Institution
Das international bekannte Sanatorium und Kurhotel Dr. Kohnstamm begründete um 1903 der Neurologe und Psychotherapeut Dr. Oskar Kohlstamm (1871-1917) in Königstein/Taunus (Hessen). Das 1911 erweiterte Kurheim befand sich im Ölmühlweg und war auf innere und psychosomatische Erkrankungen spezialisiert. 1939 fiel es der nationalsozialistischen Enteignung ("Arisierung") anheim. Königstein/Taunus galt im NS-Jargon wegen seiner vielen prominenten jüdischen Kurgäste als "Judenkurort".
Ölmühlweg 12 Königstein/Ts.–
1951
Nachkriegsereignisse
1945 beschlagnahmten die amerikanischen Streitkräfte das Haus. Über den Wiedergutmachungsweg erhielten die früheren Besitzer das Sanatorium zurück.
1894
Kohnstamm kam nach Königstein
Oscar Felix KohnstammNach Studien in Gießen, Straßburg und Berlin (bei Virchow) kam Oskar Kohnstamm nach Königstein.
Juden in Königstein, S. 26
um 1900
Anfänge des Pensionsbetriebs
Eva KohnstammGemeinsam begann das Ehepaar Kohnstamm den Pensionsbetrieb in Königstein.
Juden in Königstein, S. 26
1903
Anmeldung als Pensionsbetrieb
1903 wurde der Kohnstammsche Haushalt als Pensionsbetrieb angemeldet, das Haus befand sich zu diesem Zeitpunkt in der „Villa Marino“ an der Limburgerstraße.
um 1903
Wohn- und Geschäftsadresse der Familie Dr. Kohnstamm
Limburgerstraße 28 Königstein/Ts.„Villa Marino“
1904
–
1905
Standort Ölmühlweg
Ölmühlweg 12 Königstein/Ts.1904/1905 wurde am Ölmühlweg ein Sanatorium errichtet. Architekt war Rindsfüßer & Kühn.
1904
–
1945
Viele berühmte Kurgäste aus Kunst und Wissenschaft und Freunde des Hauses
Einige der berühmten Kurgäste im Sanatorium Dr. Kohnstamm waren: Henry van de Velde (Initiator der „Bauhaus-Bewegung“, Alexander Moissi (Schauspieler), Karl Woflskehl (Schriftsteller), Botho Graef (Archäologe), Kurt Hahn (Pädagoge, Erzieher von Prinz Philipp, dem Gatten der englischen Königin). Als Freunde des Hauses waren immer wieder zu Gast: der Dichter Stefan George und der Dirigent und Komponist Otto Klemperer. In der Turnhalle des Sanatoriums fanden oft Konzerte und Theateraufführungen statt.
um 1906
Dr. Oskar Kohnstamm (Fotografie)
Dr. Oskar Kohnstamm um 1906
Download am 16.7.14 von: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Oskar_Kohnstamm.jpg – vermutlich gemeinfrei
1911
Ferstigstellung der gesamten Anlage des Sanatoriums.
Nach Plänen des Architekts Prof. Hugo Eberhard aus Offenbach wurde das Sanatorium Dr. Kohnstamm zu seiner ganzen Größe ausgebaut.
1914
Deklarierung als Lazarett für Kriegsverwundete
1916
Ernst Ludwig Kirchner im Sanatorium Kohnstamm
Im Juni/Juli 1916 bemalte der Patient und Maler Ernst Ludwig Kirchner das Treppenhaus des Brunnenturms im Sanatorium. Die Bilder wurden „Badende auf Fehmarn“ genannt. Sie wurden als „entartete“ Kunst beseitigt und lassen sich heute nicht mehr restaurieren.
16. November 1917
Tod von Dr. Oskar Kohnstamm
Oscar Felix KohnstammMit nur 46 Jahren stirbt Dr. Oskar Kohnstamm an einer verschleppten Blindarmentzündung in einem Frankfurter Krankenhaus.
1920
Verkauf des Sanatoriums
Drei Jahre nach dem Tod des Gründers verkaufen die Verwandten von Dr. Kohnstamm das Sanatorium an die Firma C. & F. Frankl (Berlin) und an Dr. Bernhard Spinak. Es wird von Dr. Spinak und Dr. Max Friedemann (beide Mitarbeiter von Dr. Kohnstamm) weiter geführt.
1938
"Arisierung" des Sanatoriums
Im Jahr 1938 tat die Stadt Königstein alles, um das Sanatorium zu „arisieren“. Das Argument dafür war, dass „die behandelnden Ärzte sind Juden, ebenso die Patienten. Das Personal mit etwa rund 30 Personen ist zum größten Teil arisch.“
27. Oktober 1938
Dr. Spinak verlässt Königstein Richtung Polen
Bernhard (Benno) SpinakSeine letzte Wohnadresse in Königstein war der Ölmühlweg, vermutlich das Sanatorium Dr. Kohnstamm.
1939
Übernahme des Sanatoriums
1939 wurde das gesamte Sanatorium für 225.000 RM an einen Facharzt aus dem Harz verkauft.
um 1939
–
1945
Im zweiten Weltkrieg dient das Sanatorium wieder als Lazarett.
2. Februar 1945
Zerstörung durch Luftangriff
Bei dem Luftangriff am 2./3. Februar 1945 wurde das Gebäude des Sanatoriums zerstört. (Scheinbar wurde der Erweiterungsbau von 1911 zerstört, das bleibt zu recherchieren).
1952
–
1962
Nutzung als private Klinik
um 1962
Kauf des ehemaligen Sanatoriums durch die Post AG
2002 gründete die Deutsche Post AG das Tochterunternehmen Siegfried-Vögele-Insitut, ein Marketinginstitut, das im Öhlmühlweg 12 residiert.
1. Mai 2004
Information des Denkmalamts zu den Kirchner-Bildern
http://www.denkmalpflege-hessen.de/LFDH4_DDM_2004-05/
2007
Das ehemalige Sanatorium Dr. Kohnstamm im Jahr 2007 (Fotografie)
Vorderansicht des ehemaligen Sanatoriums Dr. Kohnstamm, 2007
© Groth-Pfeiffer, public domain, http://commons.wikimedia.org
2014
Informationen und Abbildungen zum Sanatorium Dr. Kohnstamm
Königstein im Taunus (Hochtaunuskreis)Informationen über das Sanatorium Dr. Kohnstamm im Internet
Königstein im Taunus (Hochtaunuskreis)Informationen zu Dr. Oskar Kohnstamm im Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Kohnstamm
Datierung: 14.07.2014
Literatur zum Sanatorium Dr. Kohnstamm
Juden in Königstein