Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Zeitleiste

Eine Zeitreise durch Ereignisse der Jüdischen Geschichte und historische Ereignisse der Stadt Frankfurt am Main.

Abbildung im Hintergrund: Die Judengasse 1628, vor dem Großen Judenbrand

1711

Brand in der Judengasse

Ein großer Brand am 14. Januar 1711, ausgebrochen in der Bibliothek des Rabbiners Naphtali Kohen, zerstört nahezu vollständig die Judengasse. Eine neue Bauordnung verlangt unter anderem ein steinernes Erdgeschoss. Vorübergehend werden die betroffenen Juden in anderen Teilen der Stadt untergebracht.

Die bogenförmige Judengasse auf einer Stadtansicht von Matthäus Merian aus dem Jahr 1628 vor dem Brand

1721

Erneuter Brand in der Judengasse

Am 28. Januar 1721 entsteht erneut ein Feuer in der Judengasse, diesmal von der Wohnung des Baumeisters Moses Elkan ausgehend. Innerhalb von 11 Stunden brennen etwa 100 Häuser, der nördliche Teil der Judengasse, nieder.

1728

Kennzeichnung der Juden abgeschafft

Die jüdische Bevölkerung muss nicht mehr zur Kennzeichnung einen gelben Ring tragen. Weiterhin gilt jedoch das Verbot, an Sonn- und Feiertagen die Judengasse zu verlassen.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1796

Beschießung der Judengasse

Bei Beschießungen der Stadt Frankfurt vom 12. bis 14. Juli durch französische Truppen während der Koalitionskriege brennt etwa ein Drittel der Judengasse nieder. Erneut wird Juden übergangsweise gewährt, außerhalb der Judengasse zu wohnen. Diesmal kann ein Rückzug in die Judengasse jedoch nicht mehr durchgesetzt werden. Die zerstörten Häuser werden in der Folge großzügiger wieder aufgebaut.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1806

Ende der Freien Reichsstadt

Mit der Auflösung des Alten Reiches verliert Frankfurt am Main seine Reichsunmittelbarkeit und ist nunmehr nicht mehr Freie Reichsstadt, sie wird dem Fürstprimas des Rheinbundes Karl Theodor Dalberg unterstellt, unter dem sie 1810 Teil eines Großherzogtums wird.

Karl Theodor Dalberg © Historisches Museum Frankfurt am Main

1807

Neue Judenstättigkeit

Eine neue Judenstättigkeit ersetzt die bis dahin immer noch gültige Stättigkeit von 1616. In dieser neuen Stättigkeit wird Juden erstmals erlaubt, ein Handwerk zu erlernen und auszuüben.

1811

Emanzipation der Juden

Am 28. Dezember werden den Juden unter Fürstprimas Dalberg gegen eine Zahlung von 440.000 Gulden zur Ablösung der bisherigen jüdischen Jahresabgaben alle bürgerlichen Rechte zugesprochen. Der Ghettozwang wird aufgehoben. Daraufhin lassen sich 1812 mehr als 600 Juden ins Bürgerbuch der Stadt eintragen.

1813

Alte Reichsstädtische Verfassung

Die Alliierten vertreiben auf ihrem Vormarsch gegen Frankreich Dalberg aus Frankfurt am Main. Die reichsstädtische Verfassung tritt wieder in Kraft.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1815

Wiener Kongress

Auf dem Wiener Kongress wird beschlossen, dass der Deutsche Bund, gebildet von 35 Fürsten und 4 freien Städten, an die Stelle des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation tritt.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1815

Wiederherstellung der städtischen Selbstständigkeit Frankfurts

Frankfurt am Main ist wieder Freie Reichsstadt und wird Sitz des Bundestags.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1816

Konstitutionsergänzungsakte

Nach dem Wiener Kongress gibt sich Frankfurt, nun wieder als Freie Reichstadt, eine Verfassung, die Konstitutionsergänzungsakte. Die christlichen Konfessionen sind gleichberechtigt, die Juden erhalten zumindest das Recht, mit Waren zu handeln und Fabriken zu gründen.

1824

Privatrechtliche Gleichstellung

Mit dem Gesetz vom 1. September 1824 erhalten die Juden als „israelische Bürger“ die privatrechtliche Gleichstellung und dürfen sich nun endgültig überall in der Stadt niederlassen. Weiterhin gelten jedoch einschränkende Ehe- und Berufsbestimmungen und ihnen wird keine staatsrechtliche Gleichstellung, wie unter Dalberg 1811, gewährt.

1848

Nationalversammlung

Das erste gesamtdeutsche Parlament tritt in der Paulskirche in Frankfurt vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 zusammen und erarbeitet und verabschiedet die deutschen Grundrechte und eine neue Reichsverfassung. Nationalversammlung und Verfassung scheitern jedoch, da Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen die Reichkrone ablehnt.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1853

Politische Rechte

Die Juden erhalten per gesetzlicher Wahlrechtsreformen weitgehende staatsbürgerliche und einige politische Rechte.

1864

Gewerbefreiheit und Gleichstellung

1864 wird zum 1. Mai die Gewerbefreiheit eingeführt. Mit einem Gesetz vom 8. Oktober erhalten Juden wie Landbewohner die völlige Gleichstellung mit den christlichen Stadtbürgern; 1871 folgte mit der Gründung des Kaiserreichs die reichsweite Gleichstellung.

1866

Annektierung durch Preußen

Nach dem Krieg und Sieg Preußens über Österreich wird der Deutsche Bund aufgelöst. Frankfurt wird von Preußen annektiert und verliert durch die Eingliederung in die Provinz Hessen-Nassau seine politische Selbständigkeit.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1868

Oberbürgermeister Mumm

Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein ist von 1868 bis 1880 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

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1871

Kaiserreich und Frankfurter Friede

Am 18. Januar 1871 wird das Deutsche Kaiserreich gegründet. Der in Frankfurt geschlossene „Frankfurter Frieden“ beendet den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.

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1876

Spaltung der Frankfurter jüdischen Gemeinde

Nach langjährigen Auseinandersetzungen spaltet sich die konservative Israelitische Religionsgesellschaft von der liberalen Israelitischen Gemeinde ab.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1880

Oberbürgermeister Miquel

Johannes von Miquel ist von 1880 bis 1890 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

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1885

Judengasse wird zur Börnestraße

1885 wird die alte Judengasse in Börnestraße umbenannt. In den Jahren und Jahrzehnten zuvor und bis 1887 werden bis auf das Haus zum grünen Schild alle Häuser der Judengasse abgerissen.

1890

Oberbürgermeister Adickes

Franz Adickes ist von 1890 bis 1912 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Vor allem unter ihm entwickelt sich Frankfurt zu einer modernen Industrie- und Handelsstadt.

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1912

Oberbürgermeister Voigt

Georg Voigt ist von 1912 bis 1924 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

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1914

Gründung der Universität

Verschiede Stiftungen reicher, auch jüdischer Frankfurter Bürgerfamilien ermöglichen die Gründung der Frankfurter Universität.

© Frederik Bijlsma

1914

Erster Weltkrieg

Das im Juni 1914 verübte Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo löst in der Folge den Ersten Weltkrieg aus, der von Juli 1914 bis November 1918 dauert. Während des Kriegs erlebt Frankfurt Arbeits- und Lebensmittelknappheit und wird Ziel von 11 Fliegerangriffen.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1916

‚Judenzählung‘ im Ersten Weltkrieg

Auf Europas Schlachtfeldern fallen insgesamt 12.000 deutsch-jüdische Soldaten. Dennoch erhebt 1916 das deutsche Kriegsministerium eine ‚Judenzählung‘ unter den Wehrpflichtigen. Die Zahlen werden nie veröffentlicht.

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1916

Gleichstellung der jüdischen Religion

Die demokratische Weimarer Verfassung von 1919 stellt die jüdischen Bürgerinnen und Bürger auch in religiöser Hinsicht mit den christlichen gleich.

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1919

Weimarer Republik

Auf die bisherige konstitutionelle Monarchie folgt 1919 die erste parlamentarische Demokratie Deutschlands. In Frankfurt werden 1919 die Sozialdemokraten die stärkste Fraktion im Stadtparlament.

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1924

Oberbürgermeister Landmann

Ludwig Landmann ist von 1924 bis 1933 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1925

Zweitgrößte jüdische Gemeinde

Mit etwa 30.000 Mitgliedern lebt in Frankfurt am Main 1925 die zahlenmäßig zweitgrößte jüdische Gemeinde im Deutschen Reich.

1929

Weltwirtschaftskrise

Der schwarze Freitag am 25. Oktober 1929 sowie die Tage davor und danach markieren den Zusammenbruch der amerikanischen Börse und damit den Beginn der Weltwirtschaftskrise. In Frankfurt am Main verlieren viele Stifter in Folge ihr Vermögen. Viele Stiftungseinrichtungen werden daraufhin von der Stadt übernommen und weitergeführt.

1933

Judenboykott

Auch in Frankfurt am Main werden jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien schon vor dem offiziellen Boykotttag am 1. April teilweise geschlossen. Oberbürgermeister Krebs verfügt die Entlassung aller jüdischen Beamten und Angestellten aus der Stadtverwaltung, dem Magistrat und den städtischen Gesellschaften.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1933

NS-Machtübernahme in Frankfurt am Main

Bei den Frankfurter Kommunalwahlen am 12. März 1933 erobern die Nationalsozialisten das Rathaus. Der bisherige, jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann wird durch das NSDAP-Mitglied Friedrich Krebs abgelöst.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1935

Nürnberger Rassegesetze

Wie im gesamten Deutschen Reich gilt auch in Frankfurt am Main ab dem 15. September 1935 das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“. Es verbietet Eheschließungen zwischen Juden und Ariern. Liebesbeziehungen werden strafrechtlich verfolgt.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1938

Novemberpogrom („Reichskristallnacht“)

Auch in Frankfurt am Main brennen NS-Trupps in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 Synagogen nieder, verwüsten Geschäfte, Arztpraxen und Wohnungen. Anschließend werden Männer jüdischer Herkunft in Konzentrationslager verschleppt.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1939

Zweiter Weltkrieg

Mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg, der am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Truppen endet.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1941

Einführung des Judensterns

Zur äußerlichen Kennzeichnung und Ausgrenzung werden Juden ab dem 1. September 1941 verpflichtet, einen gelben Stern an der äußeren Kleidung zu tragen.

Wikipedia (Aufruf 18.06.2009)

1941

Erste große Deportation

Am 19. Oktober 1941 erfolgt die erste große Deportation von jüdischen Frankfurterinnen und Frankfurtern in Konzentrations- und Vernichtungslager. Betroffen sind weit mehr als 1000 Menschen aus dem Westend. Die gut ausgestatteten Wohnungen werden von Gauleiter Sprenger für besonders verdiente Personen geräumt.

Foto: Hans Wingartz

1943

Luftangriffe

Innenstadt und Altstadt Frankfurts werden durch Luftangriffe ab Herbst 1943 fast vollständig zerstört.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

1945

Am 14. Februar 1945 werden noch einmal über 300 Personen aus Frankfurt und Umgebung deportiert. Insgesamt werden von den fast 30.000 in Frankfurt lebenden Juden weit über 10.000 deportiert. Von diesen erleben keine 600 das Ende des Krieges. Über 700 Frankfurter Juden begehen vor der Deportation Selbstmord. In der Stadt selbst überleben etwa 140.

Foto: Hans Wingartz

1945

Befreiung

Zwischen dem 26. und 29. März 1945 befreien amerikanische Truppen die Stadt von den Nationalsozialisten.

© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main. Foto: Hans Georg Göllne