Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

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Dr. med. Gustav Feldmann

  • Geboren

    13.12.1872 in Kriegshaber bei Augsburg

  • Gestorben

    29.09.1947 in Jerusalem

  • Nationalität

    deutsch
  • Konfession

    israelit.

Chronik

13.12.1872

Geburtsdatum

Der Stuttgarter praktische Arzt und Neurologe Dr. Gustav Feldmann gehörte zu den engagiertesten Förderern einer professionellen jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Am 13. Dezember 1872 wurde er in Kriegshaber (heute Stadtteil von Augsburg, Regierungsbezirk Schwaben, Bundesland Bayern) geboren. Dort lebte und wirkte einst eine große jüdische Gemeinde.

Um 1900 - 1935

Ämter und FunktionenNachlass Gustav Feldmann (Teil-Nachlass)

Als vielbeschäftigter Arzt setzte sich Gustav Feldmann dennoch mehr als 30 Jahre lang für jüdische, karitative und pflegerische Belange ein. Er war u.a.: aktives Mitglied und zeitweiliger Präsident der Stuttgarter B´nai B´rith-Loge und vermutlich auch deren Abgesandter bei Gross-Logen-Tagungen; Vorsitzender des Ausschusses der Stuttgart-Loge zur Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen; Vorsteher des Jüdischen Schwesternheims Stuttgart; Vorsitzender des Landesausschusses Württemberg vom Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und Revisor des Centralvereins in Berlin; Vorsitzender des "Wohlfahrtsausschusses der Jüdischen Nothilfe in Württemberg" und des "Württembergischen Hilfsfonds"; Obmann der "Beratungsstelle für jüdische Ärzte in Württemberg"; Mitglied im engeren Ausschuss des "Jüdischen Lehrhauses" in Stuttgart.

1901

Literatur von Gustav FeldmannJüdische Krankenpflegerinnen

Gustav Feldmann warb in verschiedenen Veröffentlichungen unermüdlich für die Krankenpflege als Beruf und Berufung für jüdische Frauen, u.a. 1901 in seiner Schrift "Jüdische Krankenpflegerinnen".

04.09.1904

Teilnahme an der 1. Delegiertenversammlung der deutsch-jüdischen Ausbildungsvereine der KrankenpflegeDelegierten-Versammlung der Vereinigungen zur Ausbildung jüdischer Krankenpflegerinnen in Deutschland

Gustav Feldmann, der den "Logenausschuss für jüdische Krankenpflegerinnen" in Stuttgart vertrat, wurde zum Ersten Schriftführer der Delegiertenversammlung gewählt.

01.04.1905

Gründung des SchwesternvereinsJüdisches Schwesternheim Stuttgart

Unter dem maßgeblichen Engagement Gustav Feldmanns gründete die Stuttgarter Loge B´nai B´rith im April 1905 den Verein "Jüdisches Schwesternheim Stuttgart": "Schon in den ersten neun Monaten nach Vereinsgründung und Aufnahme der Krankenpflege bzw. von Krankenbesuchen leisteten die Schwestern 1152 Krankenbesuche bei 119 Kranken und 637 Pflegetage bei 42 Kranken in Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm. 612 Krankenbesuche betrafen auch 54 Nichtjuden, 94 Pflegetage fanden bei 10 Nichtjuden statt. Im Jahr 1908 führten die Schwestern bereits 2133 Krankenbesuche und 1135 Pflegetage durch" (Kress o.J.). Die Schwesternausbildung umfasste zwei Jahre.

1907 - 1908

Präsident der Stuttgarter Loge B´nai B´rith

Gustav Feldmann engagierte sich in der Stuttgarter Loge B´nai B´rith, als deren Präsident er von 1907 bis 1908 amtierte. In dieser Funktion konnte er die Professionalisierung der Krankenpflege als Frauenberuf weiter voran treiben - zu einer Zeit, in der Frauen auf die Ehe- und Mutterrolle festgelegt und aus der Erwerbstätigkeit ausgeschlossen wurden. 1905 gründete die Loge das Jüdische Schwesternheim Stuttgart. Gustav Feldmanns Ziel war außerdem die Errichtung eines jüdischen Krankenhauses in Stuttgart mit eigener Krankenpflegeschule, was aber nicht zustande kam. Setzte er sich in der Loge für jüdische Belange ein, so kämpfte er als Mitglied des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens vor allem gegen Antisemitismus.

1935

Emigration nach Palästina

Spätestens unter dem NS-Regime wurde Gustav Feldmann - von seinem bisherigen Selbstverständnis her Deutscher, Schwabe und Jude - (auch) zum Zionisten. 1935 emigrierte er mit Ehefrau Lilly geb. Mayer (06.02.1877-1967) und Tochter Lise (geb. 23.04.1912) zu seinem Sohn Dr. med. Otto Feldmann (geb. 25.10.1900) nach Palästina. Seine ältere Tochter Hanna (geb. 05.05.1904) flüchtete zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Martin Abendstern und ihren beiden Kindern offenbar über Luxemburg in die USA. In Jerusalem konnte Gustav Feldmann beruflich nicht mehr so recht Fuß fassen. Doch las er "weiterhin mit großem Interesse medizinische Zeitschriften und beschäftigte sich - wie er es das ganze Leben lang getan hatte - mit jüdischer Geschichte und Bibelforschung".

29.09.1947

Todestag

Gustav Feldmann starb am 29. September 1947 mit 74 Jahren in Jerusalem. Die Gründung des Staates Israel hat er nicht mehr miterlebt.

Seit Gustav Feldmanns Tod wird sein beruflicher und politischer Nachlass in den Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP) in Jerusalem aufbewahrt.

Hilde Steppe entlehnte ihren Buchtitel "... den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre" Gustav Feldmanns Publikation "Jüdische Krankenpflegerinnen" (1901). In ihrer Dissertation über die Geschichte der deutsch-jüdischen Krankenpflege ist Gustav Feldmann als Förderer einer beruflichen jüdischen Pflege mehrfach erwähnt.

Auf den aus Deutschland vertriebenen und vergessenen Gustav Feldmann machte Hubert Kolling mit einem verdienstvollen biographischen Aufsatz aufmerksam.

2001

Literatur zu Gustav FeldmannBiographisches Lexikon zur Pflegegeschichte [2]

Mit diesem - ebenfalls von Hubert Kolling verfassten - Beitrag fand Gustav Feldmann Aufnahme in das "Biographische Lexikon zur Pflegegeschichte".

2009

Literatur zu Gustav FeldmannDr. med. Gustav Feldmann

2009

Literatur zu Gustav Feldmanns Sohn Dr. med. Otto FeldmannDr. med. Otto Feldmann