Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Rahel Seckbach geborene Spiero

Geboren am 23.10.1876 in Prostken / Kreis Lyck (heute Prostki, Polen)

Gestorben am 04.09.1949 in Manchester (Großbritannien)

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion israelit.

Geburtsdatum

Rahel Seckbach geb. Spiero war Oberin des Gumpertz´schen Siechenhauses im Frankfurter Ostend. Laut Eintrag im Hausstandsbuch wurde sie am 23. Oktober 1876 im damals ostpreußischen Prostken (heute Prostki, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen) geboren. Sie war die Tochter von Amalie geb. Wolf(f) und Samuel (Berthold) Spiero, Kaufmann in Prostken, und Älteste von fünf Geschwistern: Minna (Wilhelmine) Spiero (23.01.1878 Prostken - 11.11.1961 Manchester/U.K.), Haushaltungs- und Gewerbelehrerin, Wirtschaftsleiterin; Oskar Leon Spiero (07.10.1880 Prostken – 24.02.1953 Santiago, Chile), Kanzler und Vizekonsul für die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Chile; Rosalie (Rosa) Spiero (12.03.1885 Prostken - 1977 New York), Oberschwester am Frankfurter jüdischen Krankenhaus Gagernstraße; Ida Spiero (07.02.1886 Prostken, 09.10.1944 deportiert nach Auschwitz), 1916-1941/42 Lehrerin an der Israelitischen Volksschule Frankfurt a.M. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36, S. 307 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden - Entschädigungsakte Seckbach, Rahel, geprüft


Besuch der Höheren Mädchenschule in Prostken



Ausbildung zur Krankenschwester

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
1900 absolvierte Rahel (Spiero) Seckbach eine verkürzte Schwesternausbildung in Frankfurt am Main. Danach war sie sieben Jahre lang im Krankenhaus und in der Privatpflege in Frankfurt/M. sowie Hamburg tätig.


Kolleginnen im Frankfurter jüdischen Schwesternverein und am Gumpertz´schen Siechenhaus

Thekla Isaacsohn


Oberin von Frieda Gauer im Gumpertz'schen Siechenhaus

Frieda Gauer


Oberin und Verwalterin des Gumpertz´schen Siechenhauses

Gumpertz’sches Siechenhaus
Um 1907 wurde Rahel Seckbach (damals noch Spiero) Thekla Mandels Nachfolgerin als Oberin des Gumpertz´schen Siechenhauses. Diese Stellung behielt sie - im Rang einer Verwalterin - auch nach ihrer Heirat im Jahre 1919. Im Rechenschaftsbericht von 1908 heißt es: "Die neue Oberin, Schwester Rahel, hat sich nun zu allseitiger Zufriedenheit in ihren neuen großen und verantwortungsvollen Pflichtenkreis eingewöhnt. Wir danken ihr aufrichtigst für die liebevolle Weise, in der sie ihre Obliegenheiten erfüllt." Sechzehnter Rechenschaftsbericht des Vereins "Gumpertz´sches Siechenhaus" in Frankfurt am Main für das Jahr 1908, S. 5 Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main, S. 60


Literatur zu Rahel (Spiero) Seckbach

Goldschmidt, Julius [u.a.]: Sechzehnter Rechenschaftsbericht des Vereins "Gumpertz'sches Siechenhaus" in Frankfurt am Main für das Jahr 1908


Oberin von Franziska Fleischer

Franziska Fleischer


Oberin des Lazaretts im Gumpertz´schen Siechenhaus



Austritt aus dem Schwesternverein wegen Heirat

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Im Dezember 1918 verließ Rahel Spiero nach 19 Dienstjahren den Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main. Hilde Steppes Recherchen zufolge schlossen die Statuten des Schwesternvereins verheiratete Frauen keineswegs aus, so dass die Krankenschwestern möglicherweise informelle Regeln einhielten. "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre...", S. 259


Heirat von Rahel Spiero und Hermann Seckbach

Hirsch Hermann Seckbach
Rahel und Hermann Seckbach, Oberin und Verwalter des Gumpertz´schen Siechenhauses, waren 30 Jahre lang miteinander verheiratet.


Geburt und Lebensweg der Tochter Ruth Rosalie Seckbach

Hirsch Hermann Seckbach
Rahel und Hermann Seckbachs einzige Tochter Ruth Rosalie wurde am 15. Dezember 1919 in Frankfurt am Main geboren. Von den Nationalsozialisten nach England vertrieben, arbeitete sie dort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Haushaltshilfe und Lehrerin (vgl. http://www.movinghere.org.uk/search/..\deliveryfiles\PRO\HO396_84_015\0\1.pdf, sowie http://www.london-gazette.co.uk/issues/38179/pages/433/page.pdf, Aufruf v. 26.05.2017).


Literatur zu Rahel (Spiero) Seckbach

Goldschmidt, Julius [u.a.]: Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main


Oberin von Elisabeth Gontrum

Elisabeth Gontrum


Hermann Seckbach flüchtet nach England.

Hirsch Hermann Seckbach
Möglicherweise wurde Hermann Seckbach wie viele andere männliche jüdische Leidensgenossen nach dem Novemberpogrom 1938 vorübergehend in einem KZ festgehalten. Am 7. März 1939 musste er nach England emigrieren, begleitet von seiner Tochter Ruth. Vermutlich sollte Oberin Rahel Seckbach ihrer Familie ins Exil nachfolgen, was widrige Umstände wie der Kriegsbeginn zu Anfang September 1939 verhinderten. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36, S. 307 (Eintrag Seckbach, Rahel: hs. Vermerk)


Ausweisfoto von Rahel Seckbach, 19.11.1940

Dabei handelt es sich um die bislang einzige aufgefundene Fotografie von Rahel Seckbach. Passfoto von Oberin Rahel Seckbach, Ausweis Nr. 32622, am 19.11.1940 ausgestellt von der Jüdischen Kultusvereinigung, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main E.V., Abteilung Wohlfahrtspflege vom 19.11.1940 © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden


Zwangsverlegung vom Danziger Platz 15 in die Gagernstraße 36

Nach der Zwangsräumung des Hauses Danziger Platz 15, dem letzten Domizil des Gumpertz´schen Siechenhauses, begleitete Rahel Seckbach die Betreuten in ihre frühere Wirkungsstätte, das jüdische Krankenhaus in der Gagernstraße.


Deportation von Rahel, Minna und Ida Seckbach nach Theresienstadt

Am 18. August 1942 wurde Rahel Seckbach zusammen mit ihren Schwestern Minna und Ida Spiero in das Ghetto und Durchgangslager Theresienstadt deportiert. Sie waren zuletzt ebenfalls im Haus Danziger Platz 15 und seit dem 7. April 1941 im jüdischen Krankenhaus Gagernstraße gemeldet. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36, S. 307, 308


Häftling in Theresienstadt

Nach zweieinhalb Jahren Haft konnten Rahel Seckbach und Minna Spiero am 5. Februar 1945 das Lager Theresienstadt mit einem Rettungstransport in die Schweiz verlassen. United States Holocaust Memorial Museum, Holocaust Survivors and Victims Database


Endstation Exil

Hirsch Hermann Seckbach
Aus der Schweiz emigrierte Rahel Seckbach mit ihrer Schwester Minna Spiero zu Ehemann und Tochter nach Manchester. Die dritte Schwester, Ida Spiero, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert. Zwei weitere Geschwister, Rosa Spiero und Oskar L. Spiero, waren noch rechtzeitig nach New York bzw. Santiago de Chile geflüchtet. Im englischen Exil verlebte das Ehepaar Seckbach noch vier gemeinsame Jahre, doch war Rahel Seckbach durch die KZ-Haft geschwächt. Hermann Seckbach überlebte seine Frau, die 1949 verstarb. Seckbach, Rahel: Todesanzeige, Todesanzeige


Literatur zu Rahel Seckbach (Nachruf)

Neuhaus, Leopold: [Seckbach, Rahel: Nachruf von Rabbi Dr. Neuhaus, Detroit]
In seinem Nachruf hob ein ehemaliger Mithäftling, Rabbiner Leopold Neuhaus, hervor, wie sehr Schwester Rahel bemüht war, ihren Leidensgenossinnen und -genossen im Lager Theresienstadt zu helfen.


Todesanzeige für Rahel Seckbach

Neuhaus, Leopold: Seckbach, Rahel: Todesanzeige


Todestag

Rahel Seckbach verstarb am 4. September 1949 im englischen Exil mit 72 Jahren an den Folgen ihrer KZ-Haft.


Todesanzeige für Rahel Seckbach

Die Todesanzeige unterschrieben Rahels Witwer Hermann Seckbach, ihre Tochter Ruth Seckbach sowie ihre Geschwister Minna, Rosa und Oskar L. Spiero. Nachweis: Aufbau 15 (16.09.1949) 37, S. 30


Informationen zu Rahel Seckbach (Laufzeit der Akte)

Neuhaus, Leopold: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden - Entschädigungsakte Seckbach, Rahel
Im Hessischen Hauptstaatsarchiv liegen zudem Entschädigungsakten von Rahel Seckbachs Schwestern Ida, Minna und Rosalie Spiero vor.


Literatur zu Rahel (Spiero) Seckbach

Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."


Geburtsregion von Rahel Seckbach (Gesamtkarte Polen)

Prostken (Ermland-Masuren, Geburtsregion von Rahel Seckbach) / Karte von Polen: Wojwodschaft Ermland-Masuren © cc-by-sa (Odder, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wojewodztwa.svg)


Literatur zu Rahel Seckbach

Seemann, Birgit: Judentum und Pflege: Zur Sozialgeschichte des orthodox-jüdischen Gumpertz'schen Siechenhauses in Frankfurt am Main (1888–1941)


Literatur zu Rahel Seckbach

Seemann, Birgit: Seckbach (geborene Spiero), Rahel Sara (1876–1949)


Gleicher Emigrationsort (Manchester, Großbritannien)

Max (Markus Marx) Isserlin


Gleicher Geburtsort (Prostken/Kreis Lyck, Ostpreußen)

Max (Markus Marx) Isserlin


Personendaten zu Rahel Seckbach (Nullkartei)

Seemann, Birgit: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main - Nullkartei Seckbach, Hermann
Abweichend vom Hausstandsbuch Gagernstraße (Teil 2, S. 307) wurde als Rahel Seckbachs Geburtsdatum in der Nullkartei der 6. Oktober 1876 eingetragen. Nach Abgleich mit der Datenbank des United States Holocaust Memorial Museum (https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=1498262, aufgerufen am 24.03.2016) wird als korrektes Geburtsdatum der 23. Oktober 1876 angenommen.


Familienbeziehungen

Rosa (Rosalie) Spiero
Die beiden Frankfurter jüdischen Krankenschwestern Oberin Rahel Seckbach und Rosa (Rosalie) Spiero waren nicht nur Kolleginnen, sondern auch Schwestern. Seckbach, Rahel: Todesanzeige, Todesanzeige


Informationen zu Rahel Seckbach und ihren Schwestern

Seemann, Birgit: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36


Sig 6313