Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Dr. med. Marcus (Markus, Mordechai) Hirsch

Geboren am 15.12.1838 in Oldenburg

Gestorben am 01.11.1893 in Frankfurt am Main

Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Familiengeschichte / Lebensdaten der Mutter Johanna Hirsch

Johanna Hirsch (geb. Jüdel), die Mutter des Gründungsarztes des Rothschild'schen Hospitals im Röderbergweg, Förderers des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins und Publizisten Dr. Marcus Hirsch, wurde im März 1805 zu Braunschweig (Niedersachsen) geboren. Sie war die einzige Tochter des Bankiers Markus (Mordechai) Jüdel. Marcus Hirsch wurde nach seinem mütterlichen Großvater benannt. Rabbiner Samson Raphael Hirsch in der deutschsprachigen jüdischen Presse, S. 264, Fn 48


Familiengeschichte und Lebensdaten des Vaters Rabbiner Samson Raphael Hirsch

Marcus Hirschs Vater nahm als Begründer der Neo-Orthodoxie im deutschen Judentum des 19. Jahrhunderts eine herausragende Stellung ein. In Frankfurt am Main stand er der Israelitischen Religionsgesellschaft vor und stritt für eine eigenständige Austrittsgemeinde neben der größeren, vorwiegend liberalen Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt. Rabbiner Samson Raphael Hirsch wurde am 20. Juni 1808 in Hamburg geboren und verstarb unter großer Anteilnahme am 31. Dezember 1888 in Frankfurt.


Geburtsdatum von Marcus Hirsch

Der Chirurg, Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. med. Marcus (Markus, Mordechai) Hirsch wurde am 15. Dezember 1838 in Oldenburg (Niedersachsen) geboren. Er war das dritte Kind des Ehepaares Hirsch und hatte mindestens neun Geschwister. Hirsch Marcus - Nekrolog, S. 218 Rabbiner Samson Raphael Hirsch in der deutschsprachigen jüdischen Presse, S. 13, S. 337 Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [1], S. 659 Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 301


Familiengeschichte und Lebensdaten der zweiten Ehefrau Clementine Hirsch

Clementine Hirsch geb. Tedesco war Marcus Hirschs zweite Ehefrau. Sie wurde am 13. März 1944 in Paris geboren. Mit ihr hatte Marcus Hirsch weitere Kinder, u.a. Jacob Hirsch (geb. 29.03.1877 in Frankfurt a.M. - Vgl. auch die private genealogische Website: http://www.geni.com/people/Marcus-Hirsch/6000000006794113072). Clementine Hirsch verstarb 1915. Hirsch, Marcus - CAHJP Friedemann-Hirsch, Akte Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung, Frankfurter Einwohnermeldekartei


Familiengeschichte und Lebensdaten der ersten Ehefrau Johanna Hirsch

Marcus Hirschs erste Ehefrau Johanna "Hannchen" Hirsch geb. Schwabacher kam ebenfalls aus einer orthodox-jüdischen Frankfurter Familie. Sie wurde am 12. April 1845 in Frankfurt am Main geboren und hatte mit Marcus Hirsch mehrere Kinder, darunter Gella, Wolf, Israel, Juda, Raphael und Sara (vgl. auch die private genealogische Website: http://www.geni.com/people/Marcus-Hirsch/6000000006794113072). Johanna Hirsch verstarb bereits am 24. Januar 1872. Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung, Frankfurter Einwohnermeldekartei (Auszug)


Archivalien zu Marcus Hirsch

Hirsch, Marcus - CAHJP Friedemann-Hirsch
Die Akte enthält u.a. Zeugnisse (u.a. Deutsch-hebräische Hauptschule zu Nicolsburg) sowie die Dissertation von Marcus Hirsch.


Abbildung von Marcus Hirsch und der Familie Hirsch

Morgenstern, Matthias: Jüdische "Muttergemeinde" im Widerstreit – Die Israelitische Religionsgesellschaft in Frankfurt am Main
Abbildung auf Seite 42


Promotion in Würzburg

Nach seinem Studium in Berlin, Würzburg, Wien und Paris promovierte Marcus Hirsch am 30. März 1860 an der Universität Würzburg zum Dr. med. In den 1860er Jahren sammelte er berufliche Erfahrungen an Frauenkliniken in Prag und vermutlich auch in Bozen (Südtirol/ Italien).


Familiengeschichte und Lebensdaten der ältesten Tochter Gella Stern

Familiengeschichte / Lebensdaten der ältesten Tochter Gella Stern Gella Stern geb. Hirsch, das älteste Kind von Marcus und Johanna Hirsch, wurde am 17. Februar 1864 in Frankfurt am Main geboren. Dort heiratete sie 1886 Meyer Stern (1861 Frankfurt a.M. - 1939 Haifa). Das Ehepaar flüchtete aus Nazideutschland in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, wo Gella am 6. Juni 1935 in Haifa verstarb. Sie hatten zwei Kinder: Else Sara und Marcus Kurt Stern (vgl. Roger Cibella's Family Tree, http://www.geocities.ws/rcibella/html/fam/fam00527.htm, zuletzt aufgerufen am 03.12.2015). Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung, Frankfurter Einwohnermeldekartei


Literatur von Marcus Hirsch (Aufsatz)

Hirsch, Marcus: Die pathologische Anatomie des Talmud
1866 veröffentlichte Marcus Hirsch in dem von seinem Vater Rabbiner Dr. Samson Raphael Hirsch herausgegebenen orthodox-jüdischen Periodikum Jeschurun einen Beitrag über Medizin im Talmud.


Gründungs- und Chefarzt des Rothschild'schen Hospitals

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung
Seit den Anfängen gestaltete Marcus Hirsch als leitender Arzt das neo-orthodox-jüdischen Zweig der Rothschild-Familie errichtete Krankenhaus der Frankfurter Israelitischen Religionsgesellschaft mit.


Gründer und Leiter eines Kurheims in Falkenstein (Taunus)

Sanatorium Dr. Marcus Hirsch, Falkenstein im Taunus
Neben seiner umfangreichen ärztlichen Tätigkeit in Frankfurt am Main leitete Marcus Hirsch außerdem in Falkenstein (heute Stadtteil von Königstein im Taunus, Hochtaunuskreis, Hessen) seit den 1870er Jahren eine 'Klimatische Kuranstalt und Kaltwasseranstalt für Brustkranke, Blutarme und Nervenleidende'. Rabbiner Samson Raphael Hirsch in der deutschsprachigen jüdischen Presse, S. 337


Portrait, undatiert (um 1875)

Dr. Marcus Hirsch, Portrait, undatiert (um 1873) Nachweis: [Nachruf:] Dr. med. Markus Hirsch [sel. A.] – Frankfurt a.M. In: Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judenthum 34 (06.11.1893) 88, Beilage, S. 1675.


Austritt aus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt / Mitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG)

1877 gehörte Marcus Hirsch - wie sein Vater Rabbiner Dr. Samson Raphael Hirsch, seine Brüder Dr. phil. Mendel Hirsch (Schuldirektor der IRG), Dr. jur. Naphtali Hirsch und Julius Hirsch sowie seine Schwager Benjamin Roos (Ausschuss der IRG) und Elias Schwabacher (Bruder der Ehefrau, Ausschuss- und Synagogeninspektor) - zu den Mitgliedern der neoorthodoxen Religionsgesellschaft, die aus der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt austraten. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 459


Familiengeschichte und Geburtsdatum des Sohnes Dr. med. Jeremias (Remy) Hirsch

Hirsch, Henriette; Hirsch, Remy: Erinnerungen an meine Jugend (1884-1931)
Der Hautarzt Dr. med. Jeremias (Remy) Hirsch, ein Sohn von Marcus und Clementine Hirsch, wurde am 19. April 1879 in Frankfurt am Main geboren. 1907 heiratete der Enkel von Rabbiner Dr. Samson Raphael Hirsch mit der Lehrerin Henriette geb. Hildesheimer (geb. 1884) die Enkelin eines weiteren bekannten Begründers modernen jüdischen Orthodoxie in Deutschland: Rabbiner Dr. Esriel Hildesheimer. Remy Hirsch lebte zuletzt in Israel, wo er vermutlich auch verstarb. Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung, Frankfurter Einwohnermeldekartei


Anzeige von Dr. Hirsch's Kurklinik in Falkenstein

Hirsch, Marcus - Anzeige Kurklinik Falkenstein / Anzeige von Dr. Hirsch's Kurklinik zu Falkenstein im Taunus, 1879 Der Israelit, 26.11.1879, http://www.alemannia-judaica.de/falkenstein_synagoge.htm


Familiengeschichte und Geburtsdatum der Tochter Dr. med. Therese "Res" Friedemann

Hirsch, Henriette; Hirsch, Remy: Hirsch, Marcus - CAHJP Friedemann-Hirsch
Die Hautärztin Dr. med. Therese Friedemann geb. Hirsch war das jüngste Kind von Marcus und Clementine Hirsch. Sie wurde am 17. November 1880 in Frankfurt am Main geboren. 1914 promovierte sie in Berlin. 1919 heiratete sie den Rechtsanwalt Adolf Friedemann. 1938 flüchtete sie aus Nazideutschland nach Palästina/Israel.


Tätigkeit für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen
Marcus Hirsch war auch für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen tätig. Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 141


Gründungs- und Chefarzt des Rothschild'schen Kinderhospitals

Mathilde von Rothschild’sches Kinderhospital


Gründung des Bikkur Cholim-Vereins

Verein zur Pflege und Unterstützung israelitischer Kranker „Bikkur Cholim“
Im Frühjahr 1889 gründete Dr. Marcus Hirsch in Frankfurt am Main den Verein zur Pflege und Unterstützung israelitischer Kranker "Bikkur Cholim". Wie lange der Pflegeverein bestand, ist bislang unbekannt. Als Vorsitzender amtierte um 1911 Dr. med. W. Hirsch (Langestraße 18), Kassierer war Emil Ettinghausen (Deutsche Effekten-Bank). Dem Verein gehörten zudem Joseph Lewin, Adolph Stern, Gerson Igersheimer und Leopold Mosbacher an. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 128 Verzeichnis der Frankfurter jüdischen Vereine, Stiftungen und Wohltätigkeitsanstalten, S. 35


Literatur von Marcus Hirsch

Hirsch, Marcus: "Betteln und hausiren ist hier verboten"


Literatur von Marcus Hirsch

Hirsch, Marcus: Kulturdefizit am Ende des 19. Jahrhunderts
Marcus Hirsch publizierte über sein medizinisches Fach hinaus auch zu gesellschaftlichen und kulturpolitischen Themen. In seinem wohl letzten Werk - erschienen im Jahre seines Todes - warnte er hellsichtig vor dem Antisemitismus in Deutschland.


Literatur von Marcus Hirsch: Buchcover (Abbildung)

Marcus Hirsch, Kulturdefizit am Ende des 19. Jahrhunderts. Frankfurt a.M. 1893, Cover Online-Ausg.: Frankfurt a.M.: Univ.-Bibliothek, 2007, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:30-180010709006


Mitbegründer des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Marcus Hirsch gehörte zu den Förderern der Krankenpflege als jüdischem Frauenberuf: 1893 bildete er zusammen mit seinen Arztkollegen Simon Kirchheim, Alfred Günzburg und Hermann Schlesinger sowie Sally Löwenick, Meier Schwarzschild, Philipp Schiff und Alexander Strauss den provisorischen Vorstand des geplanten Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main. Er verstarb kurz nach der Gründung des Vereins. "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre...", S. 200


Todestag

Dr. Marcus Hirsch starb, noch nicht 55-jährig, in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1893 in Frankfurt am Main. Damit verlor der Vorstand des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt "bereits im ersten Vereinsjahre [...] einen trefflichen Arzt und hochgeschätzten Führer des gesetzestreuen Judentums." Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 301 Hirsch Marcus - Nekrolog, S. 218 Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main, S. 32f. (Zitat) Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung, Frankfurter Einwohnermeldekartei


Nachrufe und Todesanzeigen in der Frankfurter Zeitung

Verschiedene: Hirsch, Marcus - Nachrufe und Todesanzeigen
Die posthumen Würdigungen weisen Dr. Marcus Hirsch als eine geachtete Frankfurter Persönlichkeit aus: siehe Todesanzeige in: FZ Nr. 304, 02.11.1893, AB, S. 3; Kurzmeldung in: FZ Nr. 305, 03.11.1893, 2. MB [= Frankfurter Angelegenheiten] , S. 2; Nachruf [als Todesanzeige] der Verwaltungskommission des Rothschild'schen Hospitals in: FZ Nr. 308, 06.11.1893, MB, S. 3.


Literatur zu Marcus Hirsch [Nachruf im "Israelit"], mit Bildnis

ohne Verfasser: Hirsch, Marcus - Nachruf


Literatur zu Marcus Hirsch (Nekrolog)

Marcus, Emanuel: Hirsch Marcus - Nekrolog


Informationen zu Marcus Hirsch

Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main


Literatur zu Marcus Hirsch

Großmann-Hofmann, Beate: Dr. Peter Dettweiler und die Heilanstalt Falkenstein


Literatur zu Marcus Hirsch

Hildesheimer, Meir; Morgenstern, Matthias: Rabbiner Samson Raphael Hirsch in der deutschsprachigen jüdischen Presse


Informationen zu der Tochter Dr. med. Therese Friedemann (letzter Aufruf der Website am 06.09.2016)

Hildesheimer, Meir; Morgenstern, Matthias: Dokumentation: Ärztinnen im Kaiserreich


Arztkollegen (Rothschild'sches Hospital)

Elieser (Elias, Eliazar) Rosenbaum


Archivalien zu Marcus Hirsch

Hildesheimer, Meir; Morgenstern, Matthias: Hirsch, Marcus - ISG S2-Sammlung
Die Akte enthält einen Auszug aus der Frankfurter Einwohnermeldekartei mit Einträgen zu Dr. Marcus Hirsch, seinen Ehefrauen Johanna und Clementine und seinen Kindern.


Arztkollegen (Rothschild'sches Hospital)

Sally (Saly, Sali) Rosenbaum


Arztkollegen (Rothschild'sches Hospital)

Elieser (Elias, Eliazar) Rosenbaum


Begräbnisort

Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße
Dr. Marcus Hirsch wurde am 3. November (Freitag) auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße beerdigt.


Sig 6407