Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Sanatorium Dr. Kohnstamm, Königstein/Ts.
Institution

Das international bekannte Sanatorium und Kurhotel Dr. Kohnstamm begründete um 1903 der Neurologe und Psychotherapeut Dr. Oskar Kohlstamm (1871-1917) in Königstein/Taunus (Hessen). Das 1911 erweiterte Kurheim befand sich im Ölmühlweg und war auf innere und psychosomatische Erkrankungen spezialisiert. 1939 fiel es der nationalsozialistischen Enteignung ("Arisierung") anheim. Königstein/Taunus galt im NS-Jargon wegen seiner vielen prominenten jüdischen Kurgäste als "Judenkurort".

Ölmühlweg 12 Königstein/Ts.

Nachkriegsereignisse

1945 beschlagnahmten die amerikanischen Streitkräfte das Haus. Über den Wiedergutmachungsweg erhielten die früheren Besitzer das Sanatorium zurück.

Juden in Königstein, S. 73



Kohnstamm kam nach Königstein

Oscar Felix Kohnstamm

Nach Studien in Gießen, Straßburg und Berlin (bei Virchow) kam Oskar Kohnstamm nach Königstein.
Juden in Königstein, S. 26



Anfänge des Pensionsbetriebs

Eva Kohnstamm

Gemeinsam begann das Ehepaar Kohnstamm den Pensionsbetrieb in Königstein.
Juden in Königstein, S. 26



Anmeldung als Pensionsbetrieb

1903 wurde der Kohnstammsche Haushalt als Pensionsbetrieb angemeldet, das Haus befand sich zu diesem Zeitpunkt in der „Villa Marino“ an der Limburgerstraße.

Juden in Königstein, S. 26



Wohn- und Geschäftsadresse der Familie Dr. Kohnstamm

Limburgerstraße 28 Königstein/Ts.

„Villa Marino“



Standort Ölmühlweg

Ölmühlweg 12 Königstein/Ts.

1904/1905 wurde am Ölmühlweg ein Sanatorium errichtet. Architekt war Rindsfüßer & Kühn.

Juden in Königstein, S. 27



Viele berühmte Kurgäste aus Kunst und Wissenschaft und Freunde des Hauses

Einige der berühmten Kurgäste im Sanatorium Dr. Kohnstamm waren: Henry van de Velde (Initiator der „Bauhaus-Bewegung“, Alexander Moissi (Schauspieler), Karl Woflskehl (Schriftsteller), Botho Graef (Archäologe), Kurt Hahn (Pädagoge, Erzieher von Prinz Philipp, dem Gatten der englischen Königin). Als Freunde des Hauses waren immer wieder zu Gast: der Dichter Stefan George und der Dirigent und Komponist Otto Klemperer. In der Turnhalle des Sanatoriums fanden oft Konzerte und Theateraufführungen statt.

Juden in Königstein, S. 27



Dr. Oskar Kohnstamm (Fotografie)

Dr. Oskar Kohnstamm um 1906

Download am 16.7.14 von: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Oskar_Kohnstamm.jpg – vermutlich gemeinfrei



Ferstigstellung der gesamten Anlage des Sanatoriums.

Nach Plänen des Architekts Prof. Hugo Eberhard aus Offenbach wurde das Sanatorium Dr. Kohnstamm zu seiner ganzen Größe ausgebaut.

Juden in Königstein, S. 27



Deklarierung als Lazarett für Kriegsverwundete

Juden in Königstein, S. 29



Ernst Ludwig Kirchner im Sanatorium Kohnstamm

Im Juni/Juli 1916 bemalte der Patient und Maler Ernst Ludwig Kirchner das Treppenhaus des Brunnenturms im Sanatorium. Die Bilder wurden „Badende auf Fehmarn“ genannt. Sie wurden als „entartete“ Kunst beseitigt und lassen sich heute nicht mehr restaurieren.

Juden in Königstein, S. 28



Tod von Dr. Oskar Kohnstamm

Oscar Felix Kohnstamm

Mit nur 46 Jahren stirbt Dr. Oskar Kohnstamm an einer verschleppten Blindarmentzündung in einem Frankfurter Krankenhaus.

Juden in Königstein, S. 29



Verkauf des Sanatoriums

Drei Jahre nach dem Tod des Gründers verkaufen die Verwandten von Dr. Kohnstamm das Sanatorium an die Firma C. & F. Frankl (Berlin) und an Dr. Bernhard Spinak. Es wird von Dr. Spinak und Dr. Max Friedemann (beide Mitarbeiter von Dr. Kohnstamm) weiter geführt.

Juden in Königstein, S. 29



"Arisierung" des Sanatoriums

Im Jahr 1938 tat die Stadt Königstein alles, um das Sanatorium zu „arisieren“. Das Argument dafür war, dass „die behandelnden Ärzte sind Juden, ebenso die Patienten. Das Personal mit etwa rund 30 Personen ist zum größten Teil arisch.“

Juden in Königstein, S. 71



Dr. Spinak verlässt Königstein Richtung Polen

Bernhard (Benno) Spinak

Seine letzte Wohnadresse in Königstein war der Ölmühlweg, vermutlich das Sanatorium Dr. Kohnstamm.



Übernahme des Sanatoriums

1939 wurde das gesamte Sanatorium für 225.000 RM an einen Facharzt aus dem Harz verkauft.

Juden in Königstein, S. 73



Im zweiten Weltkrieg dient das Sanatorium wieder als Lazarett.

Juden in Königstein, S. 73



Zerstörung durch Luftangriff

Bei dem Luftangriff am 2./3. Februar 1945 wurde das Gebäude des Sanatoriums zerstört. (Scheinbar wurde der Erweiterungsbau von 1911 zerstört, das bleibt zu recherchieren).

Juden in Königstein, S. 27



Nutzung als private Klinik

Juden in Königstein, S. 73



Kauf des ehemaligen Sanatoriums durch die Post AG

2002 gründete die Deutsche Post AG das Tochterunternehmen Siegfried-Vögele-Insitut, ein Marketinginstitut, das im Öhlmühlweg 12 residiert.



Information des Denkmalamts zu den Kirchner-Bildern

http://www.denkmalpflege-hessen.de/LFDH4_DDM_2004-05/



Das ehemalige Sanatorium Dr. Kohnstamm im Jahr 2007 (Fotografie)

Vorderansicht des ehemaligen Sanatoriums Dr. Kohnstamm, 2007

© Groth-Pfeiffer, public domain, http://commons.wikimedia.org



Informationen und Abbildungen zum Sanatorium Dr. Kohnstamm

Königstein im Taunus (Hochtaunuskreis)


Informationen über das Sanatorium Dr. Kohnstamm im Internet

Königstein im Taunus (Hochtaunuskreis)


Informationen zu Dr. Oskar Kohnstamm im Internet

http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Kohnstamm

Datierung: 14.07.2014



Literatur zum Sanatorium Dr. Kohnstamm

Juden in Königstein

Juden in Königstein, S. 26ff.



Sig 6842