Paula Steiner
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Geboren
1885 in Frankfurt am Main
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Nationalität
deutsch -
Konfession
jüdisch, 1917 ev. get.
Chronik
09.01.1859
Geburt von Paula Steiners Mutter
Fanny (Franziska) Steiner geb. Goldschmidt, die Mutter der Krankenschwester Paula Steiner, wurde am 9. Januar 1859 in Heddernheim (heute Stadtteil von Frankfurt am Main) geboren. Sie war die Witwe von Philipp Steinberger (Steiner?). Ihre beiden Töchter wurden 1885 und 1891, der Sohn Willy 1894 in Frankfurt am Main geboren.
1885
Geburtsdatum / Biographie
Die Krankenschwester Paula Steiner entstammte mütterlicherseits einer alteingesessenen jüdischen Heddernheimer Familie. Sie wurde vermutlich 1885 in Frankfurt am Main geboren und wuchs in Heddernheim auf. Ob sie ihre Ausbildung im dortigen Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde absolvierte, ist bislang unbekannt.
1914 - 1918
Krankenschwester im Ersten Weltkrieg
Den Angaben ihrer Mutter zufolge hatte Paula Steiner "jahrelang Verwundete an der Westfront im Weltkriege als Chirurgieschwester gepflegt und dafür Auszeichnung erhalten".
1917
Taufe
Die über 30-jährige Paula Steiner und ihre beiden Geschwister konvertierten 1917 im Erwachsenenalter zum Christentum. Der konkrete Anlass ist unbekannt.
Um 1933
Berufliche Biographie
Paula Steiner arbeitete als Krankenschwester sowie als Leiterin von Kinderheimen in Blankenese (heute Stadtteil von Hamburg). Obwohl christlich getauft, wurde sie in der NS-Zeit als "Rassejüdin" verfolgt und erlitt gewiss berufliche Repressalien. In den Jahren vor ihrer Emigration war sie nach den Angaben ihrer Mutter Fanny Steiner Oberschwester am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Fand sie unter dem Druck der Verhältnisse wieder zum jüdischen Glauben zurück? Die Biographie Paula Steiners gilt es weiter zu erforschen.
Um 1938
Emigration nach Chile
In den 1930er Jahren (das genaue Datum ist bislang unbekannt) flüchtete Paula Steiner nach Chile. Von Santiago de Chile aus unternahm sie alle Anstrengungen, ihre Mutter nachzuholen.
18.08.1942
Deportation von Paula Steiners Mutter
Paula Steiner konnte ihrer Mutter nicht mehr helfen. Mit über 80 Jahren wurde Fanny Steiner am 18. August 1942 nach Theresienstadt deportiert.
02.03.1943
Tod von Paula Steiners Mutter
Die hochbetagte Fanny Steiner starb am 2. März 1943 unter elenden Umständen im Ghetto Theresienstadt. Am 25. März 1944 starb dort auch ihr Bruder, der Lederarbeiter Hermann (Heimann) Goldschmidt (geb. 15.08.1865 in Frankfurt-Heddernheim). Da er in einer "privilegierten Mischehe" (Nazi-Jargon) lebte und seine beiden Töchter getauft waren, wurde der 78-jährige "erst" am 8. Januar 1944 von Frankfurt am Main aus deportiert.
1963
Informationen zu Paula SteinerDokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933-1945
Informationen zu Paula Steiner und ihrer familiären Herkunft enthält eine Bittschrift ("Notschrei eines 83jährigen Mütterchens") ihrer Mutter vom 30. Oktober 1941 an den Frankfurter NS-Oberbürgermeister Friedrich Krebs: Darin bat Fanny Steiner, sie von der Deportation zu verschonen und zu ihrer Tochter nach Chile ausreisen zu lassen: "Als 83jähriges Mütterchen erlaube ich mir nun, Sie, Herr Staatsrat, herzlich und höflich zu bitten, bei den maßgebenden Stellen veranlassen zu wollen, dass meine Auswanderung nach Polen so lange verschoben wird, bis ich nach Chile auswandern kann, denn die Fahrt nach dem Generalgouvernement wäre mein sicherer Tod. Ich vertraue auf ihre gütige Hilfe" (Dokument XIV 5, S. 517).
20.10.2006
Stolpersteine für Paula Steiners Mutter und OnkelHabelstraße 8, Frankfurt am Main
Für Paula Steiners Mutter Fanny Steiner geb. Goldschmidt und deren Bruder Hermann Goldschmidt verlegte der Kölner Künstler Günter Demnig am 20. Oktober 2006 Stolpersteine in der Habelstraße 8 (Frankfurt-Heddernheim). So weit bekannt, ist Paula Steiner nicht mehr nach Frankfurt zurückgekehrt, sie blieb im chilenischen Exil.
Notizen
Informationen zu Paula Steiners Mutter und OnkelGedenkbuch BA Koblenz
Informationen zu Paula Steiners Mutter und OnkelStolpersteine in Frankfurt am Main
Informationen zur jüdischen Geschichte in Frankfurt-HeddernheimHeddernheim (Stadt Frankfurt am Main)
In Paula Steiners Geburtsort Heddernheim (seit 1910 Stadtteil von Frankfurt am Main) lebte bis zu ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten eine bedeutende jüdische Gemeinde. Mitte des 16. Jahrhunderts existierte in dem Ort, wo immer wieder Rabbiner und Gelehrte wirkten, sogar eine jüdische Druckerei. Im 18. Jahrhundert war der Großvater des bekannten Komponisten Jacques Offenbach, Schmul Offenbach, Lehrer in Heddernheim. Auch für eine funktionierende Wohlfahrt hatte die jüdische Gemeinde von Heddernheim gesorgt: Sie gründete u.a. eine Israelitische Männerkrankenkasse, eine Israelitische Frauenkrankenkasse und eine Sterbekasse.
Literatur zur jüdischen Gemeinde von Frankfurt-HeddernheimJuden in Heddernheim
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