Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Herxheimer'sche Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Institution

Die jüdische Arztfamilie Herxheimer gründete und finanzierte in Frankfurt am Main eine Privatklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, die auch bedürftigen Hautkranken zugute kam. Die Einrichtung war eine frühe Vorläuferin der heutigen Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Frankfurter Universitätsklinikums.

Zeppelinallee 47 Frankfurt am Main

Gründung und Leitung

Salomon Herxheimer

1876 (1877 nach Kallmorgen 1936) gründete Dr. Salomon Herxheimer in Frankfurt am Main eine Klinik und Poliklinik für Hautkranke, die er bis zu seinem Unfalltod 1899 leitete.

Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, S. 137



Standorte

Zeppelinallee 47 Frankfurt am Main

Für die Herxheimer´sche Privatklinik gab Paul Arnsberg insgesamt 4 verschiedene Standorte an: zunächst die Friedberger Landstraße 57 (anfangs mit einer „Wärterin“ und 4 Betten), danach die Heiligkreuzgasse und die Straße Holzgraben (ohne Angaben von Hausnummern, vgl. Bd. 2), außerdem die Zeppelinallee 47 (vgl. Bd. 3).

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2], S. 271

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 187 (Fn. 144), S. 277



Niederlassung in Frankfurt und Mitarbeit in der Klinik des Bruders

Karl Herxheimer

Nach seinem Medizinstudium in Freiburg, Straßburg und Würzburg (dort laut Personalakten der Universität Frankfurt am Main 1884 Promotion) war Karl Herxheimer bis 1886 Assistent von Prof. Carl Weigert am Senckenbergischen Pathologisch-Anatomischen Institut in Frankfurt am Main. Danach sammelte er ein Jahr lang weitere Erfahrungen bei Prof. Albert Neisser an der Dermatologischen Universitätsklinik in Breslau. (Die beiden international anerkannten Dermatologen Weigert und Neisser waren ebenfalls jüdischer Herkunft.) 1887 ließ sich Karl Herxheimer als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Frankfurt am Main nieder. Zugleich praktizierte er in der Privatklinik seines älteren Bruders Salomon Herxheimer; zu dem fast 20 Jahre Älteren hatte er von allen Geschwistern wohl das innigste Verhältnis.

Frankfurter Biographie [1], S. 322

Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [3], S. 187

Die Juden der Frankfurter Universität, S. 167f.



Nachfolger seines Bruders als dirigierender Arzt der Herxheimer´schen Hautklinik

Karl Herxheimer

Nach dem Tod seines Bruders Salomon Herxheimer leitete Karl Herxheimer dessen Hautklinik von 1899 bis 1914. Bereits 1909 übertrug er die Klinik an die Stadt Frankfurt am Main.



Stiftung zur kostenfreien Behandlung bedürftiger Hautkranker

Fanny Herxheimer

Zum Andenken an ihren 1899 verstorbenen Ehemann errichtete Fanny Herxheimer die „Sanitätsrat Dr. Salomon Herxheimer´sche Stiftung“: Sie stellte „durch Stiftungsurkunde vom 16.12.1899 der Stadt Frankfurt am Main 100.000 Mark zur Verfügung. […] Zweck der Stiftung war die unentgeltliche Behandlung von Hautkranken außerhalb ihrer Wohnung, ohne Unterschied der Nationalität, des Geschlechts, der Religion und des Wohnsitzes. Darüber hinaus sollte den in Frankfurt am Main lebenden Hautkranken die notwendigen Arzneimittel und das Verbandsmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt werden.“ Die Stifterin, eine bewusste Jüdin, handelte ganz im Sinne von Zedaka und Bikkur Cholim, indem sie zum sozialen Ausgleich und zur pflegerischen Betreuung Armer beitrug. Vor allem wollte sie jenen Hautkranken helfen, die weder durch die gesetzliche Krankenversicherung noch durch die öffentliche Armenpflege abgesichert waren. 1900 stiftete Fanny Herxheimer nochmals 500 Mark. Ihre Mutter Frances Livingston hinterließ der Herxheimer´schen Stiftung nach ihrem Tod (1909) 20.000 Mark. Nach kriegs- und inflationsbedingten Vermögensverlusten wurde die Stiftung in den vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt verwalteten Freibettfonds eingegliedert.

Jüdische Mäzene und Stifter in Frankfurt am Main, S. 81f.

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main, S. 136 (Zitat)



Literatur zur Herxheimer'schen Klinik

Richter-Hallgarten, Henry George: Geschichte der Dermato-Venerologie in Frankfurt am Main


Sig 6776