Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Sanitätsrat Dr. med. Salomon Herxheimer

Geboren am 22.09.1841 in Dotzheim bei Wiesbaden

Gestorben am 12.08.1899 in Tirol

Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße

Nationalität deutsch

Religion israelit.

Zur Familienbiographie / Lebensdaten des Onkels

Karl Herxheimer
Karl Herxheimer und sein um fast 20 Jahre älterer Bruder und Arztkollege Salomon Herxheimer entstammten einer kinderreichen hessisch-jüdischen Familie; ihre Eltern waren Jeanette (Johannette) geb. Liebmann (gest. 1897) aus Schierstein (heute Stadtteil von Wiesbaden) und der Mühlenbesitzer und Getreidehändler Hermann (Herz) Herxheimer (1803-1879) aus Dotzheim (heute Stadtteil von Wiesbaden). Ihr Onkel war der Rabbiner, Bibelübersetzer und Schulgründer Salomon Herxheimer (06.02.1801 Dotzheim - 25.12.1884 Bernburg), zuletzt Landesrabbiner von Anhalt-Bernburg (später Anhalt); diese angesehene Persönlichkeit würdigte der Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim e.V. 2001 mit einer Biographie, verfasst von Rolf Faber. Die Juden der Frankfurter Universität, S. 167


Geburtsdatum

Sanitätsrat Dr. med. Salomon Herxheimer war ein Pionier der Dermatologie in Frankfurt am Main. Nach den Angaben in Schembs 2007 wurde der erste Facharzt für Hautkrankheiten in Frankfurt und Gründer sowie Leiter einer renommierten Privatklinik am 22. September 1841 in Dotzheim (heute Stadtteil von Wiesbaden, Landeshauptstadt von Hessen) geboren. Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 81


Lebensdaten des Sohnes Gotthold Herxheimer

Fanny Herxheimer
Gotthold Herxheimer, der ältere Sohn von Salomon und Fanny Herxheimer sowie ein Neffe von Karl Herxheimer und Rose Livingston, wurde am 3. Oktober 1872 in Wiesbaden geboren. Als Erwachsener konvertierte er zum evangelischen Glauben. Der namhafte Pathologie wurde erster Direktor des Pathologisch-Anatomischen Instituts am Städtischen Krankenhaus zu Wiesbaden, das er 30 Jahre lang mit großem Erfolg leitete. 1934 vertrieben ihn die Nationalsozialisten aus Deutschland. Zwei Jahre später erlag er am 24. Februar 1936 im südafrikanischen Exil (Simon´s Town bei Kapstadt) einem Herzinfarkt. Gotthold Herxheimers Witwe, Gertrude Edle von Poschinger, nahm 1939 wieder ihren Geburtsnamen an.


Niederlassung als erster Hautarzt in Frankfurt am Main

Fanny Herxheimer
1874 wurde Salomon Herxheimer in Frankfurt am Main als erster Hautarzt zugelassen. Dennoch hatte er dort "große Schwierigkeiten zu überwinden, da die Ärzte ihn u.[nd] die Spezialität ,Hautkrankh.[eit]´ nicht anerkennen wollten." Neben seinem Beruf wirkte er als "Kunstverständiger" und "wohltätiger Mann". In Fanny und Salomon Herxheimers Haus "verkehrten bedeutende Künstler und Gelehrte". Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 297 (Zitate)


Gründung und Leitung

Herxheimer’sche Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten
1876 (1877 nach Kallmorgen 1936) gründete Dr. Salomon Herxheimer in Frankfurt am Main eine Klinik und Poliklinik für Hautkranke, die er bis zu seinem Unfalltod 1899 leitete. Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 137


Lebensdaten des Sohnes Hans Herxheimer

Fanny Herxheimer
Dr. med. Hans J. Herxheimer, seit 1913 Hautarzt mit eigener Praxis in Frankfurt am Main, wurde am 29. August 1880 in Frankfurt am Main geboren. Er war Salomon und Fanny Herxheimers jüngerer Sohn und ein Neffe Karl Herxheimers und Rose Livingstons. 1920 heiratete er eine Nichtjüdin. Nach dem Novemberpogrom 1938 war er für einige Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert. Die Ehe hielt den Belastungen der NS-Zeit nicht stand und wurde auf Initiative der Ehefrau 1939 geschieden. Zuletzt wurde Hans Herxheimer in ein "Ghettohaus" (Ostendstraße 18) eingewiesen. Am 8. Januar 1944 folgte seine Deportation von Frankfurt in das KZ Theresienstadt. Dort starb Hans Herxheimer am 18. Juli 1944 (Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz). Seine einzige Tochter Marie Luise Herxheimer (geb. 02.03.1922, die Enkelin von Fanny und Salomon Herxheimer) galt im NS-Staat als "Mischling". Sie überlebte die NS-Zeit, starb aber bereits 1946 in Frankfurt am Main. Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 297 Jüdisches Museum Frankfurt am Main (Homepage), Datenbank


Gründung einer Stiftung?

Fanny Herxheimer
"Salomon Herxheimer [...] hatte offensichtlich noch kurz vor seinem Tod 1899 eine Stiftung für bedürftige Kranke in seiner Hautklinik errichtet, deren Anfangsvermögen sich auf 130.000 Mark belief". Diese Stiftung wurde gewiss von seiner Witwe Fanny Herxheimer mit Unterstützung ihres Schwagers Karl Herxheimer verwaltet. Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 82


Todestag

Salomon Herxheimer starb am 12. August 1899 "auf einer Bergtour in Tirol am Herzschlag" (Kallmorgen 1936). Sein Leichnam wurde nach Frankfurt am Main überführt und auf dem Alten Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße bestattet (Schembs 1997). Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 297 Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 82


Ölporträt Salomon Herxheimers

Müller-Proskar, Claudia: Die Portraitsammlung Dr. Senckenbergische Stiftung
Schenkung seiner Witwe Fanny Herxheimer


Literatur zu Salomon Herxheimer

Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main


Literatur zu Salomon Herxheimer (unveröff. Diss.)

Notter, Bettina: Leben und Werk der Dermatologen Karl Herxheimer (1861 - 1942) und Salomon Herxheimer (1841 - 1899)


Literatur zu Salomon Herxheimer

Richter-Hallgarten, Henry George: Geschichte der Dermato-Venerologie in Frankfurt am Main


Benannt nach Salomon Herxheimer

Herxheimerstraße – Frankfurt am Main


Begräbnisort

Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße


Verwandtschaftliche Beziehungen

Fanny Herxheimer
Salomon Herxheimer und Fanny Herxheimer waren ein Ehepaar.


Verwandtschaftliche Beziehungen

Rose Livingston
Rose Livingston war Salomon Herxheimers Schwägerin.


Sig 6216