Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Harry Brauer

Geboren am 22.04.1911 in Gleiwitz, Oberschlesien (Gliwice, Polen)

Gestorben am unbekannt in unbekannt

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion israelit.

Geburtsdatum

Der Arzt Harry Brauer wurde am 22. April 1911 im oberschlesischen Gleiwitz (heute Gliwice, Polen) geboren. Er war jüdischer Herkunft, die Religionszugehörigkeit bleibt noch zu klären.


Studium

Von 1931 bis 1935 studierte Harry Brauer Medizin an der Universität Breslau, danach bis 1936 am Universitätsklinikum Bonn.


Medizinalpraktikant

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
In der NS-Zeit war Harry Brauer fast zwei Jahre lang als Medizinalpraktikant am Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde tätig.


Assistenzarzt

Kuranstalt für arme Israeliten („Israelitische Kuranstalt“)
Harry Brauers Tätigkeit als Assistenzarzt in der Kuranstalt für arme Israeliten währte nur kurz: Während des Novemberpogroms 1938 legte ein Nazi-Trupp mitten in der Nacht Feuer. Die jüdische Einrichtung brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zuvor hatten die Brandstifter die lungenkranken Patientinnen und Patienten aus der Klinik hinaus in die winterliche Kälte getrieben.


Rückkehr an das Frankfurter jüdische Krankenhaus

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
Nach dem Verlust seiner Arbeitsstätte kehrte Harry Brauer an das Krankenhaus der Frankfurter jüdischen Gemeinde zurück (HB 686 Gagernstraße 36, Teil 1, S. 21).


Vom Arzt zum "Krankenbehandler"

Mit der zunehmenden Verschärfung der antisemitischen NS-Politik galten die tüchtigen und zumeist hochqualifizierten Mediziner/innen jüdischer Herkunft nicht mehr als Ärzte oder Ärztinnen - sondern als "Krankenbehandler". Die Betreuung "arischer" Patientinnen und Patienten war fortan verboten. Am 18. November 1938 erhielt auch Harry Brauer einen "Krankenbehandler"-Ausweis.


Weitere Schikanen

Am 23.12.1938 informierte die Medizinische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Harry Brauer, dass die NS-Behörden ihm das Doktordiplom verweigerten. Das antisemitische Vorgehen beendete abrupt die berufliche Laufbahn des jungen Arztes.


Emigration

Am 18. März 1939 (HB 686 Gagernstraße 36, Teil 1, S. 21) gelang Harry Brauer die Flucht nach London. Später wanderte er in die USA aus. Dort konnte er nach vielen Hindernissen seinen Arztberuf doch noch ausüben. (Die Quelle Drexler-Gormann 2009 gibt als Emigrationsdatum den 25. Oktober 1935 an; gemeint ist offenbar das Jahr 1939. Auch andere Emigrationsdaten in Drexler-Gormanns Beitrag zu Harry Brauer sollten nochmals überprüft werden.) Jüdische Ärzte in Frankfurt am Main 1933-1945, S. 51


Gemeinsamer Geburtsort

Edith Dannenberg
Der Arzt Harry Brauer und die Krankenschwester Edith Dannenberg wurden beide in Gleiwice geboren. Zudem gehörten sie der gleichen Altersgruppe an. Verließen sie Gleiwitz gemeinsam, um ihr berufliches Glück zu suchen? In Frankfurt am Main standen sie möglicherweise in Kontakt. Beide emigrierten 1939 nach England - Edith Dannenberg am 9. September, Harry Brauer am 25. Oktober.


Literatur zu Harry Brauer

Drexler-Gormann, Birgit: Jüdische Ärzte in Frankfurt am Main 1933-1945


Sig 6161