Institution
Mangels eines jüdischen Krankenhauses in Stuttgart wurde das "Jüdische Schwesternheim Stuttgart" als ambulanter Pflegedienst gegründet. Die Schwestern betreuten jüdische wie nichtjüdische Kranke in Stuttgart und Region sowie in Ulm und Ludwigsburg. Das Leitmotiv der von den Nationalsozialisten zerstörten Einrichtung, die Pflege mit Armenfürsorge verband, lautete: "Auf den Werken der Menschenliebe steht die Welt".
Dillmannstraße 19 Stuttgart1. April 1905
Gründung des Schwesternvereins
Gustav FeldmannUnter dem maßgeblichen Engagement Gustav Feldmanns gründete die Stuttgarter Loge B´nai B´rith im April 1905 den Verein „Jüdisches Schwesternheim Stuttgart“: „Schon in den ersten neun Monaten nach Vereinsgründung und Aufnahme der Krankenpflege bzw. von Krankenbesuchen leisteten die Schwestern 1152 Krankenbesuche bei 119 Kranken und 637 Pflegetage bei 42 Kranken in Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm. 612 Krankenbesuche betrafen auch 54 Nichtjuden, 94 Pflegetage fanden bei 10 Nichtjuden statt. Im Jahr 1908 führten die Schwestern bereits 2133 Krankenbesuche und 1135 Pflegetage durch“ (Kress o.J.). Die Schwesternausbildung umfasste zwei Jahre.
Das Jüdische Schwesternheim, Dillmannstraße 19, E-Artikel
„… den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre…“, S. 108-110
19. September 1913
–
1941
Standort des Schwesternheims
Dillmannstraße 19 StuttgartNach seiner Gründung 1905 war der Stuttgarter jüdische Schwesternverein zunächst in einer Wohnung in der Heusteigstr. 43a untergebracht. 1910 bezogen die Schwesterin größere Räumlichkeiten in der Neckarstr. 15. Für die Errichtung eines Schwesternhauses wurde am 19. September 1913 ein Grundstück in der Dillmannstr. 19 erworben. Im Ersten Weltkrieg stellte der Verein das Gebäude als Lazarett zur Verfügung. Erst seit April 1919 konnte es als Schwesternheim genutzt werden. In der NS-Zeit durften die Schwestern keine nichtjüdischen Patientinnen und Patienten mehr versorgen. Zuletzt Unterbringungsort für ältere jüdische Menschen, wurde das Stuttgarter jüdische Schwesternheim 1941 von den Nazis zwangsgeräumt. Unter den in die Vernichtung Deportierten waren auch Stuttgarter Krankenschwestern: Namentlich bekannt sind Elsa Erlebacher, Else Landsberger, Fanny Oppenheimer und Erna Strauß.
um 1930
Jüdisches Schwesternheim Stuttgart (Fotografie)
Das Jüdische Schwesternheim in der Dillmannstraße 19 um 1930
Stuttgarter Stolpersteine – Spuren vergessener Nachbarn, S. 187
© Stadtarchiv Stuttgart
seit um 1948
Quellen zu Schwesternverein und Schwesternheim
Nachlass Gustav Feldmann (Teil-Nachlass)Der Teil-Nachlass von Gustav Feldmann in dem Jerusalemer Archiv „The Central Archives for the History of the Jewish People“ (CAHJP) enthält interessante Dokumente zur jüdischen Krankenpflege in Stuttgart, darunter ein Kriegstagebuch (1914-1917) der Krankenschwester Rosa Bendit.
1964
Literatur zu Schwesternverein und Schwesternheim
Zelzer, Maria: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden1997
Literatur zu Schwesternverein und Schwesternheim
Steppe, Hilde „… den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre…“ Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in DeutschlandIn ihrer Studie über die Geschichte der deutsch-jüdischen Krankenpflege ging Hilde Steppe auch auf das Jüdische Schwesternheim Stuttgart ein: „Stuttgart gehört zu den Gründungen, die zwar auf Initiative der Loge erfolgten, sich dann aber organisatorisch von dieser unabhängig machen und an den anderen eigenständigen Vereinen orientieren. Die Ausbildung erfolgt zunächst ausschließlich in Berlin, später auch in Köln und im nichtjüdischen Katharinenkrankenhaus in Stuttgart“ (S. 108f.). Mögliche Querverbindungen zum Frankfurter jüdischen Krankenhaus und Schwesternverein sind noch zu erforschen.
1997
Literatur zu Schwesternverein und Schwesternheim
Steppe, Hilde: "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre..."In ihrer Studie über die Geschichte der deutsch-jüdischen Krankenpflege ging Hilde Steppe auch auf das Jüdische Schwesternheim Stuttgart ein: „Stuttgart gehört zu den Gründungen, die zwar auf Initiative der Loge erfolgten, sich dann aber organisatorisch von dieser unabhängig machen und an den anderen eigenständigen Vereinen orientieren. Die Ausbildung erfolgt zunächst ausschließlich in Berlin, später auch in Köln und im nichtjüdischen Katharinenkrankenhaus in Stuttgart“ (S. 108f.). Mögliche Querverbindungen zum Frankfurter jüdischen Krankenhaus und Schwesternverein sind noch zu erforschen.
um 2006
Literatur zu Schwesternverein und Schwesternheim
Kress, Wolfgang: Das Jüdische Schwesternheim, Dillmannstraße 192007
Literatur zum Jüdischen Schwesternheim Stuttgart
Kress, Wolfgang: Franziska Oppenheim, Elsa Erlebacher, Elsa "Erika" Landsberger, Erna Strauß und das Jüdische Schwesternheim: Der Tod als Dank für KrankenpflegeDen vier in der Shoah ermordeten Stuttgarter jüdischen Krankenschwestern Franziska Oppenheim, Elsa Erlebacher, Elsa „Erika“ Landsberger und Erna Strauß widmete der Historiker Wolfgang Kress einen Beitrag im Sammelwerk „Stuttgarter Stolpersteine“.