Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Frieda (Frida) Amram

Geboren am 06.10.1885 in Zwesten

Gestorben am 08.10.1942 in Auschwitz, Vernichtungslager

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Familiengeschichte / Lebensdaten der Mutter

Frieda Amrams Mutter Julie Amram geb. Lomnitz wurde am 11. November 1857 in Bischhausen (Gemeinde Waldkappel, Werra-Meißner-Kreis, Hessen) geboren.


Familiengeschichte / Lebensdaten des Vaters

Frieda Amrams Vater Wolf Amram (um 1850-1909) war Lehrer und stammte aus Diemerode (heute Stadtteil von Sontra, Werra-Meißner-Kreis, Hessen). Nach 1872 unterrichtete er an der Israelitischen Elementarschule von Zwesten, dem Geburtsort Frieda Amrams. Der Familienname Amram ist althebräischer Herkunft: Amram war der Vater des Propheten Moses und seiner Geschwister Miriam und Aaron, deren Mutter hieß Jochebed.


Geburtsdatum

Die Krankenschwester und Oberin Frieda Amram stammte aus dem nordhessischen Judentum. Sie wurde am 6. Oktober 1885 in Zwesten (heute der Kurort Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis, Bundesland Hessen) geboren. Gedenkbuch BA Koblenz, Online-Gedenkbuch


Umzug nach Borken

Seit 1888 unterrichtete Wolf Amram an der Israelitischen Elementarschule im nordhessischen Borken (Schwalm-Eder-Kreis). Dorthin zog er mit seiner Familie, zu der die kleine Tochter Frieda gehörte, die in Borken aufwuchs. Als Lehrer war Wolf Amram auch für religiöse Aufgaben zuständig, so amtierte er als Vorbeter und Schochet (Schächter) der jüdischen Gemeinde Borken. 1896 (im Jahr der Einweihung des neuen jüdischen Schulhauses) besuchten 66 Kinder den Unterricht. Borken (Hessen) mit Großenenglis und Freudenthal (Stadt Borken, Schwalm-Eder-Kreis), Link


Familiengeschichte / Lebensdaten des Schwagers Seligmann Hirschberg

Der Lehrer Seligmann Hirschberg wurde am 18. Mai 1894 in Zwesten geboren, wo auch seine Schwägerin Frieda Amram zur Welt kam. Er unterrichtete an verschiedenen jüdischen Schulen.


Familiengeschichte / Geburtsdatum von Oberin Frieda Amrams Schwester Goldine Hirschberg (letzte (kommissarische) Leiterin des Kinderhauses der Weiblichen Fürsorge)

Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.
Frieda Amrams jüngere Schwester Goldine (Goldina, "Dina") Hirschberg geb. Amram wurde am 5. Oktober 1894 in Borken geboren. Während des Ersten Weltkriegs sowie Anfang der 1940er Jahre unterstützte sie Frieda Amram bei der Leitung des Kinderhauses der Weiblichen Fürsorge in Frankfurt am Main. Jüdisches Lernen und die Israelitische Schule Leer zur Zeit des Nationalsozialismus, S. 126, Fn 262


Ausbildung

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main
Ihre Schwesternausbildung absolvierte Frieda Amram 1905 in Frankfurt am Main. "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre...", S. 228


Tod des Vaters

Frieda Amrams Vater Wolf Amram, der auch lange als Vorsitzender der israelitischen Lehrerkonferenz Hessens amtierte, starb 1909 in Borken. In der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22.10.1909 heißt es: "[...] am 15. dieses Monats wurde Lehrer Amram, Borken, unter großer Beteiligung zu Grabe geleitet. Es ist leider nicht erlaubt, die vielfachen Verdienste des Verstorbenen um die Lehrerfrage zu würdigen, da er letztwillig sich jeden Nachruf verbeten hat [...]. Er ruhe in Frieden!" Borken (Hessen) mit Großenenglis und Freudenthal (Stadt Borken, Schwalm-Eder-Kreis), Link


Oberin des Kinderhauses der Weiblichen Fürsorge e.V.

Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.
Seit 1913 leitete die Oberin Frieda Amram das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge (seit 1919 Hans-Thoma-Straße 24). Für die 1911 eröffnete Institution war sie offenbar schon seit 1912 als Oberschwester tätig. Zuvor arbeitete sie in der Privatpflege sowie in Hamburg und Heilbronn. Im Ersten Weltkrieg diente sie als Kriegskrankenschwester "im Felde". Die beruflichen Daten gilt es noch zu überprüfen.


Während des Ersten Weltkriegs vorübergehender Pflegeeinsatz "im Felde"

"... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre...", S. 228


Familiengeschichte / Lebensdaten des Neffen Benjamin Amiram

Frieda Amrams Neffe Benjamin Amiram wurde am 18. Juni 1921 als Walter Benjamin Hirschberg in Wolfenbüttel geboren. Dank der Initiative seiner Eltern Goldine und Seligmann Hirschberg verließ er am 9. April 1939 Nazideutschland mit einem Kindertransport nach London. Seine Eltern und die Tante Frieda sah er nie wieder. 1952 wanderte Benjamin Amiram (der den mütterlichen Familiennamen Amram fortführte) zusammen mit seiner Frau Sara nach Israel aus. Dort wurde er wieder mit seinem jüngeren Bruder vereint. Unsere jüdischen Nachbarn, S. 9, S. 11


Familiengeschichte / Lebensdaten des Neffen Jechiel Hirschberg

Familiengeschichte / Lebensdaten des Neffen Jechiel Hirschberg Frieda Amrams jüngerer Neffe Jechiel Hirschberg wurde am 12. Juni 1926 als Michael Hermann Hirschberg in Emden geboren. Am 11. Dezember 1939 retteten seine Eltern Goldine und Seligmann Hirschberg auch ihren jüngeren Sohn durch einen Kindertransport. Der erst 13-jährige kam jedoch nicht nach England, sondern nach Ramataim, Palästina. Jechiel Hirschberg blieb in Israel, wo er wieder mit seinem Bruder Benjamin zusammen kam. Unsere jüdischen Nachbarn, S. 9


Kolleginnen im Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge

Erna (Esther) Neuberger


Fotografie von Frieda Amram mit einem Schützling (unbekannt)

Oberin Frieda Amram mit einem Schützling (unbekannt) im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge, um 1939 (aus dem Poesiealbum von Inge Grünewald (Ines Ariel), Bl. 32R). – Nachweis: Volker Mahnkopp, Dokumentation zu vom NS-Staat verfolgten Personen im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e. V. Hans-Thoma-Straße 24. Frankfurt a.M., Stand: 23.03.2019, S. 26, https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de [05.08.2020]; Bärbel Lutz-Saal, Frida Amram. In: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main (Hg.): Stolpersteine in Frankfurt am Main. Zehn Rundgänge. Frankfurt a.M., S. 160 Datierung Um 1939. Nachweis © Inge Grünewald (Ines Ariel) sel. A. und Nachkommen


Kontakt zwischen Antonie Sandels und Frieda Amram?

Antonie (Toni) Sandels (Oppenheimer)
Waren die Kinderärztin Antonie Sandels und die Oberin Frieda Amram über ihre Tätigkeit im Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge miteinander bekannt?


Umzug von Frieda Amrams Familie nach Frankfurt am Main

Nationalsozialistische Willkür riss die Familie Amram-Hirschberg nicht nur auseinander, sondern zwang sie auch zu verschiedenen Umzügen. Am 4. April 1938 waren die Hirschbergs von Emden nach Leer gezogen. Zu ihnen stieß am 31. August 1939 Julie Amram, über 80 Jahre alt, die aus dem weit entfernten Frankfurt am Main anreiste. Am 8. März 1940 musste Frieda Amrams Mutter Leer schon wieder verlassen, mit Tochter und Schwiegersohn kehrte sie nach Frankfurt zurück. Vor ihrer Deportation wohnten sie in der Hans-Thoma-Straße 24 (Kinderhaus, Frieda Amrams langjährige Arbeitsstätte). Seligmann Hirschberg arbeitete an der Frankfurter jüdischen Schule Philantropin, Goldine Hirschberg unterstützte ihre Schwester bei der Leitung und Verwaltung des Kinderheimes. Nach Friedas Verhaftung führte die ebenso couragierte und tatkräftige Goldine das Haus allein weiter. Jüdisches Lernen und die Israelitische Schule Leer zur Zeit des Nationalsozialismus, S. 126 Unsere jüdischen Nachbarn, S. 9


Deportation in das Frauen-KZ Ravensbrück

Am 25. Juli 1942 wurde Frieda Amram in das Frauen-KZ Ravensbrück eingewiesen. Nach Recherchen der Historikerin Petra Betzien (Düsseldorf) lautet der Eintrag in den dortigen NS-Akten: "politische Jüdin". Schon im Oktober wurde sie einem Todestransport nach Auschwitz zugeteilt. Weitere Informationen verdanken wir ihrem Neffen Jechiel Hirschberg (Tel Aviv): "1942 wurde Frieda Amram beschuldigt, Essen fuer die Kinder gehamstert zu haben. Wurde verhaftet und [war] verschollen." Für ihre Schützlinge im Kinderhaus tat Frieda Amram alles. Jüdisches Lernen und die Israelitische Schule Leer zur Zeit des Nationalsozialismus, S. 126, Fn 262


Deportation von Frieda Amrams Familie

Am 15. September 1942 wurden Frieda Amrams Mutter Julie Amram, ihre Schwester Goldine und ihr Schwager Seligmann Hirschberg mit dem 9. Deportationszug aus Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Theresienstädter Initiative / Institut Terezínské iniciativy, Link (Datenbank: www.holocaust.cz/cz2/eng/victims/person/258181) Museum Judengasse Frankfurt am Main / Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz, Link


Sterbedatum

Zwei Tage nach ihrem 57. Geburtstag wurde Frieda Amram mit hoher Wahrscheinlichkeit am 8. Oktober 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Frankfurt am Main - FrauenKZ Ravensbrück, S. 16


Sterbedatum von Julie Amram

Die fast 85-jährige Julie Amram überlebte ihre Tochter Frieda nur um kurze Zeit. Sie starb am 30. Oktober 1942 im Lager Theresienstadt - offiziell an einer Darmentzündung. Insgesamt verzeichnet das Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz 12 Deportierte aus Julie Amrams Geburtsort Bischhausen mit dem Familien- oder Geburtsnamen Lomnitz. Theresienstädter Initiative / Institut Terezínské iniciativy, Link


Verschollen in Auschwitz: Goldine und Seligmann Hirschberg

Nach den Angaben des Online-Gedenkbuches des Bundesarchivs Koblenz wurden die Schwester und der Schwager Frieda Amrams am 28. Oktober 1944 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Gedenkbuch BA Koblenz, Link (Datenbank)


Literatur zu Frieda Amram

Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."


Literatur zu Frieda Amrams Familie



Literatur zu Frieda Amram und der Familie Hirschberg

Beykirch, Gernot: Jüdisches Lernen und die Israelitische Schule Leer zur Zeit des Nationalsozialismus


Gedenkblatt für Frieda Amram

Beykirch, Gernot: Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer


Literatur zu Frieda Amram

Busmann, Petra; Krause-Schmitt, Ursula; Mohr, Cora; Moxter, Birgit; Seekamp, Doris: Frankfurt am Main - FrauenKZ Ravensbrück


Literatur zu weiblichen jüdischen Häftlingen im KZ Ravensbrück

Buber Agassi, Judith: Die jüdischen Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück


Literatur zu Frieda Amram

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Das Internetportal www.juedische-pflegegeschichte.de


Stolperstein-Verlegung für Frieda Amram und ihre Familie

Hans-Thoma-Straße 24 Frankfurt am Main
Zum Gedenken an Frieda Amram, ihre Mutter Julie Amram, ihre Schwester Goldine Hirschberg und ihren Schwager Seligmann Hirschberg wird am 20. Juni 2013 an Oberin Amrams langjähriger Wirkungs- und Wohnstätte ein Stolperstein verlegt.


Literatur zu Frieda Amram (mit Abbildungen)

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Stolpersteine in Frankfurt am Main


Fotografie der "Stolpersteine" für Frieda Amram und ihre Familie

"Stolpersteine" für Frieda Amram, ihre Mutter Julie Amram, ihre Schwester Goldine Hirschberg und ihren Schwager Seligmann Hirschberg vor dem ehemaligen Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge in Frankfurt am Main, Hans-Thoma-Straße 24 Datierung um17.04.2018 Nachweis © Dr. Edgar Bönisch, 2018


Informationen zu Frieda Amram

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Gedenkbuch BA Koblenz


Informationen zu Frieda Amram

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Museum Judengasse Frankfurt am Main / Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz


Informationen zu Frieda Amram

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer


Informationen zu Julie Amram (Ghetto Theresienstadt)

Seemann, Birgit; Bönisch, Edgar: Theresienstädter Initiative / Institut Terezínské iniciativy


Informationen zum Ghetto Theresienstadt (Sterbeort von Julie Amram)

Huppert, Jehuda; Drori, Hana: Theresienstadt


Informationen zur jüdischen Geschichte in Bad Zwesten

Huppert, Jehuda; Drori, Hana: Bad Zwesten (Schwalm-Eder-Kreis)
Ausführliche Informationen über die in der NS-Zeit ausgelöschte jüdische Gemeinde von Zwesten hat die Arbeitsgemeinschaft Alemannia Judaica auf ihrer Homepage bereitgestellt. - Die Gemeinde Bad Zwesten hat sich mit ihrer jüdischen Geschichte beschäftigt und einige Daten auf ihrer Homepage (www.badzwesten.de) veröffentlicht. Sie organisierte Gedenkveranstaltungen und errichtete eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen NS-Verfolgten.


Informationen zur jüdischen Geschichte in Bischhausen (Geburtsort der Mutter)

Huppert, Jehuda; Drori, Hana: Bischhausen (Gemeinde Waldkappel, Werra-Meissner-Kreis)
Vom 17. Jahrhundert bis um 1924 lebte und wirkte in Bischhausen eine jüdische Gemeinde. Zu der im 19. Jahrhundert wachsenden Gemeinde gehörten auch Mitglieder mit dem Namen Lomnitz (Geburtsname von Frieda Amrams Mutter), die u.a. im Viehhandel tätig waren. Die Gemeinde verfügte über eine Synagoge, eine Religionsschule, eine Mikwe (rituelles Tauchbad) und einen Friedhof. Die Fluktuation war groß: Nach dem Tod des Gemeindeältesten Jacob Lomnitz verließ 1924 die letzte jüdische Familie den Ort.


Informationen zur jüdischen Geschichte in Borken

Huppert, Jehuda; Drori, Hana: Borken (Hessen) mit Großenenglis und Freudenthal (Stadt Borken, Schwalm-Eder-Kreis)


Informationen zur jüdischen Geschichte in Diemerode (Geburtsort des Vaters)

Huppert, Jehuda; Drori, Hana: Diemerode (Stadt Sontra, Werra-Meissner-Kreis)
Seit dem 17. Jahrhundert lebten nachweislich jüdische Familien in Diemerode. Die jüdische Gemeinde verfügte über eine Synagoge, eine Religionsschule, eine Mikwe (rituelles Tauchbad) und einen Friedhof. Zwar überstand die Synagoge die Verwüstungen des NS-Novemberpogroms 1938, wurde aber danach für andere Zwecke verwendet und in der Nachkriegszeit abgerissen. Am 1. Juni 1942 wurden die letzten fünf jüdischen Diemeroder/innen in die NS-Todeslager deportiert. - Der noch existierende jüdische Friedhof wird von Diemeroder Landfrauen und der örtlichen Feuerwehr gepflegt (vgl. Homepage der Stadt Sontra: www.sontra-stadt.de). Möglicherweise sind dort Gräber der väterlichen Vorfahren Frieda Amrams zu finden.


Literatur zum Ghetto Theresienstadt (Sterbeort von Julie Amram)

Groag, Trude: Lieder einer Krankenschwester im Schleussenkrankenhaus L 124 im Ghetto Theresienstadt


Literatur zum KZ Ravensbrück

Degen, Barbara [Verf., Red.]: "Das Herz schlägt in Ravensbrück"


Literatur zum KZ Ravensbrück

Degen, Barbara [Verf., Red.]: Der Ort des Terrors


Literatur zum Vernichtungslager Auschwitz

Degen, Barbara [Verf., Red.]: Der Ort des Terrors


Literatur zur jüdischen Geschichte in Diemerode (Geburtsort des Vaters)

Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum


Literatur zur jüdischen Geschichte in Zwesten

Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum


Mithäftling in Ravensbrück

Lotte (Charlotte) Diehm verw. Fleckenstein


Sig 6207