Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Fanny Ansbacher

Geboren am 11.05.1921 in Würzburg

Gestorben am 1943 in Vernichtungslager Auschwitz

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Familiengeschichte / Zur Biographie des Vaters Simon Ansbacher

Simon Ansbacher, der Vater der Krankenschwester Fanny Ansbacher, wurde am 11. September 1885 in Würzburg (Unterfranken, Bayern) geboren. Im Ersten Weltkrieg wurde er von 1915 bis 1918 als Offiziersstellvertreter und "Proviantsinspektor" in Ansbach (Mittelfranken, Bayern) eingesetzt. Seit 1919 führte er erfolgreich das väterliche Weingeschäft "Jonas Ansbacher" fort. Der orthodoxe Jude Simon Ansbacher gehörte zu den Stützen der Würzburger jüdischen Gemeinde, u.a. als langjähriges Vorstandsmitglied der Chewra Kadischa (Israelitische Beerdigungsbruderschaft). Ende der 1930er Jahre wurde er in den Vorstand der sich durch die NS-Verfolgung bereits auflösenden Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg gewählt. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Link Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 61


Familiengeschichte / Zu den Biographien der Mutter Selma Ansbacher und des Großvaters Prof. Jakob Obermeyer

Selma Shulamit Ansbacher geb. Obermeyer, die Mutter der Krankenschwester Fanny Ansbacher, wurde am 15. Juli 1892 in Neulengbach bei St. Pölten (Niederösterreich) geboren. Neben der Führung des Haushalts und der Erziehung ihrer Kinder engagierte sie sich in der Würzburger jüdischen Gemeinde durch Krankenbesuche (Bikkur Cholim) und die Beherbergung von Studenten und Seminaristen. Fanny Ansbachers Großvater Jakob Obermeyer (1845 in Steinhart/Hainsfarth, Bayern - 1938 Würzburg) war ein bekannter Orientalist, Gelehrter und Erzieher; er lehrte als Professor für semitische Sprachen und Literatur in Wien. Seit 1931 lebte er als Pfründner im Würzburger jüdischen Altersheim (vgl. http://www.alemannia-judaica.de/steinhart_synagoge.htm (Aufruf am 20.05.2015). Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Eintrag: Ansbacher, Simon Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 61 (Eintrag: Ansbacher, Simon 2)


Familiengeschichte / Zur Biographie des Bruders Jona Ansbacher

Jona (Jonas) Ansbacher wurde am 12. Juli 1920 in Würzburg geboren. Wie seine um ein Jahr jüngere Schwester Fanny besuchte er dort die jüdische Volksschule, danach die Israelitische Realschule und als Seminarist von 1934 bis 1935 die Israelitische Lehrerbildungsanstalt. Er ging nach Frankfurt am Main und besuchte dort bis November 1937 die Talmud-Thora-Lehranstalt (Jeshiwa) sowie eine private Handelsschule. Er wurde kaufmännischer Angestellter in einer Weinexportfirma in Frankfurt, doch verhinderte die sich zunehmend verschärfende NS-Verfolgung das berufliche Fortkommen. Zur Vorbereitung seiner Alija (Auswanderung nach Eretz Israel) begab er sich von April bis August 1938 in eine landwirtschaftliche Hachscharah in Halberstadt. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Link Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 59


Geburtsdatum / Zur Biographie von Fanny Ansbacher

Die Krankenschwester Fanny Ansbacher wurde am 11. Mai 1921 als Tochter von Selma und Simon Ansbacher in Würzburg (Unterfranken/ Bayern) geboren. Außer ihrem um ein Jahr älteren Bruder Jona (Jonas) Ansbacher hatte sie noch zwei jüngere Geschwister: Rebekka Ansbacher (geb. 1922) und Nathan Ansbacher (geb. 1925). Fanny Ansbacher besuchte sieben Jahre lang die jüdische Volksschule in Würzburg und offenbar für kurze Zeit die Israelitische Lehrerbildungsanstalt. Würzburger Stolpersteine, Link


Hachschara in Hamburg und Halberstadt

Mit ihrem Bruder Jona ging Fanny Ansbacher 1937/1938 zur Hachscharah (Vorbereitung der Alija, der Rückkehr in das 'Gelobte Land' Israel) nach Hamburg und Halberstadt (landwirtschaftliches Training). Die Emigration misslang, weil sie für das britisch kontrollierte Mandatsgebiet Palästina kein Zertifikat erhielt.


Simon Ansbacher: Verwaltungsmitglied der Israelitischen Kranken- und Pfründnerhausstiftung Würzburg

Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus Würzburg


Emigration von Jona Ansbacher nach Palästina/Israel

Im September 1938 gelang Jona Ansbacher mit einem Touristenvisum noch rechtzeitig die Einreise in das britisch kontrollierte Mandatsgebiet Palästina. Seine Schwester Fanny musste er in Nazideutschland zurücklassen. Jona Ansbacher überlebte als einziger seiner Familie die Schoah.


Ausbildung zur Krankenschwester

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung
Um ihre Chancen auf Auswanderung zu verbessern, lernte Fanny Ansbacher in Frankfurt am Main, wohin verwandtschaftliche Verbindungen bestanden, Krankenschwester. Von Mai 1940 bis Februar 1941 war sie Lehrschwester am orthodox-jüdischen Rothschild'schen Hospital.


Deportation von Simon Ansbacher nach Auschwitz (gilt als verschollen)

Fanny Ansbachers Vater floh am 14. März 1939 zu Verwandten nach Brüssel. Seit Mai 1940 war er Häftling im Internierungslager Saint Cyprien (Frankreich). Nach dem Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz wurde er am 10. August 1942 über das Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort mit hoher Wahrscheinlichkeit ermordet.


Deportation von Selma, Rebekka und Nathan Ansbacher nach Auschwitz (gelten als verschollen)

Fanny Ansbachers Mutter Selma Ansbacher flüchtete am 25. September 1939 über Aachen nach Belgien. Zusammen mit ihren beiden jüngeren Kindern Rebekka (geb. 1922) und Nathan (geb. 1925) wurde sie am 15. August 1942 über das SS-Sammel- und Durchgangslager Malines (Kamp Mechelen, Belgien) nach Auschwitz deportiert; alle drei wurden dort mit hoher Wahrscheinlichkeit ermordet. Gedenkbuch BA Koblenz, Link Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Link


Tod in Auschwitz

Von Frankfurt gelangte Fanny Ansbacher nach Berlin. Sie leistete Zwangsarbeit bei den Siemens-Werken und war zusammen mit anderen jungen Jüdinnen in einem Gemeinschaftslager untergebracht. Am 3. März 1943 wurde sie von Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Fanny Ansbacher konnte zunächst als Krankenpflegerin auf der Krankenstation Birkenau überleben. Dann erkrankte die junge Frau an Typhus und verstarb noch im gleichen Jahr an Hunger und medizinischer Unterversorgung.


Literatur zu Fanny Ansbacher

Strätz, Reiner: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945


Informationen zu Fanny Ansbacher

Baum, Hans-Peter: Fanny Ansbacher
(Aufruf der Website am 18.12.2014)


Informationen zu Fanny Ansbacher und ihrer Familie

Baum, Hans-Peter: Würzburger Stolpersteine
(Aufruf der Website am 18.12.2014)


Verlegung von "Stolpersteinen" für Fanny Ansbacher und ihre Familie in Würzburg

Verlegung von "Stolpersteinen" für Fanny Ansbacher und ihre Familie in Würzburg Sterngasse 16, Altstadt


Informationen zu Fanny Ansbacher

Baum, Hans-Peter: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
(Aufruf der Website am 04.05.2015)


Verwandtschaftliche Beziehungen

Elieser (Elias, Eliazar) Rosenbaum

Fanny Ansbachers Onkel Josef Ansbacher (1876 Würzburg – 1951), der älteste Bruder ihres Vaters Simon, war mit Recha (1882 Frankfurt a.M. – 1956), einer Tochter von Dr. Elieser Rosenbaum, verheiratet; deren Sohn Rabbiner Jehuda Ansbacher war ihr Cousin.

Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Eintrag Ansbacher, Simon (2)

Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 59 (Eintrag Ansbacher, Jonas)



Verwandtschaftliche Beziehungen

Sally (Saly, Sali) Rosenbaum


Verwandtschaftliche Beziehungen

Elieser (Elias, Eliazar) Rosenbaum
Fanny Ansbachers Onkel Josef Ansbacher (1876 Würzburg - 1951), der älteste Bruder ihres Vaters Simon, war mit Recha (1882 Frankfurt a.M. - 1956), einer Tochter von Dr. Elieser Rosenbaum, verheiratet; deren Sohn Rabbiner Jehuda Ansbacher war ihr Cousin. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken, Eintrag Ansbacher, Simon (2) Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, S. 59 (Eintrag Ansbacher, Jonas)


Sig 6151