Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Ein Beitrag aus Krankenpflege
Verweise hervorheben

Das Genesungsheim der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung

Die Gemeinde Oberstedten und ihre jüdischen Bürgerinnen und Bürger

Die Gemeinde Oberstedten gehörte seit 1815 zur Grafschaft Hessen-Homburg. Im Jahr 1866 wechselte sie zunächst zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt und, im selben Jahr noch, an das Königreich Preußen. Dort folgte die Eingliederung in den Obertaunuskreis mit Homburg, Königstein und Usingen im Regierungsbezirk Wiesbaden (vgl. Bus 2000a: 111). 1972 wurde Oberstedten zu Oberursel eingemeindet.
Der Historiker Erhard Bus (vgl. Bus 2000a-c) legte statistische Zahlen für die Jahre 1820, 1871 und für die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur vor; darin tauchten zu keiner Zeit dauerhaft sesshafte jüdische Bürgerinnen und Bürger in Oberstedten auf. Jedoch findet man auf der Webseite von „Alemannia Judaica“ Hinweise auf in Oberstedten ansässige jüdische Bürger für das 19. Jahrhundert, es heißt dort: „die in […] Oberstedten lebenden jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in Oberursel“ (Alemannia Judaica). Wolfgang Zink von der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ erwähnte die Familie Gompel als erste schriftlich vermerkte jüdische Oberstedter Familie, sie ist in den Steuerlisten von 1683 und 1685 verzeichnet (vgl. Frankfurter Rundschau vom 10. Februar 1990). Eine, auch heute noch in der Öffentlichkeit wahrgenommene jüdische Einrichtung in Oberstedten ist das Genesungsheim der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung. Sie wurde 1910 von Flora Geisenheimer-Kann ins Leben gerufen.[

Flora Geisenheimer-Kann und die Eduard und Adelheid Kann-Stiftung

Flora Geisenheimer, geb. Kann, stammte aus einer alten Frankfurter Familie und hatte neben Frankfurt anscheinend auch einen starken Bezug zu Paris. Unter der Mitwirkung der Familie Kann errichtete sie 1906 die Eduard und Adelheid Kann-Stiftung in Frankfurt am Main, genannt nach ihren Eltern und zum Andenken an diese. Das Anfangsvermögen der Stiftung betrug 100.000 Mark und hatte zum Ziel, ein Erholungsheim für arme Israeliten, in der Satzung wird es auch „Rekonvaleszentenanstalt“ (ISG Stiftungsabteilung 133) genannt, einzurichten. Ein entsprechendes Heim wurde 1910/11 in Oberstedten im Taunus eröffnet (vgl. Schembs 2007: 67).

August Korf, der Chronist der Gemeinde Oberstedten, schrieb, dass Frau Geisenheimer eine „große Anzahl von Grundstücken in der Nähe von Frankfurt zum Bau für das Rekonvalenszensheim [sic] besichtigt“ hatte (Korf 1928: 290). Die „gesunde[n] Lage in der Nähe des Waldes an einem erhöhten Punkte im schönsten Teile des Taunus“ (Korf 1928: 290) und mit guter Bahnverbindung zu den Nachbarorten, veranlassten Frau Geisenheimer diesen Standort auszuwählen. Laut Walter Söhnlein verlief die erste Straßenbahnlinie in Homburg v. d. Höhe, vom 26. Juli 1899 an, vom Gotischen Haus, vorbei am Genesungsheim, zum Staatsbahnhof (vgl. Bott 2000: 238, Endnote 2).

Die Anfänge des Genesungsheims

Fotografie: Jüdisches Genesungsheim der Kann-Stiftung / Vorderansicht im Jahr 1955.
Jüdisches Genesungsheim der Kann-Stiftung / Vorderansicht im Jahr 1955
© Hessisches Hauptstaatsarchiv

Als Architekt des Genesungsheims wird der „Frankfurter Epstein“ erwähnt, wobei es sich hier um Fritz Epstein handeln könnte, der 1912 für die Renovierung der Hauptsynagoge in Frankfurt zuständig war (vgl. Korf 1928: 290 und Alemannia Judaica). Der Grundstein wurde in Oberstedten 1909 gelegt. Das zunächst für 14 Kurgäste geplante Gebäude kostete 110.000 Mark, eine Erweiterungsmöglichkeit auf 24 Gäste war vorgesehen. Schwierigkeiten gab es gleich zu Anfang bei der Wasserversorgung, so dass auf dem Grundstück eigene Brunnen gebohrt werden mussten. Auch die Stromversorgung war zunächst nicht geklärt, letztlich installierte man gemeinsam mit den umliegenden Taunusgemeinden eine zentrale Überlandversorgung.

Über die Einweihungsfeier des Genesungsheims heißt es in der Chronik: „Am 14. September 1910 [Bott gibt den 15. September 1910 an, vgl. ders.: 239] fand die Einweihung des von der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung, Frankfurt a. M., unweit von Oberstedten errichteten jüdischen Genesungsheims statt. Bei dieser Feier waren neben der Stifterin und den Familienmitgliedern Vertreter der israelitischen Gemeinden Frankfurt a. M. und Homburg v. d. Höhe, der Oberbürgermeister von Homburg, Dr. Lübke, der Stadtverordnetenvorsteher, Dr. Rüdiger, der Bürgermeister Kleemann von Oberstedten, ferner Vertreter des Israelitischen Gemeinde=[sic]Hospitals in Frankfurt a. M. und verschiedene wohltätiger Stiftungen zugegen. Als Vertreter der Stifterin übergab Herr Amtsrichter Dr. Bromber=Homburg, das Haus dem Vorstand der Stiftung, Herr Sanitätsrat Dr. Jaffee [sic] dankte mit warmen Worten und übernahm das Genesungsheim für die Stiftung.“ (Korf 1928: 289) Weiterhin wird berichtet, dass bei der Eröffnung des Betriebs ein Damenkomitee gebildet worden sei und Herr Stadtrat Braunschweig aus Homburg zum Ökonom der Stiftung ernannt worden war. Das Heim selbst wurde im ersten Betriebsjahr vom 19. September bis 8. November offen gehalten. Für den Betrieb wurden 2.475 Mark ausgegeben und 13 Personen, die in der Regel für drei bis vier Wochen aufgenommen wurden, mit 314 Verpflegungstagen verpflegt. Am 17. Dezember 1910 wurde beschlossen, eine Krankenschwester als Vorsteherin des Heimes anzustellen (vgl. Korf 1928: 289f. und Bott 2000: 239).

Die Oberinnen und das Personal des Hauses

Fotografie: Scharlack, Ruth und Gustl / Ruth Berlove, geb. Scharlack (links) und ihre Schwester Gustl (rechts).
Scharlack, Ruth und Gustl / Ruth Berlove, geb. Scharlack (links) und ihre Schwester Gustl (rechts)
© Sammlung Angelika Rieber

Ab diesem Zeitpunkt arbeitete für das Genesungsheim jeweils eine leitende Schwester des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt e.V. Nach jetzigem Wissensstand waren dies 1910 Anna Ettlinger und von 1911 vermutlich bis 1914 Ida Elise Holz. Von 1914 bis 1918 stand das als Kriegslazarett genutzte Heim unter militärischer Leitung. Ab 1919 führte wieder Ida Elise Holz das Heim (vgl. Rechenschaftsberichte 1910-1919). Rosa Spiero arbeitete vermutlich in den Jahren 1920 und 1921 im Heim, ihre Rückkehr aus Oberstedten ins Frankfurter Schwesternheim ist dokumentiert für den 5. Oktober 1921 (ISG Hausstandsbuch).
Nach einigen Jahren, die noch erforscht werden müssen, wissen wir erst für die Jahre 1933 bis 1938 wieder, dass Emilie Cäcilie Kranz die Heimleitung übernommen hatte (StA OU).

In einem Prüfungsbericht des Rechnungsprüfungsamts für das Jahr 1937 wird von Schwestern im Plural gesprochen, es könnte also sein, dass zu bestimmten Zeiten auch mehrere Vereinsschwestern dort arbeiteten. An Personalkosten für das Jahr 1937 werden in diesem Prüfungsbericht aufgeführt: „Köchin und Hausmädchen 5.372,26 RM, Schwestern 2.177 RM, Arzt 2.440 RM“ (ISG Magistratsakte 9.599 Blatt 13).

Über die Kurgäste des Genesungsheims ließ sich bisher nichts in Erfahrung bringen. Einen Hinweis auf das ehemalige Personal verdanken wir der Historikerin Angelika Rieber, sie dokumentierte 2002 den Besuch von Ruth Berlove, geb. Scharlack, in Oberstedten. Die Bildunterschrift lautete: „Kurze Zeit, bevor die jüdische Familie Scharlack Ende 1937 nach Amerika emigrieren konnte, arbeiteten Ruth und Gustl für einige Monate in der Diätküche des Genesungsheims der Eduard- und Adelheid-Kann-Stiftung“ (Taunuszeigung 8.6.2002).

Die ersten Jahre

Doch zurück in die Gründungszeit des Genesungsheims. Aus den Jahresberichten der Stiftung erfährt man, dass 1911 56 Kurgäste das Heim besuchten, 1912 waren es schon 80. An Verpflegungstagen wurden 2.130 geleistet, wovon 1.300 Verpflegungstage kostenlos waren. Geöffnet war das Heim saisonal, so z. B. im Jahr 1913 ab Mai. Die Verwaltung hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Sitz in der Schillerstraße 22 in Frankfurt (vgl. Allgemeine Zeitung des Judentums, 1. April 1913, zit. nach Alemannia Judaica). Das Jahr 1913 hatte allerdings auch traurige Seiten, da gleich drei Vorstandsmitglieder starben: der Kassierer Benny Oppenheimer, der Vorsitzende Leopold Hirschler und auch das Vorstandsmitglied Dr. Eduard Schnapper, ein Neffe Flora Geisenheimers; er erlag den Verletzungen eines Autounfalls, der sich nicht weit vom Genesungsheim entfernt ereignet hatte (Alemannia Judaica).

Der 1. Weltkrieg

Eine Unterbrechung des Kurbetriebs trat durch den 1. Weltkrieg ein. Von 1914 (28. August) bis 1918 wurde das Genesungsheim der Reservelazarettverwaltung in Bad Homburg zur Verfügung gestellt (vgl. Allgemeine Zeitung des Judenthums, 28. August 1914). Die Oberurseler Archivarin Andrea Bott spricht von einer Verfügung als Reserve-Lazarett von Mai 1916 bis Dezember 1918 (vgl. Bott 2000: 239). Am 1. Mai 1919 eröffnete das Genesungsheim wieder zu seinen alten Zwecken, und Schwester Ida Holz, die mit dem Lazarettzug P.1 des Frankfurter Schwesternvereins den Krieg in vorderster Front erlebte, nahm ihre frühere Tätigkeit als Oberin wieder auf.

Die 20er und 30er Jahre

Zur Saisoneröffnung im Jahr 1924 war das Haus renoviert worden (vgl. Schiebler 1988:142). Das üblicherweise in den Sommermonaten betriebene Genesungsheim öffnete ab 1928 auch in den Wintermonaten. Begründet wurde dies durch die große Nachfrage in den davorliegenden Sommermonaten. Geeignet für den Winterbetrieb war das Heim durch eine moderne Zentralheizung und eine neue Verkehrsanbindung durch die „Kraftpostlinie Homburg – Oberstedten – Hohemark“. Die Verwaltung residierte inzwischen in der Lange Straße 30 in Frankfurt, für die Anmeldungen zuständig war Frau Cilly Epstein (vgl. Der Israelit, 6.9.1928).

Anzeige: Genesunsheim der Kann-Stiftung, Werbeanzeige Juli 1933.
Genesunsheim der Kann-Stiftung, Werbeanzeige Juli 1933
Aus: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt, Juli 1933: 288

Eine Werbeanzeige vom Juli 1933 beinhaltet folgende Informationen: Das Haus wurde renoviert, es gab Ein- und Zweitbettzimmer, es wurden keine Kranken aufgenommen (lediglich Kurgäste) und rituelle Verpflegung wurde zubereitet. Die Verwaltung residierte inzwischen in der Neuen Mainzerstraße 68 (vgl. Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt, Juli 1933).

Auch 1934 erschien die gleiche Anzeige mit etwas verändertem Text in „Der Israelit“. Diesmal wurde mit der Winteröffnung geworben und mit behaglichen Ein- und Zweibettzimmern, mit fließendem Wasser und Zentralheizung, geschlossener Veranda, angenehmen Aufenthaltsräumen, großem Park, Gelegenheit zu Liegekuren und ritueller Verpflegung. Die Verwaltung zeichnete inzwischen vom Reiterweg 67 aus (vgl. Der Israelit, 18. Oktober 1934, zitiert nach Alemannia Judaica).

Erste nationalsozialistische Ausschreitungen

Bereits für 1935 findet man Berichte über Ausschreitungen von Nationalsozialisten gegen das Gebäude: „Vor dem Genesungsheim in Oberstedten bei Bad Homburg hat sich Mitte Juli eine Ansammlung gebildet, und es wurden mehrere Steine in die Fenster des Genesungsheimes geworfen. Wenige Tage später sind auf das Genesungsheim verschiedene scharfe Schüsse abgegeben worden“ (Klein 1986: 902). Auch die Versorgung mit koscherem Material konnte offensichtlich nicht mehr öffentlich stattfinden: „Als Ausfahrer habe ich heimlich Geschirr für das jüdische Geschäft Mainzer zum Judenheim am Gotischen Haus gebracht“ (Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten 1982: 72, zitiert nach Wolfgang Zink 1994: 88).

Der Vorstand der Stiftung setzte sich 1938 aus folgenden Personen zusammen:

  • Sally Wiesenthal, Vorsitzender, Bad Homburg v. d. Höhe, Kisseleffstr. 2
  • Sanitätsrat Dr. Deutsch, Frankfurt a. M., stellv. Vorsitzender, Feuerbachstr. 10
  • Rechtsanwalt Max L. Cahn, Schriftführer, Frankfurt a. M., Mainzerlandstr. 4
  • Aust Mayer, Schatzmeister, Frankfurt a. M., Leerbachstr. 10
  • Rabbiner Dr. J. Horovitz, Frankfurt a. M., Wöhlerstr. 8
  • Hertha Wiesenthal, Bad Homburg, Kisseleffstr. 12
  • Flory Oppenheimer, Frankfurt a. M., Grillparzerstr. 45
  • Leo Rosenbusch, Frankfurt a. M., Kettenhofweg 121
  • Dr. Ernst Kirchheim, Frankfurt a. M., Klüberstr. 20
  • Lebenslänglich ernannte Vorstandsmitglieder, die zu diesem Zeitpunkt aus Frankfurt weggezogen waren und auf die Ausübung des Amtes verzichteten:
  • Blanca Morel, Wwe., Weybridge, England
  • Max Rothbarth, London [Halbbruder des ersten Ehemanns von Flora Geisenheimer-Kann]
  • Ralf Kann, London
  • Max Morel, London
  • Dela Eberstadt, geb. Morel, London

(vgl. ISG Magistratsakten 9.599, Blatt 4)

Für den 17. Mai 1938 gibt es einen mündlich überlieferten Vorfall, wonach die Patienten nachts aufs freie Feld getrieben worden waren. Ab dem 18. Mai 1938 blieb das Heim dann geschlossen (vgl. Bott 2000: 239). Im selben Jahr „kam es auch zu starken Zerstörungen“ (Bott 2000: 240), wobei genauere Angaben fehlen. Nutzbar als Genesungsheim war das Gebäude danach nicht mehr. So wurde es zunächst für die Unterbringung von Kunstschätzen aus Frankfurter Museen genutzt (ISG Magistratsakten 9.599, Blatt 19). Im August 1939 übernahm das Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt das Heim (Bott 2000: 240).

Am 10. Oktober 1939 gliederte der Chef der Sicherheitspolizei und des SD die Eduard und Adelheid Kann-Stiftung in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ein (Magistratsakte 9.599, Blatt 17).

Nach der „Arisierung“

Fotografie: Genesungsheim der Kann-Stiftung, 2013
Genesungsheim der Kann-Stiftung, 2013
© Edgar Bönisch

Im Herbst 1939 wurden Frankfurter Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheimes in Köppern im ehemaligen Genesungsheim untergebracht (am 1. November 39 wurden sie wieder zurückverlegt). Am 7. Mai 1943 kamen erneut Bewohner des Köpperner Heims, 39 Frauen, in das jetzt als „Pflegeanstalt Oberstedten“ bezeichnete Haus (vgl. Bott 2000: 240, nach: ISG Magistratsakte 8420/123 und StA OU, Oberstedten X 12). Im Juni 1943 beschlagnahmte die Marineintendantur Wilhelmshaven das Gebäude, nutzte es jedoch nicht (vgl. Bott 2000: 240, nach Magistratsakte 8414/5).
In einem Schreiben vom 25. Januar 1945 wurde durch den Reichsverteidigungskommissar die Räumung der Pflegeanstalt Oberstedten angeordnet, sie war zu dieser Zeit mit 55 Frauen belegt. Im Schreiben ist vermerkt: “Die Pflegeanstalt Oberstedten wird völlig geräumt. Der Betrieb wird abgewickelt” (ISG Revisionsamt 208).

Ab 1.2.1945 zog das Clementine-Kinderkrankenhaus, das zu diesem Zeitpunkt unter dem Namen „Deutsches-Rotes-Kreuz-Kinderkrankenhaus“ arbeitete, in das Oberstedter Gebäude und blieb mit durchschnittlich 60 bis 70 Kindern bis 1954. Eine bedeutende Tuberkulosestation wurde errichtet (vgl. Bott 2000: 240).

1958 stellt der Magistrat der Stadt Frankfurt fest, dass die Überführung der Kannschen Stiftungen in die Reichsvereinigung der Juden ein sittenwidriger Akt war und damit der Rechtswirksamkeit entbehrte (ISG Stiftungsabteilung 236, Blatt 47). Damit konnte im gleichen Jahr der Rechtsanwalt Max L. Cahn, Kaiserstraße in Frankfurt am Main, den Vorsitz aller drei Kann-Stiftungen übernehmen und indem er, den Satzungen entsprechend, wieder Vorstandsmitglieder einsetzte, die Beschlussfähigkeit der Stiftung wieder herstellen (vgl. ISG Stiftungsabteilung 133, Blatt 68 ff.). Die Stiftung stellte den Antrag auf Rückerstattung, was die Zustimmung des Hospitals zum Heiligen Geist fand. So konnte das Grundstück und das Gebäude anschließend an die Stiftung Reformhaus-Fachschule verkauft werden. Die daraus resultierenden Einnahmen versetzten die Stiftung 1968 in die Lage ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Maßgeblichen Anteil hieran hatte Dr. Paul Arnsberg (vgl. Schembs 2007: 67).

Fotografie: Genesungsheim der Kann-Stiftung, Gedenktafel
Genesungsheim der Kann-Stiftung, Gedenktafel
© Edgar Bönisch

1977 bestand der Vorstand aus Dr. Paul Arnsberg, Julius Katz, Georg J. Rosenberg, Walter Maier, Richard Feibel, Ernst Frenkel, Theo Nadel und Jacob Wolf. 1983 setzte er sich zusammen aus Rosl Arnsberg, Arno Lustiger, Henry Felson, Theo Nadel, Richard Feibel, Walter Maier, Jacob Wolf, M. Hess und Dr. S. Korn.

Am 10. Februar 1990 wurde eine Gedenktafel am Genesungsheim, der heutigen Reformhaus-Fachakademie, eingerichtet. Künstler war Georg Hieronymi, Initiator der Ortsbeirat Oberstedten mit Ortsvorsteherin Elisabeth Reinhuber-Adorno, nach einer Idee von Wolfgang Zink von der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ (Taunus Zeitung, 10. Februar 1990).

Edgar Bönisch 2014

Ungedruckte Quellen
ISG = Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main:

Hausstandsbuch Bornheimer Landwehr 85 (655)

Magistratsakte 9.599

Stiftungsabteilung 133

Stiftungsabteilung 237

StA OU = Stadtarchiv Oberursel, Stadtarchivarin Andrea Bott:

Angelika Rieber = persönliche Auskunft

Literatur

Bott, Andrea 2000: Vom jüdischen Genesungsheim zur „Reformhaus-Fachakademie“. In: Baeumerth, Angelika/Geschichts- und Kulturkreis Oberstedten e.V.: Oberstedten. Eine Ortsgeschichte. Frankfurt am Main, S. 238-241

Bus, Erhard 2000a: Oberstedten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1815-1866). In: Baeumerth, Angelika: Oberstedten. Eine Ortsgeschichte. Frankfurt am Main.: 111-122.

Bus, Erhard 2000b: Oberstedten im Deutschen Kaiserreich (1866-1914). In: Baeumerth, Angelika: Oberstedten. Eine Ortsgeschichte. Frankfurt am Main.: 148-161.

Bus, Erhard 2000c: Oberstedten im Nationalsozialismus (1933-1945) In: Baeumerth, Angelika: Oberstedten. Eine Ortsgeschichte. Frankfurt am Main.: 184-194.

Frankfurter Rundschau: Mahnmal gegen Mißhandlung und Verfolgung.
10. Februar 1990

Klein, Thomas 1986: Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei über die Provinz Hessen-Nassau 1933-1936. Köln, Wien.

Korf, August 1928: Chronik der Gemeinde Oberstedten. Mit Nachrichten über Mittel- und Niederstedten. Oberursel.

Schiebler, Gerhard 1988: Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main.

Söhnlein, Walter 1978: Bad Homburg v. d. Höhe – 150 Jahre öffentlicher Verkehr und Stadtstruktur. Landberg-Pürgen.

Taunus Zeitung: Erinnerung an jüdisches Heim. 10. Februar 1990

Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt a. M.: Rechenschaftsberichte. Frankfurt am Main. 1910, 1911, 1913-1919

Wolfgang Zink 1994: Essen und Trinken im Hochtaunus. Aus der jüdischen Küche geplaudert. In: Mitteilung des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Oberursel. 34, S. 85-99.

Internetquellen

Alemannia Judaica: Alemannia Judaica – Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Oberursel / Taunus mit Stadtteilen Bommersheim und Oberstedten (Hochtaunuskreis) Jüdische Geschichte /Synagoge.
www.alemannia-judaica.de/oberursel_synagoge.htm. (11. April 2014)

Gerechte der Pflege: Emilie Kranz.
www.gerechte-der-pflege.net/wiki/index.php/Emilie_Kranz. (22. Juli 2014)

Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt, Juli 1933
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/3098419 6. Juni 2014