Hospital der Israelitischen Gemeinde, Institution
- 1872 stifteten Isaak und Elisabeth Königswarter für die Frankfurter jüdische Gemeinde ein für die damalige Zeit modernes Krankenhaus im Stadtteil Ostend. Drei Jahre später wurde das "Königswarter Hospital" eröffnet.
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Standort
Königswarterstraße 26, Frankfurt am Main
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Chronik
1859
Engagement für ein neues jüdisches Spital in FrankfurtGeh. Sanitätsrat Dr. med. Heinrich Schwarzschild
Bereits 1859 setzte sich Heinrich Schwarzschild für die Errichtung eines modernen jüdischen Spitals in Frankfurt am Main ein; es sollte das veraltete medizinische und Pflegewesen des Judenghettos ergänzen, wenn nicht gar ablösen. Im Folgenden beteiligte er sich als Mitglied einer Planungskommission für den Bau des späteren Königswarter Hospitals.
1871
Mitglied der Planungskommission für ein Krankenhaus der Frankfurter jüdischen GemeindeProf. Dr. med. et chirurg. Theodor (Nathan) Neubürger
1871
Mitglied der Planungskommission für ein Krankenhaus der Frankfurter jüdischen GemeindeGeh. Sanitätsrat Dr. med. Heinrich Schwarzschild
1871
Mitglied der Planungskommission für ein Krankenhaus der Frankfurter jüdischen GemeindeDr. med. Maximilian Mayer (Max) Gundersheim
1872
StifterIsaac Löw Königswarter
Mit dem Ziel der Gründung eines modernen jüdischen Krankenhauses in Frankfurt am Main stiftete der Bankier Isaac Königwarter 200.000 Gulden für die Israelitische Gemeinde
1872
StifterinElisabeth Königswarter
Elisabeth Königswarter unterstützte die Stiftungsaktivitäten ihres Ehemannes Isaac Königswarter, vielleicht war sie sogar die treibende Kraft.
1873
Baubeginn des Königswarter HospitalsKönigswarterstraße 26, Frankfurt am Main
Um 1874 - 1877
Arzt am Königswarter HospitalDr. med. Maximilian Mayer (Max) Gundersheim
Maximilian Gundersheim gehörte zu den ersten Ärzten des Königswarter Hospitals.
Um 1874 - 1878
Spitalarzt am "Königswarter Hospital"Geh. Sanitätsrat Dr. med. Heinrich Schwarzschild
Mit der Errichtung und Inbetriebnahme des Hospitals der Frankfurter Israelitischen Gemeinde um 1874 in der Königswarterstraße war Heinrich Schwarzschild endlich am Ziel. Obwohl inzwischen über 70 Jahre alt, war er auch am "Königswarter Hospital" als Arzt tätig.
Um 1874 - 1914
InstitutionengeschichteKrankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
Um 1874 wurde das Krankenhaus der Frankfurter jüdischen Gemeinde als "Königswarter Hospital" gegründet. Erster Standort war Grüner Weg 26, 1879 umbenannt in Königswarterstraße 26.
1874
Hospital der Israelitischen GemeindeHospital der Israelitischen Gemeinde
Frontansicht des Hospitals der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main, Grüner Weg 26
27.06.1875
Offizielle EröffnungKönigswarterstraße 26, Frankfurt am Main
Das bereits in Betrieb genommene Hospital der Israelitischen Gemeinde ("Köngswarter Hospital") in der Straße Grüner Weg (Frankfurter Ostend) wurde am 27. Juni 1875 offiziell eröffnet (vgl. Schiebler 1994). Es verfügte über mindestens 80 Plätze.
1877 - 1908
Leitender Arzt (Chefarzt) der Inneren StationDr. med. Simon Kirchheim
Seit 1877 leitete Simon Kirchheim erfolgreich die Innere Station des Hospitals der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main. 1908 musste er diese Stellung aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Den Titel eines Sanitätsrats hatte er abgelehnt.
1879 - 1914
Standort nach StraßenumbenennungKönigswarterstraße 26, Frankfurt am Main
1879 wurde die Straße Grüner Weg zu Ehren des Hospitalstifters Isaak Königswarter in Königswarterstraße umbenannt. Unter den Nationalsozialisten hieß sie von 1936 bis 1945 Quinckestraße (nach dem 1922 verstorbenen "arischen" Mediziner Prof. Dr. Heinrich Irenäus Quincke). Nach Kriegsende erfolgte die Rückbenennung in Königswarter Straße.
01.07.1881
Erste Lehrschwester am "Königswarter Hospital"Rosalie Jüttner
Paul Jolowicz aus Posen hatte erstmals die Ausbildung einer Krankenpflegerin angeregt. Aus Posen stammte auch Rosalie Jüttner, die daraufhin am 1. Juli 1881 als Lehrschwester Aufnahme im Frankfurter "Königswarter Hospital" fand. "Theoretisch und praktisch geschult" wurde sie von dem leitenden Arzt Dr. Simon Kirchheim und seinem Assistenten Dr. Theophil Jaffé. Eine organisierte Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen entwickelte sich Frankfurt erst um 1890. - Rosalie Jüttner gilt als die erste in einem jüdischen Krankenhaus in Deutschland ausgebildete Krankenschwester. Sie wurde vermutlich in Posen (Poznan, Polen) an der Warthe geboren. Ihre Biographie bleibt noch zu erforschen.
1886 - 1935
Arzt am Hospital (später Krankenhaus) der Israelitischen GemeindeSanitätsrat Dr. med. Alfred Otto Günzburg
01.04.1889
Beginn der AusbildungMinna Hirsch
Am 1. April 1889 begann Minna Hirsch als eine der ersten in Frankfurt am Main ausgebildeten jüdischen Krankenschwestern ihre Pflegeausbildung.
1890 - 1913
Armenschwester, Hausschwester, stellvertretende Oberin des Königswarter HospitalsLisette Hess
Um 1890
Ausbildung zur Krankenschwester am Israelitischen Gemeindehospital Frankfurt am MainThekla Isaacsohn
1891 - 1895
AssistenzarztSanitätsrat Dr. med. Adolf Deutsch
Um 1892
Ausbildung zur Krankenschwester in Frankfurt am MainFrieda Wollmann
Vermutlich um 1892 lernte Frieda Brüll (später verheiratete Wollmann) im Hospital der Frankfurter Israelitischen Gemeinde ("Königswarter Hospital"). Damit gehörte sie nicht nur zu den ersten ausgebildeten jüdischen Krankenschwestern in Frankfurt am Main, sondern im gesamten Kaiserreich.
1893 - Um 1914
OberinMinna Hirsch
Von 1893 bis zu dessen Schließung leitete Minna Hirsch als Oberin die Pflege am "Königswarter Hospital".
1895 - 1914
Leitender Arzt der PoliklinikSanitätsrat Dr. med. Adolf Deutsch
1899
Neues Grundstück für das SchwesternhausVerein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
1899 wurde für den Bau eines neuen Schwesternhauses am Hospital der Israelitischen Gemeinde ein großes Grundstück (Königswarterstraße 20) erworben.
Um 1900
Assistenzarzt am Königswarter HospitalDr. med. Michael Sachs
Um 1902 - 1914
Krankenschwester am Königswarter HospitalSara (Sarah) Adelsheimer
Nach ihrer Ausbildung war Sara Adelsheimer in der Privat- und Armenpflege sowie im Hospital der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main tätig.
09.1902
Wiedereröffnung des SchwesternhausesVerein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Das Schwesternhaus wurde im September 1902 wieder eröffnet. Fortan verfügte es über einen getrenntem Trakt für Schwestern, die Patienten mit Infektionskrankheiten pflegten.
Seit 1903
Niederlassung in Frankfurt am Main, praktischer Arzt am "Königswarter Hospital"Dr. med. Gustav Löffler
01.01.1909 - 1914
Chefarzt am 'Königswarter Hospital'Sanitätsrat Dr. med. Alfred Otto Günzburg
Am 1. Januar 1909 wurde der seit 1886 am Hospital tätige Internist Dr. Alfred Günzburg Nachfolger des erkrankten Chefarztes Dr. Simon Kirchheim am Hospital der Israelitischen Gemeinde in der Königswarterstraße.
1910 - 1914
Ausbildung und Tätigkeit als Krankenschwester in Frankfurt am MainBeate (Berta, Beth) Berger
Anfangs verdiente Beate Berger ihren Lebensunterhalt mit ungeliebten Lohntätigkeiten als Verkäuferin und danach als Lehrling in einem Manufakturenwarengeschäft in Gerresheim (heute Stadtteil von Düsseldorf). Mit 24 Jahren schlug sie einen ganz anderen Weg ein und arbeitete von 1910 bis zum Ersten Weltkrieg als Lern- und Krankenschwester am Frankfurter jüdischen Königswarter Hospital. "Diesen Berufswechsel empfand Beate Berger als sozialen Aufstieg" (Karin Wittneben).
1910 - 1914
Krankenschwester am "Königswarter Hospital"Margarete (Grete, Gretchen) Adelsheimer
Von 1910 bis 1914 pflegte Margarete Adelsheimer (Grete Seligmann) am "Königswarter Hospital".
Um 1910
Pflege im Hospital der Israelitischen Gemeinde sowie PrivatpflegeBlondine (Blandina) Brück
Um 1910
Stationäre Pflege im Hospital der Israelitischen Gemeinde und tätig in der PrivatpflegeRahel (Recha) Wieseneck
1912
Zitat zu einem Konflikt im jüdischen Krankenhaus FrankfurtBertha Pappenheim
Ein (zu dieser Zeit nicht zur Veröffentlichung bestimmter) Brief Bertha Pappenheims vom 1. Mai 1912 belegt ihre kämpferische Solidarität mit Frauen im Krankenpflegeberuf. Sie fordert sogar zum Streik auf. In der Korrespondenz thematisiert sie einen Konflikt um 1912 im Frankfurter jüdischen Krankenhaus, der offenbar so hohe Wellen schlug, dass Bertha Pappenheim sogar an ihrem damaligem Aufenthaltsort Breslau davon erfuhr: "Es ist interessant, dass ich hier hörte, der neue Hospitalverwalter für das Frankfurter Krankenhaus sei sehr "schneidig". In gewissem Sinne und zur Abwechslung ist das ja ganz gut. - Aber er soll es auch zur Bedingung gemacht haben, mit keiner Oberin zu arbeiten. Wenn das wahr ist, dann bedeutet das einen bedauerlichen Rückschlag für die jüdische Gemeinde Frankfurts. Die nächste Folge wird ein qualitativer Rückgang des Schwesternmaterials sein. Die besten Schulen für Krankenpflege waren bisher Hamburg und Frankfurt, wo die Ausbildung bisher unter Mitwirkung einer Frau geschah. Wenn die Oberin nur Haushälterin im Schwesternhaus wird, dann muss das Niveau der Schwestern sinken. Wenn die Schwestern gescheit sind, streiken sie. - Ich begreife die Leitung des Frankfurter [Schwestern-]Vereins nicht, der so stolz auf seine qualitativen Unterschiede gegen andere Vereine ist, - nämlich die, in denen Schule und Schwesternhaus-Ausbildung und Leben getrennt sind."
1914
Wechsel des Standorts / Neue EinrichtungKönigswarterstraße 26, Frankfurt am Main
Wegen der Errichtung des neuen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36 wurde der alte Standort aufgegeben.
1994
Informationen zum Königswarter HospitalJüdische Stiftungen in Frankfurt am Main
Weitere Nutzung des StandortsKönigswarterstraße 26, Frankfurt am Main
Auf dem Gelände des ehemaligen Hospitals der Israelitischen Gemeinde befindet sich heute (Stand April 2010) die Klinik Rotes Kreuz (Frankfurter Rotkreuz-Krankenhäuser e.V.), Königswarterstraße 16 (statt 26).
Notizen
Vorläufer des "Königswarter Hospitals"Altes israelitisches Hospital für Fremde
Netzwerk
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