Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

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Bertha Pappenheim

Chronik

27.02.1859

Geburtsdatum

Die Sozialreformerin, Frauenrechtlerin und Autorin Bertha Pappenheim wurde am 27. Februar 1859 in Wien geboren. Zu ihren weiblichen Vorbildern zählte die entfernt verwandte deutsch-jüdische Kauffrau Glückel von Hameln (geb. 1646 als Glikl bas Judah Leib in Hamburg, gest. 1724 in Metz), die als erste Frau Deutschlands eine noch erhaltene Autobiographie verfasste. - Der Name Bertha Pappenheim steht nicht nur für die Professionalisierung der sozialen Arbeit, sondern auch für einen Brückenschlag zwischen den traditionellen Frauenberufen der Sozialarbeiterin und der Krankenschwester.

Um 11.1882

Krankenpflegekurs

Bereits in der Endphase ihrer psychiatrischen Erkrankung hatte sich Bertha Pappenheim vehement für Arme und Kranke eingesetzt. Während ihrer Karlsruher Genesungszeit nahm sie - gegen den Rat ihres Arztes, aber mit Billigung ihrer Mutter - im Winter 1882 an einem Krankenpflegekurs teil. Den Kurs organisierte die Abteilung für Krankenpflege des Badischen Frauenvereins, wodurch Bertha Pappenheim erstmals mit der (bürgerlichen) Frauenbewegung in Kontakt kam. Durch ihre Abreise aus Karlsruhe nahm sie jedoch nicht mehr an den Abschlussprüfungen teil. Die Beendigung des Krankenpflegekurses hätte ihr eine berufliche Tätigkeit als Anstaltsvorsteherin oder Oberwärterin in einer Pflegeeinrichtung des Frauenvereins ermöglicht. Später wandte sich Bertha Pappenheim bekanntlich der Sozialarbeit zu, blieb aber der Krankenpflege stets verbunden.

09.1888

Ankunft in Frankfurt am Main

Im November 1888 zog Bertha Pappenheim zusammen mit ihrer Mutter Recha - die der angesehenen Frankfurter jüdischen Familie Goldschmidt entstammte - nach Frankfurt am Main. Die Zeit als Psychiatriepatientin "Anna O." ließ sie hinter sich.

Um 1890 - 1908

Gemeinsamer Kampf für soziale Reformen in Frankfurt am MainCharles L. (Karl Lazarus) Hallgarten

1901

Mitbegründerin des Sozialvereins "Weibliche Fürsorge"Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.

Zu Bertha Pappenheims zahlreichen sozialreformerischen Aktivitäten gehörte die Mitbegründung des Sozialvereins "Weibliche Fürsorge".

Um 1901

Sozialpolitische MitstreiterinHenriette Fürth

Die Frankfurter jüdischen Sozialreformerinnen und Frauenrechtlerinnen Henriette Fürth und Bertha Pappenheim gehörten der gleichen Generation an. Zeitweilig kämpften sie gemeinsam für ihre sozialpolitischen Anliegen.

1904

Gründung des Jüdischen Frauenbundes

1904 rief Bertha Pappenheim zusammen mit der Hamburger Sozialpolitikerin Sidonie Werner (1860-1932) den Jüdischen Frauenbund (JFB) ins Leben. Zwei Jahrzehnte lang amtierte sie als erste Vorsitzende des JFB.

25.11.1907

Gründerin und erste LeiterinHeim des Jüdischen Frauenbundes (Neu-Isenburg)

Unter den zahlreichen von Bertha Pappenheim gegründeten und initiierten sozialen Projekten galt das am 25. November 1907 in Neu-Isenburg (bei Frankfurt am Main) eröffnete Heim des Jüdischen Frauenbundes als ihr eigentliches Lebenswerk. In der Einrichtung wurden gefährdete junge Frauen und ihre nichtehelichen Kinder betreut und gefördert.

Seit 1911

Mitglied im Verwaltungsausschuss des Frankfurter Verbands für SäuglingsfürsorgeFrankfurter Verband für Säuglingsfürsorge

1912

Zitat zu einem Konflikt im jüdischen Krankenhaus FrankfurtHospital der Israelitischen Gemeinde

Ein (zu dieser Zeit nicht zur Veröffentlichung bestimmter) Brief Bertha Pappenheims vom 1. Mai 1912 belegt ihre kämpferische Solidarität mit Frauen im Krankenpflegeberuf. Sie fordert sogar zum Streik auf. In der Korrespondenz thematisiert sie einen Konflikt um 1912 im Frankfurter jüdischen Krankenhaus, der offenbar so hohe Wellen schlug, dass Bertha Pappenheim sogar an ihrem damaligem Aufenthaltsort Breslau davon erfuhr: "Es ist interessant, dass ich hier hörte, der neue Hospitalverwalter für das Frankfurter Krankenhaus sei sehr "schneidig". In gewissem Sinne und zur Abwechslung ist das ja ganz gut. - Aber er soll es auch zur Bedingung gemacht haben, mit keiner Oberin zu arbeiten. Wenn das wahr ist, dann bedeutet das einen bedauerlichen Rückschlag für die jüdische Gemeinde Frankfurts. Die nächste Folge wird ein qualitativer Rückgang des Schwesternmaterials sein. Die besten Schulen für Krankenpflege waren bisher Hamburg und Frankfurt, wo die Ausbildung bisher unter Mitwirkung einer Frau geschah. Wenn die Oberin nur Haushälterin im Schwesternhaus wird, dann muss das Niveau der Schwestern sinken. Wenn die Schwestern gescheit sind, streiken sie. - Ich begreife die Leitung des Frankfurter [Schwestern-]Vereins nicht, der so stolz auf seine qualitativen Unterschiede gegen andere Vereine ist, - nämlich die, in denen Schule und Schwesternhaus-Ausbildung und Leben getrennt sind."

Um 1917

Mitinitiatorin der Zentralwohlfahrtsstelle

Gemeinsam mit Sidonie Werner warb Bertha Pappenheim für einen Großverband, der die verschiedenen Institutionen jüdischer Wohlfahrt unter einem Dach vereinigte. Aus dieser Idee entstand am 9. September 1917 die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST). Ihr heutiger Sitz ist in Frankfurt am Main.

1917

Vorstandsmitglied ("Kassiererin" / Schatzmeisterin)Säuglings-Milchküche (Schwesternhaus)

28.05.1936

Todestag

Bertha Pappenheim starb am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg. Kurz zuvor hatte sich die 76-Jährige nach einer Denunziation wegen angeblicher NS-feindlicher Äußerungen einem Verhör durch die Gestapo unterziehen müssen.

1992

Literatur von Bertha PappenheimSisyphus: gegen den Mädchenhandel - Galizien

Die Edition bietet eine Auswahl von Aufsätzen, Vorträgen, Briefen und Reiseberichten Bertha Pappenheims. Die Texte dokumentieren vor allem ihr Engagement für zur Prostitution gezwungene jüdische Frauen und Mädchen in Galizien.

1999

Literatur zu Bertha Pappenheim (Krankenpflege)Bertha Pappenheim (1859-1936) und ihre Bedeutung für die Krankenpflege

In einem 1999 veröffentlichten Aufsatz dokumentierte der Pflegeforscher Hubert Kolling ein bislang vernachlässigtes Thema der Pappenheim-Forschung: Bertha Pappenheims Verhältnis zur Krankenpflege. Anhand einiger Schriften, Briefe und Vorträge weist der Autor nach, dass Bertha Pappenheim für eine Professionalisierung nicht nur der Sozialarbeit, sondern auch des benachbarten Frauenberufs der Krankenpflegerin eintrat.

2002

Literatur von Bertha PappenheimLiterarische und publizistische Texte

Die Edition präsentiert eine Auswahl der zahlreichen Schriften und Texte Bertha Pappenheims.

2006

Literatur zu Bertha Pappenheim (biographischer Artikel)"Weh dem, dessen Gewissen schläft!"

2017

Literatur zu Bertha PappenheimDie "vielen Leben" der Bertha Pappenheim"

Notizen

Informationen zu Bertha Pappenheim (Seminar- und Gedenkstätte)Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim

Informationen zum Jüdischen Frauenbund in DeutschlandJüdischer Frauenbund in Deutschland

Informationen zur ZentralwohlfahrtsstelleZentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (Homepage)

Literatur zu Bertha Pappenheim (Biographie)Bertha Pappenheim (1859-1936)

Literatur zu Bertha Pappenheim (Biographie)Sigmund Freuds Anna O.

Literatur zu Bertha Pappenheim (Jüdischer Frauenbund)Die jüdische Frauenbewegung in Deutschland