Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Prof. Dr. med. Joshua O. (Joshua Otto Owzei/Owsei) Leibowitz

Geboren am 25.04.1895 in Wilna (Vilnius, Litauen)

Gestorben am 10.07.1993 in Jerusalem (Israel)

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch, israelisch

Religion jüdisch

Geburtsdatum und Biographie

Der Arzt und letzte ärztliche Direktor des Sanatoriums Dr. Goldschmidt in Bad Homburg, Dr. Joshua O. Leibowitz, entstammte dem osteuropäischen Judentum: Er wurde am 25. April 1895 in Wilna (Vilnius), dem einstigen "Jerusalem Litauens", geboren. Sein Vater war Bankier, die älteste Schwester (Emigration in die USA) studierte Botanik. Die Mutter verstarb bereits mit 32 Jahren, ebenso ein jüngerer Bruder. Die Familie zog nach Riga (Lettland), wo Joshua O. Leibowitz das Gymnasium besuchte. Frühzeitig in Palästina angekommen: Joshua O. Leibowitz und Ernst H. Wertheimer, S. 29


Studium in Heidelberg, mit Unterbrechungen durch den Ersten Weltkrieg

Joshua O. Leibowitz studierte an der angesehenen Universität Heidelberg Medizin. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten Ludolf von Krehl (Innere Medizin), Viktor von Weizsäcker (Neurologie), Hans Driesch (Biologie) und Karl Jaspers (Philosophie und Psychiatrie). In den religiösen Studien unterwies ihn Rabbi Salman Baruch Rabinkow, zu dessen Schülern auch der Sozialphilosoph Erich Fromm zählte. Kriegsbedingt musste Leibowitz sein Studium unterbrechen, u.a. war er als 'Zivilgefangener' in Baden-Baden und danach Bad Nauheim.


Diplom mit der Arbeit "Über die Prädilektion reflektorischer Erregbarkeiten" (unter dem Namen Owsei Leibowitz)

Die Arbeit erschien im Dezember 1928 unter dem Titel "Reflexmechanismus spastischer Lähmungen" als Neudruck.


Tätigkeit am Danziger Städtischen Krankenhaus unter der Leitung des Neurologen Adolf Wallenberg



Gemeinsame Leitung des Sanatoriums: Schewa Goldschmidt und Joshua O. Leibowitz

Schewa (Batschewa) Goldschmidt


Kollegen am Sanatorium Dr. Goldschmidt

Siegfried Goldschmidt


Nachfolger als ärztlicher Direktor des Sanatoriums Dr. Goldschmidt: Joshua O. Leibowitz

Sanatorium Dr. Goldschmidt (Taunus-Sanatorium), Bad Homburg v.d. Höhe


Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Anonym.: Eine Synagogeneinweihung in Homburg-Gonzenheim


Vortrag in Amsterdam auf Einladung der Gesellschaft für die Geschichte des Judentums



Jüdische Bildungsarbeit am Freien Jüdischen Lehrhaus zu Frankfurt am Main

Zwischen 1934 und 1938 wurde Joshua O. Leibowitz im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main als Dozent am Freien Jüdischen Lehrhaus erwähnt. Seine medizinhistorischen Schwerpunkte umfassten das Verhältnis von Medizin und Judentum sowie das Leben und Wirken des berühmten jüdischen Arztes und Philosophen Maimonides.


Emigration nach Palästina/Israel

Schon als Student fühlte sich Joshua O. Leibowitz von der religiös-zionistischen Bewegung angezogen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Frankreich erreichte er um 1935 Eretz Israel, in dieser Zeit noch das britische Mandatsgebiet Palästina. Offenbar kehrte er bis 1937 nochmals nach Nazideutschland zurück, da er die Leitung des Sanatoriums Dr. Goldschmidt nicht ohne Weiteres aufgeben wollte. In Israel wurde Dr. Leibowitz dann ein bekannter Medizinhistoriker und Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem. Joshua O. Leibowitz (1895–1993), S. 102 (Link)


Literatur von Joshua O. Leibowitz

Leibowitz, Joshua O.: Zur Bedeutung Maimonides' als Arzt und medizinischer Schriftsteller
Außer dem Lebenswerk des Arztes und Philosophen Maimonides standen für Dr. Leibowitz vor allem jüdische Arztbiographien und Medizin in jüdischen Quellen im Fokus seiner Forschungen.


Leitender Arzt des Sanatoriums "Arza" der Krankenkasse (Kupat Holim) bei Jerusalem

Nach dem Verkauf des Sanatoriums Dr. Goldschmidt im Jahre 1937 blieb Dr. Leibowitz in Palästina und praktizierte bis 1948 als leitender Arzt des Sanatoriums "Arza" (bei Jerusalem), einer Einrichtung von Kupat Holim, der Krankenkasse der israelischen Gewerkschaftsbewegung (Histadrut). Zudem eröffnete er eine eigene Privatpraxis.


Eheschließung mit Hannah Bing

1943 heiratete Dr. Leibowitz Hannah Bing, eine Urenkelin des Oberrabbiners von England, Nathan Marcus Adler, Sie entstammte der bekannten Frankfurter jüdischen Familie Bing.


Während des Krieges nach der Staatsgründung Israels verantwortlich für das größte Lazarett in Jerusalem



Ernennung zum Associate Clinical Professor



Foto (bisher einzige zugängliche Aufnahme) von Joshua O. Leibowitz, ohne Jahr

Foto von Joshua O. Leibowitz, o.J. Online: https://www.geni.com/people/Joshua-Leibowitz/6000000027439182924 Mit freundlicher Genehmigung von Ron Rabinovitch, Israel


Wahl zum Präsidenten der Internationalen Akademie der Geschichte der Medizin



Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Herz, Yitzhak Sophoni: Meine Erinnerung an Bad Homburg und seine 600jährige jüdische Gemeinde


Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Grosche, Heinz: Geschichte der Juden in Bad Homburg vor der Höhe


Tod von Joshua O. Leibowitz in Israel

Joshua O. Leibowitz verstarb im hohen Alter von 98 Jahren in Jerusalem (vgl. genealogische Website: https://www.geni.com/people/Joshua-Leibowitz/6000000027439182924, zuletzt aufgerufen am 25.01.2017).


Literatur zu Joshua O. Leibowitz (Nachruf)

Freeman, Eric J.: Joshua O. Leibowitz (1895–1993)


Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Horwitz, Rivka: Kindheitserinnerungen
Rivka Horwitz, die Tochter des 1926 verstorbenen Gründers des Sanatoriums Dr. Goldschmidt, notierte 1997 in ihren Erinnerungen zu dessen Nachfolger Otto Leibowitz: "Innerhalb der Belegschaft des Sanatoriums gab es einen Arzt, der an die Stelle meines Vaters rückte; er war ein sehr fähiger Mann und war im jüdischen Lernen äußerst bewandert. Ein Teil seiner Aufgabe bestand darin, jeden Samstagnachmittag über einen bestimmten Gegenstand der jüdischen Tradition zu sprechen. Später in Israel wurde er Professor für die Geschichte der Medizin" (S. 226).


Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Kottek, Samuel S.: Frühzeitig in Palästina angekommen: Joshua O. Leibowitz und Ernst H. Wertheimer


Literatur zu Joshua O. Leibowitz

Seemann, Birgit: Jüdische Kurkliniken in Bad Homburg vor der Höhe


Sig 6395