Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Paula Luci (Lucia, Lucie) Geismar

Geboren am 30.03.1903 in Pforzheim

Gestorben am 06.08.1974 in London

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch, im Exil britisch

Religion jüdisch

Geburtsdatum

Die Krankenschwester Paula Luci (Lucia, Lucie) Geismar wurde am 30. März 1903 in Pforzheim (Regierungsbezirk Karlsruhe, Baden-Württemberg) am Fuße des Schwarzwaldes geboren. Sie war das mittlere Kind des Weinkommissionärs Adolf Geismar (geb. 13.05.1872 in Kirchen bei Lörrach) und seiner Ehefrau Mathilde geb. Einstein (geb. 16.01.1878 in Buchau am Federsee). Sie hatte einen älteren Bruder, Siegfried Oskar Geismar (geb. 22.05.1901 in Pforzheim) und eine jüngere Schwester, Lore Geismar (geb. 11.09.1912 Pforzheim). Gedenkseite an ehemalige jüdische Mitbürger (Pforzheim), Website (Einträge zur Familie Geismar)


Ausbildung und Mitgliedschaft im Frankfurter jüdischen Schwesternvereins

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Am 24. Februar 1922 zog Paula Geismar von Pforzheim zur Ausbildung nach Frankfurt am Main in das Frankfurter jüdische Schwesternhaus. Sie pflegte im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main (Gagernstraße 36). Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 655 / Bornheimer Landwehr 85, Bl. 22


Erzwungene Emigration

Paula Geismar verließ am 18. April 1939 Nazi-Deutschland und fand Aufnahme in England, wodurch sie der Shoah entkam.


Paula Luci Geismars Familie wird von Pforzheim nach Gurs deportiert ("Wagner-Bürckel-Aktion")

Am 22. Oktober 1940 wurden Paula Luci Geismars Eltern und Geschwister zu viert in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. Der Vater, Adolf Geismar, erlag am 25. Dezember 1940 den mörderischen Lagerbedingungen. Ihre jüngere Schwester Lore Geismar wurde am 12. August 1942 in das Vernichtungslager nach Auschwitz transportiert, am 8. Mai 1945 wurde sie für tot erklärt.


Tod von Paula Luci Geismars Mutter Mathilde in London

Mathilde Geismar überlebte die Shoah, konnte zu ihrer Tochter nach England ausreisen und verstarb am 8. September 1948 in London. Auch Paula Luci Geismars Bruder Oskar hat überlebt, er verstarb am 28. Januar 1962 vermutlich im US-amerikanischen Exil. Diese biografischen Daten basieren auf Entschädigungsakten zu Adolf, Lore, Mathilde und Oskar Geismar im Generallandesarchiv Karlsruhe, Landesarchiv Baden-Württemberg, Landesamt für die Wiedergutmachung, Bestand 480 (siehe Online-Findbuch, zuletzt aufgerufen am 07.08.2019).


Mit 71 Jahren im Exil verstorben

Paula Luci Geismar verstarb am 6. August 1974 im Londoner Exil (vgl. The London Gazette, 12.11.1974, https://www.thegazette.co.uk/London/issue/46399/page/11095/data.pdf [letzter Aufruf am 15.08.2019]). Sie war unverheiratet und hatte keine Nachkommen.


Literatur zur jüdischen Geschichte in Pforzheim

Brändle, Gerhard: Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim
Schon 1985 erstellte der Lehrer und Regionalforscher Gerhard Brändle - im Auftrag der Stadt Pforzheim - eine Dokumentation über die in der NS-Zeit vertriebenen und ermordeten jüdischen Pforzheimerinnen und Pforzheimer.


Literatur zur jüdischen Geschichte in Pforzheim

Brändle, Gerhard: Jüdisches Pforzheim
2001 verfasste Gerhard Brändle einen historischen Stadtführer durch das jüdische Pforzheim.


Jüdische Geschichte in Pforzheim / Einweihung der neuen Synagoge

In Paula Geismars Geburtsstadt Pforzheim wurden Juden erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Nach verschiedenen Vertreibungen konnte sich erst seit dem 18. und 19. Jahrhundert eine große und vielfältige jüdische Gemeinde entwickeln. Ihre im "maurisch-gotischen Stil" erbaute Synagoge (1939 abgerissen) war über Pforzheims Grenzen hinaus bekannt. Das Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz verzeichnet mindestens 252 in Pforzheim geborene und / oder wohnhafte NS-Verfolgte jüdischer Herkunft. Pforzheim war in der NS-Zeit intensiv an der Produktion von Rüstungsgütern beteiligt, die u.a. bei der deutschen Bombardierung der britischen Stadt Coventry eingesetzt wurden. Pforzheimer Rüstungsunternehmen beuteten Zwangsarbeiter/innen und KZ-Häftlinge aus. Britische Luftangriffe zerstörten die Stadt am 23. Februar 1945 fast vollständig; etwa 17.600 Menschen kamen ums Leben. Die 700-jährige jüdische Geschichte in Pforzehiem schreibt seit den 1980er Jahren die neu gegründete Israelitische Kultusgemeinde Pforzheim (vgl. Homepage) fort. Am 15. Januar 2006 konnte sie ein ganz besonderes Ereignis feiern: die Einweihung der neuen Pforzheimer Synagoge. Pforzheim (Stadtkreis), Link Pforzheim (Stadtkreis Pforzheim), Link


Literatur zur jüdischen Geschichte in Pforzheim

Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum


Informationen zu Paula Geismar und ihrer Familie

Großbock - Ochtendung: Gedenkseite an ehemalige jüdische Mitbürger (Pforzheim)
(Letzter Aufruf der Website am 07.08.2019)


Frankfurter jüdische Kolleginnen im englischen Exil

Margarethe Gottschalk


Frankfurter jüdische Kolleginnen im englischen Exil

Margarethe Gottschalk


Frankfurter jüdische Kolleginnen im englischen Exil

Johanna Hanbury


Gemeinsamer Geburtsort Pforzheim

Betty Schlesinger


Informationen zu Paula Luci Geismar

Großbock - Ochtendung: Hessisches Hauptstaatsarchiv - Entschädigungsakte Geismar, Paula Luci


Kolleginnen im Frankfurter jüdischen Schwesternhaus und im englischen Exil

Frieda (Friedel) Haymann


Informationen zur jüdischen Geschichte in Pforzheim bis 1938/40

Großbock - Ochtendung: Pforzheim (Stadtkreis Pforzheim)


Informationen zur jüdischen Geschichte in Pforzheim nach 1945

Großbock - Ochtendung: Pforzheim (Stadtkreis)


Sig 6209