Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Fanny Herxheimer geborene Livingston (Löwenstein)

Geboren am 14.05.1853 in Louisville, Kentucky (USA)

Gestorben am 22.05.1922 in Frankfurt am Main

Begräbnisstätte Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße

Nationalität deutsch-amerikanisch

Religion jüdisch

Geburtsdatum

Die Frankfurter Stifterin Fanny Herxheimer, Ehefrau von Salomon Herxheimer und Karl Herxheimers Schwägerin, wurde am 14. Mai 1853 in Louisville, Kentucky (USA) geboren. Ihre deutsch-jüdischen Eltern waren in die USA ausgewandert und kehrten als Millionäre nach Deutschland zurück: Marks John Livingston (geb. 1824 als Marx (Marcus) Löwenstein, gest. 1889) aus Walsdorf (Taunus) und seine Frau Frances (geb. 1831 als Franziska Marks, gest. 1909) aus Herchweiler/Pfalz. Fanny Herxheimer hatte zwei jüngere Geschwister: Joe (Josef Leopold) Livingston (geb. 1856) und Rose Livingston (geb. 1860). Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 187, Fn. 144 Rose Livingston - Gründerin des Nellinistifts, Link


Rückkehr nach Deutschland (Frankfurt am Main)

Nach den ausführlichen Recherchen Paul Arnsbergs kehrte die Familie Livingston 1866 nach Deutschland zurück. Als sie in Frankfurt am Main eintraf, war Fanny Livingston etwa 13 Jahre alt. Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 93 Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 277


Lebensdaten des Sohnes Gotthold Herxheimer

Salomon Herxheimer

Gotthold Herxheimer, der ältere Sohn von Salomon und Fanny Herxheimer sowie ein Neffe von Karl Herxheimer und Rose Livingston, wurde am 3. Oktober 1872 in Wiesbaden geboren. Als Erwachsener konvertierte er zum evangelischen Glauben. Der namhafte Pathologie wurde erster Direktor des Pathologisch-Anatomischen Instituts am Städtischen Krankenhaus zu Wiesbaden, das er 30 Jahre lang mit großem Erfolg leitete. 1934 vertrieben ihn die Nationalsozialisten aus Deutschland. Zwei Jahre später erlag er am 24. Februar 1936 im südafrikanischen Exil (Simon´s Town bei Kapstadt) einem Herzinfarkt. Gotthold Herxheimers Witwe, Gertrude Edle von Poschinger, nahm 1939 wieder ihren Geburtsnamen an.



Niederlassung als erster Hautarzt in Frankfurt am Main

Salomon Herxheimer

1874 wurde Salomon Herxheimer in Frankfurt am Main als erster Hautarzt zugelassen. Dennoch hatte er dort „große Schwierigkeiten zu überwinden, da die Ärzte ihn u.[nd] die Spezialität ,Hautkrankh.[eit]´ nicht anerkennen wollten.“ Neben seinem Beruf wirkte er als „Kunstverständiger“ und „wohltätiger Mann“. In Fanny und Salomon Herxheimers Haus „verkehrten bedeutende Künstler und Gelehrte“.

Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 297 (Zitate)



Lebensdaten des Sohnes Hans Herxheimer

Salomon Herxheimer

Dr. med. Hans J. Herxheimer, seit 1913 Hautarzt mit eigener Praxis in Frankfurt am Main, wurde am 29. August 1880 in Frankfurt am Main geboren. Er war Salomon und Fanny Herxheimers jüngerer Sohn und ein Neffe Karl Herxheimers und Rose Livingstons. 1920 heiratete er eine Nichtjüdin. Nach dem Novemberpogrom 1938 war er für einige Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert. Die Ehe hielt den Belastungen der NS-Zeit nicht stand und wurde auf Initiative der Ehefrau 1939 geschieden. Zuletzt wurde Hans Herxheimer in ein „Ghettohaus“ (Ostendstraße 18) eingewiesen. Am 8. Januar 1944 folgte seine Deportation von Frankfurt in das KZ Theresienstadt. Dort starb Hans Herxheimer am 18. Juli 1944 (Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz). Seine einzige Tochter Marie Luise Herxheimer (geb. 02.03.1922, die Enkelin von Fanny und Salomon Herxheimer) galt im NS-Staat als „Mischling“. Sie überlebte die NS-Zeit, starb aber bereits 1946 in Frankfurt am Main.

Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 297

Jüdisches Museum Frankfurt am Main (Homepage), Datenbank



Rose Livingston konvertiert zum Christentum

Rose Livingston
1891 traf Rose Livingston eine wichtige Lebensentscheidung: "Unter dem Einfluss ihrer fünfzehn Jahre älteren Erzieherin Minna Noll, einer frommen, sehr gebildeten Frau, mit der sie eine Lebensfreundschaft verband, wurde sie evangelische Christin und 1891 vom Pfarrer der Paulskirche Philipp Jacob Collischonn getauft" (Lachenmann 1995). "Diese Konversion erfolgte nach dem Tode ihres Vaters Max Livingston [...]. Rose Livingston, die unverheiratet blieb, hatte keinen jüdischen Kreis. Die jüdische Gemeinschaft war ihr fremd, und sie hatte keine Beziehungen zu ihr, obwohl ihre Schwester [Fanny Herxheimer, d.V.] dem Judentum treu blieb. Die Eltern gehörten wahrscheinlich der separatistischen "Westend-Union" (reformerisch) des Dr. Leopold Stein an, die hauptsächlich aus amerikanischen Juden bestand" (Arnsberg 1983 Bd. 3). Einen Einblick in die Familienbeziehungen der Livingstons nach Rose Livingstons Taufe gab deren christliche Hausgehilfin Frieda Langhammer: "Fräulein Livingston hatte sich um des Glaubens willen von Muttern und Geschwistern einige Jahre getrennt. Ein Todesfall in der Familie führte sie dann wieder friedlich zusammen" (zit. n. Lachenmann 1995). Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 277 Rose Livingston, S. 41, S. 43


Gründung einer Stiftung?

Salomon Herxheimer

„Salomon Herxheimer […] hatte offensichtlich noch kurz vor seinem Tod 1899 eine Stiftung für bedürftige Kranke in seiner Hautklinik errichtet, deren Anfangsvermögen sich auf 130.000 Mark belief“. Diese Stiftung wurde gewiss von seiner Witwe Fanny Herxheimer mit Unterstützung ihres Schwagers Karl Herxheimer verwaltet.

Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 82



Stiftung zur kostenfreien Behandlung bedürftiger Hautkranker

Herxheimer’sche Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Zum Andenken an ihren 1899 verstorbenen Ehemann errichtete Fanny Herxheimer die "Sanitätsrat Dr. Salomon Herxheimer´sche Stiftung": Sie stellte "durch Stiftungsurkunde vom 16.12.1899 der Stadt Frankfurt am Main 100.000 Mark zur Verfügung. [...] Zweck der Stiftung war die unentgeltliche Behandlung von Hautkranken außerhalb ihrer Wohnung, ohne Unterschied der Nationalität, des Geschlechts, der Religion und des Wohnsitzes. Darüber hinaus sollte den in Frankfurt am Main lebenden Hautkranken die notwendigen Arzneimittel und das Verbandsmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt werden." Die Stifterin, eine bewusste Jüdin, handelte ganz im Sinne von Zedaka und Bikkur Cholim, indem sie zum sozialen Ausgleich und zur pflegerischen Betreuung Armer beitrug. Vor allem wollte sie jenen Hautkranken helfen, die weder durch die gesetzliche Krankenversicherung noch durch die öffentliche Armenpflege abgesichert waren. 1900 stiftete Fanny Herxheimer nochmals 500 Mark. Ihre Mutter Frances Livingston hinterließ der Herxheimer´schen Stiftung nach ihrem Tod (1909) 20.000 Mark. Nach kriegs- und inflationsbedingten Vermögensverlusten wurde die Stiftung in den vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt verwalteten Freibettfonds eingegliedert. Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 81f. Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 136 (Zitat)


Tod der Mutter Frances Livingston und von Roses Lebensgefährtin "Nelli"

Rose Livingston
1909 war für Rose Livingston und auch für ihre Schwester Fanny Herxheimer ein Jahr großer persönlicher Verluste: Nacheinander starben Roses Freundin Minna "Nelli" Noll (14. März) und ihre Mutter (23. Mai). Frances Livingston wurde an der Seite ihres bereits 1889 verstorbenen Mannes Max Livingston auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße beerdigt. Rose Livingston, S. 42 Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 277


Todestag

Fanny Herxheimer starb am 22. Mai 1922 in Frankfurt am Main. Sie wurde an der Seite ihres Ehemannes Salomon Herxheimer auf dem Alten Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße beerdigt. Rose Livingston - Gründerin des Nellinistifts, Link


Informationen zu Fanny Herxheimer

Lachenmann, Hanna: Rose Livingston - Gründerin des Nellinistifts
Hanna Lachenmanns Artikel über die Frankfurter Stifterin Rose Livingston enthält auch Informationen zu ihrer Schwester Fanny Herxheimer. Über das Verhältnis der drei Geschwister Livingston schrieb die Hanna Lachenmann, dass sie "trotz äußerer und innerer Entfernung" - der Bruder Joe Livingston lebte weiterhin in den USA - zusammenhielten. "Als Rose zum christlichen Glauben konvertierte, gab es wohl eine Zeit der Trennung, die aber später überwunden wurde."


Literatur zu Fanny Herxheimer (geb. Livingston)

Jenner, Harald: Die Familie Livingston und das Nellinistift in Frankfurt am Main


Verwandtschaftliche Beziehungen

Salomon Herxheimer

Salomon Herxheimer und Fanny Herxheimer waren ein Ehepaar.



Verwandtschaftliche Beziehungen

Karl Herxheimer

Karl Herxheimer und Fanny Herxheimer geb. Livingston waren Schwager und Schwägerin.



Begräbnisort

Alter Jüdischer Friedhof Rat-Beil-Straße


Verwandtschaftliche Beziehungen

Rose Livingston
Fanny Herxheimer und Rose Livingston waren Schwestern.


Sig 6124