Versorgungsanstalt für Israeliten, Institution
- Bei der Versorgungsanstalt für Israeliten (auch: Versorgungs-Anstalt oder Israelitische Versorgungsanstalt) handelt es sich um das vermutlich erste jüdische Altenheim in Frankfurt am Main. Es nahm seit 1845 vor allem bedürftige und erwerbsunfähige Frankfurterinnen und Frankfurter jüdischen Glaubens ab dem 60. Lebensjahr auf.
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Standort
Hermesweg 5-7, Frankfurt am Main
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- Chronik
- Notizen
Chronik
1845 - 1852
Gründung und erster StandortWollgraben 8, Frankfurt am Main
1845 gründete die Israelitische Gemeinde mit der "Versorgungsanstalt" das wohl erste jüdische Altenheim in Frankfurt am Main; es befand sich anfangs im Wollgraben 8.
1847
AufnahmebedingungenKrankenhaus der Israelitischen Krankenkassen
Die Versorgungsanstalt für Israeliten betreute gemäß ihrer Statuten vor allem jüdische Frankfurterinnen und Frankfurter ab dem vollendeten 60. Lebensjahr, "deren Erwerbsunfähigkeit auf Altersschwäche beruhte". Aufnahme fanden aber auch Frauen und Männer ab 40 Jahren, die "durch Krankheit oder Gebrechen erwerbsunfähig geworden waren." Altenhilfe und Alten- bzw. Krankenpflege waren zunächst getrennt: Die Betreuten sollten entweder der israelitischen Frauen- und Männerkrankenkasse angehören oder für den Krankheitsfall eine Versorgungsmöglichkeit außerhalb des Altersheims nachweisen. Zudem sahen die Statuten eine geschlechterparitätische Belegung vor. 1847, zwei Jahre nach der Gründung, lebten in der Israelitischen Versorgungsanstalt sechs Bewohnerinnen und Bewohner.
12.1852 - 1889
Zweiter StandortWollgraben 6, Frankfurt am Main
Wegen der steigenden Nachfrage bezog das Altersheim im Dezember 1852 ein von der Frankfurter jüdischen Gemeinde neu erworbenes Anwesen im Wollgraben 6. 1853 lebten dort 11 Bewohnerinnen und Bewohner.
22.05.1863
Städtische Genehmigung der Israelitischen Versorgungsanstalt
Etwa 18 Jahre nach der Gründung des jüdischen Altersheims erteilte die Stadt Frankfurt am Main per Senatsbeschluss am 22. Mai 1863 die offizielle Genehmigung.
1883
BeisitzerDr. med. Simon Kirchheim
1883 unterstützte Dr. Simon Kirchheim, Chefarzt des Hospitals der Frankfurter jüdischen Gemeinde ("Königswarter Hospital"), das Gremium der Versorgungsanstalt als Assessor (Beisitzer).
1889 - 05.1942
Dritter StandortRöderbergweg 77, Frankfurt am Main
Von 1889 bis zur NS-Zwangsräumung 1942 befand sich die Versorgungsanstalt für Israeliten im Röderbergweg 77. Mit 47 Plätzen hatte sie sich zu einer größeren Senioreneinrichtung entwickelt. Diese Entwicklung dokumentiert den wachsenden Bedarf an außerhäuslicher Altenbetreuung auch in der alten Frankfurter jüdischen Gemeinde.
1911
Informationen zur Versorgungsanstalt für IsraelitenVerzeichnis der Frankfurter jüdischen Vereine, Stiftungen und Wohltätigkeitsanstalten
Raphael M. Kirchheim, Verfasser dieser Quelle, war Mitglied des Gremiums der Versorgungsanstalt für Israeliten.
Um 1911
Mitglieder des Gremiums der Versorgungsanstalt für IsraelitenGeheimer Justizrat Dr. jur. Berthold Geiger
Als Vorsitzender amtierte Geh. Justizrat Dr. Berthold Geiger, Kassierer war Heinrich Blüthe (Friedberger Landstraße 17). Zu den Gremiumsmitgliedern gehörten außer Dr. Simon Kirchheim und Raphael M. Kirchheim noch Simon Bock, Israel Igersheimer, Saly H. Goldschmidt, Karl Josephtal und Konsul Bernhard Wolff.
Um 1925
Informationen zur Versorgungsanstalt für IsraelitenDie geschlossenen und halboffenen Einrichtungen der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland
Ein 1925 veröffentlichtes Verzeichnis der deutsch-jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen gibt die Bettenzahl mit 24 (Frauen) bzw. 15 (Männer) an; als Gründungsjahr der Versorgungsanstalt ist dort statt 1845 das Jahr 1840 vermerkt.
Um 1933
Leitung des Gremiums der Versorgungsanstalt
1932/33 betreute Rechtsanwalt Abraham Horovitz (Senior des Pflegamtes) das jüdische Altersheim. Für die Versorgungsanstalt engagierten sich auch weibliche Mitglieder ("Ehrendamen") wie Dr. Lina Hirsch. Auch Abraham Horovitz und Lina Hirsch stammten aus angesehenen Frankfurter jüdischen Familien.
Um 1937 - 05.1942
Die letzte Leiterin des Frankfurter jüdischen AltersheimsRosa Therese Schuster
Die Kauffrau Rosa Schuster betrieb bis Oktober 1934 ein Manufakturengeschäft. Während des Novemberpogroms 1938 wurde sie aus ihrem Haus in der Alten Schlüchterner Straße 24 vertrieben. Seit 1937 oder später leitete sie das jüdische Altersheim der Versorgungsanstalt für Israeliten in Frankfurt am Main. Ihre beiden Töchter Bertha und Margot brachte sie ebenfalls im Altersheim unter.
Um 1939 - 1942
Angestellte des Frankfurter jüdischen AltersheimsBetty (Bertha) Kale
Spätestens 1939 tat auch Bertha Schuster Dienst im Frankfurter jüdischen Altersheim - auch nach dem erzwungenen Umzug in die "Gemeinschaftsunterkunft" Hermesweg.
Um 1939 - 1942
Im Frankfurter jüdischen AltersheimMargot Schuster
1937 oder später wohnte Margot Schuster zusammen mit ihrer Mutter und der älteren Schwester im Frankfurter jüdischen Altersheim, gewiss ging sie ihnen zur Hand.
23.10.1939
Eingliederung in die "Reichsvereinigung"
Am 23. Oktober 1939 wurde auch die Versorgungsanstalt für Israeliten von den NS-Behörden in die Reichsvereinigung der deutschen Juden zwangseingegliedert.
05.1942
"Verlegung" des AltersheimsHermesweg 5-7, Frankfurt am Main
"Im Mai 1942 wurde das Jüdische Altersheim der 'Versorgungsanstalt für Israeliten' aus dem Gebäude Röderbergweg 77 in den Hermesweg verlegt."
08.1942
Das Ende der Frankfurter jüdischen AltenhilfeHermesweg 5-7, Frankfurt am Main
Vom Hermesweg wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Frankfurter jüdischen Altersheims im August 1942 in das Altersghetto und Durchgangslager Theresienstadt deportiert.
1983
Informationen zur Versorgungsanstalt für IsraelitenDie Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution [2]
1994
Informationen zur Versorgungsanstalt für IsraelitenJüdische Stiftungen in Frankfurt am Main
1999
Informationen zur Versorgungsanstalt für IsraelitenGewaltsam verschleppt aus Frankfurt
Bis Mitte 1941
Bewohner des Frankfurter jüdischen AltersheimsSalomon Hirschberger
Bis 04.05.1940