Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Bertha Klein geborene Feldmann

Geboren am 16.02.1910 in Offenbach am Main

Gestorben am unbekannt in unbekannt

Begräbnisstätte unbekannt

Nationalität deutsch

Religion israelit.

Familiengeschichte und Lebensdaten von Bertha Kleins Ehemann Emil Klein

Schwester Bertha war mit dem Mathematiker, Physiker und Lehrer Emil (Emilius) Klein verheiratet. Er wurde am 3. Dezember 1908 als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern in Borgerhout bei Antwerpen (Belgien) geboren. Die Familie lebte seit 1914 in Frankfurt am Main, wo Emil Klein zur Schule ging und studierte. Die NS-Zeit verhinderte eine akademische Karriere. 1938 unterrichtete Emil Klein an der Talmud- und Thoraschule im bayerisch-unterfränkischen Burgpreppach. Danach gab er Intensivsprachkurse für Emigrationswillige in Eschwege und Frankfurt. Von 1941 bis 1942 leistete er Zwangsarbeit in einer Ziegelei. Holocaust Victim Assets Litigation (Swiss Banks), Link Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer, Gedenkblatt / Eintrag Auschwitz Death Registers


Geburtsdatum

Die Krankenschwester Bertha Klein, geb. Feldmann, wurde am 16. Februar 1910 in Frankfurts Nachbarstadt Offenbach am Main (Land Hessen) geboren. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 742 / Rhönstraße 47-55, Bl. 88


Lehrschwester am Rothschild'schen Hospital

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung


Gemeldet in der Rhönstraße 48

Am 10. Juli 1931 zog Bertha Feldmann aus dem Röderbergweg 97 (Rothschild'sches Hospital) vorübergehend in das Haus Rhönstraße 48 (mit Personalwohnungen des Rothschild'schen Hospitals). Am 24. März 1932 kehrte sie in den Röderbergweg 97 zurück. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / HB 742 / Rhönstraße 47-55, Bl. 88


Wo pflegte Schwester Bertha im Jahre 1936?

Wie lange Schwester Bertha am orthodox-jüdischen Rothschild'schen Hospital pflegte, ist bislang unbekannt. Von Georg Vogel, Turn- und Sportwart der Stadt Frankfurt am Main, stammt der Hinweis, er habe 1936 "bei einem Krankenhausaufenthalt die Krankenschwester Bertha Klein [damals noch Feldmann, d.V.] kennen gelernt". Welche Klinik ist hier gemeint? Ließ sich der Nichtjude Georg Vogel entgegen den rassistischen NS-Bestimmungen1936 in einem jüdischen Krankenhaus behandeln? Bis 1942, dem Jahr der Zwangsauflösung des Krankenhauses der Frankfurter jüdischen Gemeinde, war Bertha Klein dort offenbar als Stationsschwester und sowie in der ambulanten Pflege tätig. Mit falschem Pass und Zyankali, 92


Heirat mit Emil Klein

Bertha Feldmann und Emil Klein lernten sich vermutlich durch ihr gemeinsames Engagement für ausreisewillige jüdische NS-Verfolgte kennen. Sie heirateten am 23. Januar 1939. Die Braut war bereits hochschwanger. Museum Judengasse Frankfurt am Main / Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz, [Interne Datenbank]


Geburt des Sohnes Ralph Klein

Am 25. Januar 1939 wurde Bertha und Emil Kleins älterer Sohn Ralph Klein in Frankfurt am Main geboren (Angabe nach: www.crt-ii.org/_awards/_apdfs/Klein_Emil.pdf, Abfrage v. 04.08.2014).


Letzte Wohnadresse von Bertha Klein und Familie

Humboldtstraße 7 Frankfurt am Main
Bertha Klein wohnte vermutlich seit ihrer Heirat in der Humboldtstraße 7/II. Im Zuge der NS-Verfolgung musste sie 1942 die Wohnung verlassen.


Geburt des Sohnes Alexander Klein

1940 wurde Bertha und Emil Kleins jüngerer Sohn Alexander Klein in Frankfurt am Main geboren.


Fluchthilfe für jüdische Verfolgte

Bertha Klein war eine mutige Frau. Obwohl selbst gefährdet und zudem Mutter zweier Kleinkinder, versuchte sie andere NS-Verfolgte vor der Deportation zu bewahren. 1942 bat sie ihren einstigen Patienten, den "Judenretter" Georg Vogel, einem älteren Frankfurter jüdischen Ehepaar zur Flucht in die Schweiz zu verhelfen. Die Aktion misslang, das Ehepaar Saemann sowie Emil Klein wurden verhaftet, ebenso Georg Vogel, der als Häftling im KZ Dachau überlebte. Gela Saemann geb. Fromm (geb. 28.11.1883 in Frankfurt) und ihr Mann Simon Gabriel Saemann (geb. 04.05.1878 in Weikersheim) wurden am 26. und 27. Dezember 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Gedenkbuch BA Koblenz, Link (Angaben zu Gela und Simon Saemann)


Flucht von Bertha Klein und ihren Kindern

Nach Emil Kleins Verhaftung wurden Bertha Klein und ihre beiden kleinen Söhne Ralph und Alex nach Ungarn ausgewiesen, woher Emil Kleins Eltern stammten. An der ungarischen Grenze abgewiesen, gerieten sie für einige Wochen in Wiener NS-Haft. Die Wiener NS-Behörden schickten die junge Frau mit den beiden Kleinkindern nach Frankfurt mit der Auflage zurück, sich bei der Gestapo zu melden, der sie doch gerade entronnen waren. Trotz der lebensbedrohlichen Lage behielt Bertha Klein die Nerven: Sie besuchte sogar ihren Mann im Gefängnis (wo sie ihn zum letzten Mal sah). Im Februar 1943 gelang ihr mit den Kindern die Ausreise nach Belgien, dem Geburtsland Emil Kleins. Mit Hilfe des Jüdischen Rates in Brüssel versteckte sie Ralph und Alex an einem auch ihr unbekannten Ort - auf dem Land bei einer wallonischen Bergarbeiterfamilie. Alle drei konnten die Schoah überleben. Mit falschem Pass und Zyankali, S. 92f.


Ermordung von Emil Klein in Auschwitz

Emil Klein wurde im April 1943 nach mehrmonatiger Haft vom Gerichtsgefängnis Frankfurt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde er nach bisherigen Erkenntnissen am 1. August 1943 ermordet. Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer, Gedenkblatt / Auschwitz Death Registers Gedenkbuch BA Koblenz, Link


Auswanderung nach Israel

Die nächste Exilstation nach Belgien war für Bertha Klein und ihre Söhne Ralph und Alex Großbritannien. Von dort wanderten sie 1950 nach Israel aus.


Informationen zu Bertha Klein (Gedenkblatt für Emil Klein)

Gedenkstätte Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Shoah-Opfer
Alexander Klein reichte 1999 bei Yad Vashem ein Gedenkblatt für seinen in der Schoah ermordeten Vater ein. Emil Klein ist in der "List of victims from Auschwitz, Auschwitz Death Registers, The State Museum Auschwitz-Birkenau, Seite 26088/1943" verzeichnet. In beiden Dokumenten sind auch Bertha Kleins Geburtsname Feldmann und die Namen ihrer Schwiegereltern erwähnt (bei der Schwiegermutter allerdings mit unterschiedlichen Angaben).


Informationen zur Familie Klein

Holocaust Victim Assets Litigation (Swiss Banks)
Die biographischen Angaben in dem online veröffentlichten Dokument www.crt-ii.org/_awards/_apdfs/Klein_Emil.pdf (Abfrage v. 04.08.2014) sind weiter zu prüfen. So lag Emil Kleins Geburtsort Borgerhout nicht in Ungarn, sondern in Belgien. Wurde Emil Klein, wie sein Sohn Ralph angab, 1943 von einem seiner ehemaligen Schüler erschossen? Holocaust Victim Assets Litigation (Swiss Banks), Link


Literatur zu Bertha Klein

Bonavita, Petra: Mit falschem Pass und Zyankali


Informationen zu Bertha Klein

Bonavita, Petra: Hessisches Hauptstaatsarchiv (Homepage)


Literatur zu NS-verfolgten Kindern, die im Versteck überlebten

Schreiber, Birgit: Versteckt


Sig 6053