Frieda Wollmann geborene Brüll
Geboren am 27.07.1866 in Erlangen
Gestorben am 13.06.1942 in Niederbardenberg (heute Stadtteil von Herzogenrath, Städtekreis Aachen)
Begräbnisstätte Jüdischer Friedhof Aachen
Nationalität deutsch
Religion jüdisch
1860
Abbildung von Frieda Wollmanns Geburtsstadt Erlangen, 1860
Oberin Frieda (Brüll) Wollmann: Geburtsstadt Erlangen (Mittelfranken / Bayern), Blick vom Burgberg auf die Innenstadt, 1860 Scan nach Fotografie v. Georg Jakob Gattineau aus: Andreas Jakob (Hg.): Die Erlanger Bergkirchweih, Nürnberg 2005, https://de.wikipedia.org/wiki/Erlangen (Aufruf v. 25.08.2015)
27. Juli 1866
Geburtsdatum und Familiendaten
Die Krankenschwester und Oberin Frieda (auch: Friederike, Friederika, Rike, Ricka) Brüll (seit 1912 verheiratete Wollmann) wurde am 27. Juli 1866 in Erlangen (Regierungsbezirk Mittelfranken, Bayern) geboren. Sie war die zweitälteste Tochter des Kaufmanns David Joseph Brüll aus Lichtenfels (Regierungsbezirk Oberfranken, Bayern), verstorben am 28.12.1880 in Erlangen, und seiner Frau Henriette geb. Priester (29.01.1837 Erlangen – 05.10.1905 Erlangen). Ihre Geschwister, alle in Erlangen geboren, waren: Amalie Brüll (geb. 29.04.1865); Max Brüll (09.12.1867 - 04.01.1868); Rosetta (Rosette) Simon geb. Brüll (geb. 03.12.1868, 26.04.1900 Heirat mit dem Kaufmann Siegmund Simon aus Mainz, 30.01.1944 ermordet im Ghetto Theresienstadt); Heinrich Brüll, Kaufmann (geb. 02.03.1870, 24.03.1939 Emigration zus. mit seiner Frau Kathi nach USA, laut Auswandererlisten (http://www.die-maus-bremen.de, Aufruf am 12.08.2015) 31.03.1939 von Bremen verschifft nach New York); Josephine Brüll (06.06.1872 - 26.08.1897); Fanny Brüll (04.03.1874 - 01.02.1875); Helene Brüll (geb. 23.08.1875, 17.12.1905 Heirat mit dem Kaufmann Julius Weil aus Fürth); Wilhelm Brüll, Kaufmann (geb. 14.02.1877, 1902 Auswanderung in die USA); Joseph Ludwig Brüll (25.09.1880 - 28.03.1881). Quelle: Stadtarchiv Erlangen (Mails v. 05.08. und 11.08.2015).
um 1892
Ausbildung zur Krankenschwester in Frankfurt am Main
Hospital der Israelitischen GemeindeVermutlich um 1892 lernte Frieda Brüll (später verheiratete Wollmann) im Hospital der Frankfurter Israelitischen Gemeinde ("Königswarter Hospital"). Damit gehörte sie nicht nur zu den ersten ausgebildeten jüdischen Krankenschwestern in Frankfurt am Main, sondern im gesamten Kaiserreich.
1893
Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main1893 gehörte Frieda Brüll zu den Mitbegründerinnen des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins.
1894
–
1912
Oberin des Kölner jüdischen Krankenhauses
Jüdisches Krankenhaus Köln (Israelitisches Asyl für Kranke und Altersschwache)Frieda Brülls Lebensmittelpunkt wurde 1894 Köln, wo sie bis 1912 als Oberin des Kölner jüdischen Krankenhauses wirkte.
um 1897
Kolleginnen in Köln: Oberin Frieda (Brüll) Wollmann
Sophie Meyer (Maier)um 1899
–
1912
Oberin des Kölner jüdischen Schwesternvereins
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Köln1899 wurde Frieda Brüll, Oberin des Kölner jüdischen Krankenhauses, auch Oberin des neu gegründeten Kölner jüdischen Schwestervereins.
1908
Oberin Frieda Brülls Arbeitsstätte, das Kölner jüdische Krankenhaus mit Schwesternhaus und Altersheim (Abbildung, 1908)
Jüdisches Krankenhaus Köln (Israelitisches Asyl für Kranke und Altersschwache)Oberin Frieda (Brüll) Wollmann: Jüdisches Krankenhaus Köln mit Schwesternhaus und Altersheim, 1908 (Arbeitsstätte) Aus: Becker-Jákli, Barbara 2004: Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1945. Köln, S. 163
1912
–
um 1942
Heirat und Leben in Köln
1912 heiratete Frieda Brüll den Kölner Kaufmann Moses Moritz Wollmann und gab den Schwesternberuf auf. Zu diesem Zeitpunkt war sie ungefähr 46 Jahre alt. Ob aus der Ehe eigene Kinder hervorgingen, ist bislang unbekannt, doch lebt eine Enkelin Frieda Wollmanns in Israel. Das jüdische Krankenhaus in Köln, S. 412 Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer, Datenbank / Gedenkblatt
um 1915
Portrait von Frieda Wollmann, undatiert (um 1915)
Brüll, Frieda / Oberin Frieda (Brüll) Wollmann, Portrait, undatiert (um 1915) Quelle: Yad Vashem, Jerusalem (Gedenkblatt)
um 1925
Foto von Frieda Wollmann
Das jüdische Krankenhaus in Köln, S. 116
1936
Tod des Ehemannes Moses Moritz Wollmann
Das jüdische Krankenhaus in Köln, S. 412
1942
NS-Zwangseinweisung in das Sammellager Köln-Müngersdorf
1942 verfügten die Nazis Frieda Wollmanns Zwangseinweisung in das Sammellager Köln-Müngersdorf. Zuvor hatten sie die jüdischen Kölnerinnen und Kölner aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben. Das jüdische Krankenhaus in Köln, S. 412
10. Juni 1942
–
13. Juni 1942
NS-Häftling in einem Durchgangslager bei Aachen
Von Köln-Müngersdorf wurde die 75-jährige Frieda Wollmann am 10. Juni 1942 in das Sammellager "Hühnernest" in Niederbardenberg (heute Stadtteil von Herzogenrath, Städteregion Aachen) verschleppt - letzte Station vor den Deportationen.
13. Juni 1942
Todestag
Nach neueren Erkenntnissen nahm sich Frieda Wollmann nicht am 14. Juni 1942 im Durchgangslager Lager Mausbach bei Stolberg, sondern bereits am 13. Juni 1942 im Lager Niederbardenberg bei Aachen das Leben (Sterbebucheintrag Gemeinde Bardenberg, heute Stadt Würselen, Email-Auskunft Stadtarchiv Erlangen v. 05.08.2015); sie starb an einer Überdosis Morphium. Damit entging die Fünfundsiebzigjährige der unmittelbar bevorstehenden Deportation in ein Vernichtungslager.
16. Juni 1942
Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof Aachen (Lütticher Straße)
Ihre letzte Ruhestätte fand Frieda Wollmann am 16. Juni 1942 auf dem Jüdischen Friedhof Aachen (StA Aachen: Beerdigungsbuch der Jüdischen Gemeinde Aachen, Email-Auskunft StA Erlangen v. 05.08.2015); das Grab ist noch erhalten.
1995
Eintrag ins "Gedenkbuch"
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln - Gedenkbuch1997
Literatur zu Frieda (Brüll) Wollmann
Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."1999
"Gedenkblatt" (mit Abb.) für Frieda Wollmann bei Yad Vashem, eingereicht durch ihre Enkelin
Steppe, Hilde: Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-OpferDie Angaben zu Geburtsjahr und Deportationsziel im Gedenkblatt entsprechen dem damaligen Kenntnisstand (nach Theresienstadt wurde nicht Frieda Wollmann geb. Brüll, sondern die 1875 in Nürnberg geborene Frieda Brüll geb. Bing deportiert).
2004
Literatur zu Frieda (Brüll) Wollmann
Jüdisches Krankenhaus Köln (Israelitisches Asyl für Kranke und Altersschwache)2008
Literatur zu Frieda (Brüll) Wollmann
Kolling, Hubert: Brüll, Frieda2008
Literatur zu Frieda (Brüll) Wollmann
Sostmann, Renate: Die Alten in der Großstadtum 2009
"Stolperstein" für Frieda Wollmann
Zum Gedenken an Frieda Wollmann wurde vor ihrem ehemaligen Kölner Wohnhaus Eigelstein 122 im Stadtteil Altstadt-Nord ein "Stolperstein" verlegt. © Karin Richert, http://www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/pages/314.aspx
2014
Informationen zur jüdischen Geschichte Erlangens (letzter Aufruf der Website am 19.06.2015)
Sostmann, Renate: Erlangen (Kreisstadt, Mittelfranken / Bayern)24. Juni 2015
Schulprojekt zur jüdischen Geschichte in Erlangen
Sostmann, Renate: Juden in Erlangen(Letzter Aufruf der Website am 24.06.2015)
5. August 2015
Informationen zu Frieda Wollmann im Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz
Sostmann, Renate: Gedenkbuch BA Koblenz(Letzter Aufruf am 05.08.2015)
Kollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Thekla IsaacsohnKollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Lisette HessVerwandt mit Frieda Wollmann?
Fritz JosephthalÜber seine Mutter Auguste Josephthal geb. Brüll war Fritz Josephthal möglicherweise mit der Frankfurter jüdischen Krankenschwester Frieda Wollmann geb. Brüll verwandt.
Kollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Minna HirschKollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Klara GordonBegräbnisort
Jüdischer Friedhof AachenInformationen zu Frieda Wollmann geb. Brüll (Datenbank-Rubrik "Stolpersteine")
Sostmann, Renate: NS-Dokumentationszentrum der Stadt KölnInformationen zu NS-Lagern in Nordrhein-Westfalen
Sostmann, Renate: NS-Gedenkstätten und Dokumentationszentren in Nordrhein-WestfalenInformationen zur jüdischen Geschichte in Erlangen
Sostmann, Renate: Erlangen (Kreisstadt, Mittelfranken / Bayern)Die Homepage der Arbeitsgemeinschaft "Alemannia Judaica" enthält weiter führende Literatur und Links sowie Abbildungen.
Informationen zur jüdischen Geschichte in Erlangen (neue Gemeinde)
Sostmann, Renate: Jüdische Kultusgemeinde Erlangen e.V. (Homepage)Informationen zur jüdischen Geschichte in Erlangen und Köln ("Stolpersteine")
Demnig, Gunter: Stolpersteine (Homepage)Informationen zur jüdischen Geschichte in Köln
Demnig, Gunter: Synagogen-Gemeinde KölnJüdische Geschichte in Erlangen
In Frieda Wollmanns Geburtsstadt Erlangen sind Juden bereits 1408 urkundlich erwähnt. Die jüdische Gemeinde von Erlangen blieb trotz Phasen friedlicher Koexistenz und christlicher Anerkennung von Antijudaismus und Antisemitismus bedroht. In der NS-Zeit wurde die jüdische Minderheit in Erlangen besonders brutal verfolgt. Auch diese traditionsreiche jüdische Gemeinde wurde von den Nationalsozialisten vernichtet. - Im Jahre 1980 (!) verhinderte der mutmaßlich rechtsextremistische Doppelmord an einem jüdischen Remigranten und seiner Lebensgefährtin erste Bemühungen um die Wiederbegründung einer jüdischen Gemeinde. Sie entstand erst 1997 dank der jüdischen Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. Zu ihrer Unterstützung gründeten nichtjüdische Bürgerinnen und Bürger aus Erlangen und Region den "Freundeskreis der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen e. V. (F.J.K.)". Schülerinnen der Erlanger Hermann-Hedenus-Hauptschule wurden 2005 für die Erforschung der jüdischen Geschichte ihrer Stadt öffentlich ausgezeichet; das Internetprojekt hatte ihre Religionslehrerin initiiert. Im Jahre 2007 verlegte der Kölner Künstler Günter Demnig erstmals in Erlangen 54 Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer der Shoah, der T4-Aktionen (NS-Behindertenmassenmord) und religiöser Verfolgung (Zeuginnen und Zeugen Jehovas).
Jüdische Geschichte in Köln
Als Frieda Wollmann (damals noch Brüll) 1893 nach Köln kam, schloss sie sich gewiss sofort der dortigen jüdischen Gemeinde an. Damit war sie ein Mitglied der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas nördlich der Alpen. Die jüdische Gemeinde von Köln wurde bereits 321 in einem Dekret Kaiser Konstantins erwähnt. - Nach ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten wurde sie von einer kleinen Gruppe Shoah-Überlebender wieder begründet. Die traditionsreiche Geschichte der Kölner Judenschaft findet damit ihre aktive Fortsetzung. Ihre Vielfalt zeigt sich u.a. in der 1996 gegründeten "Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln Gescher LaMassoret e.V.", die der Union Progressiver Juden angehört (Homepage: www.liberale-juden.de/cms).
Kollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Minna HirschKollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Klara GordonKollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Thekla IsaacsohnKollegin und Mitbegründerin des Frankfurter jüdischen Schwesternvereins
Lisette HessLiteratur zu NS-Lagern in Nordrhein-Westfalen
Kraus, Stefan: NS-Unrechtsstätten in Nordrhein-WestfalenLiteratur zur jüdischen Geschichte in Erlangen
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumLiteratur zur jüdischen Geschichte in Köln
Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumWar Frieda Wollmann mit Fritz Josephthal verwandt?
Fritz JosephthalÜber seine Mutter Auguste Josephthal geb. Brüll war Fritz Josephthal möglicherweise mit der Frankfurter jüdischen Krankenschwester Frieda Wollmann geb. Brüll verwandt.
Sig 5997