Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Ein Beitrag aus Krankenpflege
Verweise hervorheben

Jüdische Pflege in Mannheim und ihre Verbindung zur Frankfurter jüdischen Pflege

Die Krankenunterstützungsvereine

In Mannheim gab es traditionelle Hilfsvereine wie die Chewra Kadischa, eine Beerdigungsbruderschaft (seit 1694), und die Bikkur Cholim, eine Krankenverpflegungs- und Brautausstattungsbruderschaft (seit 1770). In den Jahren 1776, 1798 und 1816 kamen zusätzlich Krankenunterstützungsvereine hinzu, aus denen 1879 die „Vereinigte Verwaltung der Israelitischen Krankenunterstützungsvereine“ hervor ging. Ihren Mitgliedern wurde bei Bedarf Pflegepersonal zur Verfügung gestellt oder finanzielle Unterstützung zuteil. Die Krankenunterstützungsvereine gründeten 1906 das Israelitische Krankenschwesternheim (vgl. Keller 1995: 119f). Auch die jüdische August-Lamey-Loge in Mannheim spielte bei der Einrichtung des Mannheimer Gesundheitssystems eine Rolle, die jedoch noch zu untersuchen ist.
Das Israelitische Krankenschwesternheim befand sich seit seiner Gründung im Quadrat B7, 11 und ab 1911 im Quadrat C2, 19. Im Jahr 1913 waren eine Oberschwester und fünf Pflegeschwestern im Heim untergebracht. 1931 zogen die Schwestern in das neu erbaute jüdische Altersheim um. In einem Artikel über das Krankenschwesternheim von 1935 heißt es: „Das hiesige Schwesternheim umfaßt [sic] gegenwärtig vier ausgebildete Schwestern, die in langen Arbeitsjahren sich reiche Erfahrungen in der Krankenpflege erworben haben.“ Von deren Arbeitsleistungen entfiel eine kleinere Anzahl „auf Hilfeleistungen im jüdischen Krankenhaus (Assistenz bei Operationen, Nachtwachen bei Schwerkranken) und auf Vertretungen im jüdischen Altersheim. Die weitaus größte Zahl aller Pflegen und Ambulanzen aber wurde im Hausstand der Erkrankten selbst durchgeführt“ (IG 1935: 9). Vorsitzender der Vereinigten Verwaltung der Israelitischen Krankenunterstützungsvereine und damit auch des Israelitischen Krankenschwesternheims war lange der Rabbiner Dr. Gustav Oppenheim (vgl. Keller 1995: 119f).

Das Krankenhaus

Fotografie: Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus Mannheim.
Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus Mannheim

Bereits im Jahr 1711 reichte es nicht mehr aus, Kranke zu Hause oder in angemieteten Häusern zu versorgen, und die jüdische Gemeinde Mannheim kaufte das „Haus Straßburg“ im Quadrat E5, um es als Krankenhaus einzurichten (vgl. Keller 1995: 122). Das „Haus Straßburg“ war zuvor die Wirtschaft „Zur Stadt Straßburg“, für die die jüdische Gemeinde 900 Gulden bezahlte (IG 1936: 8). Erweiterungsgrundstücke kamen 1722 und 1798 hinzu, wie auch ein Schabbesofen und eine Metzgerschranne (Verkaufsstand), die durch Vermietung einen Teil der Finanzierung des Hauses einbrachten. 1831 beschloss die Gemeinde, das Krankenhaus auch für Arme und Pfründner zu öffnen, also auch für Menschen, die eine Rente meist aus weltlichen oder kirchlichen Ämtern erhielten. Dazu wurde der verfallene 2. Stock ausgebaut (vgl. Keller 1995: 123). Ein Umbau 1843/44 brachte einen zusätzlichen 3. Stock und Nebenflügel, der Schabbesofen und die Metzgerschranne wurden wieder abgebaut. Im Erdgeschoss befanden sich nun „die Verwalterwohnung, ein Sitzungs- und Arztzimmer, die Küche und Funktionsräume und an Stelle der Schranne, [ein] […] Speisesaal; im ersten Obergeschoss befanden sich sechs Kranken- und ein Totenzimmer sowie je ein Raum für den Wärter und die Wärterin; im zweiten Obergeschoß schließlich waren die Pfründnerwohnungen untergebracht. Der Hof wurde nach Entfernung des Schabbesofen als Garten hergerichtet“ (Keller 1995:123). 1877 erhielt das Haus den Namen: Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus (vgl. Keller 1995: 123). 1894, zur Eröffnung eines weiteren Vergrößerungsbaus, war auch die Großherzogin Luise von Baden anwesend.

Fotografie: Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus Mannheim / Reinigen des OP-Saals, 1930 (Quadrat E5, 9).
Israelitisches Kranken- und Pfründnerhaus Mannheim / Reinigen des OP-Saals, 1930 (Quadrat E5, 9)
© Institut für Stadtgeschichte Mannheim

Die Bewohner des Israelitischen Kranken- und Pfründnerhauses wurden rituell verpflegt. Auch viele Nichtjuden nutzten die seit 1894 verbesserten chirurgischen Möglichkeiten. 1910 wurden im Haus 124 im Jahr 1929 428 Patientinnen und Patienten versorgt.
Aus Städteplanungsgründen wurde das gesamte Quadrat E5 1936 abgerissen. In dem stattdessen im nationalsozialistischen Architekturstil erbauten Gebäude, befindet sich heute das Rathaus der Stadt Mannheim. Das Krankenhaus wurde unter der Oberin Pauline Maier in das wenige Jahre zuvor erbaute jüdische Altersheim in der Collinistraße verlegt (vgl. Keller 1995: 123).

Fotografie: Israelitisches Altersheim Collinistraße, Mannheim.
Israelitisches Altersheim Collinistraße, Mannheim / Luftaufnahme
© Institut für Stadtgeschichte Mannheim

Vor dem Ersten Weltkrieg war in der Gemeinde Geld für den weiteren Ausbau des Krankenhauses gesammelt worden. Dieses Geld steckte man nun in den inzwischen dringlicher gewordenen Neubau eines Altersheims. 1930 wurden der Grundstein gelegt und das Richtfest gefeiert. Am ersten Sederabend 1931 startete der Betrieb im jüdischen Altersheim in der Collinistraße, heute Bassermannstraße. Die ersten Bewohner zogen am 1. April 1931 ein. Die groß geplante Einweihungsfeier wurde jedoch, scheinbar aus Furcht vor antisemitischen Aktionen, kurzfristig abgesagt (vgl. Keller 1995: 125). Das Gebäude hatte der Frankfurter Regierungsbaumeister Fritz Nathan, der in Frankfurt auch den Neubau des Rothschildschen Krankenhauses erbaut hatte, mit Beteiligung von Josef Zizler entworfen. Es ähnelte, im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten, dem Budge-Altenheim im Edingerweg in Frankfurt, das im Juni 1930 eröffnet worden war und ebenfalls von einer Architektengruppe um Frankfurts Siedlungsdezernenten Ernst May entworfen worden war.

Fotografie: Israelitisches Altersheim und Krankenhaus Mannheim / Krankenschwestern vor dem Collinibau.
Israelitisches Altersheim und Krankenhaus Mannheim / Krankenschwestern vor dem Collinibau
© Institut für Stadtgeschichte Mannheim

Das Mannheimer israelitische Altersheim beherbergte 50 Bewohner. Es gab einen „Wohngarten“, der durch große Glastüren von Aufenthaltsräumen und Speisesaal, der auch als Gottesdienstraum nutzbar war, erreichbar war. Die Küche war modern eingerichtet und für Trennung von Milch- und Fleischzubereitung vorgesehen, mit Sabbatofen und einem Raum für das Pessachgeschirr. Wäschereianlage und Aufzüge ergänzten die Funktionalität. Die hellen Einzelräume und einige Doppelzimmer richteten sich nach der Sonne, fast alle hatten einen Balkon. Im obersten Stockwerk befand sich seit 1931 das Krankenschwesternheim. Als 1936 das Krankenhaus mit einzog, trennte der Architekt das Gebäude in Ost- und Westhälfte. Geteilt durch eine gläserne Wand befand sich im östlichen Flügel das Krankenhaus mit ca. 40 Betten. Im Westflügel blieb das Altersheim für 25 Bewohner erhalten. Die Krankenhausausrüstung war hochmodern. In einem Anbau gab es Operationsräume mit Sterilisationseinrichtungen und Vorbereitungszimmern. Die Röntgeneinrichtung war neu. Die Krankenzimmer waren in drei Klassen eingeteilt und beherbergten ein bis vier Betten. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde das Krankenhaus immer wieder zum Sammelpunkt verfolgter Juden, so 1938 nach der Pogromnacht, in der der Rabbiner Dr. Karl Richter eine Nacht lang im Isolierzimmer versteckt worden war. Der Speisesaal diente nach der Zerstörung der Hauptsynagoge als Saal für Gottesdienste. Und kurze Zeit darauf war das Krankenhaus Schauplatz von Selektionen zur Deportation. Am 24.12.1941 wurden die letzten Patienten des Krankenhauses aus dem Haus gewiesen. Es wurde zum Polizeikrankenhaus umfunktioniert. Nach Kriegsschäden wurde das Haus 1952 verändert wieder aufgebaut und als Tuberkulosekrankenhaus genutzt. Seit 1964 war es Alters- und Pflegeheim der Stadt Mannheim und trug den Namen der Oberin Pauline Maier (vgl. Keller 1995: 124-126). Das Haus wurde 2010 abgerissen und durch ein neues er-setzt, das weiterhin den Namen der Oberin trägt.

Die Schwestern des Israelitischen Schwesternheims

Anzeige: Israelitisches Krankenhaus Mannheim / Stellen- und Ausbildungsplatzanzeige des Israelitischen Krankenhauses Mannheim von 1922.
Israelitisches Krankenhaus Mannheim / Stellen- und Ausbildungsplatzanzeige des Israelitischen Krankenhauses Mannheim von 1922

In Mannheim gab es keine eigene jüdische Schwesternausbildung wie z. B. in dem Schwesternverein in Frankfurt am Main. Das Krankenhaus und die Krankenunterstützungsvereine konnten jedoch auszubildende Lehrschwestern nach Berlin schicken, wo sie durch die Großloge Bne Briss und später von der Krankenschwesternorganisation (KSO) betreut wurden (vgl. Steppe 1997: 113).
Die heute bekannteste jüdische Krankenschwester in Mannheim war die Oberin Pauline Meier (1877-1942). Sie hatte sich in Berlin und Breslau ausbilden lassen. Im Israelitischen Krankenhaus Mannheim war sie seit 1913 beschäftigt und wirkte ab 1922 als Oberin. Am 22. Oktober 1940 begleitete sie, gegen den Befehl der Gestapo in Mannheim bleiben zu sollen, ihre Patienten nach Gurs. In Gurs wirkte sie weiter in der Pflege. Im August 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert, obwohl sie gebeten worden war, im Lager zu bleiben. Ihr Wunsch war es, bei ihren Patienten zu bleiben und auch nach ihren verschwundenen Geschwistern zu suchen. Ihr Leben, das in vielen Artikel beschrieben wird (vgl. Watzinger 1984: 125-126 oder Sauer 1969: 279f) endete in Auschwitz.

Fotografie: Israelitisches Krankenhaus Mannheim / Die Belegschaft des Mannheimer jüdischen Krankenhauses im Jahr 1942.
Israelitisches Krankenhaus Mannheim / Die Belegschaft des Mannheimer jüdischen Krankenhauses im Jahr 1942
© Ruth Landsberger, mit freundlicher Genehmigung von Volker Keller

Pauline Meier und auch andere Schwestern wie Emma Bendix, Johanna Gödelmann, Gertrud Joehlinger, geb. Schad, Elsa Berta Schloss, geb. Rosenberg, Hilda Wunsch oder Ruth Sekyrka (Gerechte der Pflege, Keller 1995 und ISG Mannheim ZGS S2/1142) stehen jedoch nicht mit der Frankfurter jüdischen Pflege in Verbindung, weshalb an dieser Stelle nicht weiter über sie berichtet wird.
Von der Belegschaft des Krankenhauses existiert ein Foto aus dem Jahre 1942. Die abgebildeten Personen sind nicht in den Unterlagen des Frankfurter Vereins jüdischer Krankenpflegerinnen verzeichnet, was darauf hindeutet, dass die Krankenschwestern nicht in Frankfurt, sondern vermutlich in Berlin ausgebildet wurden.
Krankenpflegerinnen, die sowohl mit Mannheim als auch mit Frankfurt in Verbindung standen, z. B. durch Herkunft oder Arbeitsstelle, waren (in alphabetischer Folge):

Gerda Bloch
Gerda Bloch (später Gertrude Block) wurde am 21. September 1893 in Mannheim geboren. 1923 wurde sie Lehrschwester und ab 1925 staatlich anerkannte Krankenschwester, wobei nicht belegt ist, wo sie ausgebildet wurde. Im Schwesternhaus in der Bornheimer Landwehr 85 in Frankfurt wurde sie am 8. Juli 1932, aus Karlsruhe kommend, angemeldet. Am 20. Juli 1939 konnte sie per Flugzeug nach England flüchten. Ihr bereits beantragtes USA-Visum erhielt sie jedoch erst am 15. Juli 1940, so dass eine bereits bezahlte Schiffspassage verfiel und sie eine neue mit Hilfe eigener Mittel und von ihrem in den USA lebenden Bruder kaufen musste. Sie reiste per Schiff von Glasgow über New York nach Los Angeles. Zuvor hatte sie in England als Krankenpflegerin in einem Nursing-Home gearbeitet. In Los Angeles war sie ebenfalls Krankenpflegerin sowie Haushaltshilfe. 1947 arbeitete sie unbezahlt im White Memorial Hospital in Los Angeles und bekam ihre Anerkennung als registrierte Krankenschwester in Kalifornien. Sie leistete weitre Dienste als Privatkrankenschwester in Hospitälern und bei privaten Patienten in San Francisco (vgl. ISG Hausstandsbücher, HHStA:Abt. 518 Nr. 4659).

Bella Forst
Bella Forst (Isabella), verheiratete Windmüller, wurde am 6. Juli 1905 in Kaiserslautern geboren. Der Vater war Samuel Forst, ein Handelsmann in Niederkirchen, die Mutter hieß Elisabeta Forst, geb. Berg. Eine Zeit lang, von Mai bis September 1929, war sie nach Ladenburg abgemeldet. Am 28. Februar 1930 meldete sie sich, aus Niederkirchen kommend, im Frankfurter Schwesternhaus Bornheimer Landwehr 85 an. Abgemeldet hat sie sich wieder am 16. August 1932, um nach Mannheim zu gehen. Nach den Aussagen ihres Bruders Eugén Isaac Forst heiratete sie nach ca. 15 Jahren Tätigkeit im jüdischen Krankenhaus in Frankfurt am Main Julius Windmüller, geboren am 11. September 1883 in Schlitz (Kreis Lauterbach). Das Ehepaar wohnte zuletzt in Frankfurt in der Liebigstrasse 24. Beide wurden nach Polen deportiert und dort ermordet, wo genau ist unbekannt. Beider Todestag wurde auf den 23. Mai 1942 festgesetzt (vgl. ISG Hausstandsbücher / HHStA Abt. 518 Nr. 37.645).

Erna Heimberg
Erna Heimberg wurde am 11. Januar 1889 in dem Dorf Madfeld im Sauerland (Nordrhein-Westfalen) geboren. Sie wurde seit 1911 im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen in Frankfurt ausgebildet. Im Ersten Weltkrieg versorgte sie als OP-Schwester verwundete Soldaten. 1936 kehrte sie aus Mannheim nach Frankfurt in das jüdische Schwesternhaus zurück. Ihre Fluchtversuche in das britisch kontrollierte Mandatsgebiet Palästina scheiterten. Erna Heimberg war vermutlich die letzte Oberin des im Frühjahr 1941 liquidierten Rothschild’schen Hospitals und danach des letzten Frankfurter jüdischen Krankenhauses in der Gagernstraße 36. Sie wurde am 15. September 1942 mit Ottilie Winter und weiteren Kolleginnen nach Theresienstadt deportiert und am 15. Mai 1944 in Ausschwitz ermordet (vgl. Gedenkbuch Koblenz).

Dokument: Holland, Liselotte / Zeugnis des Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main.
Holland, Liselotte / Zeugnis des Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main
© HHStA Wiesbaden Abt. 518 Nr. 19162

Liselotte Holland
Liselotte Holland, (Lotte, Lilo) verheiratete Katz, wurde am 27. Juni 1910 in Mannheim geboren. Ihr Vater war Hermann Holland, ihre Mutter Julie Holland, geb. Moos. Sie ging in Mannheim in die Lieselotte Schule und weiter zur städtischen Handelsschule. Danach arbeitete sie im Geschäft ihres Vaters und beschloss 1932 Krankenpflegerin zu werden. Am 31. Juli 1934 kam sie in das Schwesternhaus Bornheimer Landstraße 85 in Frankfurt. Ihr Schwesterndiplom vom Regierungspräsidenten in Wiesbaden ist auf den 23. November 1935 datiert. Sie arbeitete ein Jahr im jüdischen Krankenhaus in Frankfurt, welches auch ihre letzte Adresse in Deutschland war: Gagernstraße 36. Bei der Verabschiedung ihrer Schwester nach den USA im Hamburger Hafen traf sie ihren Jugendfreund Siegfried Katz (geb. 1. August 1905 in Nendershausen, Bez. Kassel), dieser bereitete sich auf seine Ausreise nach Palästina auf einem landwirtschaftlichen Gut in der Nähe Hamburgs vor. Am 5. Juli 1936 heirateten sie und gingen gemeinsam nach Palästina. Dort fehlte Liselotte Katz allerdings das Geld für eine nachträgliche Prüfung als Krankenschwester, auch die Sprache verhinderte eine weitere Arbeit in der Pflege. Sie wurde Hilfsarbeiterin in einer Krankenkasse. 1940 bekam das Ehepaar eine Tochter. Sie bearbeiteten ein 2.000 qm großes Grundstück als Siedler und besaßen Hühner und Kühe. Liselotte Katz litt zunehmend an epileptischen Anfällen, weshalb sie die Siedlung aufgeben mussten. Lilo Katz starb am 18. September 1963 in Kfar Scharjahn, Israel (vgl. ISG Hausstandsbücher und HHS-tA Abt. 518 Nr. 19162).

Charlotte Lewy
Charlotte Lewy wurde am 19. Januar 1910 in München geboren. Sie kam am 2. Oktober 1936 aus Mannheim in die Bornheimer Landwehr 85 und kehrte am 28. Dezember desselben Jahres wieder zurück nach Mannheim (vgl. ISG Hausstandsbücher).

Hildegard Rausenberg
Hildegard Rausenberg, geboren am 2. Dezember 1912 in Meschede, kam aus Meschede am 30. Juli 1931 nach Frankfurt als Lehrschwester. Bis zum 33. März 1934 war sie im Verein in der Bornheimer Landwehr 85, um dann nach Mannheim zu ziehen (vgl. ISG Hausstandsbücher).

Melanie Rothschild
Melanie Rothschild wurde am 16. Januar 1896 in Offenbach geboren. Im Schwesternhaus Bornheimer Landwehr 85 meldete sie sich am 5. Dezember 1924 an. Abgemeldet hat sie sich am 19. April 1934, um in die Neckarstraße 5 zu ziehen. Dort befand sich ebenfalls die Privatklinik Dr. Max Mainzer, es liegt nahe anzunehmen, dass Frau Rothschild dort arbeitete. Vermutlich ist sie in die USA emigriert. In einer Meldung des 2. Polizeireviers in Frankfurt hieß es nämlich am 30. Januar 1940: „Die Jüdin Melanie Sara Rothschild geb. 16.1.96 zu Offenbach, kam am 5.9.40 von Bornheimer Landstr. 85 nach U.S.A. zur Abmeldung und ist verzogen.“ In ihrer Devisenakte steht: „Beruf Krankenschwester. Möchte weiterhin als Krankenschwester arbeiten“ (vgl. ISG, HHStA Abt. 519/3 Nr. 27.194 und HHStA Abt.513/3 Nr.31779).

Lotte Wolff
Lotte Wolff wurde am 1. Oktober 1912 in Mannheim geboren. Lt. einer Auflistung im Hessischen Hauptstaatsarchiv hielt sie sich zwischen 1931 und 1939 an folgenden Orten auf:
3.8.31 bis 15.5.33 in Walldorf bei Heidelberg; 15.5.33 bis 1.6.35 Frankreich; 1.6.35 bis 1.4.36 Mannheim; 1.4.36 bis 1.4.38 Breslau; 1.4.38 bis 10.3.39 Mannheim und ab 10.3.39 in Frankfurt.
Am 16. März 1939 meldete sie sich in der Bornheimer Landwehr 85, dem Schwesternhaus in Frankfurt, an. Am 22. August desselben Jahres konnte sie nach England ausreisen (vgl. HHS-tA Abt. 519/3 Nr. 21.293 und ISG Frankfurt am Main).

Edgar Bönisch 2015

Quellen
HHStA = Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.

ISG = Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main. Hausstandsbücher 686, Gagernstraße 36, Teil 1

ISG Mannheim = Institut für Stadtgeschichte Mannheim

Literatur

IG = Israelitisches Gemeindeblatt. 30. April 1935, Nr. 8 und 1936, Nr. 10.

Keller, Volker 1995: Jüdisches Leben in Mannheim. Mannheim.

Keller, Volker 1988: Bilder vom jüdischen Leben in Mannheim. Mannheim.

Sauer Paul 1969: Die Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der Nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933-1945. Stuttgart.

Steppe, Hilde 1997: „…den Kranken zum Troste, dem Judenthum zur Ehre…“. Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflegte in Deutschland. Frankfurt am Main.

Watzinger, Karl Otto 1984: Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945. Stuttgart.

 
Internetquellen

Alemania Judaica = Alemannia Judaica. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Mannheim (Stadtkreis). Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben des 19./20. Jahrhunderts (bis 1938).
http://www.alemannia-judaica.de/mannheim_texte.htm (2. 9.2015)

Gedenkbuch Koblenz = Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozi-alistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ (2.9.2015)

Gerechte der Pflege = http://www.gerechte-der-pflege.net/wiki/index.php/Hauptseite (2.9.2015)