Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen
Institution

Die Frankfurter Pflegeeinrichtung der konservativen "neo-orthodoxen" Israelitischen Religionsgesellschaft für Alleinstehende und Bedürftige befand sich in einem Doppelhaus, bestehend aus der Israelitischen Männerkrankenkasse und der Israelitischen Frauenkrankenkasse. Dazu gehörte die kleine traditionsreiche Spitalsynagoge ("Kippestub").

Börneplatz (1) – Frankfurt am Main

Errichtung des Frankfurter Judenghettos mit Spitalwesen

Konstablerwache – Frankfurt am Main

Im Jahre 1074 wurden Juden in Frankfurt am Main erstmals urkundlich erwähnt. Frankfurter jüdische Gemeinden wurden durch Pogrome von 1241 und 1349 vernichtet. Nach ihrer Wiederansiedlung lebten Juden auch in christlichen Vierteln sowie Christen im Judenviertel der Stadt. Ein Beschluss der Frankfurter Ratsversammlung beendete diese Koexistenz und schuf für mehrere Jahrhunderte eine Art Apartheidssystem: Zwischen 1460 und 1462 ließ sie in Frankfurt das erste Judenghetto in Deutschland errichtet (trotz der beengten und ärmlichen Verhältnisse „Judengasse“ genannt). Die Zwangsghettoisierung markierte zugleich den Beginn eines jüdischen Krankenhauswesens in Frankfurt am Main: 1462 entstand im Judenghetto das erste Spital unter dem Namen „Heckdesch“ oder „Heckhaus“. Insgesamt verfügte die jüdische Gemeinde über drei Spitäler: für einheimische und auswärtige Juden (nahe der Konstablerwache und im Haus 102) sowie für Patienten mit ansteckenden Krankheiten („Blatternhaus“). Nach einem verheerenden Brand wurden die Spitäler für einheimische und auswärtige Kranke im Jahre 1711 außerhalb der Judengasse (Südtor) an den Jüdischen Friedhof/ Völkerscher Bleichgarten verlegt, wo sich bereits das „Blatternhaus“ befand. Um 1800 konnten das Spital für einheimische Juden und das Blatternhaus Neubauten beziehen. Das Spital für auswärtige Juden („Fremdenhospital“) bestand zuletzt aus sechs kleinen Häusern. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie durch Luftangriffe zerstört.

Museum Judengasse Frankfurt am Main / Infobank, Link

Die Frankfurter Judengasse, Sammelwerk



Krankenpflege im Frankfurter Judenghetto

Die Spitäler im Frankfurter Judenghetto wurden von Hospitalmeistern, die innerhalb der jüdischen Gemeindeverwaltung eine hohen Rang innehatten, ehrenamtlich verwaltet. Für die medizinische Betreuung der Kranken und Bedürftigen waren die Gemeindeärzte zuständig. Eine frühe Professionalisierung der Pflege unter Ghettobedingungen zeigt sich im Beruf des „Krankenwärters“ bzw. der „Krankenwärterin“, die ihren Dienst als niedere Gemeindeangestellte verrichteten. Im Zuge der Ausdehnung der Krankenpflege im Frankfurter Judenghetto gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden sie einem Oberpfleger, dem „Hekdeschmann“, unterstellt. „Die Krankenwärter wurden schlecht bezahlt und lebten überwiegend in den einfachen Häusern am südlichen Ende der Gasse, wo auch die Spitäler lagen. Krankenwärter wohnten z.B. in den letzten Häusern auf der Westzeile der Gasse, im Haus Goldener Kopf und in der Goldenen Ente.“ Die weiblichen Patienten wurden von Krankenwärterinnen versorgt. „Diese stellten zugleich den wesentlichen Teil der weiblichen Gemeindeangestellten, da Frauen nur zu den niederen Gemeindetätigkeiten zugelassen wurden.“

Museum Judengasse Frankfurt am Main / Infobank, Link



Gründung der (älteren) Israelitischen Männerkrankenkasse

Benedikt Elias Maas

Vor der Einführung einer gesetzlichen Sozialversicherung wurden Wohlfahrt und Pflege für die Armen durch Almosen und Spenden finanziert. Nach mündlicher Überlieferung (die Dokumente gingen durch Brände im Judenghetto verloren) wurde 1738 die ältere Israelitische Männerkrankenkasse (zugleich Krankenhaus) gegründet. Sie versorgte und betreute allein stehende bedürftige und kranke Männer. Die Kosten trug die von den wohlhabenderen jüdischen Gemeindemitgliedern getragene Kasse. Der maßgebliche Initiator, Benedikt Elias Maas, „sammelte die Beiträge selbst ein, besorgte die notwendigen Materialien und leistete sogar Dienste als Krankenwärter“ (Schiebler 1994).

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 227
Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 139



Gründung der neuen Israelitischen Männerkrankenkasse

Benedikt Meyer Goldschmidt

Seit der Gründung der auf Armenfürsorge ausgerichteten älteren Israelitischen Männerkrankenkasse waren 20 Jahre vergangen. 1758 rief Benedikt Meyer Goldschmidt zusätzlich eine neue gleichnamige Einrichtung ins Leben, die auch wohlhabende männliche Patienten (in der Regel zahlende Mitglieder der Kasse) für den Krankheitsfall absicherte und versorgte.

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 230

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 139



Gründung der Israelitischen Frauenkrankenkasse

Hindle Schuh

Damit auch allein stehende bedürftige Frauen Unterstützung im Krankheitsfall fanden, gründeten 1761 „vier tatkräftige Frauen“ die Israelitische Frauenkrankenkasse (zugleich Krankenhausbetrieb). Hindle Schuh (Ehefrau von Moses Schuh) ließ der Einrichtung 300 Gulden zukommen. Bei der Zusammenlegung der beiden Männerkrankenkassen im Jahre 1825 blieb die Frauenkrankenkasse selbständig, wurde aber nach gleichen Statuten geführt.

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 230

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 136



Öffnung und Auflösung des Frankfurter Judenghettos

1796 geriet das Frankfurter Judenghetto durch den Beschuss französischer Truppen in Brand. Obdachlose Bewohner/innen fanden in Häusern außerhalb der Judengasse Zuflucht. Diesmal konnte die Frankfurter Stadtregierung keine Rückkehr in das Ghetto durchsetzen, hob aber den Ghettozwang erst 1811 auf. Seit 1824 konnten sich jüdische Frankfurter (wieder) im gesamten Stadtgebiet niederlassen. Wohlhabendere jüdische Familien zogen seit Mitte des 19. Jahrhunderts vornehmlich in das Frankfurter Westend. Hingegen wohnten die ärmeren jüdischen Familien weiterhin auf dem Gelände des Judenghettos und in der näheren Umgebung (Frankfurter Ostend). Die Öffnung und allmähliche Auflösung des Ghettos veränderte auch dessen Institutionen wie das jüdische Pflege- und Spitalwesen nachhaltig.



Vereinigung der beiden Männerkrankenkassen

Siegmund Geisenheimer

Laut Urkunde vom 17. Mai 1826 vereinigte der für die Rothschild-Familie sowie im Krankenhauswesen tätige Verwaltungsfachmann Siegmund Geisenheimer die ältere und die neue Männerkrankenkasse zur „Israelitischen Männerkrankenkasse“.

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 230

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 122

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 139



Neuorganisation der Krankenkassen

Siegmund Geisenheimer

Zur Optimierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung organisierte Siegmund Geisenheimer die Zusammenlegung der Israelitischen Männerkasse und der Israelitischen Frauenkasse unter einem Dach; beide Kassen blieben dabei selbständige Institutionen. Für das Vorhaben gewann er die Familie Rothschild, die ein Doppelhaus für das neu entstandene Krankenhaus der Israelitischen Krankenkasse errichten ließ. 1827 legte Siegmund Geisenheimer selbst „noch den Grundstein.“

Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 66



Dauer der Einrichtung

Rechneigrabenstraße 18-20 Frankfurt am Main

Das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen (seit Beginn der 1920er Jahre auch Altersheim) bestand von 1829 bis August/ September 1942. 1829 wurde zunächst die Männerkrankenkasse mit 18 Betten eröffnet. In der Nachbarschaft des Spitals befanden sich später die Niederhofheim´sche Synagoge (Rechneigrabenstraße 3) als Betsaal für osteuropäische Juden (im Zweiten Weltkrieg „Ostarbeiterlager“) sowie die Synagoge Kol Jaakow (Rechneigrabenstraße 12), Betsaal und Lehrhaus der Chassidim für polnische Juden.

Juden im Frankfurter Osten 1796 bis 1945, S. 207



Inbetriebnahme der Frauenkrankenkasse

Rechneigrabenstraße 18-20 Frankfurt am Main

In dem neuen Doppelhaus des Krankenhauses der Israelitischen Krankenkassen öffnete 1731 – zwei Jahre nach der Männerkrankenkasse mit etwa 15 Betten – auch die Israelitische Frauenkrankenkasse ihre Pforten. Sie verfügte über mindestens 12 Betten. Der im oberen Stockwerk gelegene Operationssaal stand beiden Krankenkassen zur Verfügung.



Gedenktafel für die Krankenhausstifter

1831 wurde zu Ehren der Stifterfamilie Rothschild neben der Synagoge des Krankenhauses („Kippestub“) eine heute nicht mehr erhaltene Gedenktafel angebracht. Sie bestand aus weißem Marmor und trug folgende Inschrift: „Die Freiherren Amschel, Salomon, Nathan, Carl, Jakob von Rothschild erbauten im Sinne ihres verewigten Vaters dieses Haus; Kranken zur Pflege, der Gemeinde zum Frommen, der Vaterstadt zur Zierde; ein Denkmal kindlicher Ehrfurcht und brüderlicher Eintracht“ (zit. n. Arnsberg 1983, Bd. 2, S. 123).

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 123



Zitat zum Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

In einem alten Frankfurter Stadtführer (erschienen um 1843) ist unter der Rubrik „Das Israelitische Krankenhospital“ (gemeint ist das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen“) Lobendes vermerkt: „Es ist ein ganz neues, geschmackvoll und zweckmäßig angelegtes Gebäude in zwei Abtheilungen (für Männer und Frauen), welches, wie seine liebevolle Pflege, nicht von Miethlingshand zeugt, und dem Wohlhätigkeitssinne, durch den sich diese Gemeinde besonders auszeichnet, sehr zur Ehre gereicht. Besonders sehenswerth ist die in demselben befindliche kleine Synagoge. Sehr verdient haben sich um die Gründung dieser Anstalt die Freiherrn von Rothschild gemacht, und ihr Name wird in diesen Räumen stets mit Dank und Ehrfurcht genannt werden.“

Die freie Stadt Frankfurt am Main nebst ihren Umgebungen, S. 48



Aufnahmebedingungen

Versorgungsanstalt für Israeliten

Die Versorgungsanstalt für Israeliten betreute gemäß ihrer Statuten vor allem jüdische Frankfurterinnen und Frankfurter ab dem vollendeten 60. Lebensjahr, „deren Erwerbsunfähigkeit auf Altersschwäche beruhte“. Aufnahme fanden aber auch Frauen und Männer ab 40 Jahren, die „durch Krankheit oder Gebrechen erwerbsunfähig geworden waren.“ Altenhilfe und Alten- bzw. Krankenpflege waren zunächst getrennt: Die Betreuten sollten entweder der israelitischen Frauen- und Männerkrankenkasse angehören oder für den Krankheitsfall eine Versorgungsmöglichkeit außerhalb des Altersheims nachweisen. Zudem sahen die Statuten eine geschlechterparitätische Belegung vor. 1847, zwei Jahre nach der Gründung, lebten in der Israelitischen Versorgungsanstalt sechs Bewohnerinnen und Bewohner.

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 129



Gleichstellung der jüdischen Frankfurter

Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung

Nach jahrzehntelangem Emanzipationskampf erreichten die jüdischen Frankfurter 1864 die völlige Gleichstellung mit den christlichen Stadtbürgern. Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1870 erfolgte die Gleichstellung für das gesamte Reichsgebiet. Der traditionelle Antisemitismus war damit längst nicht überwunden. Doch war seit 1864 in Frankfurt am Main die rechtliche Basis für eine engagierte jüdische Stiftungstätigkeit gegeben, die u.a. ein vorbildliches modernes Pflege- und Krankenhauswesen schuf. Den Anfang machte 1870 Mathilde von Rothschild mit der Gründung des Rothschild´schen Hospitals.



Tätigkeit für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Simon Kirchheim

1883 war Simon Kirchheim auch für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen tätig.

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 141



Tätigkeit für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Marcus (Markus, Mordechai) Hirsch

Marcus Hirsch war auch für das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen tätig.

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 141



Umbenennung und Abriss des Frankfurter Judenghettos

Börneplatz (1) – Frankfurt am Main

1885 wurde die Judengasse nach dem im Ghetto geborenen politischen Dichter und Publizisten Ludwig Börne (1786-1837) in Börnestraße benannt. Ende der 1880er Jahre folgte der Abriss der noch bestehenden Häuser des Frankfurter Judenghettos – mit Ausnahme des Rothschild´sche Stammhauses „Zum Grünen Schild“.



Kostenfreie Aufnahme in die Krankenkassen anlässlich des Jahrtags von Meyer Amschel Freiherr von Rothschild sel. A.

„Die Verwaltungen der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse nehmen von heute [21.09.1893, d.V.] ab schriftliche Anmeldungen zu je einer Aufnahme ohne Einkaufsgeld entgegen, die satzungsgemäß am 24. Sept., als dem Todestage des Frhn. M.A. v. Rothschild, zu geschehen hat. Das aufzunehmende männliche Mitglied muss im Alter zwischen 13 und 21, das weibliche zwischen 13 und 25 Jahren stehen“ (Bericht in: Frankfurter Zeitung Nr. 262, 21.09.1893, AB, S. 2 [= Frankfurter Angelegenheiten]).



Konstituierende Generalversammlung zur Vereinsgründung in den Räumen der Israelitischen Männerkrankenkasse

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main

„Wie wir erfahren, ist hier die Gründung eines Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen im Gange. Die konstituierende Generalversammlung ist auf kommenden Montag [23.10.1893, d.V.], Abends [sic] 7 Uhr, in das Lokal der Israelitischen Männerkrankenkasse (Rechneigrabenstraße 18) einberufen. Es sollen die Statuten festgelegt und der Vorstand gewählt werden“ (Bericht in: Frankfurter Zeitung Nr. 289, 18.10.1893, 1. MB, S. 2 [= Frankfurter Angelegenheiten] [‚Verein für jüdische Krankenpflegerinnen‘ im Original gesperrt]).



Mitglied des Vorstandes der Israelitischen Frauenkrankenkasse

Richard Joseph Merzbach


Jubiläumsfeier und Ausstellung zum 150jährigen Bestehen der Frauenkrankenkasse

In der Frankfurt-Loge fand am 12. Februar 1911 anlässlich des 150jährigen Besteehens der Israelitischen Frauenkrankenkasse eine akademische Feier statt (Frankfurter Zeitung Nr. 44, 13.02.1911, Morgenblatt, S. 3). Anschließend wurde vom 13. bis zum 18. Februar 1911 im oberen Korridor des Historischen Museums Frankfurt/M. am Weckmarkt eine kleine Ausstellung mit Exponaten der alten Judengasse gezeigt (Frankfurter Zeitung Nr. 56, 25.02.1911, Abendblatt, S. 2).



Architekt der Israelitischen Frauenkrankenkasse (Geschäftshaus)

Max Seckbach

1912 konzipierte Max Seckbach das Geschäftshaus der Israelitischen Frauenkrankenkasse. In Frankfurt war er an weiteren jüdischen Bauvorhaben beteiligt, so 1917 am Umbau des Israelitischen Pflege- und Fürsorgeamtes im Röderbergweg 77 (zerstört) sowie 1906 im Baumweg 5-7 an der Errichtung des Moritz- und -Johanna Oppenheimerschen Kindergartens mit einer Synagoge im Erdgeschoss (unter Denkmalschutz, seit 1949 wieder von der jüdischen Gemeinde genutzt). – In Bad Homburg realisierte Max Seckbach 1905 den Umbau der Synagoge Wallstraße in (Bad) Homburg. Im gleichen Jahr erhielt er den Auftrag zum Neubau der Synagoge Bürgermeister-Ehret-Straße in Weinheim (Bergstraße), um 1908 zum Neubau der Synagoge Kaisergraben in Memmingen. Alle drei Synagogen wurden durch die Nationalsozialisten zerstört. Erhalten blieb die 1910 von Max Seckbach erbaute Synagoge Bruchstraße in Luzern (Schweiz).



Einrichtung eines Lazarettbetriebs in der Israelitischen Frauenkrankenkasse

Ein Krieg wird ausgestellt, S. 428



Gruppenfoto aus dem Lazarett der Israelitischen Frauenkrankenkasse, November 1914

(Abbildung zur Zeit nicht verfügbar)



Mitglied des Vorstands der Israelitischen Frauenkrankenkasse und Männerkrankenkasse

Julius Goldschmidt


Kooperationsvertrag mit dem Krankenhaus Gagernstraße

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main

Insbesondere nach der Eröffnung des neuen modernen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße nahm die Belegung des Krankenhauses der Israelitischen Krankenkassen rapide ab. Ein Umbau der veralteten Anlage in der Rechneigrabenstraße oder gar ein Neubau kam finanziell nicht in Frage. Im August 1919 leitete die Mitgliederversammlung der Kassen deshalb einen Vertrag mit dem Krankenhaus Gagernstraße in die Wege: Fortan stand den Mitgliedern das Recht zu, sich auf Kosten der Kassen im Krankenhaus Gagernstaße behandeln zu lassen. Das Doppelhaus der Kassen wurde fortan als Altersheim für bedürftige allein stehende Mitglieder der jüdischen Gemeinde genutzt, die gegen Erstattung der Selbstkosten Aufnahme fanden.

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 232f.



Nutzung als Altersheim

Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen (Altersheim)

Seit Beginn der 1920er Jahre wurde das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen als Altersheim genutzt. Ein 1925 veröffentlichtes Verzeichnis deutsch-jüdischer Wohlfahrtseinrichtungen nannte als Bettenzahl: 18 (Frauenkrankenkasse) und 15 (Männerkrankenkasse).

Die geschlossenen und halboffenen Einrichtungen der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland, S. 4f.



Wiedereinführung des Krankenkassenbetriebs

Infolge der verbesserten Finanzlage wurde um 1925 der Krankenkassenbetrieb wieder eingeführt und um weitere Mitglieder geworben.



Fusion der beiden Krankenkassen

Unter den repressiven Bedingungen des NS-Regimes sank die Mitgliederzahl der Kassen durch Emigration. Am 16. Februar 1937 beschloss die Mitgliederversammlung die Fusion der Männer- und der Frauenkrankenkasse, die bislang unter dem gemeinsamen Dach des Krankenhauses als eigenständige Institutionen fortbestanden hatten.

Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse („Kippestub“) in Frankfurt a.M., S. 234



Novemberpogrom

Während des Novemberpogroms 1938 verhinderte eine mutige Krankenschwester, deren Name leider nicht überliefert ist, das Eindringen der Täter in das Gebäude.

Frankfurt am Main 1933-1945, Link



Literatur zum Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Unna, Josef: Die israelitische Männer- und Frauen-Krankenkasse ("Kippestub") in Frankfurt a.M.

Das vergessene Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen würdigte in einem verdienstvollen Beitrag der Rabbiner und Historiker Dr. rer. pol. Josef Unna (geb. 20.05.1879 Frankfurt am Main, 1934 nach Palästina emigriert). Sein Vater, der Frankfurter Religionslehrer und Historiker Simon Unna (1864-1931), amtierte u.a. als „Vorbeter bei der altehrwürdigen Synagoge der jüdischen Männer- und Frauenkrankenkasse (der ‚Kippe-Stubb‘) an der Ecke Rechneigrabenstraße/ Börneplatz. Er war der Geist und das Rückgrat dieser Betstätte.“
Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 507, S. 508



Informationen zur Israelitischen Frauenkrankenkasse (S. 428)

Unna, Josef: Ein Krieg wird ausgestellt


Informationen zum Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2]


Informationen zum Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen

Schiebler, Gerhard [Verf. des Hauptteils]; Achinger, Hans [u.a.]: Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main


Literatur zur alten jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main

Kasper-Holtkotte, Cilli: Die jüdische Gemeinde von Frankfurt/Main in der Frühen Neuzeit


Sig 6744