei bis drei Mal pro Woche gab es theoretischen Unterricht durch die Ärzte des Heims. Die notwendigen Bücher mussten die Schülerinnen selbst kaufen (8 Mark). Die Oberin führte die Schülerinnen in die praktische Arbeit ein. Zur Ausbildung gehörte auch Wäschewaschen, Zimmerreinigen und Zubereitung von Säuglingskost (vgl. Schlossmann 1906: 53f.). Seit 1902 gab es Bestrebungen die Ausbildung in einen Bereich für Pflegerinnen in der Anstalt und einen Bereich für Pflegerinnen im privaten Bereich zu teilen.
Im Säuglingsheim mussten die Pflegerinnen zweimal täglich den Kindern Fieber messen, gegebenenfalls öfter, die Ergebnisse waren schriftlich einzutragen. Das Gewicht wurde gemessen, aufgezeichnet wurde die getrunkene Menge, jedes Ausleeren, Erbrechen und andere Besonderheiten. Die Pflegerinnen machten Darmspülungen, Campherinjektionen und hielten die Säuglinge trocken. Besondere Hygiene mit häufigem Händewaschen war vorausgesetzt. Beim Stillen mussten immer die Flasche gehalten werden, das Stillen durch Ammen musste beaufsichtigt werden. Wichtig war, dass jede Pflegerin eine maximale Anzahl Kinder betreute, in der Realität waren das sechs. Für 1902 berichtet Schlossmann von einer Belegzahl von 42 Säuglingen, 13 Pflegerinnen, 12 Ammen und zwei Wärterinnen.
Die Ausbildung schloss mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung ab. Ab 1912 konnte man nach dem ersten Lehrjahr zum Krankenhaus Johannstadt wechseln und dort dann als staatlich anerkannte „Krankenpflegeperson“ sich prüfen lassen. Eine Arbeitsplatzgarantie gab es nicht, es wurde jedoch bei der Weitervermittlung geholfen (z. B. in Waisenhäuser oder Krippen).
Ab 1907 waren die Schwestern bei der städtischen Betriebskrankenkasse versichert. Urlaub erhielten die Schülerinnen ab dem zweiten Lehrjahr, es stand ihnen bis zu drei Wochen Urlaub zu. Für die Pflegerinnen wurde gut gesorgt, sie wurden als Basis jeder erfolgreichen Arbeit gesehen. Die Säuglingsschwestern hatten ihren eigenen Speisesaal, je ein Schlafraum war mit zwei bis drei Schwestern belegt, die Oberin hatte eine kleine Wohnung. Morgens reinigten die Schwestern ihren Waschtisch, machten ihr Bett, den Rest erledigte ein Zimmermädchen. Mahlzeiten gab es um 6.00 Uhr, 10, 13, 16 und 19.00 Uhr. Sie hatten auch Nachtdienste zu leisten. Jeden Tag sollte jede Schwester eine Stunde Freizeit erhalten, hin und wieder ein freier Nachmittag und Abend, die sie frei verbringen konnten, jedoch wurde dokumentiert mit wem und wo, Besucher waren bei der Oberin anzumelden.
Als ideale Betreuung der Säuglinge sah man es, wenn eine Schwester bei Tag vier Säuglinge und bei Nacht acht versorgen konnte. Für 1907 waren eine Oberschwester, acht Schwestern und zehn Lehrschwestern angestellt. Ein Oberarzt, zwei Hilfsärzte, ein Kanzleibeamter, sieben bis neun Ammen, eine Köchin und fünf Haus- und Küchenmädchen gab es im Haus. Pensionsberechtigt waren seit der Übernahme durch die Stadt die Oberschwester und die ständigen Schwestern.
Um die Asepsis bei den Säuglingen zu wahren, musste nach jeder Berührung der Säuglinge die Hände gewaschen werden, Nichtbeachtung führte zur direkten Entlassung. Jeder Säugling hatte seine eigene Puderdose. Alle Inventarstücke hatten eingravierte Nummern, sodass sie eindeutig den Kindern zugeordnet werden konnten, bei Neuzuordnung wurden sie gründlich desinfiziert.
Um genügend Muttermilch zur Verfügung zu haben, wurden Ammen beschäftigt, die ebenfalls im Säuglingsheim wohnten. Für ausnahmsweise genutzte Flaschenmilch hielt man eine eigene Kuh. Deren Milch wurde unter Aufsicht weiterverarbeitet. Überschüssige Milch wurde verkauft.
Seit 1907 gab es Kurse für „Mütter und Mädchen unbemittelter Stände“ mit acht bis zehn Wochenstunden, die zwischen sieben und acht Uhr abends stattfanden. Auf dem Lehrplan stand richtiges Wickeln, Baden und Ernähren. Ein Jahr nach dem Start der Kurse wurden sie auch für Frauen der bemittelten Schichten angeboten.
Die Dresdner arbeiteten so erfolgreich, dass immer mehr Eltern aus vermögenden und aus armen Haushalten ihre Säuglinge bei Krankheit in die Klinik brachten. So wurde die Dresdner Kinderklinik zum Vorbild vieler Anstalten. Und es kamen viele Ärzte aus internationalen Gebieten, um sich selbst ein Bild zu machen, und schickten Oberinnen und Schwestern zur Ausbildung nach Dresden. Dora Naumann berichtet auch, dass Dresden als Vorbild für das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus in Berlin diente (vgl. Naumann 1932, nach Blessing 2013).
1912 existierten 40 Anstalten, an denen auch Säuglingspflegerinnenschulen eingerichtet waren. Die Entwicklung nach der Einführung einheitlicher staatlicher Regelungen ab 1917 wird Thema eines späteren Artikels sein.
Kaiserin Auguste Victoria Haus (KAVH) – Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit
Die Idee einer eigenen Forschungsanstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit stammte von Philipp Biedert aus dem Jahr 1899. In einer solchen Anstalt sollten auch gesunde Säuglinge aufgenommen werden, um etwa die Wirkung künstlicher Ernährungsformen, also Nicht-Muttermilch, prüfen zu können. Zwar gab es auch Widerstand, z. B. von Otto Heubner, der eine solche Anstalt nur in Verbindung mit universitärer Forschung sah, doch für die Umsetzung des Plans war die Befürwortung der Kaiserin Auguste Victoria, Gattin von Wilhelm II. und selbst Mutter von sieben Kindern ausschlaggebend (vgl. Wegmann 2012: 49ff., Wegmann 1992: 36ff.).
Um die Öffentlichkeit einzubinden und zu informieren fand 1906 in Berlin die Ausstellung für Säuglingspflege statt, auf der unter der Beteiligung vieler Kinderärzte der Charité, alle Forschungsergebnisse und Maßnahmen rund um die Säuglingssterblichkeit vorgestellt wurden.
Architekten der Forschungsanstalt waren Ludwig Hoffmann, Erbauer des Virchow-Krankenhauses und Alfred Messel, Architekt des Kaufhauses Wertheim. Eröffnung war am 4. Juni 1909. Direktor wurde Prof. Dr. Arthur Keller, ein Schüler des Pädiaters Adalbert Czerny, sein Vertreter und Oberarzt, kam aus der „Heubner-Schule“, Leo Langstein. Für die Innenausstattung, Mobiliar, Wäsche und Laborausstattung, reiste Arthur Keller nach Stockholm und London, um das Geeignetste zu finden. Für die Auswahl der Dienstkleidung und der Schwesterntracht war Kaiserin Viktoria zuständig. Eine Schwesternbrosche wurde vom königlichen Hofgraveur gestaltet. Für die Wäschebestellung war die Konsulin Elisabeth Staudt maßgeblich zuständig. Das KAVH beherbergte zunächst 60 Kinder, 1928 waren es 148 (vgl. Wegmann 1992: 36f.).
Eine Abbildung des Kaiserin Auguste Victoria Hauses zur Bekämpfung der Säuglingsterblichkeit im Deutsch Reich ist unter folgendem Link zu sehen: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v1013287
Die Anstalt hatte folgende Aufgaben (vgl. Kaiserin Auguste Victoria Haus 1921):
- Die Psychologie und Pathologie des Neugeborenen, des Säuglings und des Kleinkindes wissenschaftlich zu erforschen.
- Die Pflege der Neugeborenen, Säuglinge und Kleinkinder zu fördern, Frauen und Mädchen für den Beruf der Kinderpflegerin und Kinderfürsorge vorzubereiten und auszubilden.
- Sich mit ihrer Schwesternschaft der Säuglings- und Kinderpflege sowie der öffentlichen Krankenpflege, namentlich der Säuglings- und Kleinkinderkrankenpflege in Ausübung freier Liebestätigkeit zu widmen.
Die Anstalt umfasste 1921 folgende Einrichtungen (vgl. Kaiserin Auguste Victoria Haus 1921 und Wegmann 2012: 63ff.):
- Geburtshilfliche Abteilung (erste, zweite u. dritte Klasse),
hier waren hochschwangere Frauen, die auch im Haus entbanden wodurch die Forschenden sie beobachten konnten. - Die Abteilung für gesunde Neugeborene und Säuglinge waren nach „Brustkindern“ und „künstlich ernährten Kindern“ getrennt.
- Frühgeborene-Abteilung, die aufgeteilt war in einem Raum mit Inkubatoren und einen anderen Raum mit Wärmewannen.
- Abteilung für kranke Säuglinge
- Abteilung für kranke Kleinkinder
- Beobachtungsstation
- Infektionshaus (ab 1927)
- Mütterabteilung
- Ammenabgabe
- Abteilung für gesunde Kinder
- Abteilung für kranke Kinder (erste, zweite u. dritte Klasse)
- Poliklinik für kranke Kinder
- Poliklinik für nervöse und schwer erziehbare Kinder (ab 1918)
- Mütterberatungsstelle (Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestelle VI der Stadt Charlottenburg)
- Staatliche Säuglingspflegeschule
- Schwesternschaft
- Laboratorien für experimentelle und klinische Arbeiten
- Bibliothek
- Museum für Säuglingskunde (ab 1914)
- Organisationsamt für Säuglings- und Kleinkinderschutz
- Versammlungssaal (200 Sitzplätze für Vorträge und Weitre Veranstaltungen)
- Drei Besucherräume, für den Kontakt zu Gästen
- Milchtierstall (Kühe, Ziegen und Eselinnen), Weidegelände gegenüber, überschüssige Milch, die nicht für die Kinder genutzt wurde, wurde in der angeschlossenen Fürsorgeanstalt verkauft.
- Die Milchküche, hier wurden die Behältnisse sterilisiert und für jedes Kind die benötigte Milchmischung hergestellt.
- Ammen: Aus der Umgebung des Hauses wurden Schwangere angeworben, die hier auch entbanden und sich verpflichteten ein weiteres Kind zu stillen. Die Milch bekamen besonders schwache oder kranke Säuglinge. Die Ammen erhielten ein Taschengeld über 6 Monate lang (3 Mark im ersten Monat, 6 Mark von Monat 2-6). Die im Haus entbundenen Mütter konnten auf Wunsch auch durch das KAVH als Amme weitervermittelt werden. Per Arbeitsvertrag wurden medizinische Betreuung, Krankenversicherung für Amme und ihr Kind, wie auch Pflegekosten von Amme und Kind wie auch Bezahlung und Kündigungsregelung. Gebühren für das KAVH waren 100 Mark, die Amme erhielt 50 Mark monatlich.
- Liegehallen entlang der Längsseiten der Gebäude ermöglichten den Aufenthalt der Säuglinge in ihren Körben im Freien, so wurde der Rachitis vorgebeugt. Der Rücken konnte mithilfe der Epsteinschen Schaukelstühle geschult werden, und soziale Kontakte wurden im Spiel gefördert.
- Fürsorgehaus und -arbeit
Für das Thema der jüdischen Kinder- und Säuglingspflege interessant ist die Bemerkung von Priv. Doz. Th. Lennert in einer Pressemitteilung zur 80-Jahr-Feier des Hauses „Wie auch in der übrigen Kinderheilkunde Berlins waren am KAVH zahlreiche jüdische Ärzte und Schwestern tätig, die 1933 das Haus verlassen mußten.“ (Wegmann 1992: 38)
Antonie Zerwer und ihre Säuglingspflegefibel
Antonie Zerwer (1873-1956), selbst Pflegerin und Oberin am KAVH, erwähnt in ihren Erinnerungen ein englisches Lehrbuch, nach dem sie sich richtete (Wegmann 1992: 22f.). Leo Langstein und Max Pescatore schrieben das 1906 publizierte Buch Pflege und Ernährung des Säuglings. Ein Leitfaden für Pflegerinnen und Mütter (vgl. Wegmann 1992: 164). So gab und gibt es eine große Auswahl an Büchern, die der Beratung im privaten Bereich dienten und auch den angehenden Säuglingsschwestern als Lehrbücher. Für Schulkinder im Unterricht schrieb Antonie Zerwer selbst eine bedeutende Anleitung, die Säuglingspflegefibel.
Antonie Zerwer am 17. März 1873 in Riesenwalde, Kreis Rosenberg, Westpreußen (heute Polen) geboren, hatte eine Schwester und zwei Brüder. Ihr Vater Christian war Gestütswärter, ihre Mutter Luise, geb. Brock. Die Familie kaufte um 1880 eine Gastwirtschaft in Kaffzig (Hinterpommern), die vor allem die Mutter bewirtschaftete. Antonie wuchs bei der Großmutter, einer sehr gläubigen Frau, auf. Nach der Schule erhielt sie eine Ausbildung als Schneiderin und Weißnäherin, Sticken und Handarbeiten kam ebenso dazu (vgl. Wegmann 1992: 21). Sie fühlte sich zu „etwas berufen“, sie wollte „für eine größere Gruppe etwas, schaffen“ (Wegmann 1992: 22).
Im April 1890 bewarb sich Antonie Zerwer auf die Anzeige einer Familie in Schivelbein Villa Hackert. Sie erhielt die Stelle und betreute nun unter „Anleitung der Mutter“ ein vierjähriges Mädchen und einen anderthalb jährigen Jungen. Hedwig Wegmann fasst hier aus den „Betrachtungen und Gedanken über meine Lebensarbeit am Karfreitag“ von 1950 zusammen. Vermutlich stammt diese scheinbar unveröffentlichte Schrift aus dem Nachlass von Antonie Zerwer, der im Universitätsarchiv der Humboldt Universität zu Berlin liegt (vgl. Wegmann 2012: 14):
An Wissen und Können brachte ich in diese meine erste Privatpflege, außer Liebe und Lust zur Sache, nichts weiter mit, als das, was gute Mütter aus dem Schatz ihrer eigenen Erfahrungen ihren Töchtern für das Berufsleben mitgeben können. […] Es war nicht leicht mit dieser, zunächst unsichtbaren Rüstung in das Feld zu ziehen. Der Alltag mit seinen Anforderungen: 5 Uhr aufstehen – Mädchen wecken – Zimmer säubern – Kaffeetisch decken – Flaschen für den Kleinen -Frühstück für die 4-jährige vorbereiten. Dann die nach genauesten Vorschriften eines englischen Kinderpflegbuches durchgeführte Baderei. Hinterher Fütterei und Spielerei mit den Kindern. […] Immer wieder vergaß ich das ,Wichtigste‘, die ,Hygiene‘. Auch das Wort ,Pädagogik’ kannte ich nicht – das große und kleine Kind zu beschäftigen war aber meine Hauptaufgabe. Zum Glück wußte ich von meiner Mutter viel kleine Verse und Fingerspiele, und auch Beschäftigungsmethoden wurden erfunden, frei nach Fröbel – (den Namen kannte ich auch nicht); mit Bauklötzchen, Papier usw. kann man so viel beginnen und Kindern frohe Stunden schaffen. […] Wenn jemand krank war – und der Arzt kam, dann hörte man zu und lernte: Umschlag machen, Temperatur messen, Puls zählen und Kurve schreiben. Für den Arzt Waschwasser hinsetzten, Handtuch bringen, Schreibzeug und Löscher hinstellen usw. die Mutter und der Arzt – beide waren gute Lehrmeister.
Wegmann 1992: 22f.
Die Säuglingspflegefibel von Antonie Zerwer (1912) wurde millionenfach verkauft und war für den Schulunterricht gedacht:
Im Vorwort der zweiten Auflage von 1912 äußert sich Professor Dr. Leo Langstein:
Die Belehrung, die die Frau als Mutter empfängt, kommt meist zu spät; die Mutter, die für die Mutterschaft nicht festgefügtes Wissen über Kinderpflege mitbringt, wird ein Spielball von Aberglauben, Überlieferung unrichtiger und schädlicher Gebräuche. […] Dem kann meines Erachtens nur gesteuert werden, wenn im Schulalter bereits dieser wichtige Zweig der Volksgesundheit gelehrt wird, dessen Vernachlässigung das Deutsche Reich jährlich fast eine halbe Million Menschen kostet.
Zerwer 1912: 5
Und auch Schwester Antonie Zerwer richtet sich mit einem Vorwort an ihr Zielpublikum:
Und wenn ihr dazu beitragen könnt, durch aufmerksame Pflege und Wartung eure Brüderchen und Schwesterchen gesund zu erhalten, so werden auch ihre roten frischen Wangen und ihr herzliches Lachen für manche kleine Mühe und Entsagung entschädigen. An der Hand verschiedener Fragen will ich euch zeigen, wie man Säuglinge bettet, badet, kleidet, ernährt, sie vor Krankheit zu schützen versucht.
Zerwer 1912: 8
Kurz hinweisen möchte ich auf ein anderes Lehrbuch. Friederike Bolzer eine Kranken- und Kinderpflegerin, schrieb bereits 1909 einen Leitfaden für junge Mütter und Pflegerinnen.
Die Versorgung von Säuglingen und Kindern
in Frankfurt am Main
Die Entwicklung in Frankfurt stellt Cornelia Thomann-Honscha in ihrer 1988 erschienenen Dissertation Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahre 1914 sehr ausführlich dar. Ich möchte in diesem Abschnitt ihrem Textaufbau folgen.
Hebammen
Es waren zunächst Hebammen, denen die Pflege und Fürsorge von Säuglingen oblag. Bereits 1526 schrieb der Frankfurter Stadtarzt Eucharius Rößlin ein Hebammenlehrbuch. Die erste Hebammenordnung stammte vom Stadtarzt Adam Lonicerus (1528-1586) mit Anweisungen für Prüfungsvorschriften der Eignung als Hebamme durch ältere Hebammen, Angaben zur Bezahlung, die dann teilweise auch durch den „Almosenkasten“ getätigt wurde, einer öffentlichen Stiftung von 1531 zur Unterstützung von Armen und Kranken (vgl. Thomann-Honscha 1988: 86). Ab 1749 gab es einen Stadtgeburtshelfer, der die Hebammen beaufsichtigte. Die Aufgaben der Hebammen waren damals weiter gefasst als heute, sie schlossen z. B. kleinere Operationen mit ein (vgl. Thomann-Honscha 1988: 85). Um 1800 und einer immer stärkeren medizinischen Entwicklung verloren die Hebammen Teile ihrer Zuständigkeit. Die Medizinalordnung von 1817 unterstellte die Hebammen dem Sanitätsamt, bestehend aus dem jüngeren Bürgermeister und den drei angestellten Stadtärzten. Hinzugezogen zu den Sitzungen wurde nun auch der Stadtgeburtshelfer, der Stadtaccoucheur. Ab 1847 wurde er als Mitglied des Sanitätsamts anerkannt und er unterrichtete Hebammen in Theorie und Praxis. Um diese Zeit wurde die Anzahl der städtischen Hebammen, um deren Einkünfte zu sichern, reduziert. Es gab dann 12 christliche und zwei jüdische städtisch angestellte Hebammen. 1857 wurde die städtische Entbindungsanstalt eröffnet, dort wurden die städtischen Hebammen in einen dreimonatigen praktischen Kurs ausgebildet, sowohl im Hebammenwesen als auch in der Pflege von Wöchnerinnen und Kindern. Ab 1866 gehörte das Hebammenwesen zum „Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten“. In den Verpflichtungen von 1883 wurden die Hebammen angewiesen bei Start ihres Berufes Zeugnisse, Adresse und Zustand ihrer Instrumente, Geräte und eines Tagebuchs vorzuweisen. Weiterhin hatten sie sich an das Hebammenlehrbuch zu halten und das Tagebuch zu führen sowie die korrekten Desinfektionsmittel zu haben. Zu ihren Pflichten gehörte es auch Fälle des Kindbettfiebers und Todesfälle anzuzeigen. Verpflichtet wurden sie, alle drei Jahre eine Nachprüfung ihres Wissens abzulegen (vgl. Thomann-Honscha 1988: 90).
Frankfurter Geburtshilfeeinrichtungen im 19. Jahrhundert
Die ärztliche Geburtshilfe gewann im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Folgende Einrichtungen gab es in Frankfurt am Main:
- Die Städtischen Entbindungsanstalten (1857)
- Die Entbindungsanstalt der Christ’schen Stiftung (nach 1845)
- Die Dr. Neubürgersche Entbindungsanstalt
- Die Entbindungsanstalt von Dr. Kammorgen
- Die Frauenklinik im städtischen Krankenhaus (1908)
- Die Universitätsklinik (1914)
Für die jüdischen Einrichtungen verweise ich auf den Artikel von Birgit Seemann: https://www.juedische-pflegegeschichte.de/in-allen-stadien-der-schutzbeduerftigkeit-institutionender-juedischen-kinder-und-saeuglingspflege-infrankfurt-am-main-ein-historischer-ueberblick/
Ammen
Als Ammen arbeiteten meist Frauen, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienten. Zur Gesundheitsuntersuchung der Ammen wurden ab 1764 Ärzte bestimmt. Ab 1811 gab es eine Medizinalordnung für ärztliche Untersuchungen von Ammen, eine Aktualisierung der Medizinalordnung im Jahr 1841 regelte die Zuständigkeit des Sanitätsamts, es gab feste Gebühren, die die Ammen erhielten. Ein Ammenregister und ein Ammen-Gesundheitszeugnis wurden eingeführt. Ab 1866 unterstand die Aufsicht des Ammenwesens dem königlichen Polizeipräsidenten (vgl. Thomann-Honscha 1988: 92f.).
Kinderfürsorge, Kost- und Haltekinder
Findelkinder mussten von der Stadt versorgt werden. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurden Pflegefamilien und mildtätig Stiftungen dafür genutzt. 1679 eröffnete das „Armen-, Weisen- und Arbeitshaus“. Um 1700 gab es die Stiftungen des „Almosenkasten“, des „Heilig-Geist-Spital“ und des „Armen- und Waisenhauses“ denen die Stadt Findelkinder zuwies. Ab 1833 war die Stadt finanziell selbst zuständig. Waisenkinder wurden ab 1866 nur noch in Pflegefamilien gegeben (vgl. Thomann-Honscha 1988: 95f.). Das sich durch die Vergabe von Waisenkindern an Pflegefamilien entwickelnde Kost- und Haltekinderwesen wurde jedoch oft zu Ungunsten der Kinder ausgenutzt und viele der Kinder mussten unter schlimmen Umständen leben. Fritz Stiebel (1824-1902), Arzt am Christ’schen Kinderkrankenhaus, der viele der in schlimmem Zustand vorgefundenen Kostkinder behandelte, startete 1870 einen Aufruf zum Schutz der Kinder, 1871 konnte mit der Unterstützung vieler Bürger Frankfurts der „Verein zum Schutze der Haltekinder“ gegründet werden. Der Verein suchte nach zuverlässigen Kostfrauen, kontrollierte diese und half ihnen. Die medizinische Betreuung erfolgte kostenlos über die Ärzte des Kinderkrankenhauses. Auf längere Sicht war der Verein jedoch finanziell und personell überfordert und musst 1875 wieder aufgelöst werden. Von den 240 vom Verein betreuten Kindern waren 111 vor dem zweiten Lebensjahr gestorben. Als einen Grund dafür sah Stiebel in der fehlenden staatlichen Unterstützung bei der Kontrolle der Pflegeeltern und bei möglichen Sanktionen (vgl. Thomann-Honscha 1988: 97f.).
Ab 1881 galt eine ministerielle Verordnung für den Polizeibezirk der Stadt Frankfurt am Main. Die angehenden Pflegeeltern benötigten nun eine Erlaubnis pflegen zu dürfen und mussten entsprechende Möglichkeiten nachweisen. Die Kinder und Eltern wurden registriert, die Eltern mussten sich verpflichten, das Kind nicht verwahrlosen oder verhungern zu lassen. Der Zutritt von Personen zur Kontrolle musste gestattet werden. Die Kinder wurden monatlich im Christ’schen Kinderkrankenhaus von einem Arzt untersucht. Für Kontrollen in den Familien wurde 1882 ein „Ausschuss zur Beaufsichtigung des Kostkinderwesens“ gegründet. Beteiligt waren: Armenverein, Frauenverein, Vaterländischer Frauenverein, Allgemeiner Frauenverein zu Wohltätigkeit, Elisabethen-Verein, Vincenz-Verein, Frauenverein der freireligiösen Gemeinde, der israelitische Frauenverein und der Frauenverein zu Bornheim (vgl. Thomann-Honscha 1988: 101). Die Mitglieder des Ausschusses prüften die Kostmutter und besuchten diese regelmäßig. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verbesserte sich zwar so die Aufsicht, doch die Lage der Kinder verbesserte sich nicht. Henriette Fürth (1861-1938) gab 1898 ein vernichtendes Urteil besonders für die Situation auf dem Lande ab. „Die Gegend von Frankfurt. Dort leben in elenden Hütten merkwürdig viele kleine Kinder […]. Bei einer anderen Frau waren gleichzeitig vier Kindern unter einem Jahr. Sie starben in einem Zeitraum von sieben bis acht Monaten“ (Fürth 1898). 1900 wurde das Waisen- und Armen-Amt gegründet und fasste verschiedene Institutionen zusammen. 1905 wurden zum ersten Mal Stellen für Kinderpflegerinnen geschaffen und fünf von ihnen angestellt und bezahlt. Ab 1901 gab es einen zuständigen, angestellten Kinderarzt zur Betreuung der städtischen Pflegekinder (vgl. Thomann-Honscha 1988: 104).
Die Stiftung für Säuglingsfürsorge
Nachdem Kaiserin Victoria aufgefordert hatte reichsweit Organisationen zum Schutz der Säuglinge zu gründen, konstituierte sich 1905 in Frankfurt ein Komitee zur Errichtung einer Stiftung für Säuglingsfürsorge. Den Vorsitz hatte Oberbürgermeister Franz Adickes (1846-1915). Geld wurde gesammelt und Christian Klumker (1868-1942) der Vorsitzende der Centrale für private Fürsorge bat den Oberbürgermeister, ärztliche Beratungsstellen für Säuglingsernährung einzurichten. 1908 konnte die „Wilhelm- und Auguste-Victoria-Stiftung für Säuglingsfürsorge“ gegründet werden. Ein erstes Ergebnis waren die Zuschüsse zu Stillprämien im Kinderheim Böttgerstraße, dem Krippenverein, dem Wöchnerinnenheim und der Stiftungskommission des Waisen- und Armenamtes.
Große Unterstützung zur Verbesserung der Säuglingsfürsorge kam auch von den Frankfurter Ärzten, die sich im Ärztlichen Verein trafen und 1910 Mitinitiatoren bei der Gründung des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge waren. Besonders seien hier die jüdischen Ärzte Dr. Hanauer und Dr. Deutsch erwähnt. Am 1. Januar 1911 begannen die ersten neun ärztlichen Beratungsstellen mit ihrer Arbeit, jeweils unter der Leitung eines Arztes, unterstützt durch einen zweiten Arzt, eine Schwester und freiwillige Helferinnen (vgl. Thomann-Honscha 1988: 121).
Nach Konfessionen aufgeteilt stellte sich die Sterblichkeit der Säuglinge und Kinder um 1900 in Frankfurt folgendermaßen dar:
- Evangelische Kinder 1896-1900: 16,2 %
- Katholische Kinder 1896-1900: 17,9 %
- Israelitische Kinder 1896-1900: 7,9 %
- Evangelische Säuglinge 1891-1900: 14,5 %
- Katholische Säuglinge 1891-1900: 14,1 %
- Israelitische Säuglinge 1891-1900: 7,5 %
Die niedrigere Rate bei den israelitischen Säuglingen und Kinder erklärt Wilhelm Hanauer, ein in Frankfurt praktizierender Arzt und Kinderarzt sowie engagiertes Mitglied der jüdischen Gemeinde, aufgrund der geringeren Geburtenziffer, also der absoluten Anzahl an Kindern und durch die Wohlstandsverhältnisse (vgl. Hanauer 1910: 30f., nach Thomann-Honscha 1988: 80).
Überblick der Einrichtungen der Mütter- und Säuglingsfürsorge in Frankfurt
Thomann-Honscha gibt in Ihrer Arbeit eine Einführung zu Institutionen der Mütter- und Säuglingsfürsorge in Frankfurt, die ich hier wiedergebe, um einen Überblick über die gesamte Situation Frankfurts zu bekommen (vgl. Thomann-Honscha 1988: 128-190). Die eine oder andere Einrichtung werden wir im Rahmen des Forschungsprojekts www.juedisch-pflegegeschichte.de näher betrachten.
- Das Christ’sche Kinderhospital
- Die Kinderklinik im Städtischen Krankenhaus in Frankfurt am Main (Annie-Stiftung)
- Verein Kinderheim mit Böttgerklinik und Säuglingspflegerinnenschule
- Krippen
Verein zur Errichtung und Erhaltung von Krippen
Krippe des Vaterländischen Frauenvereins
Der Krippen-Verein
Weitere wie: Krippe der Luthergemeinde, Krippe des Bockenheimer Frauenvereins, Kinderkrippe von Frau Generalkonsul v. Weinberg - Milchversorgung
Frankfurter Milchkuranstalt
Städtische Milchküche - Säuglingsfürsorge der jüdischen Bevölkerung in Frankfurt
Verein Weibliche Fürsorge mit: - Säuglinsberatungsstelle am israelitischen Hospital
- Milchküche am israelitischen Hospital
- Kinderschutzkommission
- Verein Kinderhaus
- Die städtische Entbindungsanstalt
- Die Dr. Christ’sche Entbindungsanstalt und von Mühlen’sche Stiftung
- Verein Wöchnerinnen- und Säuglingsheim
- Verein Frankfurter Mutterschutz
- Hauspflegeverein
Der jüdische Anteil an der Frankfurter Säuglings- und Kinderpflege
Im hier vorliegenden Text zur Einführung in die Säuglings- und Kinderpflege im Deutschen Reich und in Frankfurt am Main tauchen bereits des Öfteren Hinweise auf jüdische Einrichtungen und jüdische oder jüdischstämmige Ärzte, Pflegerinnen, Stifter und Förderer auf. Diesen Aspekt der Forschung wollen wir im Projekt www.juedische-pflegegeschichte.de in weiteren Beiträgen verfolgen.
Quellen
Allgemeine Zeitung des Judentums: 69. Jg. Heft 5, 3.2.1905, Beiblatt S. 3, 4 [Jahresbericht des Vereins „Weibliche Fürsorge“ 1903-1904]
Berg, Christa 1991: Familie, Kindheit, Jugend. In Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd. IV: 1870-1918, S. 91-145. Zitiert nach Wegmann 2012: 8
Blessing, Bettina 2013: Kleine Patienten und ihre Pflege. Der Beginn der professionellen Säuglingskrankenpflege in Dresden. In: Geschichte der Pflege, 2. Jg., 1/2013: 25-34
Bönisch, Edgar 2021: Die Schwesternschülerinnen des Frankfurter Vereins 1893-1902. https://www.juedische-pflegegeschichte.de/die-schwesternschuelerinnen-des-frankfurter-vereins-1893-1902/ (12.04.2022)
Bolzer, Friederike 1909: Kinderpflege und Ernährung. Ein Leitfaden für junge Mütter und Pflegerinnen, Stuttgart
Bundesagentur für Arbeit: Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in. https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=27357 (03.03.2022)
Charbonneau, Ninja 2019: Kindersterblichkeit in Deutschland & weltweit. https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/
kindersterblichkeit-weltweit-warum-sterben-kinder/199492 (09.03.2022)
Clementine Kinderhospital: Zwei Stiftungen, eine Vision: Kindgerechte Heilkunst in Frankfurt. https://www.clementine-kinderhospital.de/das-clementine/geschichte (12.04.2022)
Deutschland im 19. Jahrhundert:
https://www.youtube.com/watch?v=YvThUsjjSW8 (09.03.2022)
Ebert, Andreas D./David, Matthias 2021:
Vergessene und verdrängte Geschichte(n): Die geburtshilfliche Klinik und Poliklinik der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau von ihrer Gründung 1811 bis 1945. In: Geburtshilfe Frauenheilkunde 2021; 81(07): 732-736. DOI: 10.1055/a-1512-7108 https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1512-7108 (06.04.2022)
Fabert, Gerda o. J.: Zur Geschichte der Kinderklinik. In: GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung. https://gedenkort.charite.de/orte/kinderklinik/ (06.04.2022)
Fehlemann, Silke 2004: Armutsrisiko Mutterschaft. Mütter – und Säuglingsfürsorge im Deutschen Reich 1890-1924. https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=4390 (23.03.2022)
Frank, Johann Peter 1960 [1790]:
Akademische Rede vom Volkselend als der Mutter der Krankheiten (Pavia 1790). Sudhoffs Klassiker der Medizin. Bd. 34, Leipzig 1960. Zitiert in Peiper 1965: 296
Fürth, Henriette 1898: Das Ziehkinderwesen in Frankfurt am Main und Umgebung. Frankfurt am Main. Zitiert in Thomann-Honscha 1988: 103
Gans, Angela von/Groening, Monika 2006: Die Familie Gans 1350-1963. Ursprung und Schicksal einer wiederentdeckten Gelehrten- und Wirtschaftsdynastie, Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel
Gedenkbuch Neu-Isenburg: Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907–1942). Hg.: Stadt Neu-Isenburg. Red.: Heidi Fogel. https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/ (12.04.2022)
Gellrich, Dorothea 2012: Die Entstehung neuer Frauenberufe in der Säuglingsfürsorge 1898-1930. Zum Beruf der Säuglingspflegerin und Säuglingsfürsorgerin, Saarbrücken
Geschichte des modernen Krankenhauses:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Krankenhauses#Vom_Spital_f%C3%BCr_Arme_zum_modernen_Krankenhaus (09.03.2022)
Groening, Monika 2012: Leo Gans und Arthur von Weinberg. Mäzenatentum und jüdische Emanzipation, Frankfurt am Main
Hanauer, Wilhelm 1910: Die Säuglingssterblichkeit in Frankfurt am Main. In: Arthur Keller: Ergebnisse der Säuglingsfürsorge, Heft 7, Leipzig und Wien
Hanauer, Wilhelm 1914: Festschrift zur Einweihung des Neuen Krankenhauses der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, Frankfurt am Main
Hardtwig, Wolfgang 1985: Vormärz. Der monarchische Staat und das Bürgertum. In: Osterhammel 2012
Hawkins, Sue 2021: Charles West and Catherine Wood and the Early Development of Children’s Nursing at Great Ormond Street Hospital for Sick Children 1852–1888. In: European Journal for Nursing History and Ethics, 3/2021 DOI: 10.25974/enhe2021-3en (12.04.2022)
Heubach, Helga (Hg.) 1986: Das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg, 1907 bis 1942, Neu-Isenburg
Heubach, Helga (Hg.) 1994: Bertha Pappenheim u. a. „Das unsichtbare Isenburg“. Über das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg 1907 bis 1942, Neu-Isenburg
Kaiserin Auguste Victoria Haus – Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit 1921: Prospekt.
Zitiert nach Wegmann 1992: 37.
Kallmorgen, Wilhelm 1936: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main
Kinderklinik mit Säuglingsheim („Böttgerheim“). https://www.juedische-pflegegeschichte.de/recherche/?dataId=93518492536562&opener=131724511929199&id=131724555879435&sid=aa0f5db1568443e0e35655bc4deb475e (09.03.2022)
Kinderzeitmaschine: https://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/nationalstaaten/lucys-wissensbox/gesellschaft-alltag/warum-begann-die-industrialisierung-in-deutschland-verspaetet/ (09.03.2022)
Langstein, Leo/Rott, Fritz 1915: Der Beruf der Säuglingspflegerin. Deutsche und englische Säuglingspflege – Die Pflegerinnenschulen Deutschlands – Staatliche Vorschriften für die Ausbildung des Säuglingspflegepersonals – Dienstanweisungen, Berlin
Mahnkopp, Volker 2020: Dokumentation zu vom NS-Staat verfolgten Personen im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e. V. Hans-Thoma-Straße 24. https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de/assets/de/1/Ff_Kinderhaus_HT24.pdf (12.04.2022)
Markwardt, Hagen 2021: Die Ausbildung zur Krankenpflege in der Israelitischen Krankenversorgungsanstalt Breslau während des Nationalsozialismus, In: Marquard, Hagen/Müller, Fruzsina/Westfeld, Bettina (Hgs.): Konfession und Wohlfahrt im Nationalsozialismus. Beispiele aus Mittel- und Ostdeutschland, Berlin
Mosse, Max/Tugendreich, Gustav 1994 [1977]
Krankheit und Soziale Lage, Göttingen
Naumann, Dora 1932: Ein Rückblick. In: Für unsere Schwestern, Zeitschrift der Städtischen Schwesternschaft Dresden, November, 9. Jahrgang (1932/33): 23f.
Osterhammel, Jürgen 2012: Das 19. Jahrhundert. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/142105/1800-bis-1850/ (09.03.2022)
Pappenheim, Bertha 1992: Sisyphus: Gegen den Mädchenhandel – Galizien, Freiburg i.Br., Helga Heubach (Hg.)
Peiper, Albrecht 1965 [1951] Chronik der Kinderheilkunde, 4. erw. Auflage, Leipzig
Prinzing, Friedrich 1931: Handbuch der Medizinischen Statistik, 2. Auflage, Jena
Säuglingsdefinition: https://www.amboss.com/de/wissen/Das_neugeborene_Kind (15.03.2022)
Schell, Irmtrud 1965: Geschichte der Kinderpflege und Kinderkrankenpflege. In: Kinderkrankenpflege, Sonderdruck aus: Die Diakonieschwester, 65. Jg., H. 7-8
Schlossmann, Arthur 1902: Ueber Errichtung und Einrichtung von Säuglingskrankenanstalten, In: Archiv für Kinderheilkunde 33. Zitiert nach Gellrich 2012: 75
Schlossmann, Arthur 1906: Über die Fürsorge für kranke Säuglinge unter besonderer Berücksichtigung des neuen Dresdner Säuglingsheimes. In: Arbeiten aus dem Dresdner Säuglingsheim. Dresden Säuglingsheim 3: 1-94
Seemann, Birgit 2021: „Deine Dir gute Obeli“ – Frankfurter jüdische Krankenschwestern in der Kinder- und Säuglingspflege. https://www.juedische-pflegegeschichte.de/deine-dir-gute-obeli-frankfurter-juedische-krankenschwestern-in-der-kinder-und-saeuglingspflege/ (12.04.2022)
Seidler, Eduard 1997: Frühe Kinderheilkunde. Wien 1785-1938, Alete wissenschaftlicher Dienst, München
Steppe, Hilde 1997: „…den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre…“. Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Frankfurt am Main
Straßburg, Hans-Michael o. J.: Kurze Geschichte der sozialen Pädiatrie. In: Deutsche Gesellschaft für
Sozialpädiatrie und Jugendmedizin/Über uns/Geschichte. https://www.dgspj.de/ueber-uns/geschichte/ (15.03.2022).
Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahre 1914, Diss. med. Univ. Frankfurt a. M., Manuskript, Frankfurt am Main
Tomasevic, Klaudia 2002: Die medizinische Versorgung von Kindern Mitte des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Würzburg. urn:nbn:de:bvb:20-opus-3865 (05.04.2022)
Tugendreich, Gustav 1910: Die Mutter- und Säuglingsfürsorge, Stuttgart. Zitiert nach Gellrich 2012: 72
Ulmer, Eva-Maria 2009: Der Beginn der beruflich ausgeübten Pflege im 19. Jahrhundert. https://www.juedische-pflegegeschichte.de/der-beginn-der-beruflich-ausgeuebten-pflege-im-19-jahrhundert/ (09.03.2022)
Wegmann, Hedwig 1992: Antonie Zerwer. Ein Leben für Kinder. 75 Jahre Kinderkrankenpflege, Berlin
Wegmann, Hedwig 2012: Das Experiment „Das gesunde Kind“ unter kaiserlicher Protektion 1909-1929, Hamburg
Zerwer, Antonie 1912: Säuglingspflegefibel, 2. unveränderte Auflage
Zerwer, Antonie 1922: Säuglingspflegefibel, 6. ergänzte Auflage
Zerwer, Antonie 1950: Betrachtungen und Gedanken über meine Lebensarbeit am Karfreitag. Zitiert nach Wegmann 1992