Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

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Pflege-Impulse: Hilde Steppe und ihr Einfluss auf die Pflege

(Dr. med. Mabuse Nr. 230, November / Dezember 2017)

In diesem Jahr wäre Hilde Steppe, eine der Pionierinnen der Entwicklung deutscher Pflegewissenschaft, 70 Jahre alt geworden, wenn sie nicht schon 1999 verstorben wäre. Dies veranlasste den Verein zur Förderung der historischen Pflegeforschung e. V. in Frankfurt am Main sowie die Sektion Historische Pflegeforschung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. dazu, einen akademischen Gedenktag auszurichten. Die Frankfurt University of Applied Sciences (früher Fachhochschule Frankfurt), an der Hilde Steppe kurz vor ihrem Tod eine Professur besetzte, stellte die Räume zur Verfügung. Etwa 40 Teilnehmende waren aus ganz Deutschland, aus der Schweiz und sogar aus Schottland angereist. Überwiegend handelte es sich um Interessierte, die Hilde Steppe noch persönlich gekannt haben.

Die Vortragsinhalte des Vormittags erlaubten einen Rückblick auf das Wirken von Hilde Steppe. Neben ihren Aktivitäten im Zusammenhang mit der Einrichtung der ersten hessischen pflegebezogenen Studiengänge wurde auch ihre konkrete Hilfe bei der Etablierung der Pflegewissenschaft an der FH Frankfurt thematisiert. Ergänzt wurden diese Vorträge um die Thematisierung des gewerkschaftlichen Engagements von Hilde Steppe. Ein Überblick über die mühsamen 1980er und 1990er Jahre zur Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland verdeutlichte abschließend, welche wichtige Rolle Hilde Steppe mit ihrer Weitsicht hier spielte.

Der Nachmittag wurde zwei Themen gewidmet, die Hilde Steppe besonders am Herzen lagen. Als eine der ersten Pflegenden, die sich Anfang der 1980er Jahre mit der Krankenpflege im Nationalsozialismus auseinandersetzten, promovierte Hilde Steppe Anfang der 1990er Jahre zum Thema der jüdischen Pflege in Deutschland. Aufbauend auf diese ersten Erkenntnisse konnte an der Fachhochschule Frankfurt ein Schwerpunkt jüdische Pflegegeschichte in Frankfurt eingerichtet werden. Auf der Tagung wurde die Aktualisierung der Webseite vorgestellt. Aktuelle ethische Herausforderungen in der Pflege wurden in einem zweiten Vortrag thematisiert.

Während der Mittagspause bestand die Möglichkeit, das Grab von Hilde Steppe auf dem Zentralfriedhof zu besuchen. Diese Möglichkeit wurde von einigen Teilnehmenden gerne wahrgenommen. Alle Teilnehmenden freuten sich über die insgesamt gelungene Tagung und die Möglichkeit des Austauschs.

Hilde Steppe war auch dem Mabuse-Verlag sehr verbunden. Mitte der 1980er Jahre initiierte sie die „Autonome Pflegeredaktion“ der Zeitschrift „Dr. med. Mabuse“ und erweiterte damit das Spektrum der Zeitschrift erheblich. Heute sind aktuelle pflegerische Themen selbstverständlich. Zudem veröfentlichte sie 1981 das Buch „Krankenpflege im Nationalsozialismus“, das heute inzwischen in der 10. Auflage vorliegt und zum Standardwerk geworden ist.

Mathilde Hackmann, Hamburg