Juliane (Julie Anne) Wolff
Geboren am 26.10.1912 in Bocholt
Gestorben am 01.03.1945 in Stutthof, Konzentrationslager (Polen)
Begräbnisstätte unbekannt
Nationalität deutsch
Religion jüdisch
12. Februar 1888
Geburt des Vaters Hermann Wolff (von Beruf Kaufmann) in Dortmund
22. Juni 1888
Geburt der Mutter Jeanette Wolff (geb. Cohen) in Bocholt
Im Nachkriegsdeutschland wurde die sozialdemokratische Politikerin Jeanette Wolff die erste jüdische Bundestagsabgeordnete der Bundesrepublik. Neben vielen weiteren Ämtern war sie stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes.
26. Oktober 1912
Eine gebürtige Westfälin
Die Fürsorgerin und Krankenschwester Juliane (Julie Anne) Wolff, auch Schwester Anne genannt, wurde am 26. Oktober 1912 in Bocholt (Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen) geboren.
25. November 1916
Geburt der jüngeren Schwester Edith Sophia Marx (geb. Wolff) in Bocholt
6. März 1920
Geburt der jüngsten Schwester Käthe Friederike Wolff in Bocholt
um 1922
Juliane Wolff und ihre beiden jüngeren Schwestern Edith und Käthe, undatiert (um 1922)
Wolff, Juliane / Juliane Wolff und ihre beiden jüngeren Schwestern Edith und Käthe, o.J. (um 1925) © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 63 (Bilder 159, 160, 162)
um 1. April 1932
–
28. April 1933
Ausbildung zur Kranken- und Säuglingspflegerin in Düsseldorf
Anfangs strebte Juliane Wolff wohl eine leitende Tätigkeit im Wohlfahrts- oder Pflegewesen an. Sie belegte ein einjähriges pflegerisches Proseminar der Niederrheinischen Frauen-Akademie in Düsseldorf. Hierzu gehörte eine 9-monatige praktische Pflegeausbildung. Da es in ihrer näheren Umgebung kein jüdisches Krankenhaus oder Schwesternheim gab, begann Juliane Wolff ihre Ausbildung zur Krankenschwester im christlichen (bis heute bestehenden) St. Vinzenz-Hospital in Dinslaken. Neben der Krankenpflege lernte sie auch die Säuglingspflege. Laut Zeugnis der staatlich anerkannten Wohlfahrtsschule der Niederrheinischen Frauen-Akademie bestand sie am 28. April 1933 ihre 9-monatige theoretische und praktische Ausbildung mit gutem Erfolg. Der Abschluss befähigte sie im Hauptfach Gesundheitsfürsorge zum Besuch einer Wohlfahrtsschule. Infolge der NS-Zeit blieb Juliane Wolff dieser berufliche Weg verschlossen.
um 1933
Juliane Wolff Porträtfoto, undatiert (um 1933)
Wolff, Juliane / Juliane Wolff, o.J. (um 1933) © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 63 (Bilder Nr. 159, 160, 162)
28. April 1933
Ausbildungszeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie Düsseldorf
Wolff, Juliane - Ausbildungszeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie. Staatlich anerkannte Wohlfahrtsschule, DüsseldorfJuliane Wolff, Zeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie, Düsseldorf, 28.04.1933 © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27
30. Juli 1936
–
26. Juli 1937
Fürsorgerin im Altersheim der Israelitischen Gemeinde zu Worms
Juliane Wolff war vom 30. Juli 1936 bis zum 26. Juli 1937 bei der Israelitischen Gemeinde zu Worms als Fürsorgerin für deren Altersheim angestellt. Sie wohnte in der Hinteren Judengasse 6. Von Worms zog sie nach Frankfurt am Main, laut Angaben auf der Website www.wormserjuden.de zunächst in das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde, Gagernstraße 36. Wolff III: Wolff, Julie Anna[sic] (gen. Juliane), Fürsorgerin, Dokumentation 2002 (Aufruf der Website am 16.10.2014)
1. August 1937
–
1. April 1938
Vertretungsschwester am Rothschild'schen Hospital
Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung1. Mai 1938
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15. April 1939
Privatschwester einer Patientin der Nervenabteilung des Rothschild'schen Hospitals
Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen StiftungWolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals, Archivalie, StA Dinslaken
Bis Ende 1939
Vorgesetzter von Juliane Wolff
Sally (Saly, Sali) RosenbaumVon Dr. Sally Rosenbaum wurde die tüchtige und immer freundliche „Schwester Anne“ sehr geschätzt.
1. April 1939
–
31. März 1940
Festanstellung, zuletzt leitende Stationsschwester des Rothschild'schen Hospitals
Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen StiftungVom 1. April 1939 bis 31. März 1940 war "Schwester Anne" im allgemeinen Stationsdienst (innere Abteilung, chirurgische Abteilung, Infektionsabteilung) eingesetzt. Zuletzt leitende Stationsschwester, verließ Juliane Wolff am 31. März 1940 das Rothschild'sche Hospital auf eigenen Wunsch. Sie kehrte zu ihrer Familie nach Dortmund zurück. Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals, Archivalie, StA Dinslaken
7. Dezember 1939
Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals
Rosenbaum, Sally: Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen HospitalsJuliane Wolff, Zeugnis des Rothschild'schen Hospitals, ausgestellt am 07.12.1939 von Dr. Sally Rosenbaum. © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27
bis ende 1. März 1940
Vorgesetzter von Juliane Wolff
Franz Stefan Grossmann29. März 1940
Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals
Grossmann, Franz: Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen HospitalsJuliane Wolff, Zeugnis des Rothschild'schen Hospitals, ausgestellt am 29.03.1940 durch Dr. Franz Grossmann. © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27
um 1941
Letzte Wohnadresse ("Ghettohaus") von Juliane Wolff in Dortmund
Williburgstraße 6 Dortmund-MengedeJuliane Wolff traf vermutlich am 18. Januar 1941 in Dortmund bei ihrer inzwischen in das "Judenhaus" Williburgstraße 6 eingewiesenen Familie ein. Sie wohnte dort zusammen mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und ihrer jüngeren Schwester Edith. Jeanette Wolff, S. 20 "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 88 (Beitrag v. Christoph Moß)
27. Januar 1942
Deportation nach Riga
Am 27. Januar 1942 wurde Juliane Wolff zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Edith von Dortmund nach Riga (Lettland) deportiert. Von dort wurde sie am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof bei Danzig verschleppt. Jeanette Wolff, S. 16, 21 "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 89 (Beitrag v. Christoph Moß) "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 102 (Beitrag v. Jeanette Wolff)
8. Mai 1942
Ermordung von Käthe Wolff (jüngste Schwester)
Käthe Wolff war 1941 in den Polizeigefängnissen Dortmund und Bochum inhaftiert, bevor sie in das KZ Ravensbrück deportiert wurde. Nach neueren Erkenntnissen wurde sie nicht im KZ Ravensbrück erschossen, sondern am 8. Mai 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg a. d. Saale eingeliefert und dort ermordet. Gedenkbuch BA Koblenz, Online-Gedenkbuch
um 1943
Ghetto Riga/ Lettland (Inhaftierungsort von Juliane Wolff und ihrer Familie)
Wolff, Juliane - Ghetto Riga / Ghetto Riga/Lettland mit Stacheldrahtabsperrung, um 1942 (Yad Vashem Fotoarchiv) Credit of Yad Vashem (Leonard Lan, Sign. 3379/4)
1. März 1945
Todestag
Nach bisherigem Kenntnisstand wurde Juliane Wolff am 1. März 1945 im KZ Stutthof bei Danzig ermordet. "Jeanettes Tochter Juliane war im KZ Kaiserwald vom stellvertretenden Lagerkommandanten arg mißhandelt worden. Er ließ sie außerdem längere Zeit in den Wasserbunker sperren. Dabei hatte sie sich ein Lungenleiden zugezogen. In Stutthof verschlimmerte sich ihr Zustand. Auch sie kam auf die Todesliste und wurde in der Gaskammer getötet. Edith und Jeanette [Schwester und Mutter Juliane Wolffs, d.V.] erfuhren es erst später." Juliane Wolff wurde 32 Jahre alt. Jeanette Wolff, S. 57 Gedenkbuch BA Koblenz, Online-Gedenkbuch
1. April 1945
Ermordung des Vaters Hermann Wolff auf einem "Todesmarsch"
Am 16. August 1944 wurde Hermann Wolff vom Ghetto Riga über Stutthof in das KZ Buchenwald verschleppt. Er kam wenige Wochen vor der Befreiung auf einem der berüchtigten "Todesmärsche" (vermutlich am 22.4.1945 bei Stamsried/Pösingen).
1947
Literatur zu Juliane Wolff
Wolff, Jeanette: Sadismus oder WahnsinnIhren Überlebensbericht aus den NS-Todeslagern, den sie bereits 1946 mit Unterstützung ihrer Tochter Edith Marx zusammenstellte, veröffentlichte Jeanette Wolff 1947. Er enthält auch Informationen zu ihrer Tochter Juliane.
19. Mai 1976
Tod der Mutter Jeanette Wolff in Berlin
Mut, soziales Engagement und Widerständigkeit von Jeanette Wolff, der überzeugten Demokratin, sind bis heute nicht vergessen. Diese Eigenschaften prägten auch ihre drei Töchter Juliane, Edith und Käthe.
1981
Literatur zu Juliane Wolff
Wolff, Jeanette [u.a.]: Jeanette Wolff1988
Literatur zu Juliane Wolff
Lange, Gunter: Jeanette Wolff2000
Literatur zu Juliane Wolff
Seemann, Birgit: Jeanette Wolff2003
Tod von Edith Marx (geb. Wolff), Schwester Juliane Wolffs und letzte Überlebende ihrer Familie
9. Februar 2012
"Stolpersteine" für Juliane Wolff und ihre Familie in Dortmund, Münsterstraße 40 1/2 (heute Nr. 46)
Die Patenschaft übernahm das Dortmunder Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Hierüber berichtete u.a. Anke Klapsing-Reich in ihrem Artikel (mit Foto): Stolpersteine für Familie Wolff. In: Schalom. Zeitschrift des Jüdischen Museums Westfalen, Nr. 70, Juni 2012, S. 5, http://www.jmw-dorsten.de/files/schalom70-web.pdf (Aufruf v. 26.02.2015).
16. Oktober 2014
Informationen zu Juliane Wolff (Aufruf der Website am 16.10.2014)
Schlösser, Annelore; Schlösser, Karl: Wolff III: Wolff, Julie Anna[sic] (gen. Juliane), Fürsorgerin2015
Literatur zu jüdischen NS-Verfolgten in Dortmund (Gedenkbuch)
Fischer, Rolf: Verfolgung und Vernichtung2015
Literatur zu Juliane Wolff
Seemann, Birgit: Wolff, Juliane (1912-1945)2. Februar 2015
Informationen zu Juliane Wolff und ihrer Familie
Seemann, Birgit: Gedenkbuch BA Koblenz(Aufruf des Online-Gedenkbuchs des Bundesarchivs Koblenz am 02.02.2015)
Informationen zu Juliane Wolff
Grafen, Jürgen: Wolff, Juliane (Anne-Juliane oder Anne-Julie)Letzte Frankfurter Wohnadresse von Juliane Wolff
Beethovenstraße 64 Frankfurt am MainDie Beethovenstraße befindet sich im Frankfurter Westend.
Sig 6328