Institution
Die 1886 von Mathilde von Rothschild gegründete Kinderklinik ("Rothschild´sches Kinderhospital" oder auch "Israelitisches Kinderhospital" genannt) diente der unentgeltlichen Pflege und Ernährung unbemittelter jüdischer Kinder unter religiöser Leitung. Sie gehörte zum Medizin- und Pflegenetz der neo-orthodox-jüdischen Israelitischen Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main.
Habsburgerallee 112 Frankfurt am Main1886
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1. Juni 1941
Standort: Röderbergweg 109 (heute Habsburgerallee 112)
Habsburgerallee 112 Frankfurt am MainVermutlich bereits 1886 befand sich das Rothschild’sche Kinderhospital im Röderbergweg 109 (heute der Habsburgerallee 112, vgl. Ulrike Heinisch, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M., Email v. 30.09.2014), direkt benachbart zum Rothschild’schen Hospital und gegenüber vom Gumpertz’schen Siechenhaus. Pro Jahr nahm die Klinik insgesamt etwa 100 kleine Patientinnen und Patienten auf, darunter gemäß der Bikkur Cholim-Bestimmungen vermutlich auch nichtjüdische.
1886
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um 1893
Gründungs- und Chefarzt des Rothschild'schen Kinderhospitals
Marcus (Markus, Mordechai) Hirsch26. September 1886
Eröffnung des Rothschild'schen Kinderhospitals mit den ersten kleinen Patienten
Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judentum‘ (XXVII (28.09.1886) 77-78, S. 1364) meldete: „Das zweite von der Familie Rothschild auf dem Röderberg errichtete Krankenhaus, und zwar ein Kinderhospital, wurde vorgestern mit der Aufnahme einiger Patienten eröffnet.“ (Online-Ausg.: Goethe Universität Frankfurt am Main, Universitätsbibliothek, http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2449674)
1887
Literatur zum Rothschild´schen Kinderhospital
ohne Verfasser: Frankfurt a. M., 29. Juni [Bericht über jüdische Pflegeinstitutionen im Röderbergweg]um 1896
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um 1922
Chefarzt des Rothschild´schen Kinderhospitals
Elieser (Elias, Eliazar) Rosenbaum1897
Literatur zum Rothschild'schen Kinderhospital (Jahresbericht für 1896)
ohne Verfasser: Jahresbericht über die Verwaltung des Medizinalwesens, die Krankenanstalten und die öffentlichen Gesundheitsverhältnisse der Stadt Frankfurt am MainNach Dr. Elieser Rosenbaums Bericht für das Jahr 1896 betreute und verpflegte das Krankenhaus unentgeltlich israelitische Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von 4-13 Jahren. Die Bettenzahl wurde 1896 von sechs auf zwölf Betten erhöht. Zwischen 1886 und 1895 wurden jährlich zwischen 24 und 47 Kinder versorgt. 1896 fanden 37 Kinder Aufnahme: 20 Mädchen und 17 Jungen. Sie litten unter Krankheiten wie Anämie, Bronchitis, Darmtuberkulose oder Rachitis.
9. Januar 1903
Errichtung von Mathilde von Rothschilds Kinderhospital-Stiftung
Hannah Mathilde von RothschildErst am 9. Januar 1903 – das Kinderkrankenhaus war schon seit Herbst 1886 im Betrieb – wurde Mathilde von Rothschilds selbständige Stiftung des privaten Rechts „zur Unterhaltung eines Kinderhospitals in Frankfurt am Main (Röderbergweg 109) und zur unentgeltlichen Verpflegung unbemittelter israelitischer Kinder errichtet und am 10.05.1903 staatlich genehmigt. Neben der bebauten Liegenschaft Röderbergweg 109 stellte die Stifterin noch 500.000 Mark zur Verfügung“.
Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 165
1903
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1927
Informationen zum Rothschild´schen Kinderhospital
ohne Verfasser: Mathilde von Rothschild'sches Kinderhospital1915
Erwerb des angrenzenden Grundstücks Habsburger Allee (damals Nr. 52), vermutlich Nutzung als zusätzliches Gartengelände
um 1921
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um 1. Juni 1941
Oberin des Rothschild'schen Kinderspitals
Emma Else RothschildNach ihrer Rückkehr aus Halberstadt nach Frankfurt übernahm Emma Rothschild vermutlich 1921 die Leitung des Rothschild’schen Kinderhospitals, die sie bis zu dessen NS-Zwangsschließung im Juni 1941 innehatte.
1922
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Ende 1939
Leitender Arzt des Rothschild´schen Kinderhospitals
Sally (Saly, Sali) RosenbaumAls Nachfolger seines verstorbenen Vaters wurde Sally Rosenbaum Chefarzt des „Rothschild´schen Kinderhospitals“ an. Wegen eines Augenleidens musste er Ende 1939 seine Stellung aufgeben.
um 1923
Aufnahme mangelernährter Kinder
Während der Inflationszeit in den 1920er Jahren nahm das Hospital insbesondere unterernährte Mädchen auf.
1924
Förderer des Rothschild'schen Kinderhospitals (Nachfolger seiner Schwiegermutter Mathilde von Rothschild)
Max (Maximilian Benedikt) von Goldschmidt-Rothschildum 1932
Verstärkte Aufnahme
Um 1932 wurden 140 Kinder stationär aufgenommen und unentgeltlich behandelt.
um 1. Oktober 1935
Jugendliche Patientin im Frankfurter Rothschild'schen Kinderhospital
Rita Hamburger1938
Möglicherweise auch Einsatz im Rothschild'schen Kinderhospital
Erna (Esther) Neubergerum 1939
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1940
Zugleich im Rothschild'schen Kinderhospital tätig?
Zilli (Zili) HeinrichVermutlich wurde Zilli Heinrich auch in der Kinderkrankenpflege (Mathilde von Rothschild’sches Kinderhospital) eingesetzt.
1. September 1940
Zwangsauflösung der Stiftung
In NS-Zeit erfolgte die Zwangseingliederung der Stiftung in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Der Versuch, die Stiftung nach Kriegsende 1945 neu zu errichten, scheiterte.
1. Juni 1941
Zwangsschließung
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am MainIm Juni 1941 schlossen die Nationalsozialisten die Einrichtung und wiesen Personal und Patienten in das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde ein.
„… den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre…“, S. 245
1994
Literatur zum Rothschild´schen Kinderhospital
Schiebler, Gerhard [Verf. des Hauptteils]; Achinger, Hans [u.a.]: Jüdische Stiftungen in Frankfurt am MainArzt am Rothschild´schen Kinderhospital
Oskar (Oscar) PinnerOskar Pinner war auch Chirurg am Rothschild´schen Kinderhospital.
Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 271