Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Betti Bilha Farntrog

Geboren am 21.10.1920 in Fürth

Gestorben am um1943 in Polen (Vernichtungslager)

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion jüdisch

Jüdische Geschichte in Fürth / Krankenhaus

Jüdisches Krankenhaus Fürth
Betti Farntrogs Geburtsstadt Fürth war insbesondere im 17. Jahrhundert ein Kristallisationspunkt jüdischer Gelehrsamkeit und zugleich das deutsche Zentrum des hebräischen Buchdrucks. Das "fränkische Jerusalem" strahlte auf das gesamte mitteleuropäische Judentum aus. Der jüdische Anteil an der Fürther Stadtbevölkerung war hoch und betrug zeitweilig fast 20 Prozent. 1653 öffnete in Fürth eines der ersten jüdischen Krankenhäuser in Deutschland seine Pforten; es bestand bis zur nationalsozialistisch erzwungenen Schließung 1943 fast drei Jahrhunderte lang. - Das traditionsreiche Judentum in Fürth, dem so bekannte Persönlichkeiten wie Jakob Wassermann, Henry A. Kissinger und Ruth Weiss entstammten, wurde von den Nationalsozialisten vernichtet. Unter den 929 im Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz verzeichneten Namen von Shoah-Opfern aus Fürth befinden sich 11 Deportierte mit dem Familien- und/oder Geburtsnamen Farntrog. - Für die Stadt Fürth ist ihre jüdische Geschichte heute "ein elementarer Bestandteil der Fürther Geschichte" (vgl. Homepage, Abfrage v. 05.06.09); sie wurde während der Feiern zum 1000-jährigen Stadtjubiläum entsprechend gewürdigt. Lebendigen Einblick in die jüdische Geschichte Fürths und Mittelfrankens gibt das Jüdische Museum Franken. Dank der jüdischen Zuwanderung aus Osteuropa besteht in Fürth wieder eine jüdische Gemeinde.


Lebensdaten des Vaters und der jüngsten Geschwister

Jüdische Fürther
Gerda Weinstein geb. Farntrog (geb. 1922, zuletzt USA) - sie überlebte die Shoah als einzige ihrer Familie durch Emigration nach Palästina / Israel - reichte bei der Gedenkstätte Yad Vashem Gedenkblätter für ihre ermordeten Angehörigen ein: Danach war ihre Schwester Betti Farntrog die Tochter von Jettchen geb. Nachmann und Lazarus Farntrog. - Der Vater Lazarus Elieser Farntrog wurde am 10. April 1886 als Sohn von Emma geb. Berliner und Yitzchok (Isaak) Farntrog in Fürth geboren. Am Ersten Weltkrieg nahm Lazarus Farntrog als Rotkreuz-Sanitäter teil. Später war er nicht mehr in der Krankenpflege aktiv und eröffnete ein Textilgeschäft, blieb aber der Kranken- und Sterbefürsorge und der Totenbegleitung als jüdischer Pflicht (Mitzwah) verbunden. In der NS-Zeit scheiterten seine Bemühungen, mit seiner Familie nach Palästina zu flüchten. Laut Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz wurde Lazarus Farntrog am 18. Juni 1943 mit einem "Osttransport" deportiert. Betti Farntrogs Geschwister Rosi (geb. 05.09.1919), Erwin (geb. 31.05.1923) und Emmi (geb. 19.09.1925) sind ebenfalls im Osten "verschollen".


Lebensdaten der Mutter

Jüdische Fürther
Betti Farntrogs Mutter Jettchen Jael Farntrog geb. Nachmann wurde am 28. Januar 1899 als Tochter von Betti geb. Cohen und Moses Nachmann in Hamburg geboren. Betti Farntrog wurde möglicherweise nach ihrer Großmutter benannt. Jettchen Farntrog heiratete nach Fürth. Am 18. Juni 1943 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann Lazarus deportiert.


Abbildung von Bettis Vater Lazarus Farntrog, im Ersten Weltkrieg Rot-Kreuz-Sanitäter, undatiert (um 1916)

Lazarus Farntrog, Vater der Krankenschwester Betti Farntrog, Rot-Kreuz-Sanitäter im Ersten Weltkrieg, undatiert (um 1916) Credit of Yad Vashem, Jerusalem (Gedenkblatt)


Lebensdaten der Schwester Rosi (Krankenschwester)

Jüdische Fürther
Betti Farntrogs Schwester Rosi Rivka Farntrog wurde am 5. September 1919 in Fürth geboren; sie waren fast gleichaltrig und die ältesten von fünf Geschwistern: Gerda Weinstein geb. Farntrog (überlebte als einzige die Schoah), Erwin Isaak Farntrog und Emmi Esther Farntrog. Betti und Rosi Farntrog wurden beide Krankenschwestern - vielleicht nach dem Vorbild ihres Vaters Lazarus Farntrog, Rotkreuz-Sanitäter im Ersten Weltkrieg. Während Betti Farntrog nach Frankfurt am Main ging, blieb Rosi Farntrog in Fürth und wurde am dortigen jüdischen Krankenhaus ausgebildet, wo sie auch später arbeitete. Zuletzt wohnte sie in der Theaterstraße 36. Rosi Rivka Farntrog wurde am 22. März 1942 nach Izbica (bei Lublin, Polen) deportiert.


Geburtsdaten von Betti Farntrog

Die Krankenschwester Betti Bilha Farntrog wurde am 21. Oktober 1920 in der mittelfränkischen Stadt Fürth (Bayern) geboren.


Schülerin im jüdischen Mädchenheim Wolfratshausen

Das Mädchenheim im oberbayerischen Wolfratshausen war eine Gründung der Ortsgruppe München des Jüdischen Frauenbundes. Es bereitete jüdische Schülerinnen auf die Führung eines koscheren Haushalts sowie auf wirtschafts- und sozialberufliche sowie erzieherische Tätigkeiten vor.


Lehrerin

Um 1939 war Betti Farntrog offenbar als Lehrerin tätig.


Betti Farntrog, Portrait, undatiert (um 1941)

Betti Bilha Farntrog, Portrait, undatiert (um 1941) Quelle: Yad Vashem, Jerusalem (Gedenkblatt)


Krankenschwester in Frankfurt am Main

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
Betti Farntrog ging nach Frankfurt am Main, wo vermutlich eine Pflege im orthodox-jüdischen "Rothschild'schen Hospital" im Röderbergweg anstrebte. Durch dessen NS-Zwangsschließung wurde sie stattdessen im Krankenhaus Gagernstraße 36 tätig, der als Sammellager missbrauchten letzten jüdischen Klinik in Frankfurt. Dort war Betti Farntrog seit dem 3. Juli 1941 als Krankenschwester gemeldet. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 687 Teil 2 / Gagernstraße 36, Bl. 82


Deportation

Von der Gagernstraße wurde Betti Farntrog am 11. Juni 1942 "evakuiert" (Tarnbezeichung für die Deportation in ein Vernichtungslager). Die junge Frau wurde vermutlich nach Sobibor oder Majdanek deportiert; sie gilt als verschollen.


Todestag



Detaillierte Chronik der jüdischen Gemeinde Fürth (mit Abb.) (letzter Aufruf der Website am 22.06.2015)

Jochem, Gerhard: Chronologie der jüdischen Gemeinde in Fürth bis 1945


Informationen zu Betti Farntrog (mit Abbildung) im "Memorbuch für die Fürther Opfer der Shoah"

Jochem, Gerhard: Jüdische Fürther
(Aufruf der Website am 17.09.2015)


Informationen zu Betti Farntrog

Jochem, Gerhard: Gedenkbuch BA Koblenz


Informationen zu Betti Farntrog

Jochem, Gerhard: Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer


Informationen zu Betti Farntrog

Jochem, Gerhard: Hessisches Hauptstaatsarchiv (Homepage)


Informationen zum "Transit-Ghetto" Izbica bei Lublin (Polen)

Jochem, Gerhard: Die Transit-Ghettos Izbica, Piaski und Rejowiec


Informationen zur heutigen Israelitischen Kultusgemeinde Fürth

Jochem, Gerhard: Israelitische Kultusgemeinde Fürth (Homepage)


Informationen zur jüdischen Geschichte in Fürth

Jochem, Gerhard: Jüdisches Museum Franken (Homepage)


Literatur zur jüdischen Geschichte in Fürth

Großbock - Ochtendung: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum


Sig 6163