Institution
Die private Kurklinik für bedürftige jüdische Patientinnen und Patienten mit Brust- und Lungenerkrankungen gehörte zu den Stiftungen des orthodox-jüdischen Zweigs der Frankfurter Bankiersfamilie von Rothschild. Die bekannte Institution, auch als "Israelitische Kuranstalt" oder "Jüdische Kuranstalt" bekannt, befand sich in Soden (seit 1922: Bad Soden) am Taunus bei Frankfurt am Main.
Talstraße 2 Bad Soden am Taunusum 1885
Mitbegründer der Israelitischen Kuranstalt
Michael Moses Mainzum 1885
Mitbegründerin der Israelitischen Kuranstalt
Hannah Mathilde von Rothschildum 1885
Mitbegründer der Israelitischen Kuranstalt
Wilhelm Carl von Rothschildum 1885
Mitbegründerin der Israelitischen Kuranstalt
Adelheid de Rothschild1. Mai 1885
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Entstehungsgeschichte
Die Israelitische Kuranstalt entstand 1885 in Soden (seit 1922 Bad Soden) als eine koschere Verpflegungseinrichtung (Speiseanstalt). Sie versorgte bedürftige jüdische Kurgäste beiderlei Geschlechts, die an Brust- und Lungenkrankheiten litten. Stifter der Speiseanstalt war Wilhelm Carl Freiherr von Rothschild, Träger der Verein zur Verpflegung kurbedürftiger Israeliten in süddeutschen Bädern.
Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) – Israelitische Kuranstalt, Link
1886
Gründung der Stiftung und Erwerb des Hauses "Philosophenruh"
Michael Moses MainzNoch im Gründungsjahr der Stiftung, 1886, erwarb Michael Moses Mainz zwecks Errichtung der Israelitischen Kuranstalt das Haus „Philosophenruh“ in der Dachbergstraße 19 (heute Hausnr. 25) samt dem umliegenden Garten- und Wiesengelände.
1886
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1918
Erste Oberin der Israelitischen Kuranstalt
Ida BeithVon den Anfängen bis zu ihrem Tod im Jahre 1918 leitete Ida Beith 32 Jahre lang als Oberin und Verwalterin die koschere Verpflegungseinrichtung und die nachfolgende Kuranstalt für arme Israeliten.
seit 1886
Erstes Gebäude der Israelitischen Kuranstalt: Haus "Philosophenruh"
Dachbergstraße 19 Bad Soden am Taunusum 1889
Förderung der eigentlichen Kurklinik durch die Frankfurt-Loge
B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge e.V. (Vorgängerin: Frankfurt-Loge des Ordens Bne Briss (U.O.B.B.))seit 1889
Erster leitender Arzt: Dr. med. Heinrich Mayer
Heinrich Mayer1889
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1. November 1938
Hauptstandort der Israelitischen Kuranstalt
Talstraße 2 Bad Soden am TaunusVor allem durch Mathilde von Rothschilds großzügige Förderung wurde am Abhang des Dachbergs die eigentliche Kuranstalt errichtet und 1889 mit anfangs 22 Betten eröffnet. Die Klinikverwaltung hatte ihren Sitz in der Talstraße 2. Die Zahl der hauptsächlich unter Lungenkrankheiten leidenden Gäste stieg von 10 auf bis zu 35 Patientinnen und Patienten. Der wachsende Kurbedarf – die Kurgäste kamen aus ganz Europa nach Bad Soden – erforderte auch für die Israelitische Kuranstalt weitere Anbauten. Teilweise wohnten die Kurgäste in Häusern an der Dachbergstraße, wurden aber in der Kuranstalt betreut und verpflegt.
26. Mai 1889
Einweihung der eigentlichen Kurklinik
Hannah Mathilde von RothschildDank der großzügigen Förderung Hannah Mathilde von Rothschilds entstand 1889 aus der bisherigen begrenzten Pflegeeinrichtung die eigentliche Israelitische Kuranstalt mit 22 Betten. Sie wurde am Sonntag, den 26. Mai 1889, feierlich eingeweiht (Frankfurter Zeitung Nr. 148, 28.05.1889, AB, S. 2 [Frankfurter Angelegenheiten vom Tage].
12. Mai 1890
Aus dem Jahresbericht von 1889
Dem Jahresbericht 1889 der Kurklinik entnahm die Zeitschrift „Der Israelit“ vom 12. Mai 1890 folgende Angaben: „Das durch die Großmut der Freifrau Wilhelm von Rothschild [d.i. Mathilde von Rothschild, d.V.] erbaute Haus, Speisesaal und Küche enthaltend, mit schöner, luftiger Veranda, wurde seiner Bestimmung übergeben. 133 Patienten (gegen 98 im Vorjahre) [em]pfangen Pflege durch Herrn Dr. Heinrich Mayer. Wie dem angefügten Berichte des Arztes zu entnehmen ist, waren von den Patienten 75 Männer, 58 Frauen, der jüngste 10, der älteste 81 Jahre, Deutsche 126, Russen 6, Österreicher 1 …“
Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) – Israelitische Kuranstalt, Link
1900
Freibettstiftungen als Vermächtnis von Susmann Una
Sussmann (Susmann) Una (Unna)Der Wohltäter Sussmann Una hinterließ der Kuranstalt 24.000 Mark zur Errichtung von Freibettstiftungen.
1900
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10. November 1938
Chefarzt der Israelitischen Kuranstalt
Max (Markus Marx) IsserlinVon seiner Ankunft 1900 in Bad Soden bis zum NS-Novemberpogrom 1938 leitete Dr. Max Isserlin die Kuranstalt. Er war zudem langjähriger Vorsitzender des Badeärztlichen Vereins sowie zeitweise Vorsteher der Sodener jüdischen Gemeinde.
1900
Freibettstiftung durch die Witwe Sara Kulp
1900 errichtete Sara Kulp zum Andenken an ihren verstorbenen Ehemann Menko Marx Kulp eine Freibettstiftung für die Kuranstalt.
1902
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1905
Umfangreiche Modernisierung
Zwischen 1902 und 1905 richtete die Kuranstalt eine Waschanstalt, ein Desinfektionsgebäude, eine Badeanstalt sowie separate Räume für Tuberkulosekranke ein.
Wo Sodens Kurgäste logierten, S. 117
1909
Weitere Baumaßnahmen
1909 entstand ein großer Anbau für moderne Röntgenanlagen. Hierzu kamen eine separate Milchküche, bessere Wohnräume für das Personal sowie die Vergrößerung der Veranda.
Wo Sodens Kurgäste logierten, S. 117
1910
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Anonym.: Zum 25jährigen Jubiläum der Sodener Kuranstalt für arme Israeliten1913
Informationen zur Israelitischen Kuranstalt Bad Soden
Anonym.: 25 Jahre Frankfurt-Loge1914
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1918
Verwundeten-Lazarett im Ersten Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg versorgte die Israelitische Kuranstalt in ihrem eigens eingerichteten Lazarett verwundete und erholungsbedürftige Soldaten.
1917
Erster Vorsitzender der Israelitischen Kuranstalt in Bad Soden
Elieser (Elias, Eliazar) RosenbaumDem Vorstand der Stiftung gehörten zudem Theodor Fürth (Kassierer) und Daniel A. Worms (Ökonom) an.
Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 146
1917
Zweiter Vorsitzender der Israelitischen Kuranstalt in Bad Soden
Michael Moses MainzJüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 146
6. Oktober 1919
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1. November 1938
Oberin der Israelitischen Kuranstalt (Nachfolgerin von Ida Beith)
Jenny Jeidel1928
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Gut, Elias: Geschichte der Frankfurt-Loge 1888-19281936
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main1936
Tod von Max Tannenbaum (2. Vorsitzender der Kuranstalt)
Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) – Israelitische Kuranstalt, Link
1936
Vorübergehende Zwangsschließung
Auch die Kuranstalt war seit der nationalsozialistischen Machtübernahme Repressalien ausgesetzt. 1936 erzwang der Bürgermeister deren Schließung. Da es an anderweitigen Behandlungsmöglichkeiten für jüdische Kranke mangelte, wurde diese Maßnahme nach einiger Zeit wieder aufgehoben.
1937
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Rund um den Feldberg
1938
Archivalie/Fotografien: HHStAW \ 3008/1 (1938)
Kallmorgen, Wilhelm: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Allgemeine Bildersammlung Bad SodenHHStAW \ 3008/1, Allgemeine Bildersammlung: Bad Soden: brennende Israelitische Kuranstalt; Bad Soden: Israelitische Kuranstalt nach dem Brand [Bilderserien 1938, fotogr. v. Lothar Schilling, Kopien im StA BS].
1938
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Lilienthal, Saul: Jüdische Wanderungen in Frankfurt am Main, Hessen, Hessen-Nassauum 1. November 1938
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10. November 1938
Assistenzarzt
Harry BrauerHarry Brauers Tätigkeit als Assistenzarzt in der Kuranstalt für arme Israeliten währte nur kurz: Während des Novemberpogroms 1938 legte ein Nazi-Trupp mitten in der Nacht Feuer. Die jüdische Einrichtung brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zuvor hatten die Brandstifter die lungenkranken Patientinnen und Patienten aus der Klinik hinaus in die winterliche Kälte getrieben.
1940
"Arisierung"
Die gesamte Anlage der Kurklinik ging 1940 in den Besitz der Stadt Bad Soden über.
1982
Errichtung eines Gedenksteins mit Bronzetafel
Gedenkstein _Kuranstalt für arme Israeliten, Bad SodenSeit 1982 erinnert ein Gedenkstein an die zerstörte und nicht wieder aufgebaute jüdische Institution. Die Inschrift der Bronzetafel lautet: „Hier stand die Israelitische Kuranstalt. Sie wurde am 10. November 1938 von hiesigen Nationalsozialisten verwüstet und niedergebrannt. Die Bewohner wurden verjagt.“
Fotografie vom 15.08.2013 © Dr. Birgit Seemann
1994
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Schiebler, Gerhard [Verf. des Hauptteils]; Achinger, Hans [u.a.]: Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main2005
Literatur zur Israelitischen Kuranstalt
Ullrich, Erika; Vetter, Edith: Wo Sodens Kurgäste logierten3. März 2014
Informationen zur Israelitischen Kuranstalt
Ullrich, Erika; Vetter, Edith: Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) - Israelitische Kuranstalt(Aufruf der Website am 03.03.2014)
3. März 2014
Informationen zur Israelitischen Kuranstalt
Ullrich, Erika; Vetter, Edith: Bad Soden (Main-Taunus-Kreis)(Aufruf der Website am 03.03.2014)
Archivalie: Sign. 277: Kuranstalt für arme Israeliten von 1885 (Bad Soden im [sic] Taunus), Laufzeit 1957
Ullrich, Erika; Vetter, Edith: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main / StiftungsabteilungGrabstätten
Jüdischer Friedhof Bad Soden am TaunusDas Verzeichnis des jüdischen Friedhofs enthält 288 Namen, u.a. von zwei Krankenschwestern sowie Kurgästen und Patienten der israelitischen Kuranstalt im heutigen Bad Soden (damals Soden).
Jüdischer Friedhof Bad Soden am Taunus, Link