Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Juliane (Julie Anne) Wolff

Geboren am 26.10.1912 in Bocholt

Gestorben am 01.03.1945 in Stutthof, Konzentrationslager (Polen)

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Geburt des Vaters Hermann Wolff (von Beruf Kaufmann) in Dortmund



Geburt der Mutter Jeanette Wolff (geb. Cohen) in Bocholt

Im Nachkriegsdeutschland wurde die sozialdemokratische Politikerin Jeanette Wolff die erste jüdische Bundestagsabgeordnete der Bundesrepublik. Neben vielen weiteren Ämtern war sie stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes.


Eine gebürtige Westfälin

Die Fürsorgerin und Krankenschwester Juliane (Julie Anne) Wolff, auch Schwester Anne genannt, wurde am 26. Oktober 1912 in Bocholt (Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen) geboren.


Geburt der jüngeren Schwester Edith Sophia Marx (geb. Wolff) in Bocholt



Geburt der jüngsten Schwester Käthe Friederike Wolff in Bocholt



Juliane Wolff und ihre beiden jüngeren Schwestern Edith und Käthe, undatiert (um 1922)

Wolff, Juliane / Juliane Wolff und ihre beiden jüngeren Schwestern Edith und Käthe, o.J. (um 1925) © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 63 (Bilder 159, 160, 162)


Ausbildung zur Kranken- und Säuglingspflegerin in Düsseldorf

Anfangs strebte Juliane Wolff wohl eine leitende Tätigkeit im Wohlfahrts- oder Pflegewesen an. Sie belegte ein einjähriges pflegerisches Proseminar der Niederrheinischen Frauen-Akademie in Düsseldorf. Hierzu gehörte eine 9-monatige praktische Pflegeausbildung. Da es in ihrer näheren Umgebung kein jüdisches Krankenhaus oder Schwesternheim gab, begann Juliane Wolff ihre Ausbildung zur Krankenschwester im christlichen (bis heute bestehenden) St. Vinzenz-Hospital in Dinslaken. Neben der Krankenpflege lernte sie auch die Säuglingspflege. Laut Zeugnis der staatlich anerkannten Wohlfahrtsschule der Niederrheinischen Frauen-Akademie bestand sie am 28. April 1933 ihre 9-monatige theoretische und praktische Ausbildung mit gutem Erfolg. Der Abschluss befähigte sie im Hauptfach Gesundheitsfürsorge zum Besuch einer Wohlfahrtsschule. Infolge der NS-Zeit blieb Juliane Wolff dieser berufliche Weg verschlossen.


Juliane Wolff Porträtfoto, undatiert (um 1933)

Wolff, Juliane / Juliane Wolff, o.J. (um 1933) © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 63 (Bilder Nr. 159, 160, 162)


Ausbildungszeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie Düsseldorf

Wolff, Juliane - Ausbildungszeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie. Staatlich anerkannte Wohlfahrtsschule, Düsseldorf
Juliane Wolff, Zeugnis der Niederrheinischen Frauen-Akademie, Düsseldorf, 28.04.1933 © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27


Fürsorgerin im Altersheim der Israelitischen Gemeinde zu Worms

Juliane Wolff war vom 30. Juli 1936 bis zum 26. Juli 1937 bei der Israelitischen Gemeinde zu Worms als Fürsorgerin für deren Altersheim angestellt. Sie wohnte in der Hinteren Judengasse 6. Von Worms zog sie nach Frankfurt am Main, laut Angaben auf der Website www.wormserjuden.de zunächst in das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde, Gagernstraße 36. Wolff III: Wolff, Julie Anna[sic] (gen. Juliane), Fürsorgerin, Dokumentation 2002 (Aufruf der Website am 16.10.2014)


Vertretungsschwester am Rothschild'schen Hospital

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung


Privatschwester einer Patientin der Nervenabteilung des Rothschild'schen Hospitals

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung
Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals, Archivalie, StA Dinslaken


Vorgesetzter von Juliane Wolff

Sally (Saly, Sali) Rosenbaum

Von Dr. Sally Rosenbaum wurde die tüchtige und immer freundliche „Schwester Anne“ sehr geschätzt.



Festanstellung, zuletzt leitende Stationsschwester des Rothschild'schen Hospitals

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung
Vom 1. April 1939 bis 31. März 1940 war "Schwester Anne" im allgemeinen Stationsdienst (innere Abteilung, chirurgische Abteilung, Infektionsabteilung) eingesetzt. Zuletzt leitende Stationsschwester, verließ Juliane Wolff am 31. März 1940 das Rothschild'sche Hospital auf eigenen Wunsch. Sie kehrte zu ihrer Familie nach Dortmund zurück. Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals, Archivalie, StA Dinslaken


Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals

Rosenbaum, Sally: Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals
Juliane Wolff, Zeugnis des Rothschild'schen Hospitals, ausgestellt am 07.12.1939 von Dr. Sally Rosenbaum. © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27


Vorgesetzter von Juliane Wolff

Franz Stefan Grossmann


Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals

Grossmann, Franz: Wolff, Juliane - Arbeitszeugnis des Rothschild'schen Hospitals
Juliane Wolff, Zeugnis des Rothschild'schen Hospitals, ausgestellt am 29.03.1940 durch Dr. Franz Grossmann. © Stadtarchiv Dinslaken, Sammlung Jeanette Wolff, SP 52-Nr. 27


Letzte Wohnadresse ("Ghettohaus") von Juliane Wolff in Dortmund

Williburgstraße 6 Dortmund-Mengede
Juliane Wolff traf vermutlich am 18. Januar 1941 in Dortmund bei ihrer inzwischen in das "Judenhaus" Williburgstraße 6 eingewiesenen Familie ein. Sie wohnte dort zusammen mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und ihrer jüngeren Schwester Edith. Jeanette Wolff, S. 20 "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 88 (Beitrag v. Christoph Moß)


Deportation nach Riga

Am 27. Januar 1942 wurde Juliane Wolff zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Edith von Dortmund nach Riga (Lettland) deportiert. Von dort wurde sie am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof bei Danzig verschleppt. Jeanette Wolff, S. 16, 21 "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 89 (Beitrag v. Christoph Moß) "Habt den Mut zu menschlichem Tun", S. 102 (Beitrag v. Jeanette Wolff)


Ermordung von Käthe Wolff (jüngste Schwester)

Käthe Wolff war 1941 in den Polizeigefängnissen Dortmund und Bochum inhaftiert, bevor sie in das KZ Ravensbrück deportiert wurde. Nach neueren Erkenntnissen wurde sie nicht im KZ Ravensbrück erschossen, sondern am 8. Mai 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg a. d. Saale eingeliefert und dort ermordet. Gedenkbuch BA Koblenz, Online-Gedenkbuch


Ghetto Riga/ Lettland (Inhaftierungsort von Juliane Wolff und ihrer Familie)

Wolff, Juliane - Ghetto Riga / Ghetto Riga/Lettland mit Stacheldrahtabsperrung, um 1942 (Yad Vashem Fotoarchiv) Credit of Yad Vashem (Leonard Lan, Sign. 3379/4)


Todestag

Nach bisherigem Kenntnisstand wurde Juliane Wolff am 1. März 1945 im KZ Stutthof bei Danzig ermordet. "Jeanettes Tochter Juliane war im KZ Kaiserwald vom stellvertretenden Lagerkommandanten arg mißhandelt worden. Er ließ sie außerdem längere Zeit in den Wasserbunker sperren. Dabei hatte sie sich ein Lungenleiden zugezogen. In Stutthof verschlimmerte sich ihr Zustand. Auch sie kam auf die Todesliste und wurde in der Gaskammer getötet. Edith und Jeanette [Schwester und Mutter Juliane Wolffs, d.V.] erfuhren es erst später." Juliane Wolff wurde 32 Jahre alt. Jeanette Wolff, S. 57 Gedenkbuch BA Koblenz, Online-Gedenkbuch


Ermordung des Vaters Hermann Wolff auf einem "Todesmarsch"

Am 16. August 1944 wurde Hermann Wolff vom Ghetto Riga über Stutthof in das KZ Buchenwald verschleppt. Er kam wenige Wochen vor der Befreiung auf einem der berüchtigten "Todesmärsche" (vermutlich am 22.4.1945 bei Stamsried/Pösingen).


Literatur zu Juliane Wolff

Wolff, Jeanette: Sadismus oder Wahnsinn
Ihren Überlebensbericht aus den NS-Todeslagern, den sie bereits 1946 mit Unterstützung ihrer Tochter Edith Marx zusammenstellte, veröffentlichte Jeanette Wolff 1947. Er enthält auch Informationen zu ihrer Tochter Juliane.


Tod der Mutter Jeanette Wolff in Berlin

Mut, soziales Engagement und Widerständigkeit von Jeanette Wolff, der überzeugten Demokratin, sind bis heute nicht vergessen. Diese Eigenschaften prägten auch ihre drei Töchter Juliane, Edith und Käthe.


Literatur zu Juliane Wolff

Wolff, Jeanette [u.a.]: Jeanette Wolff


Literatur zu Juliane Wolff

Lange, Gunter: Jeanette Wolff


Literatur zu Juliane Wolff

Seemann, Birgit: Jeanette Wolff


Tod von Edith Marx (geb. Wolff), Schwester Juliane Wolffs und letzte Überlebende ihrer Familie



"Stolpersteine" für Juliane Wolff und ihre Familie in Dortmund, Münsterstraße 40 1/2 (heute Nr. 46)

Die Patenschaft übernahm das Dortmunder Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Hierüber berichtete u.a. Anke Klapsing-Reich in ihrem Artikel (mit Foto): Stolpersteine für Familie Wolff. In: Schalom. Zeitschrift des Jüdischen Museums Westfalen, Nr. 70, Juni 2012, S. 5, http://www.jmw-dorsten.de/files/schalom70-web.pdf (Aufruf v. 26.02.2015).


Informationen zu Juliane Wolff (Aufruf der Website am 16.10.2014)

Schlösser, Annelore; Schlösser, Karl: Wolff III: Wolff, Julie Anna[sic] (gen. Juliane), Fürsorgerin


Literatur zu jüdischen NS-Verfolgten in Dortmund (Gedenkbuch)

Fischer, Rolf: Verfolgung und Vernichtung


Literatur zu Juliane Wolff

Seemann, Birgit: Wolff, Juliane (1912-1945)


Informationen zu Juliane Wolff und ihrer Familie

Seemann, Birgit: Gedenkbuch BA Koblenz
(Aufruf des Online-Gedenkbuchs des Bundesarchivs Koblenz am 02.02.2015)


Informationen zu Juliane Wolff

Grafen, Jürgen: Wolff, Juliane (Anne-Juliane oder Anne-Julie)


Letzte Frankfurter Wohnadresse von Juliane Wolff

Beethovenstraße 64 Frankfurt am Main
Die Beethovenstraße befindet sich im Frankfurter Westend.


Sig 6328