Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Alexanderstraße 96

Frankfurt am Main

Jüdisches Krankenhaus der Joseph und Hannchen MayŽschen Stiftung

Eröffnung

Jüdisches Krankenhaus der Joseph und Hannchen May’schen Stiftung

Am 14. September 1874 wurde die „Joseph und Hannchen May´sche Stiftung für Kranke und Hülfsbedürftige [sic!]“ staatlich genehmigt. Im gleichen Jahr errichteten Julius und Arthur May für die bis 1910 selbständige Gemeinde Rödelheim ein kleines Krankenhaus für Juden und Christen mit der Auflage, „dass ein Raum für jüdische Gottesdienste eingerichtet wurde“ (Schiebler 1994, S. 147). Am 11. Oktober 1874 öffnete es in der Alexanderstraße 96 (Sitz der Stiftung) nahe der heutigen Josef-May-Straße seine Pforten. Jüdische Patientinnen und Patienten der drei vor allem für Bedürftige und Alleinstehende geschaffenen israelitischen Krankenkassenvereine wurden kostenlos behandelt.

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 147

Juden in Rödelheim, S. 51

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 124



Ausstellung im Sozial- und Rehazentrum West mit wichtigen Informationen zum Spital

Jüdisches Krankenhaus der Joseph und Hannchen May’schen Stiftung

In den Räumen des Sozial- und Rehazentrums West in der Alexanderstraße, dem Standort des früheren jüdischen Spitals, ist seit 1995 eine kleine historische Ausstellung zu besichtigen, die der Rödelheimer Pfarrer Heinrich Dippel (1936-2004) zusammenstellte. Ihre Dokumente und Fotos enthalten einige wichtige Informationen über das Spital nach seiner Übernahme durch die Stadt Frankfurt am Main im Jahre 1910. So bestand der jüdische Betsaal „nach Auskunft des Sohnes des letzten Gemeindevorstehers der jüdischen Gemeinde Rödelheim, Heinrich Hammel, Herrn Arthur Hammel, USA, […] noch im Jahre 1933: Im Hospital verstorbene Juden wurden in diesem Raum aufgebahrt und von hier aus auf dem jüdischen Friedhof Rödelheim, Westhausen, beerdigt. Die Krankenpflege übernahmen Schwestern vom „Roten Kreuz“. Dr. med. Hermann Momberger war lange Jahrzehnte der behandelnde Arzt des Hospitals. Er gehörte auch dem christlichen Vorstand der Stiftung an.“ Nach weiteren Dokumenten der Ausstellung bestand der jüdische Betsaal bis Juli 1937. Wie lange jüdische Pflegebedürftige danach noch im Hause versorgt wurden, ist bislang unbekannt, ebenso ihr späterer Verbleib in der NS-Zeit.



Aktuelle Nutzung

Jüdisches Krankenhaus der Joseph und Hannchen May’schen Stiftung

Heute (Stand Januar 2012) befindet sich in der Alexanderstraße 94-96 mit dem Sozial- und Rehazentrum West weiterhin ein (nichtjüdisches) Alten- und Pflegeheim (vgl. www.sozial-rehazentrum-west.de, Aufruf v. 05.01.2012). Träger ist der Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e.V. Das Eingangsschild des früheren Rödelheimer israelitischen Spitals hat die NS-Zeit überlebt: „Joseph und Hannchen May´sche Stiftung für Kranke und Hülfsbedürftige [sic!]. Eröffnet am 11. Oktober 1874“.

Juden in Rödelheim, S. 51



Sig 6624