Prof. Dr. med. et chirurg. Theodor (Nathan) Neubürger
Geboren am 16.10.1830 in Düsseldorf
Gestorben am 04.12.1915 in Frankfurt am Main
Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße
Nationalität deutsch
Religion jüdisch
16. Oktober 1830
Geburtsdatum und Familienbiographie
Der Frankfurter Arzt und Kommunalpolitiker Prof. Dr. med. et chirurg. Theodor (Nathan) Neubürger wurde am 16. Oktober 1830 in Düsseldorf geboren. Er war der Sohn des Lehrers Jacob (Löb, Leopold) Neubürger aus Oettingen (Bayern) und der Johanna (Henchen) geb. Goldschmidt aus Frankfurt am Main. Der Literaturwissenschaftler, Publizist und Lehrer am Frankfurter Philantropin Dr. phil. Ferdinand Ludwig Neubürger (1836-1895) war wohl sein jüngerer Bruder. Um 1837 zog die Familie nach Frankfurt, wo die Eltern eine Erziehungseinrichtung für Mädchen gründeten. Theodor Neubürger heiratete Eugenie Wilhelmine Emden (31.12.1837 Frankfurt - 18.01.1915), die Tochter des Frankfurter jüdischen Arztes Dr. med. Jacob Emden und seiner Frau Johanna. Sie hatten 4 Kinder: den einzigen Sohn Dr. med. Otto Neubürger und die Töchter Pauline, Emma sowie Maria Johanna Bechhold (geb. 17.12.1868, 1938 emigriert), verheiratet mit dem Frankfurter Chemiker und Kolloidforscher Prof. Dr. phil. Heinrich Jakob Bechhold (1866-1937, israelitisch, später konfessionslos). Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 43f. (Beitrag über Heinrich Bechhold), S. 318, S. 316 Die Juden der Frankfurter Universität, S. 29-31 (Beitrag über Heinrich Bechhold mit Abb.) Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 97 Frankfurter Biographie [1], S. 47f. (Beitrag über Heinrich Bechhold)
um 1857
Niederlassung in Frankfurt am Main
Nach Studium, Promotion (1853) und mehrjährigem Dienst als Assistenzarzt beim 38. Königlich Preußischen Infanterierregiment ließ sich Theodor Neubürger 1857 (Arnsberg 1983) oder 1858 (Frankfurter Biographie Bd. 2) in Frankfurt am Main als praktischer Arzt nieder. Trotz der ungünstigen Bedingungen für jüdische Mediziner war er sofort mit Erfolg tätig. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 318 Frankfurter Biographie [2], S. 92 (Beitrag v. Reinhard Frost)
1864
–
1871
Mitglied im Vorstand der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main
Mitglied im Vorstand der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main Frankfurter Biographie [2], S. 92 (Beitrag v. Reinhard Frost)
1871
Mitglied der Planungskommission für ein Krankenhaus der Frankfurter jüdischen Gemeinde
Hospital der Israelitischen Gemeinde27. November 1872
–
Ende 1878
Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung
1904
Errichtung einer Stiftung für Kolloidforschung
1903 spendeten dankbare Patientinnen und Patienten ihrem Arzt Theodor Neubürger zu dessen 50-jährigen Doktorjubiläum 75.000 Reichsmark für Forschungszwecke. Mit diesem Betrag sowie 25.000 Reichsmark aus eigenen Mitteln schuf er die Basis zur Errichtung eines (in Deutschland einzigartigen) Instituts für Kolloidforschung (Neubürger-Bechthold-Stiftung). Erster Direktor wurde sein Schwiegersohn, der Chemiker Heinrich Bechhold. Die Nationalsozialisten benannten die Neubürger-Bechhold-Stiftung 1939 in "Stiftung für Kolloidforschung" um; sie bestand bis 1976. Frankfurter Biographie [2], S. 92 (Beitrag v. Reinhard Frost) Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts für Bildung, Wissenschaft und Kunst, Link Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 98
1913
Verleihung des Professorentitels
Das königlich preußische Kultusministerium würdigte Theodor Neubürger 1913 anlässlich seines 60-jährigen Doktortitels mit der der Verleihung des Professorentitels. Zuvor hatte hatte Dr. Neubürger für seine Verdienste als Arzt beim französischen Konsulat das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion erhalten. Frankfurter Biographie [2], S. 92 (Beitrag v. Reinhard Frost)
4. Dezember 1915
Todestag
Theodor Neubürger starb am 4. Dezember 1915 mit 85 Jahren in Frankfurt am Main. Zuletzt hatte ihn seine Tochter gepflegt. Er wurde auf dem Alten jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße beerdigt. "Als Theodor Neubürger starb, galt er als Nestor der Frankfurter Ärzte, und sein Wirken erstreckte sich weit über die Grenzen des ärztlichen Arbeitsgebietes. Er setzte sein Wissen mit Herz in die Tat um und war daher Menschenfreund und ein Freund der Kranken. Sein Einfluss auf die Kranken basierte auf gründlicher Kenntnis der Psychologie und des Seelischen überhaupt. Ihm blieb mit seinem durchgeistigten Gesicht und den beruhigenden Augen nichts verborgen, und das Leid des Kranken schien schon behoben" (Paul Arnsberg). Für den nichtjüdischen Arztkollegen Wilhelm Kallmorgen war Theodor Neubürger "ein großer Psychologe, dabei ein liter.[arisch] hochgebildeter Mann u.[nd] begeisterter Musikfreund." Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 318 Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 361
1983
Literatur zu Theodor Neubürger
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3]1996
Literatur zu Theodor Neubürger
Arnsberg, Paul: Frankfurter Biographie [2]2007
Literatur zu Theodor Neubürger
Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am MainFamilienbeziehungen
Jacob (Jakob) EmdenTheodor Neubürger war der Schwiegersohn von Jacob und Johanna Emden.
Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 318
Familienbeziehungen
Otto NeubürgerFür Theodor Neubürger war es „ein Schock, als sein einziger Sohn, Otto, im 50. Lebensjahre starb; er […] sollte seines Vaters Nachfolger werden.“
Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 318
Ölporträt Theodor Neubürgers (1. Hälfte 20. Jhd.)
Müller-Proskar, Claudia: Die Portraitsammlung Dr. Senckenbergische StiftungGründung und Leitung der Privatklinik
Privatklinik Dr. Otto NeubürgerStraßenbenennung in Frankfurt am Main
Theodor-Neubürger-Straße – Frankfurt am MainIm Frankfurter Stadtteil Niederursel wurde eine Straße nach Theodor Neubürger benannt.
Begräbnisort
Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-StraßeSig 6074