Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Dr. med. Simon Kirchheim

Geboren am 05.06.1843 in Frankfurt am Main

Gestorben am 27.04.1915 in Frankfurt am Main

Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Geburtsdatum / Familienherkunft

Der Frankfurter Arzt Dr. Simon Kirchheim war nicht nur ein erfolgreicher Chirurg und Geburtshelfer, sondern auch engagierter Förderer einer professionellen jüdischen Krankenpflege. Er wurde am 5. Juni 1843 in Frankfurt am Main geboren und entstammte einer angesehenen, sozial engagierten jüdischen Familie. Nach dem frühen Tod seiner Mutter erzog ihn der Vater, der Bankier, Privatgelehrte und Philantrop Raphael (Simon) Kirchheim (1804-1889). Sein Onkel, der Geschäftsmann Moses Jachiel Kirchheim, gründete 1876 die wohltätige M. J. Kirchheim´sche Stiftung. Simon Kirchheim lebte in einer glücklichen Ehebeziehung, die aber kinderlos blieb.


Zulassung in Frankfurt am Main

Nach seinem Medizinstudium in Marburg, Würzburg, Prag und Wien promovierte Simon Kirchheim 1864 in Würzburg. In Frankfurt am Main wurde er per Senatsbeschluss vom 14. Juni 1865 zur Chirurgie und Geburtshilfe zugelassen. Er war Assistenzarzt von Dr. med. Franz Bärwindt (1855-1919), dem Chefarzt des Militärlazaretts.


Engagement im Frankfurter Ärzteverein

Im September 1865 trat Simon Kirchheim dem Frankfurter Ärzteverein bei. 1885 übernahm er den Vorsitz.


Deutsch-Französischer Krieg

Während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 war Simon Kirchheim als Arzt der Militärbaracken (Cholera, Blattern) auf der Pfingstweide (heute Pfingstweidstraße im Frankfurter Ostend) tätig.


Leitender Arzt (Chefarzt) der Inneren Station

Hospital der Israelitischen Gemeinde
Seit 1877 leitete Simon Kirchheim erfolgreich die Innere Station des Hospitals der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main. 1908 musste er diese Stellung aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Den Titel eines Sanitätsrats hatte er abgelehnt.


Kommunalpolitisches Engagement

Simon Kirchheim amtierte von 1878 bis 1908 als Frankfurter Stadtverordneter, danach bis zu seinem Tod im Jahre 1915 als unbesoldeter Stadtrat.


Ausbilder am Königswarter Hospital

Rosalie Jüttner


Beisitzer

Versorgungsanstalt für Israeliten
1883 unterstützte Dr. Simon Kirchheim, Chefarzt des Hospitals der Frankfurter jüdischen Gemeinde ("Königswarter Hospital"), das Gremium der Versorgungsanstalt als Assessor (Beisitzer). Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 130


Tätigkeit für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen
1883 war Simon Kirchheim auch für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen tätig. Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 141


Kollegen und Förderer der beruflichen jüdischen Krankenpflege

Alfred Günzburg


Pflegeausbildung

Minna Hirsch

Minna Hirsch wurde vom leitenden Arzt der Inneren Station des Hospitals der Israelitischen Gemeinde, Simon Kirchheim, und dessen Assistenten Theophil Jaffé „etwa ein Jahr lang theoretisch und praktisch geschult und war anschließend im Krankenhaus und in der Privatpflege tätig“.

Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte [2], S. 100



Gründer des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Simon Kirchheim war Mitinitiator, Gründer und erster Vorsitzender des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins. In Deutschland schränkte das "Preußische Vereinsgesetz" die Möglichkeiten für Frauen, selbst Vereine zu gründen und zu leiten, bis 1908 erheblich ein. Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 191


Mitglied der Anstaltsdeputation

Seit 1894 war Simon Kirchheim Mitglied der Frankfurter Anstaltsdeputation. 1909 übernahm er den Vorsitz. In diesem Zusammenhang unternahm er viele Auslandsreisen bis nach Amerika und besichtigte die dortigen Krankenhäuser.


Kollegen und Förderer der beruflichen jüdischen Krankenpflege

Adolf Deutsch


Gastgeber der 1. Delegiertenversammlung der deutsch-jüdischen Ausbildungsvereine der Krankenpflege

Delegierten-Versammlung der Vereinigungen zur Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen in Deutschland
Am 4. September 1904 berief Simon Kirchheim in Frankfurt die erste reichsweite Delegiertenversammlung der Vereinigungen zur Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen ein; er amtierte zugleich als 2. Vorsitzender der Versammlung.


Todestag

Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben starb Simon Kirchheim am 27. April 1915 in Frankfurt am Main.


Literatur zu Simon Kirchheim

Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main


Literatur zu Simon Kirchheim

Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main


Literatur zu Simon und Raphael Kirchheim (Vater)

Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3]


Literatur zu Simon Kirchheim

Arnsberg, Paul: Frankfurter Biographie [1]


Literatur zu Simon Kirchheim

Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."


Grabstein von Dr. Simon Kirchheim auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße, Ansicht 1, 19.12.2017

Kirchheim, Simon - Grab Ansicht 1 / Grabstein von Dr. Simon Kirchheim auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße © Dr. Birgit Seemann, 2017


Informationen zur Frankfurter jüdischen Familie Kirchheim (letzter Aufruf der Online-Datenbank am 01.05.2018)

Steppe, Hilde: Museum Judengasse Frankfurt am Main / Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz


Sig 5970