Geh. Sanitätsrat Dr. med. Heinrich Schwarzschild
Geboren am 28.02.1803 in Frankfurt am Main
Gestorben am 07.04.1878 in Frankfurt am Main
Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße
Nationalität deutsch
Religion jüdisch
28. Februar 1803
Geburtsdatum / Familiengeschichte
Der auch als Fachpublizist, Dichter und Übersetzer aktive Arzt und Kommunalpolitiker Dr. med. Heinrich Schwarzschild entstammte der alteingesessenen Frankfurter jüdischen Familie Schwarzschild. "Sie ist ein Zweig der älteren Familie Wohl, die ihren Namen von einem ihrer Wohnhäuser, dem Haus zum Schwarzen Schild erhielt. Zunächst widmete sich die Familie insbesondere dem Metzgerhandwerk. Sie hat sich in der Judengasse weit verzweigt. Auffällig ist insbesondere, daß sich ihre Mitglieder im Laufe der Zeit sehr verschiedenen Berufen zuwandten. So hatten sie teilweise herausgehobene Funktionen in der Jüdischen Gemeinde als Gemeindebeglaubte, eine Art Notar, als Klausrabbiner und Rabbinatsassessoren, oder übten Berufe aus wie Seidenhändler, Geldwechsler oder Tuchhändler." Heinrich Schwarzschild wurde am 28. Februar 1803 als einziger Sohn von Brendle geb. Falk und Benedikt Hayum Schwarzschild (1760-1834) noch in der Frankfurter "Judengasse" geboren. Frankfurter Biographie [2], S. 361 Museum Judengasse Frankfurt am Main / Infobank, Link (Zitat aus Rubrik "Familien") Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 480-482
1825
Niederlassung als Arzt in Frankfurt am Main
Nach Studium und Promotion ließ sich Heinrich Schwarzschild als Praktischer Arzt und Gynäkologe in Frankfurt am Main nieder. Bis 1848 wurde er von den Behörden noch gesondert als "Judenarzt" registriert. In den nächsten Jahrzehnten gehörte er zu den angesehensten Ärzten der Stadt.
1829
–
1878
Mitglied der "Loge zur aufgehenden Morgenröthe"
Vermutlich bis zu seinem Tod 1878 engagierte sich Heinrich Schwarzschild seit 1829 als Freimaurer in der mehrheitlich jüdischen "Loge zur aufgehenden Morgenröthe". Von 1846 bis 1849 und von 1858-1861 amtierte er als deren "Meister vom Stuhl".
1831
–
um 1874
Arzt am alten Frankfurter israelitischen Spital
Altes israelitisches Hospital für FremdeMit der Aussicht auf die zweite Arztstelle am Spital (vermutlich das "Alte israelitische Hospital für Fremde") des ehemaligen Frankfurter Judenghettos war Heinrich Schwarzschild dort nach seiner Bewerbung 1831 als unbesoldeter Arzt tätig. Bei der Neubesetzung der Stelle blieb er zunächst unberücksichtigt.
1835
Eheschließung
Heinrich Schwarzschild heiratete 1835 Betty Reinach. Das Paar hatte mindestens zwei Töchter. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 480
1835
Ölporträt Heinrich Schwarzschilds
Müller-Proskar, Claudia: Die Portraitsammlung Dr. Senckenbergische StiftungKopie nach einem Gemälde von Bernhard Schlösser aus dem Jahr 1835, Schenkung (1907) der Töchter Charlotte und Mathilde Stettiner.
1840
–
1846
Mitglied des Schulrats des Philantropin
Von 1840 bis 1846 gehörte Heinrich Schwarzschild dem Schulrat der Frankfurter jüdischen Schule Philantropin an.
1848
–
1849
Mitglied der Konstituante
Heinrich Schwarzschild engagierte sich auch in der Frankfurter Kommunalpolitik, etwa 1848/49 als Mitglied der verfassunggebenden Versammlung (Konstituante). 1862 und 1865/66 stand er der Gesetzgebenden Versammlung als Suppleant (Ersatzmann) zur Verfügung.
1857
Zweiter Hospitalarzt
Altes israelitisches Hospital für FremdeNach dem Ausscheiden des langjährigen Chefarztes Salomon Stiebel aus dem Frankfurter israelitischen Spital wurde Heinrich Schwarzschild zweiter Hospitalarzt. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 259
1859
Engagement für ein neues jüdisches Spital in Frankfurt
Hospital der Israelitischen GemeindeBereits 1859 setzte sich Heinrich Schwarzschild für die Errichtung eines modernen jüdischen Spitals in Frankfurt am Main ein; es sollte das veraltete medizinische und Pflegewesen des Judenghettos ergänzen, wenn nicht gar ablösen. Im Folgenden beteiligte er sich als Mitglied einer Planungskommission für den Bau des späteren Königswarter Hospitals.
1871
Mitglied der Planungskommission für ein Krankenhaus der Frankfurter jüdischen Gemeinde
Hospital der Israelitischen Gemeindeum 1874
–
1878
Spitalarzt am "Königswarter Hospital"
Hospital der Israelitischen GemeindeMit der Errichtung und Inbetriebnahme des Hospitals der Frankfurter Israelitischen Gemeinde um 1874 in der Königswarterstraße war Heinrich Schwarzschild endlich am Ziel. Obwohl inzwischen über 70 Jahre alt, war er auch am "Königswarter Hospital" als Arzt tätig.
1875
Ernennung zum Geheimen Sanitätsrat
Anlässlich seines 50-jährigen Doktorjubiläums wurde Heinrich Schwarzschild mit der Ernennung zum Geheimen Sanitätsrat gewürdigt.
7. April 1878
Todestag
Heinrich Schwarzschild starb am 7. April 1878 in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main.
1983
Biographischer Artikel zu Heinrich Schwarzschild
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3]Das biographische Lexikon im dritten Band von Paul Arnsbergs "Geschichte der Frankfurter Juden" enthält einen ausführlichen Beitrag zu Heinrich Schwarzschild sowie weitere Artikel über Mitglieder der Familie Schwarzschild.
1996
Informationen zu Heinrich Schwarzschild
Arnsberg, Paul: Frankfurter Biographie [2]Die "Frankfurter Biographie" enthält einen ausführlichen Eintrag (mit Abbildung) von Sabine Hock.
Biographische Gemeinsamkeiten
Siegmund GeisenheimerDie Neugestaltung des Frankfurter jüdischen Krankenhauswesens im 19. Jahrhundert ist untrennbar mit den Namen Siegmund Geisenheimers und Heinrich Schwarzschilds verbunden. Als Mitglied der „Loge zur aufgehenden Morgenröthe“ sowie zeitweilig des Philantropin-Schulrats war Heinrich Schwarzschild zudem in Vereinigungen aktiv, die Siegmund Geisenheimer mitbegründet und wesentlich geprägt hatte. Trotz des Altersunterschieds waren sie möglicherweise miteinander bekannt.
Begräbnisort
Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-StraßeHeinrich Schwarzschild fand seine letzte Ruhestätte auf dem Alten Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße.
Familienbeziehungen
Meier SchwarzschildHeinrich Schwarzschild und Meier Schwarzschild waren vermutlich miteinander verwandt.
Informationen zu Heinrich Schwarzschild
Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am MainInformationen zu Heinrich Schwarzschild und der Familie Schwarzschild
Kallmorgen, Wilhelm: Museum Judengasse Frankfurt am Main / InfobankSig 6183