Luise Blättner
Geboren am 07.11.1920 in Schwanfeld
Gestorben am um1944 in Auschwitz, Vernichtungslager
Begräbnisstätte unbekannt
Nationalität deutsch
Religion israelit.
24. Mai 1856
Familiengeschichte / Lebensdaten der Großmutter Ricka Blättner (Mutter des Vaters)
Die Krankenschwester Luise Blättner entstammte dem unterfränkisch-bayerischen Landjudentum. Ihre Großmutter Ricka Blättner geb. Stern wurde am 24. Mai 1856 im unterfränkischen Aidhausen (Landkreis Haßberge, Bayern) geboren. Sie heiratete David Blättner und zog in das ebenfalls unterfränkische Schwanfeld (Landkreis Schweinfurt, Bayern). Ricka Blättner wurde am 25. April 1942 mit über 85 Jahren in das Durchgangslager Izbica bei Lublin (Polen) deportiert, als weiterer Deportationsort wird das Ghetto Theresienstadt genannt. Die Umstände ihres Todes sind bislang unbekannt. Die biographischen Daten von Luise Blättners Großvater David Blättner (Schwanfeld) sind noch zu recherchieren.
13. Juni 1860
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23. Juli 1947
Familiengeschichte / Lebensdaten des Großvaters David Kissinger (Vater der Mutter)
Luise Blättners Großvater David Kissinger (1860-1947) war ein Sohn von Abraham Kissinger und seiner Frau Fanni geb. Stern aus Rödelsee. Er engagierte sich viele Jahre lang in der jüdischen Gemeinde des unterfränkischen Ermershausen (Landkreis Haßberge, Bayern). Von 1882 bis 1924 übte er das Amt des Vorbeters (Chasan, Kantor), Religionslehrers und Schächters (Schochet) aus. David Kissinger war nicht nur der Großvater von Luise Blättner, sondern auch des späteren US-amerikanischen Außenministers und Friedensnobelpreisträgers Henry A. Kissinger (geb. 1923 als Heinz Alfred Kissinger in Fürth, 1938 emigriert/vertrieben). Während der NS-Zeit flüchtete er 1939 in hohem Alter mit seinem Sohn Aron Kissinger nach Stockholm. Seine Frau Karoline (Celine) geb. Zeilberger war bereits 1906 verstorben. Einige der gemeinsamen Kinder, darunter Luise Blättners Mutter, und weitere Angehörige der Familien Kissinger und Zeilberger, wurden deportiert und ermordet.
9. März 1863
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28. Januar 1906
Familiengeschichte / Lebensdaten der Großmutter Karolina Kissinger (Mutter der Mutter)
Luise Blättners Großmutter Karolina (Celine) Kissinger (1863-1906) entstammte der Familie Zeilberger in Ermershausen. Die Zeilbergers übten in der jüdischen Gemeinde verschiedene Ämter aus. Karolina Kissinger wohnte mit Ehemann und Kindern im 2. Stock der 1850 errichteten Synagoge: Dort befanden sich die Lehrerwohnung sowie in einem Anbau die jüdische Schule, in der ihr Mann unterrichtete. Das Synagogengebäude blieb trotz des Novemberpogroms 1938 erhalten, wurde aber 1945 zu einem Wohnhaus umgebaut. Karolina Kissinger war zugleich die Großmutter des späteren US-amerikanischen Außenministers und Friedensnobelpreisträgers Henry A. Kissinger. Durch ihren frühen Tod musste sie die NS-Zeit nicht mehr miterleben.
10. Januar 1886
Familiengeschichte / Lebensdaten des Vaters Max Blättner
Luise Blättners Vater Max Blättner wurde am 10. Januar 1886 in Schwanfeld geboren. Dort übte die Familie Blättner in der jüdischen Gemeinde verschiedene Ämter aus. Max Blättner selbst fungierte um 1924 als Gemeindevorsteher. Luise Blättners Eltern wohnten zuletzt in Frankfurt am Main. Nach den Angaben des Online-Gedenkbuchs des Bundesarchivs Koblenz wurde Max Blättner 1942 deportiert (dieses Datum stimmt mit folgenden Angaben in der gleichen Quelle nicht überein: Todesdaten: 13. September 1939, Würzburg, für tot erklärt). Gedenkbuch BA Koblenz, Link
10. Juni 1890
Familiengeschichte / Lebensdaten der Mutter Selma Blättner
Luise Blättners Mutter Selma Blättner geb. Kissinger wurde am 10. Juni 1890 in Ermershausen geboren. Als Tochter von David Kissinger und Karolina (Celine) Kissinger geb. Zeilberger war sie eine Tante des späteren US-Außenministers und Friedensnobelpreisträgers Henry A. Kissinger. Selma Blättner lebte in Schwanfeld und Frankfurt am Main. Die Umstände ihrer Deportation und ihres Todes sind bislang unbekannt.
7. November 1920
Geburtsdatum
Die Krankenschwester Luise Blättner wurde am 7. November 1920 in Schwanfeld (Landkreis Schweinfurt, Unterfranken, Bayern) geboren. Sie war in Frankfurt am Main tätig, wohin auch ihre Eltern zogen.
3. Mai 1938
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19. November 1940
Ausbildung und Wohnadresse im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am MainLuise Blättner zog aus Schwanfeld nach Frankfurt am Main. Dort lernte und wohnte sie vom 3. Mai 1938 bis zur NS-Zwangsräumung am 19. November 1940 im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus. Danach musste sie zusammen mit ihren Kolleginnen in das jüdische Krankenhaus Gagernstraße umziehen. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 655 / Bornheimer Landwehr 85, geprüft
um 1940
Schwesternschülerin im Frankfurter jüdischen Schwesternverein
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am MainUm 1940 lernte und wohnte Luise Blättner im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus.
19. November 1940
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26. Februar 1941
Schwesternschülerin im Frankfurter jüdischen Krankenhaus
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am MainNach der NS-Zwangsräumung des Schwesternhauses wohnte und arbeitete Luise Blättner drei Monate lang im Frankfurter jüdischen Krankenhaus, Gagernstraße 36. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36, S. 17
27. Februar 1941
Abmeldung von Frankfurt am Main nach Berlin
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 363. März 1943
Deportation
Dem Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz zufolge wurde die 22jährige Luise Blättner am 3. März 1943 von Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert - zusammen mit ihrem Verlobten, einem Arzt (biographische Daten bislang unbekannt).
um 1944
Todestag
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde Luise Blättner im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
13. April 2015
Gedenkblätter für Luise Blättner in Yad Vashem, eingereicht durch Verwandte
Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer(Aufruf der Website am 13.04.2015)
Familienbeziehungen
Beate (Berta) BlautDie jüdischen Krankenschwestern Luise Blättner und Berta (Beate) Blaut geb. Fromm gehörten beide zu den Nachkommen von Abraham Kissinger und seiner Frau Fanni geb. Stern aus Rödelsee; sie waren Cousinen. Da sie beide in Frankfurt am Main lebten und arbeiteten, standen sie vermutlich in Kontakt.
Informationen zu Luise Blättner
Gedenkbuch BA KoblenzInformationen zur jüdischen Geschichte in Ermershausen
Ermershausen (VG Hofheim i.Ufr., Kreis Hassberge)Informationen zur jüdischen Geschichte in Rödelsee (Vorfahren Kissinger)
Rödelsee (Kreis Kitzingen)Informationen zur jüdischen Geschichte in Schwanfeld
Schwanfeld (Kreis Schweinfurt)Jüdische Geschichte in Ermershausen
Seit dem 18. Jahrhundert lebte und wirkte in Ermershausen eine größere jüdische Gemeinde. Da Juden in der Regel nicht als Bauern tätig sein konnten, lebten die meisten Familien vom Viehhandel. Die Gemeinde verfügte über eine Synagoge, eine Religionsschule, ein rituelles Bad (Mikwe) und einen eigenen Friedhof. 1942 wurde sie durch die Nationalsozialisten vernichtet. - Die Homepage "Ermershausen" der Arbeitsgemeinschaft "Alemannia Judaica" enthält auch Links zu den Familientafeln der Zeilbergers und Kissingers.
Jüdische Geschichte in Schwanfeld
Bis zu ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten existierte in Luise Blättners Geburtsort Schwanfeld eine traditionsreiche große jüdische Gemeinde mit vielen sozialen und kulturellen Einrichtungen. Sie verfügte über eine Synagoge (nach dem II. Weltkrieg zu einem Kino umgebaut, danach Jugendheim), eine jüdische Schule (nach dem II. Weltkrieg in Privatbesitz) und einen in der Region bedeutenden jüdischen Friedhof. - Die Gemeinde Schwandorf hat dem jüdischen Teil ihrer Geschichte eine eigene Website (jüdische Gemeinde und jüdischer Friedhof) gewidmet. Sie ist "Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, um ihrer geschichtlichen Verantwortung Rechnung zu tragen und der gegenseitigen Aussöhnung zu dienen" (Homepage der Gemeinde, Abfrage v. 28.05.09).
Literatur zur Familie der Mutter (Kissinger)
Kurz, Evi: Die Kissinger-Saga: Walter und Henry KissingerLiteratur zur jüdischen Geschichte in Aidhausen (Geburtsort der Großmutter Ricka Blätter)
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumLiteratur zur jüdischen Geschichte in Ermershausen
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumLiteratur zur jüdischen Geschichte in Rödelsee (Vorfahren Kissinger)
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumLiteratur zur jüdischen Geschichte in Schwanfeld
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumSig 6051