Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Julie Glaser

Geboren am 07.10.1878 in Würzburg

Gestorben am unbekannt in Polen (Ghetto oder Vernichtungslager)

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Lebensdaten des Vaters Max Glaser

Julie Glasers Vater, der Kaufmann Max (Marx) Glaser, wurde am 4. April 1844 in Thüngen (Unterfranken, Bayern) geboren. Mit seinen Eltern Babette Glaser geb. Amson und Jakob Glaser, Kaufmann, zog er nach Würzburg. Dort erhielt Max Glaser 1874 das Heimatrecht und 1892 das Bürgerrecht. Er führte eine Weingroßhandlung und war zuletzt Inhaber einer Immobilienagentur. Am 3. oder 4. Juli 1909 starb er in Würzburg. Max Glasers letzte Anschrift war der Haugerring 14 (heute etwa Haugerring 7). Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, Teilbd. 1, S. 193


Lebensdaten der Mutter Rosa Glaser

Julie Glasers Mutter Rosa Glaser geb. Regensburger wurde am 13. März 1851 in Feuchtwangen (Mittelfranken, Bayern) geboren. 1874 heiratete sie in Rothenburg ob der Tauber Max Glaser. Dort lebten ihre Eltern, Clara Regensburger geb. Cohn und der Lederhändler Nathan Regensburger. Rosa Glaser starb vermutlich um 1930. Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, Teilbd. 1, S. 193


Lebensdaten des Bruders Adolf Glaser

Julie Glaser war das dritte Kind und die erste Tochter von Rosa und Max Glaser. Sie hatte zwei ältere und vier jüngere Geschwister. Der älteste Bruder, Adolf Glaser, wurde am 12. März 1875 in Würzburg geboren. Nach seinem Medizinstudium praktizierte er als Arzt in Mannheim und als Schiffsarzt. Er starb am 10. Juli 1914 in Straßburg (Elsass, Frankreich). Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 193


Lebensdaten des Bruders Leo Glaser

Julie Glasers zweiter Bruder, der Chemiker, Apotheker, Unternehmer und Politiker Dr. phil. Leo Glaser, wurde am 28. Mai 1876 in Würzburg geboren. Er lebte später in Rostock und dem heutigen Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern). Nach seinem Würzburger Studium promovierte er 1901 bei Prof. Wilhelm Conrad Röntgen. Im gleichen Jahr heiratete er Elsa Bitt geb. Rudloff, die eine Tochter, die spätere Rostocker Malerin Kate Diehn-Bitt (1900-1978), in die Ehe brachte. Leo Glasers Firma Haliflor-Company GmbH produzierte chemisch-pharmazeutische und kosmetische Präparate. Von 1924 bis 1928 amtierte er als Präsident der Handelskammer in Rostock, die Universität Rostock ernannte ihn zum Ehrenmitglied. 1919 begründete Leo Glaser die Deutsche Demokratische Partei in Mecklenburg mit. Unter dem NS-Regime kam er 1938 zeitweise in Haft, seine Firma wurde "arisiert". Der Deportation entkam er durch seine (zweite) Ehe mit einer Nichtjüdin. Nach Kriegsende bestellten ihn die sowjetischen Behörden zum Leiter des Rostocker Finanzamts. Zugleich baute Leo Glaser aber die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands in Mecklenburg mit auf. 1946 amtierte er als Stadtrat für Finanzen. Aus politischen Gründen gab er sein Amt wieder auf und zog 1947 zu seiner Tochter in die USA, wo er kurz darauf starb. Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 193 Juden in Rostock, Link


Lebensdaten der Schwester Cilli Glaser

Julie Glasers jüngere Schwester Cilli (Cäcilie, Cilly) Glaser wurde am 11. Februar 1883 in Würzburg geboren. Weitere biographische Informationen enthält der Personeneintrag "Glaser, Cilli" (siehe Querverweis).


Lebensdaten der Schwester Ida Glaser

Julie Glasers jüngste Schwester Ida Glaser wurde am 25. September 1884 in Würzburg geboren. Sie arbeitete als Buchhalterin und Bankangestellte. Im Ersten Weltkrieg leistete sie Kriegsdienst als Krankenschwester. Seit 1927 lebte sie in Frankfurt am Main; ihre weitere Biographie ist noch unbekannt. Da weder eine Emigration noch eine Deportation nachweisbar sind, ist Ida Glaser möglicherweise bereits vor der Schoah verstorben. Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 193


Ausbildung zur Krankenschwester

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
In Frankfurt am Main absolvierte Julie Glaser 1900 eine verkürzte Schwesternausbildung. Danach war sie in der Privatpflege und im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main tätig. "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre...", S. 227


Oberin des Israelitischen Krankenhauses Straßburg

Israelitisches Krankenhaus Straßburg / Clinique Adassa
1911 übernahm der Frankfurter jüdische Schwesternverein die Pflege des Israelitischen Krankenhauses zu Straßburg (Elsaß / Alsace, Frankreich) und entsandte die bewährte Julie Glaser als Oberin. Dort hatte sie gewiss Verbindung zu ihrem Bruder Adolf Glaser, einem Schiffsarzt; er verstarb 1914 mit erst 39 Jahren in Straßburg.


Oberin des Festungslazaretts XXII B (Lyzeum) in Straßburg

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wechselte Oberin Julie Glaser vom Straßburger jüdischen Spital in das Festungslazarett XXII B (zuvor ein Lyzeum) und leitete dort die Kriegskrankenpflege. Mit ihrem Frankfurter Schwesternteam half sie vielen verwundeten Soldaten aus verschiedenen Ländern. Herkunft und Konfession spielten keine Rolle, auch die Kriegsgegner wurden versorgt. Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main, S. 37-40


Rückkehr nach Frankfurt

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
Seit Mitte November 1918 tat Julie Glaser wieder Dienst am Frankfurter jüdischen Krankenhaus.


Oberschwester der Inneren Abteilung des Frankfurter jüdischen Krankenhauses Gagernstraße (Vorgängerin: Dina Wolf)

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main


Literatur zu Julie Glaser

Rechenschaftsbericht für die Jahre 1913 bis 1919 des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main


Oberin von Meta Conrath

Meta Alma Martha Conrath


Oberin von Meta Conrath

Meta Alma Martha Conrath


Julie Glaser folgt Minna Hirsch als Oberin des Frankfurter jüdischen Krankenhauses

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
Julie Glaser folgt Minna Hirsch um 1925 als Oberin des Frankfurter Jüdischen Krankenhauses. Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte [2], S. 100


Kolleginnen am Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main

Minna Hirsch


Julie Glaser folgt Sara Adelsheimer als Oberin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main


Umzug von Emma Glaser nach Frankfurt am Main

Emma Glasers freiberufliche Tätigkeit als Dentistin wurde in der NS-Zeit antisemitisch eingeschränkt. 1934 zog sie zu ihrer Schwester Julie Glaser nach Frankfurt.


Deportation

Cilli (Cäcilie, Cilly) Glaser

Am 20. Oktober 1941 wurden Julie, Emma und Cilli Glaser von Frankfurt am Main in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz, Polen) deportiert. Die drei Schwestern wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Vernichtungslager ermordet.



Informationen zu Julie Glaser und ihrer Familie

Strätz, Reiner: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945


Literatur zu Julie Glaser

Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."


Roman über das Ghetto Litzmannstadt/Lodz

Sem-Sandberg, Steve: Die Elenden von Lodz


Literatur zu Julie Glaser

Seemann, Birgit: Glaser, Julie (1878–1941)


Gemeinsamer Geburtsort

Rosa (Ruth) Goldschmidt


Informationen zu Julie Glaser



Kolleginnen in Strassburg

Rosa (Rosalie) Spiero


Gemeinsamer Geburtsort

Henriette Berlinger


Kolleginnen in Strassburg

Bertha Schönfeld


Informationen zu Julie Glaser

Seemann, Birgit: Hessisches Hauptstaatsarchiv - Entschädigungsakte Glaser, Julie


Informationen zu Julie Glaser



Sig 6142